Wir sind Kirche: „Der synodale Prozess muss sehr bald auch konkrete Ergebnisse bringen!“

Kommentar zum Abschluss der Familiensynode am 25.10.2015

(Der Abschlussbericht steht nebenan in deutscher Übersetzung zum Download bereit)

Bei mancher Enttäuschung über die mangelnde Konkretheit des heute veröffentlichten Abschlusspapiers „Relatio finalis“: Wir sind Kirche Österreich setzt darauf, dass mit den beiden von Papst Franziskus einberufenen Synodenversammlungen endlich ein Prozess kollegialer Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der römisch-katholischen Kirche eingeleitet worden ist, der hoffentlich nicht mehr zu stoppen sein wird.

Die Annahme aller Abschnitte der „relatio finalis“ mit einer 2/3-Mehrheit zeigt, dass in vielen Bereichen Kompromisse gelungen sind. Dies war aber wohl nur möglich, weil zu kontroverse Themen noch ausgeklammert wurden (wie z.B. Homosexualität und homosexuelle Partnerschaften). Hier mag es sich als gut erweisen, dass es keine vorschnellen Festlegungen gegeben hat und damit Weiterentwicklungen zugelassen sind.

Die generelle Vermeidung einer rigoristischen Sprache und des Begriffs „objektiver Stand der Sünde“ für geschiedene Wiederverheiratete sind Hoffnungszeichen, genauso wie die besondere Wertschätzung des Gewissens und die Betonung der Notwendigkeit einer „differenzierten Pastoral“: Allgemeine Regeln sind nicht gleichzusetzen mit konkreten Handlungsanweisungen.

Die „Berufung der Familie“ wird anderen „Berufungen“ gleichgestellt. Bislang wurde von „Berufung“ nur bei Priestern und Ordensleuten gesprochen. Dies bedeutet eine deutliche Aufwertung der Familie.

Die dreiwöchigen Verhandlungen in der Synodenversammlung haben die Lebensvielfalt in der katholischen Kirche deutlich gemacht. Dies ist als Chance für eine bessere Inkulturation des Christentums in den verschiedenen Teilen der Weltkirche zu sehen und zu nutzen.

Die einstimmig verabschiedeten drei Texte der deutschen Sprachgruppe, der auch der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller angehörte, sind ein Signal, dass theologische Weiterentwicklung nötig und möglich ist. In Zukunft werden aber theologische Expertisen und humanwissenschaftliche sowie lebenspraktische Erkenntnisse in noch sehr viel stärkerem Maße einzubeziehen sein.

Die Bischöfe in Deutschland und Österreich sollten sich noch viel deutlicher als bisher und geschlossen zum Reformkurs von Papst Franziskus bekennen. Sie stehen jetzt in der Pflicht, das synodale Element auf allen kirchlichen Ebenen auch in ihren Ländern zu praktizieren, wie es z.B. die „Würzburger Synode“ vor 40 Jahren getan hat.

Wir sind Kirche begrüßt die Wiederbelebung einer lebendigen Synodalität und sieht dabei die Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Reformkräfte auf dem Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils als aktueller und notwendiger denn je an.

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