Innerkirchliche Reformansätze: (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

Der Basler Bischof Felix Gmür hat sich über den Papst-Aufruf zur Teilnahme an der nächsten Welt-Bischofssynode gefreut. Das Schweizer Bistum kündigte an, die von Papst Franziskus gewünschte Befragung „professionell und möglichst unabhängig“ durchzuführen. Dazu wurde das Forschungsinstitut „gfs.bern“ engagiert. Am 17. Oktober dieses Jahres starten die römisch-katholischen Bischöfe in aller Welt Befragungen der Gläubigen. Die Resultate werden dann bei der Bischofssynode 2023 in Rom diskutiert. Bischof Gmür: „Seit langem beobachte ich in unserem Bistum Wege, die nach einer Erneuerung unserer Kirche suchen, Aufbrüche in Pastoralräumen, Gemeinschaften und Gruppierungen, vielfältige Prozesse, mitunter aus Enttäuschung geboren, aber stets, um den Glauben überraschend und inspiriert ins Spiel zu bringen. Dieses Engagement vieler Frauen, Männer und Jugendlicher schätze ich sehr.“ Die Ergebnisse aus Basel sollen im Frühjahr 2022 veröffentlicht und zusammen mit Resultaten der anderen Schweizer Diözesen durch die Bischofskonferenz nach Rom geschickt werden. „In meinen Augen erleben wir im Moment einen Kairos. Ich möchte, dass sich möglichst viele Menschen unseres Bistums an den Gesprächen beteiligen und ihre Anregungen eingeben, gerade auch jene, die oft überhört werden oder meinen, sich nicht einbringen zu können. Das ist wichtig für die Vorbereitung der Synode 2023 in Rom und für unser Bistum eine große Chance, ein Anstoß, hier vor Ort Bewegung in die Kirche zu bringen. […] Es ist ein Prozess, der uns lehrt, aufeinander zu hören. Ich bin gespannt, wohin der Heilige Geist uns führen wird.“ (vn v. 2.7.)

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich für mehr Mitbestimmungsrechte auf allen Ebenen der römisch-katholischen Kirche ausgesprochen. Gemeinden und Gläubige sollten bei der Bestellung von Pfarrern und Bischöfen mitentscheiden dürfen, sagte er in einer Talksendung des Regionalsenders Oberfranken TV. Auch könne die Amtszeit begrenzt werden. Unter allen Reformanliegen, so der Erzbischof, sei sein größter Wunsch, „dass wir aufeinander hören und dann entscheiden im Geist Gottes miteinander, was denn nun dran ist, für die Gemeinden, für die Diözesen, letztlich für die Weltkirche." (kna v. 5. 7.)

Mit Blick auf Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen im Erzbistum Köln fordern römisch-katholische Jugendverbände „demokratische Strukturen auf allen Ebenen der Kirche". Junge Menschen müssten mehr gehört werden. Obwohl Ehrenamtliche in den Gremien eine tragende Rolle spielten, entscheide immer noch der leitende Pfarrer, erklärte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Entscheidungen im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand müssten verbindlich sein, so der BDKJ. „Es ist dringend notwendig, eine Gleichberechtigung zwischen Lai*innen und Geweihten zu schaffen." (kna v. 6. 7.)

Der neue Churer Bischof Joseph Bonnemain in einem Interview in „katholisch.de“ zur „Ehe für alle“: „Andere zwischenmenschliche Beziehungen haben auch einen Wert und vermitteln den Menschen Geborgenheit, aber sie sind nicht dasselbe wie eine Ehe“: Und zu homosexuell fühlenden Menschen meint er: Er habe „nicht wenige“ Freunde, darunter auch Priester, die homosexuell seien. „Wer in der Kirche des 21. Jahrhunderts lebt und wirkt, kann sich dieser Realität nicht verschließen.“ Bei der kirchlichen Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gehe es nicht in erster Linie um deren Homosexualität. Die Kirche betrachte die Sexualität als eine Gabe Gottes. Es sei allerdings ihre Überzeugung, dass die Sexualität den Menschen dann ganz erfülle, wenn sie in der Ehe stattfinde. Zum Pflichtzölibat sagte Bonnemain, dass er sich bei diesem Thema eine Änderung wünsche. Es sei auch absehbar, dass es dazu kommen werde. „Aber es braucht Geduld. Die Kirche entwickelt sich langsam.“ Eine Öffnung der sakralen Ämter für Frauen befürworte er nur dann, wenn sich die ganze Kirche bewege und alle mitnehme. Es handle sich dabei nämlich um keine Nebensächlichkeit. „Es geht um das Fundament der Kirche, die Ekklesiologie, um die Nachfolge der Apostel und die Frage, wer sakramentale Vollmachten erhält.“ Der Churer Bischof sagte, er könne verstehen, dass Frauen sich in der Kirche herabgesetzt fühlten, und leide mit ihnen mit. (katholisch.de u. nzz u. vn v. 7. 7.)

