Bericht über die Vollversammlung von Wir sind Kirche International vom 11. bis zum 14. Oktober 2024
Rom im Oktober – wenn wir uns in Österreich langsam auf kühlere Tage einstellen, bietet Rom noch einmal Wärme und laue Abende. Gut so, denn wir hatten viel zu tun.
Der Freitagabend diente dem Begrüßen und persönlichem Austausch bei Pizza und Pasta und einem Glas Wein noch im Freien. Dabei haben wir auch wieder neue Leute kennengelernt, die erstmals an unserem Treffen teilnahmen. Besonders erfreulich war die Teilnahme der bekannten Tiroler Künstlerin Ursula Beiler, die uns besonders auch bei unserem Theater sehr unterstützt hat. Das freut uns und bestätigt uns, dass wir nicht nur „in der eigenen Blase“ leben.
Der Samstagvormittag war den verschiedenen Länderberichten gewidmet, teils im Saal, teils über Zoom. Interessant, wie sich viele Probleme in allen Ländern zeigen: das zunehmende Desinteresse an kirchlichen Angelegenheiten, das immer deutlichere Eigenleben der katholischen Jugendlichen (die es durchaus gibt, auch solche, die sich über die Strukturen Gedanken machen und sich gerechtere Lösungen wünschen), die Reserviertheit und oft auch Unfähigkeit der Kirchenleitung in vielen Ländern. Wir hören aber auch, dass die Zustimmung zu unseren Zielen rundum immer weiter wächst. Trotz Resignation gibt es auch viel Engagement. Die Hoffnung hat zwei wunderbare Töchter: Wut über die nicht zufriedenstellenden Zustände und die Bereitschaft, sich für ihre Änderung einzusetzen.
Statt des Mittagessens liefen ein paar von uns zum Petersplatz und zum Eingang der Synodenhalle, um die Delegierten zu treffen, die ihre Sitzung gerade beendet hatten. Sie teilten unsere Postkarten aus (EQUALITY FOR ALL AT THE SYNOD) und kamen mit einigen zumindest kurz ins Gespräch.
Der Nachmittag war unserem Theater gewidmet. Wir spielten Bischöfinnen, die sich über die Zulassung von Männern zum Priesteramt berieten. Damit boten wir eine völlig andere Art, mit dem Thema der Frauendiskriminierung in der Kirche umzugehen – und ernteten viel Lachen, Zustimmung und eine andere Form von Betroffenheit (siehe: VATICANELLE).
Der abendliche Ausklang im Freien mit römischen Spezialitäten hat uns allen sehr gutgetan.
Die sonntägliche Eucharistie war von vielen Teilnehmenden mitorganisiert worden, viele beteiligten sich mit einem persönlichen Gebet, mit dem Gloria, dem Segen, einem Lied. Weit entfernt von der Form, dass ein einzelner Mann der Feier vorsteht, hat diese Vielfalt uns alle sehr berührt. Wir haben erstaunlich viele gute Singstimmen unter uns!
Und wieder zog es uns zum Petersplatz, zum Angelus des Papstes. Lange Warteschlangen wegen einer doppelten Sicherheitskontrolle (wofür man ja dankbar sein muss), großer Jubel, wie Papst Franziskus hoch oben, weit entfernt von uns allem, am Fenster erscheint und uns alle begrüßt. Wenigstens wird seine Ansprache auf zwei große Leinwände übertragen.
Wir spannen inzwischen unser großes langes Banner („EQUALITY“) auf und hoffen, dass Franziskus uns wahrnimmt. Wahrgenommen werden wir – allerdings von der Polizei, die uns schnell auffordert, das Banner wieder einzurollen, und unsere Pässe mitnimmt. Zwei von uns können/wollen sich nicht ausweisen und werden gleich mit Handschellen über den Platz zur nächsten Polizeiwache geschoben. Sind wir schon kriminell, wenn wir Gleichberechtigung für alle Kirchenbürger und Kirchenbürgerinnen wollen? Wir ohne Handschellen werden „nur“ registriert und bekommen unsere Ausweise nach einer Stunde wieder. Die beiden anderen müssen eine längere Prozedur über sich ergehen lassen, inklusive dem Abnehmen der Fingerabdrücke in einem ganz anderen Stadtteil Roms. Wir sehen sie erst gegen Abend wieder.
Inzwischen haben wir uns auf der Dachterrasse unseres Hauses (Casa Immaculata) bereit gemacht. Die Kameramänner vom Samstagnachmittag sind wieder bei uns. Wir haben uns vorgenommen, unsere Forderungen (ja wirklich, unsere Forderungen von 1995; sie haben nichts an Aktualität verloren, leider) einzeln in die Kamera zu sagen. Wir wollen sie dann auf unsere internationale Homepage stellen. Das Wetter war traumhaft, der Hintergrund sehr passend – eine schöne, alte Kirche. Nun hoffen wir auf gute Videos von den Profis.
Noch ein gemeinsames Abendessen, diesmal nicht mehr im Freien. Dennoch gut. Gute Gespräche, heiter und freundschaftlich.
Und schließlich diente der Montagvormittag einem Ausblick auf unsere Zukunft als We are Church-International. Sollen wir zu unserem 30jährigen Bestehen (gegründet 1996 in Rom) eine große Beerdigung inszenieren – oder haben wir genügend Schwung zum Weitermachen? Nun, ein lachendes „No funeral“ blieb das Motto für den Vormittag! Wir besprachen unsere Pressearbeit (wie kann sie noch intensiviert werden?), unseren Zugang zu jungen Katholik*innen (Was können wir ihnen bieten? Was könnten sie von uns erwarten?) und unseren möglichen Dienst an den Menschen an der Basis.
Zudem wurde ein neues Leitungsteam gewählt und erste Ideen für das 30Jahr-Jubiläum gesammelt.
Die Zugstrecke von Rom nach Innsbruck ist durchaus lang. Wir haben nach all den Aufregungen und den vielen neuen Gedanken zeitweise ziemlich gut geschlafen. Gegen Mitternacht waren wir wieder daheim.