Papst Franziskus ist nach Sri Lanka gefahren zu einem Zeitpunkt, wo das Land gerade einen schmutzigen Wahlkampf hinter sich hat mit Attacken gegen die Opposition, massivem Missbrauch der öffentlichen Medien und einer Reihe von Belästigungen und Drohungen. Dennoch ist es bei der Wahl gelungen, der ständig zunehmenden Diktatur ein (vorläufiges?) Ende zu setzen.
Ruki Fernando, ein IMWAC-Mitglied aus Sri Lanka, schreibt uns:
Hoffentlich wird Franziskus nicht zu sehr mit Wahl-Feiern beschäftigt. Die Menschen in Sri Lanka setzen ihre Hoffnungen auf ihn:
Die Familien verschwundener Personen, die politischen Gefangenen, Opfer von Landnahmen, unabhängige MenschenrechtsaktivistInnen, Journalisten, Künstlerinnen, Studenten, Akademikerinnen – sie alle hoffen auf die Möglichkeit freier Meinungsäußerung; Menschen, die ins Exil geflüchtet sind, hoffen, zurück kommen und vereint mit ihren Familien leben zu können; Gefolterte, sexuell Missbrauchte hoffen auf Heilung und Gerechtigkeit; Asylsuchende hoffen, nicht deportiert oder eingesperrt zu werden…
Der Papst könnte diese Hoffnung stärken und erneuern. Er könnte eine „Gute Nachricht“ bringen für die Armen und Unterdrückten, dass ein Leben in Fülle auch für sie möglich ist. Er ist international anerkannt als eine Person mit hohem moralischem und politischem Einfluss. Er kann die Regierungsmitglieder und die Kirchenleitung darin bestärken, mit den UN-Organisationen zusammen zu arbeiten, die sich um Versöhnung in Sri Lanka bemühen. Bisher wurden sie massiv an ihrer Arbeit behindert. Franziskus könnte die Regierung bestärken, UN-Menschenrechtskommissäre einzuladen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Menschen in Sri Lanka ohne Angst mit ihnen kooperieren können.
Es ist meine große Hoffnung, dass das Highlight des Besuches, die Eucharistiefeier in Galle Face Green, wo die Heiligsprechung von Joseph Vaz stattfinden wird, nicht nur ein rituelles und historisches Ereignis sein wird, sondern eine Gelegenheit zu betonen, wie sehr die sozialen, politischen, wirtschaftlichen Gegebenheiten in Sri Lanka von Kämpfen geprägt sind. So viele Priester und Laien der Katholischen Kirche Sri Lankas sind verschwunden, wurden eingesperrt, bedroht, unterdrückt, verleumdet, weil sie sich für die Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben.
Der Zeitplan für den Papstbesuch ist eng. Hoffentlich findet er Zeit, jenseits des offiziellen Besuches, jenseits der Zeremonien, der diplomatischen und ritualisierten Notwendigkeiten, mit Betroffenen zu reden. Er hat schon wiederholt überrascht durch seine Parteinahme für die Armen und Unterdrückten.