Der von Papst Franziskus ausgerufenen synodale Prozess stellt eine epochale Reformchance für die römisch-katholische Kirche dar: Dieses Fazit hat der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner in der Wochenzeitung „Die Furche" gezogen. Er bezieht sich auf die XVI. Welt-Bischofssynode in Rom im Oktober 2023 zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission". Das Spezielle daran ist der zweijährige weltkirchliche Vorlauf. Eine synodale Kirche sei „nicht nur Gott, sondern auch den Menschen näher." Die Kirche sei von ihrem Ursprung her eine „in der eucharistischen Versammlung geborene Gemeinschaft". All das finde sich auch in dem von Papst Franziskus gewählten Untertitel: „Gemeinschaft, Partizipation und Mission". Gottes Geist belehrte die Kirche demnach sowohl durch Schrift und Tradition, aber auch durch die sogenannten „Zeichen der Zeit". Der synodale Prozess bedeute somit „ein Hinhören auf das, ‚was der Geist den Gemeinden' heute sagt" (z. B. Offb 2,7). Weiters gilt es laut Zulehner, dem Geistlichen Assistenten der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ). zu erkunden, „in welcher Gestalt und mit welchen (rechtlichen) Strukturen die Kirche den ‚gehörten' Auftrag in der Welt von heute am besten erfüllen kann". Dabei stehe schon seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil fest, dass „eine feudal-autokratische Kirchengestalt ohne wirksame Partizipation", diesem Auftrag hinderlich im Weg stehe. Bei der Weltbischofssynode gehe es „um nichts weniger als um das Wesen der Kirche - und dieses war und ist synodal“. In Österreich geht es in einem ersten Schritt um eine Ideensammlung, zu der Gruppierungen, Bewegungen, Organisationen, Diözesen und interessierte Einzelpersonen Stellung nehmen, diese ergänzen, streichen und auch neue ihrer Meinung nach wichtige Themen anführen können. Die bis 31. Juli zurückgeschickten Eingaben werden dann aufbereitet und im Internet veröffentlicht - mit der Bitte an die Teilnehmer des Prozesses, die Themen zu priorisieren. Diese Priorisierung soll bis 15. September erfolgen. In einem dritten Schritt werden zu den hoch bewerteten Themen in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten Beschlusstexte erstellt. Und schließlich kommt es Ende September zu einer synodalen Versammlung der KAÖ, in welcher diese Beschlusstexte beraten und abgestimmt werden. (Die Furche v. 8. 7. kathpress u. vn v. 9. 7.)

Die Ordensschwester Nathalie Becquart, die erste Frau, die Stimmrecht in einer Bischofssynode hat, wünscht sich nicht nur mehr Frauen für die Kirche, sondern auch mehr Synodalität. Hier ein Auszug ihres Interviews mit Vatican News: Es „bedeutet Synodalität, einen gemeinsamen Weg zu gehen und eine pilgernde Kirche sein, in der alle Getauften zusammenarbeiten. In diesem Sinne ist Synodalität eine Grundidee der Kirche: eine Vision der Kirche als dynamische Gemeinschaft. Eine synodale Kirche ist also eine Kirche der Protagonisten, in der jeder eine Stimme hat. […] Die Bischofssynode beschreibt nicht nur den Zeitraum der Beratungen in Rom. Es ist ein weltweiter Prozess. Es geht um ein gemeinsames Zuhören für das Gute in der Welt. In diesem Sinne ist Synodalität auch immer Mission. Es ist kein Organisationswerkzeug für Kirchenstrukturen, sondern die Art und Weise, wie Kirche im 21. Jahrhundert existieren kann - mit unserem Kontext und unserer Geschichte, mit dem Ziel die Herausforderungen der Zeit anzugehen und das Evangelium in unserer heutigen Welt zu verkünden. […] In der frühen Kirche wurden die Entscheidungen kollegial und synodal getroffen. Die Schwierigkeit ist, dass die Kirche sowohl menschliche als auch göttliche Realität ist. […] Um die Kirche aber in ihrer ganzen Dimension zu verstehen, brauchen wir nicht nur die menschliche Sicht, sondern auch die spirituelle Realität. Synodalität ist ein spiritueller Prozess. Wir müssen auf den Heiligen Geist hören und versuchen zu verstehen, wie die Kirche der heutigen Zeit aussehen soll“. (vn v. 14. 7.)

