Ökumene

Papst Franziskus hat den orthodoxen Christen und den römisch-katholischen Ostkirchen zum Osterfest gratuliert. „Ich sende unseren Brüdern und Schwestern der orthodoxen Kirchen und der katholischen Ostkirchen, die heute nach dem julianischen Kalender das Osterfest feiern, meine herzlichsten Glückwünsche“, so Franziskus, der insbesondere der Gemeinschaften gedachte, die „in besonders schwierigen Situationen“ leben. (vn v. 2. 5.)

Vor dem am 13. Mai beginnenden Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt wirbt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, für eine „Ökumene des Gewissens". Im Interview mit der KNA verteidigte er das Konzept der ökumenisch gestalteten Mahlfeiern. Bätzing betonte, es gehe bei den geplanten Feiern „nicht um Interkommunion […,] sondern um die Frage, wie wir mit der Gewissensentscheidung einzelner katholischer oder evangelischer Christen umgehen". Für ihn persönlich gelte, „dass ich eine solche Entscheidung respektiere und die Kommunion spende, wenn jemand hinzutritt, der glaubt, was wir Katholiken glauben, und im Glauben an die wirkliche Gegenwart Jesu Christi den Leib des Herrn empfangen möchte". Das römisch-katholische Kirchenrecht kenne im Übrigen durchaus die Möglichkeit, dass Nicht-Katholiken unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunion empfangen könnten. „Zweifellos müssen wir aber den theologischen Dialog über die Bedeutung von Eucharistie und Abendmahl und deren Bedeutung für die Kirchengemeinschaft fortsetzen." Hier gebe bereits deutliche Annäherungen. Mit Blick auf den Reformprozess der Kirche Deutschlands sagte Bätzing, der Synodale Weg ziele auf eine innere Reform der Kirche und „nicht auf eine Angleichung an den Protestantismus". Die Fragen zu Themen wie Zölibat, Frauenordination oder Sexualmoral kämen aus dem Innersten der Kirche. „Das kann sich dann - in einem zweiten Schritt - auch auf die Ökumene auswirken." (kap u. kna v. 12. 5.)

Papst Franziskus hat in einer Videobotschaft anlässlich des Online-Treffens der Italienischen „Charismatischen Gespräche“ daran erinnert, dass der Dialog zwischen Katholiken und Pfingstlern seit 1992 „aus der Wertschätzung des gemeinsamen Dienens“ und „Geschwisterlichkeit“ bestehe. „Jesus sendet uns, um zu verkünden, dass er mit uns ist, dass er beim Vater ist, dass er uns begleitet; und das sollen wir als Christen tun, ohne die Trennungen zu vergessen, die es noch gibt, die uns aber nicht daran hindern, zusammen zu arbeiten, zusammen zu gehen, einander die Füße zu waschen.“ Franziskus dankte den Teilnehmern für die Arbeit, die „seit Jahren“ Früchte bringe. „Es ist wichtig, dass dieser Weg weitergeht“, erklärt Giovanni Traettino, Pfarrer der Evangelischen Kirche in Caserta, gegenüber Vatican News. Matteo Calisi, Gründer und Präsident der „Gemeinschaft Jesu“ betont: „Alle Kirchen des Westens werden von einem Wind der Gnade durchströmt, der gerade durch die Pfingstbewegung repräsentiert wird, die sowohl Katholiken als auch Protestanten bis hin zu den Orthodoxen umfasst. Wir können daher von einem spirituellen Ökumenismus sprechen. […] So wird die gesunde ökumenische Provokation der Pfingstbewegung ihre Berufung und Sendung erfüllt haben, auch in allem, was die Theologie, den Dialog und die gewöhnliche Seelsorge in den Diözesen betrifft.“ Was die Christen trenne, müsse entschieden in den Hintergrund treten. „In der Tat ist das Fundament unserer Ökumene Christus, die Erfahrung des Heiligen Geistes und die Begegnung mit ihm. Deshalb sollten alle, die eine authentische Glaubenserfahrung leben, miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam gehen, denn wenn wir mit dem Herrn verbunden sind, können wir nicht anders, als uns als Brüder und Schwestern zu fühlen und deshalb einen gemeinsamen Weg zu gehen“, sagte Calisi.(vn v. 15. 5.)

Mit wechselseitigen Einladungen zum Abendmahl haben römisch-katholische und evangelische Christen bei dem am 16. Mai beendeten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt „Zeichen der Einheit" gesetzt. So formulierte es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. In vier Gottesdiensten waren Katholiken eingeladen, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen, während Protestanten umgekehrt die Eucharistie mitfeiern konnten. Der Kirchentag habe gezeigt, „wie viel mehr uns als Christen verbindet als uns trennt", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Abschluss des viertägigen Christentreffens. Der Präsident des Ökumenischen Kirchentags, Thomas Sternberg, wies die Kritik von Kardinal Ludwig Müller zurück. „Wir leben eine Ökumene der Gastfreundschaft", sagte er bei der Abschluss-Pressekonferenz: Die in Frankfurt praktizierten gegenseitige Einladungen seien Realität in zahllosen deutschen Gemeinden. Es sei somit nur ehrlich, wenn man dies nun auch bei einem Kirchentag öffentlich so gehandhabt habe. „Das ist ein ökumenischer Fortschritt". Was die Segnungen homosexueller Paare betrifft, hofft Bischof Bätzing, Rom von der Notwendigkeit einer Liberalisierung überzeugen zu können: „Ich möchte, dass wir ihnen den Segen Gottes schenken. […] Dann würden Menschen von außen merken: Aha, es bewegt sich etwas in der Kirche." Jens Ehebrecht-Zumsande, der zu den InitiatorInnen der Aktion „#Liebegewinnt“ – mit Segnungen auch für homosexuelle Paare – gehörte, berichtete, dass es mehrheitlich die örtlichen Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte, vereinzelt auch Geistliche waren, die die Aktion unterstützt hätten. „Der Kirchentag hat die digitalen Chancen genutzt, kontroverse Themen angepackt und hat vor allem die Ökumene weiter gestärkt", sagte Volker Jung, Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. (dpa u. sz.de v. 16. 5.)

