Lila Schals prägten beim Katholikentag das Stadtbild Erfurts. Marlies Prinz geht ihnen auf die Spur und zeigt, was die Kirche von ihnen noch lernen kann.
Lila war die herrschende Farbe beim 103. Deutschen Katholikentag in Erfurt. Sie prägte die Banner und Plakate, die Programmhefte bei den Gottesdiensten und auch das Logo der eigenen Katholikentags-App. Vor allem aber formte sie das Stadtbild durch die Schals – ein absolutes Must-have für alle Katholikentagsbesucher*innen. Orange auf lila stand auf ihnen das Motto der Veranstaltung: Zukunft hat der Mensch des Friedens.
Sie schafften ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, diese Schals. Ob in den Ständen der Kirchenmeile, in den vielen Veranstaltungssälen, in den Restaurants und Cafés, oder einfach in der Straßenbahn. Leicht kam man mit jemandem ins Gespräch, der ebenso einen lilanen Schal um den Hals trug, wie man selbst. Zu welcher Veranstaltung sind Sie unterwegs? Wir haben ja wirklich Glück mit dem Wetter. Mein Highlight bisher war ja das Taizégebet gestern Abend.
Orange auf lila – man fühlte sich einander verbunden, zusammengehörend, zu einem großen Ganzen, einer Einheit, dazugehörend. Eine große lila Gemeinschaft namens Katholikentag. Gemeinsam Kirche – auch über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg.
Eine lila Einheit. Und doch so bunt.
Denn keine zwei Personen trugen den Schal gleich. Manche hängten ihn an den Rucksack, andere verwendeten ihn als Gürtel oder Haarband, als Kopftuch, Sonnen- und Regenschutz. Manche banden ihn einmal um den Hals, andere zweimal, wieder andere keinmal. Bei einigen war er so verknittert, dass man die Schrift nicht mehr lesen konnte, und andere steckten Button um Button hinein, die das lila alsbald in eine bunte Blumenwiese verwandelten. Es gab welche, die brachten die gesamten Katholiken- und Kirchentagsschals der vergangenen Jahre mit – rot, grün, gelb, blau und lila. Regenbogenbunt.
Und trotz dieser Vielfalt blieb das Gefühl der Einheit aufrecht. Der Gewissheit, dass man zusammengehörte, tat es keinen Abbruch, dass der Schal nicht von allen einheitlich getragen wurde. Alle machten es so, wie sie sich am Wohlsten fühlten, alle konnten so sein, wie sie sein wollten, den Schal so tragen, wie sie ihn tragen wollten – und waren gerade dadurch Teil der lila-bunten Gemeinschaft.
Vielfalt in Einheit. Einheit in Vielfalt.
Oft wird dieser Satz als Leitsatz für unsere Kirche gefordert. Der Katholikentag hat gezeigt, wie es funktionieren kann. Wie es möglich ist, dass alles lila, und trotzdem bunt ist. Dass Vielfalt der Einheit keinen Abbruch tut, wenn es eine gemeinsame Basis gibt. Und diese gemeinsame Basis ist in der Kirche mit unserem gemeinsamen Glauben an Jesus Christus doch garantiert noch um einiges stärker, als es lila Katholikentagschals je sein können. Und wenn es am Katholikentag geht, dann gewiss auch in unserer Kirche.