Anlässlich des „Christopher-Street-Days“ hat auch der Pfarrverband Laim in München Stellung für die Rechte Homosexueller bezogen und die Altäre mit Tüchern in Regenbogenfarben geschmückt. In Sankt Ulrich sind diese gleich zweimal von Unbekannten entfernt und achtlos weggeworfen worden. Pfarrer Ralph Regensburger verurteilte dies als „Akt der Intoleranz". Mit dem biblischen Motiv des Regenbogens will die Pfarrei sich als „weltoffen und den Menschen zugewandt" zeigen. (www.sz.de v. 14. 7.)

Papst Franziskus schränkt die Feier der sogenannten „lateinischen“ Messe ein. Laut einem veröffentlichten Erlass ist der ordentliche, von Paul VI. und Johannes Paul II. erlaubte Messritus die „einzige Ausdrucksweise“ des Römischen Ritus. Der von Benedikt XVI. 2007 erlaubte außerordentliche alte Ritus darf nur noch unter Auflagen gefeiert werden. Laut dem Motu Proprio „Traditionis custodes“ (Hüter der Tradition) darf ihn nur der Ortsbischof für seine Diözese gestatten. Die Lesungen müssen in der jeweiligen Landessprache vorgetragen werden. Nicht gestattet ist die Feier nach altem Ritus in normalen Pfarrkirchen, auch dürfen dafür keine eigenen Personalgemeinden gebildet werden. In einem Begleitbrief an die Bischöfe begründet Franziskus seine Entscheidung so: Die von Benedikt XVI. angebotene Erleichterung „wurde ausgenutzt, um Klüfte zu vergrößern, Divergenzen zu verstärken und Unstimmigkeiten zu fördern, die die Kirche verletzen“ und sie der Gefahr der Spaltung aussetzten. So gehe etwa der Gebrauch des alten Ritus oft einher mit Behauptungen, die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) habe die katholische Tradition verraten. Solche Spaltungen widersprächen nicht nur dem Konzil, sondern auch biblischer Lehre. Laut dem neuen Erlass müssen Priester, die im alten Ritus feiern wollen, dafür geeignet sein und brauchen eine erneute Erlaubnis vom Bischof. Neu geweihte Priester benötigen zusätzlich eine Erlaubnis aus Rom. (www.faz.de v. 16. 7. Die Furche v. 22. 7. und viele Medien)

Die südafrikanische Ordensfrau Hermenegild Makoro ist überrascht und erfreut über die Rolle, die sie bei der kommenden Welt-Bischofssynode in Rom haben wird. Ihre Ernennung zum Mitglied der Kommission für Methodologie habe sie überrascht, sagte die ehemalige Generalsekretärin der Südafrikanischen Bischofskonferenz. Aufgabe der Kommission für Methodologie ist es, die Arbeitsweise der Synode weiterzuentwickeln, die erstmals in dieser Form stattfindet. Die Leitung liegt bei der französischen Theologin und Ordensfrau Nathalie Becquart, Untersekretärin des Synodensekretariats. Von den insgesamt zehn Angehörigen der Kommission sind fünf Frauen, wobei Makoro das einzige Mitglied aus Afrika ist. Hermenegild Makoro (69) gehört der in Südafrika gegründeten Kongregation der Missionary Sisters of the Precious Blood (CPS) an und ist Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission im Vatikan. Sie wirkte drei Amtszeiten lang als Generalsekretärin der Südafrikanischen Bischofskonferenz; zum vergangenen Jahreswechsel gab sie das Amt an ihre Nachfolgerin, die Dominikanerin Tshifhiwa Munzhedzi, weiter. In einem Interview mit KNA sagte sie damals auf die Frage, ob die kirchliche Hierarchie Frauen genügend Raum biete: „Geht es um die Weihe oder um die Diskussion um Frauen im Diakonat, sage ich: Es wäre okay, solange es eine Berufung ist.“ (asiafrica u. vn v. 31. 7.)