Mit einem ökumenischen Gottesdienst hat am 16. Mai die Befreiungsfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen (Österreich) begonnen. Dem Gottesdienst in der Kapelle der KZ-Gedenkstätte – auch als Livestream mitzuverfolgen – standen Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Superintendent Gerold Lehner und der orthodoxe Erzpriester Alexander Lapin vor. Bischof Scheuer sprach klare Worte: „Wir beklagen und verurteilen in dieser Stunde die Angriffe auf Synagogen in den vergangenen Tagen. Wir beklagen und verurteilen alle Vorfälle des Antisemitismus.“ Die Befreiungsfeier hatte das Motto „Vernichtete Vielfalt“. Die Nationalsozialisten hätten Millionen Menschen das Lebensrecht abgesprochen und Vielfalt verachtet, sagte Scheuer. In die gleiche Kerbe schlug auch Erzpriester Lapin, der Hass, Gewalt, Verachtung und Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen oder ganzen Völkern anprangerte. (kap u. vn v. 16. 5.)

Die evangelische und die römisch-katholische Kirche in Niedersachsen wollen einen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht (RU) einführen. Dieser soll den konfessionell getrennten RU ersetzen und könnte zum Schuljahr 2023/24 starten. Es soll sich weiterhin um einen glaubensorientierten Unterricht und nicht ein allgemeines Fach Religionskunde handeln. Für christliche Kinder soll es außerdem ein Pflichtfach bleiben. Nach Angaben der Kirchen handelt es sich um eine in dieser Form einmalige Initiative in Deutschland, die auf die besondere Situation Niedersachsens zugeschnitten ist: 46% der SchülerInnen sind evangelisch, 16% katholisch, 23% ohne Religionszugehörigkeit, 9% muslimisch und 6% der SchülerInnen gehören einer anderen Religion an. Alle Lehrkräfte, die zum Unterrichten von evangelischem oder katholischem RU befugt sind, sollen auch künftig das gemeinsame Fach unterrichten können, betonen die Kirchen. Angebote zur ökumenischen Fortbildung sollen angeboten und gemeinsame Religionsbücher erstellt werden. (dpa v. 18. 5.; sz.de v. 19. 5.)

In der Stiftskirche St. Peter ist am 19. Mai ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert worden. Dem Gottesdienst standen Erzabt Korbinian Birnbacher, Pastorin Dorothee Büürma von der methodistischen Kirche, Superintendent Olivier Dantine von der evangelischen Kirche A.B., Pfarrer Martin Eisenbraun von der altkatholischen Kirche, P. Saliba Er von der syrisch-orthodoxen Kirche, Pfarrer Zoran Vrbasky von der serbisch-orthodoxen Kirche und Pfarrer Dumitru Viezuianu von der rumänisch-orthodoxen Kirche vor. Die Predigt hielt Superintendent Dantine, der für eine kirchliche „Einheit in Vielfalt" plädierte. Im gemeinsamen Blick auf Jesus Christus und im gemeinsamen Ringen um das rechte Verständnis des Wortes Gottes würden die Kirchen einander näherkommen, so Dantine: „Wir sind gemeinsam unterwegs Richtung Pfingstfest.“ Als die Apostel vom Heiligen Geist erfasst wurden, ging es gerade „nicht zurück zu einer Einheitssprache, sondern das Lob des einen Gottes wurde vielstimmig und vielsprachig verkündet." Für ihn sei das ein Bild für Ökumene: „Einheit in Vielfalt. Einheit in versöhnter Verschiedenheit. […] Einen Gottesdienst wie heute zu feiern; den einen Gott loben in verschiedenen Sprachen und liturgischen Traditionen; Versöhnung leben bei aller Unterschiedlichkeit; Versöhnung vorleben", so Dantine. (kap u. vn v. 19. 5.)

Die heurige „Lange Nacht der Kirchen“ in Österreich fand am 28. Mai unter dem Motto „Heuer sicher anders" statt. Dazu der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler im Interview mit Radio Vatikan in Auszügen: „Es gibt sehr interessante Programmpunkte wieder bei der Langen Nacht der Kirchen. […] Es gibt auch einige ökumenische Schwerpunkte: Also die Kirche der serbisch-orthodoxen Kirche ist auch offen. Dort gibt es auch einen gemeinsamen ökumenischen Start. […] Auch die Kirchen in der Schweiz machen mit: Das über www.langenachtderkirchen.ch in den vier Landessprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch) abrufbare Programm wird mit einem gemeinsamen Glockengeläut der beteiligten Kirchen zwischen 18 Uhr und 18.20 Uhr eröffnet.“ (kap v. 26. 5.; kap u. vn v. 27. 5.)