Kirche sollte ihre eigenen Strukturen auch leben

20.02.2013, Thomas Plankensteiner

Der (Mit)Initiator des Kirchenvoks-Begehrens Dr. Thomas Plankensteiner hat in einem Leserbrief Univ.-Prof. Dr. Józef Niewiadomski kurz und klar geantwortet. Niewiadomski hatte zuvor in einem Interview in der Tiroler Tageszeitung den "Kirchenkritischen" eine Schelte erteilt.

Thema: „Vertrautes zu bewahren, ist zu wenig“: Dazu Thomas Plankensteiner in der TT.

Manche Aussagen von Professor Niewiadomski im TT-Interview finde ich ärgerlich und theologisch bedenklich.

Da werden die Forderungen nach Kirchenreformen als Ausdruck eines „liberalen Säkularismus“ und Kirchenkritiker als Anhänger eines veralteten Kirchenbildes der 60er Jahre abgetan.

Dabei wird übersehen, dass etwa die Forderung nach Gleichberechtigung der Frauen und ihrer Zulassung zu den Weiheämtern in der katholischen Kirche weniger dem „säkularen Liberalismus“ als vielmehr dem Evangelium selbst entspringt. Auch dass die Sicherstellung der Eucharistie und der anderen Sakramente für die Lebendigkeit der Pfarrgemeinden wichtiger ist als das krampfhafte Festhalten an einem Kirchengesetz, nämlich dem Pflichtzölibat, ergibt sich unmittelbar aus dem Auftrag des Evangeliums.

Es stimmt schon, dass manche Früchte der Botschaft Jesu in der weltlichen Gesellschaft heute mehr verwirklicht sind als in der katholischen Kirche. Umso dringender sollte diese das Evangelium nicht nur verkünden, sondern in ihren eigenen Strukturen und ihrem Erscheinungsbild endlich auch leben, sonst ist sie nicht glaubwürdig und wird auf Dauer nicht mehr ernst genommen.

Dazu gehört auch die Forderung nach mehr Eigenständigkeit der Ortskirchen und mehr Mitsprache der Gläubigen, die sich unmittelbar aus der Botschaft Jesu ableiten lässt und im Sakrament der Firmung zugesagt wird. Es geht also nicht um eine Anpassung der Kirche an den Zeitgeist, sondern an den Geist des Evangeliums. Und das sollte wohl auch das Anliegen eines Dogmatikprofessors sein.


Dr. Thomas Plankensteiner

6020 Innsbruck