Pfarrer-Initiative erhält Herbert-Haag-Preis 2012 für Freiheit in der Kirche

15.11.2011, Hans Peter Hurka

Die österreichische Pfarrer-Initiative mit ihrem Obmann Msgr. Helmut Schüller erhält 2012 den Preis der Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche. Nach der Plattform „Wir sind Kirche“ (1997), der Zeitschrift Kirche IN mit dem Herausgeber Rudolf Schermann (1999) und dem österreichischen Bibelwissenschafter Walter Kirchschläger im Vorjahr ist die Pfarrer-Initiative die vierte österreichische Preisträgerin, welche die ehrenvolle Auszeichnung erhält.

Der „Aufruf zum Ungehorsam“ vom 19. Juni 2011 greift die Not der Seelsorge auf, die in der katholischen Kirche immer weniger durch Priester gewährleistet werden kann. Die Herbert-Haag-Stiftung freut sich, dass der Auf­ruf ein großes internationales Echo ausgelöst hat, und lädt die Bischöfe ein, die Postulate aufzunehmen.

Zusammen mit der Pfarrer-Initiative werden drei Seelsorgerinnen und Seel­sorger aus der Schweiz ausgezeichnet, die zwar keine Weihe haben, aber eine gute theolo­gische Ausbildung, und die in ihren Pfarreien das Beste zu machen versuchen: die City-Seel­sorgerin Monika Hungerbühler aus Basel, die Gemeindeleiterin Monika Schmid aus Effretikon bei Zürich und der Pfarreibeauftragte Charlie Wenk aus St. Gallen.

Die österreichische Pfarrer-Initiative trägt die prekäre Seelsorgesituation in Österreich mit klaren Postulaten und entschiedenem Handeln mutig und unerschrocken in die öffentliche Debatte. So zwingt sie die Bischofskonferenz, zu Fragen des Zölibats und des Reformstaus in der katholischen Kirche Stellung zu nehmen, begründete die Herbert Haag-Stiftung ihre Entscheidung. Msgr. Helmut Schüller, Gründungsmitglied und Obmann der Pfarrer-Ini­tiative, ist Pfarrer in Probstdorf bei Wien und Universitätsseelsorger; er war zuvor Generalvikar der Erzdiözese Wien und Ombudsmann für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Er wird die Aus­zeichnung, die mit 10.000 Euro dotiert ist, anlässlich der Preisverleihung am 22. April 2012 in Luzern entgegennehmen.

Unter der Devise „Vor Gott gilt Redefreiheit“ beginnt der „Aufruf zum Ungehorsam“ mit der pro­grammatischen Feststellung: „Die römische Verweigerung einer längst notwendigen Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe erlauben uns nicht nur, sondern sie zwingen uns, dem Gewissen zu folgen und selbstständig tätig zu werden. Wir Priester wollen künftig Zeichen setzen.“ Und das heißt: Sie schließen gutwillige Gläubige nicht von der Eucharistie aus, auch wiederverheiratete Geschie­dene und Christen anderer Konfessionen. Sie betrachten priesterlose Gemeindefeiern als vollgültige Gottesdienste. Sie missachten das vatikanische Predigtverbot für kompetent ausgebildete Laien, Männer und Frauen. Und sie sprechen sich klar für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt aus (vgl. www.pfarrer-initiative.at).

Die Plattform „Wir sind Kirche“ ist mit der Pfarrer-Initiative solidarisch und arbeitet mit ihr, für die notwendige Reform in der römisch-katholischen Kirche.

Für den Vorstand der Plattform „Wir sind Kirche“: Hans Peter Hurka

Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche