Ökumene

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat zum traditionellen Ökumene-Empfang ins Salzburger Kardinal Schwarzenberg-Haus geladen. Inhaltlich stand der Empfang unter dem Generalthema einer „Ökumenischen Ethik", also dem Bemühen um gemeinsame ethische Positionen zu zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Den Zusammenhang zwischen christlicher Religion und dem Gedanken der Menschenwürde wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, sei eine der zentralen ökumenischen Herausforderungen der kommenden Zeit, so Lackner. Dazu brauche es aber einen guten ökumenischen Austausch. Die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser ging in ihrem Festvortrag auf drei kontroverse Konfliktfelder „ökumenischer Ethik" ein: den assistierten Suizid, die verbrauchende Embryonenforschung und die Frage nach dem Umgang mit homosexuellen Partnerschaften. Im Blick auf die Bewertung homosexueller Partnerschaften meinte Walser, ob es „wirklich im Sinne der Verkündigung von Gottes Liebe zu allen Menschen ist, wenn homosexuelle Paare weiterhin Paare zweiter Klasse bleiben“. Leiblichkeit und mit ihr Sexualität sei Teil der „guten Schöpfung Gottes", so Walser: Sexualität „ist Teil der Identität einer jeden Person und vollzieht sich in Reifungsprozessen in den verschiedenen Phasen des Lebens. Natürlich ist ihr humaner Vollzug grundsätzlich ein berechtigtes ethisches Anliegen, doch stellt sich die Frage, inwiefern es nicht ausreichen würde, es bei einigen klaren Pfeilern wie der Betonung der Menschenwürde und der Absage an sexuelle Gewalt zu belassen." Und in Hinblick auf die Orthodoxie meinte sie: „Ich hoffe hier sehr auf die wachsende Generation junger orthodoxer Theologinnen und Theologen." Im Bereich der Schöpfungsverantwortung sei dies bereits der Fall. Theologische Ergänzungen zum Vortrag Walsers kamen vom evangelischen Superintendenten Olivier Dantine und dem Wiener rumänisch-orthodoxen Theologen Prof. Ioan Moga. (kathpress.at v. 2. 6.)

In der Stiftskirche St. Peter (Salzburg) ist ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert worden. Das Datum im Juni wurde heuer bewusst gewählt, weil in vielen Ländern des Südens die Gebetswoche für die Einheit der Christen in der Woche vor Pfingsten begangen wird. So war man mit vielen Christen weltweit im Gebet vereint. Dem Gottesdienst standen Erzabt Korbinian Birnbacher, Pastorin Dorothee Büürma von der evangelisch-methodistischen Kirche, Superintendent Olivier Dantine von der Evangelischen Kirche A.B., Pfarrer Martin Eisenbraun von der Altkatholischen Kirche, P. Saliba Er von der Syrisch-orthodoxen Kirche, Pfarrer Zoran Vrbasky von der Serbisch-orthodoxen Kirche und Pfarrer Dumitru Viezuianu von der Rumänisch-orthodoxen Kirche vor. Die Predigt hielt Superintendent Dantine, der für eine kirchliche „Einheit in Vielfalt" plädierte. Im gemeinsamen Blick auf Jesus Christus würden die Kirchen einander näherkommen: „Wir sind gemeinsam unterwegs Richtung Pfingstfest“ Das Pfingstfest sei das „Fest der Vielsprachigkeit des Gotteslobes". Als die Apostel vom Heiligen Geist erfasst wurden, ging es „nicht zurück zu einer Einheitssprache, sondern das Lob des einen Gottes wurde vielstimmig und vielsprachig verkündet", für ihn ein Bild für Ökumene. „Einheit in Vielfalt. Einheit in versöhnter Verschiedenheit." Das habe nichts mit Beliebigkeit zu tun, sondern sei Teil des Pfingstwunders, so Dantine: „Einen Gottesdienst wie heute zu feiern; den einen Gott loben in verschiedenen Sprachen und liturgischen Traditionen; Versöhnung leben bei aller Unterschiedlichkeit; Versöhnung vorleben". (kap u. vn v. 19. 6.)

Papst Franziskus empfing eine Delegation des Lutherischen Weltbundes, darunter auch dessen scheidenden Generalsekretär Martin Junge. „Die Ökumene ist nicht Ausübung kirchlicher Diplomatie, sondern ein Weg der Gnade", sagte der Papst bei der Begegnung im Vatikan am Tag des Gedenkens an das Augsburger Bekenntnis vom 25. Juni 1530. Franziskus erinnerte in seiner Rede daran, dass die „Confessio Augustana" damals einen Versuch war, die drohende Spaltung der westlichen Christenheit abzuwenden. Ursprünglich war sie nämlich als Dokument innerkatholischer Versöhnung gedacht; den Charakter eines lutherischen Bekenntnistextes nahm sie erst später an. „Gemeinsam bekennen, was uns im Glauben eint": Dabei könne das Augsburger Bekenntnis - ebenso wie das Glaubensbekenntnis von Nizäa - auch heute Protestanten und Katholiken auf dem Weg zur Einheit helfen, zeigte sich der Papst überzeugt. Er betonte diesbezüglich auch die Einheit in der Taufe: „Die heilige Taufe ist die ursprüngliche Gabe Gottes, die all unserem religiösen Bemühen und all unserem Engagement zur Erlangung der vollen Einheit zugrunde liegt. Ja, denn die Ökumene […] zielt nicht auf ein Herunterhandeln oder auf konziliante Synkretismen, sondern auf eine in den Unterschieden versöhnte Einheit." Der Papst ermutigte daher alle, die sich im katholisch-lutherischen Dialog engagieren, zuversichtlich fortzufahren „im unablässigen Gebet, im gemeinsamen karitativen Handeln und in der Leidenschaft für die Suche nach größerer Einheit". Er erinnerte an seine Reise nach Schweden im Jahr 2016. Dort wurde eine Gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in welcher Lutheraner wie Katholiken betonen, sich weiter für die Einheit und gemeinsam für alle Menschen einzusetzen. Zur Frage der Eucharistie- bzw. Mahlgemeinschaft sagte er: „Einerseits empfinden wir Leid, weil es noch nicht möglich ist, sich um denselben Altar zu versammeln; denselben Kelch zu teilen, andererseits aber verspüren wir auch die Leidenschaft im Dienst an der Sache der Einheit, für die der Herr gebetet und sein Leben hingegeben hat. Gehen wir also mit solcher Passion unseren Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft weiter. Im nächsten Schritt wird es um das Verständnis der engen Verbindung zwischen Kirche, Amt und Eucharistie gehen. Dabei wird es wichtig sein, mit geistlicher und theologischer Demut auf die Umstände zu schauen, die zu den Spaltungen geführt haben, im Vertrauen darauf, dass es – wenngleich die traurigen Ereignisse der Vergangenheit nicht ungeschehen gemacht werden können – dennoch möglich ist, sie im Rahmen einer versöhnten Geschichte neu zu sehen." Dem Lutherischen Weltbund gehören weltweit 148 Kirchen lutherischer Tradition an. (vn v. 25.6.)

Mit einem Gottesdienst in der Evangelisch-Lutherischen Christuskirche in Rom ist eine Begegnungsreise der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) zu Ende gegangen. Die Predigt im ökumenischen Gottesdienst hielt der vatikanische Ökumene-Kardinal Kurt Koch. Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister, leitete die Abendmahlsfeier. Bei den Gesprächen mit Vertretern Vatikans lag Meister zufolge „ein Schwerpunkt in der Frage, wie der Weg für konfessionsverbindende Ehen zum Abendmahl geöffnet wird“. Die evangelische Seite habe hier „die besondere Situation und Not in Deutschland“ dargelegt. Ermutigend seien die Begegnungen mit VertreterInnen von Sant’Egidio und der Fokolar-Bewegung gewesen – zwei Bewegungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die in überkonfessioneller Weite alle Menschen christlichen Glaubens miteinander verbinden. „Es sind glaubwürdige christliche Zeugnisse in der Welt. Das zeigt: die Zukunft der Kirche wird ökumenisch gelebt“, resümierte Meister. Die evangelischen Bischöfe führten im Vatikan unter anderem Gespräche mit den Kardinälen Kurt Koch und Luis Ladaria (Präfekt der Glaubenskongregation). (vn v. 27. 6.)

Die „dramatische Covid-Krise“ ist „eine Geißel“, aber auch ein „Testfall“, um die Gestaltung der Zukunft zu überdenken. Daran erinnerte der Papst in einer Audienz für die orthodoxe Delegation aus Konstantinopel anlässlich des Peter-und-Paul-Festes. Die Pandemie hat Leid und Tod gebracht, aber auch ein Überdenken des Umgangs miteinander. Man sei nun „an einem Scheideweg in der Frage der vollen Gemeinschaft“ angelangt. Es gebe „zwei Wege“: „Der eine Weg ist der des Rückzugs in sich selbst, auf der Suche nach der eigenen Sicherheit und den eigenen Möglichkeiten, und dann ist auf der anderen Seite jener Weg der Offenheit für andere, mit den Risiken, die das mit sich bringt, aber vor allem mit den Früchten der Gnade, die Gott garantiert.“ Schlimmer als die gegenwärtige Corona-Krise wäre es deshalb, die Möglichkeit der Annäherung zu verpassen. Die Lehren aus der Krise wären verschwendet, wenn man nicht daraus lernen würde, mit Demut die Fehler der Vergangenheit anzupacken: Für die Christen „auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft“ gehe es also darum, von den Grundlagen auszugehen und zu fragen, „wie wir vorgehen wollen.“ Das heißt, nicht mehr mit den „alten Vorurteilen“ und „schädlichen Rivalitäten“ fortzufahren und stattdessen diese Mauern niederzureißen und „eine neue Phase der Beziehungen zwischen unseren Kirchen einzuleiten, die dadurch gekennzeichnet ist, dass wir mehr gemeinsam gehen“. Für Franziskus sei es heute entscheidend, diesen Weg zu gehen, auch wenn man den Blick auf die „Unterschiede“ nicht außer Acht lassen solle. Diese müssten aber, „im Dialog, in der Liebe und in der Wahrheit überwunden werden“. Dann wiederholt er, was er seinen orthodoxen Geschwistern bereits im Brief vom 30. November 2020, dem Fest des Apostels Andreas, an Patriarch Bartholomaios I. bekräftigt hatte, in dem er auf die „Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft hofft, die durch die Teilnahme am selben eucharistischen Altar zum Ausdruck kommt“. Er sei sicher, „dass das Zeugnis der wachsenden Gemeinschaft unter den Christen „ein Zeichen der Hoffnung für viele Männer und Frauen sein wird, die sich ermutigt fühlen werden, eine universellere Geschwisterlichkeit und eine Versöhnung zu fördern, die fähig ist, das Unrecht der Vergangenheit zu beheben.“ Zum Abschluss der Audienz sandte Franziskus seine herzlichen Grüße an Patriarch Bartholomaios, der wegen Covid-Vorsichtsmaßnahmen diesmal nicht nach Rom reisen konnte. Am 29. Juni nimmt die orthodoxe Delegation an der vom Papst geleiteten feierlichen Zeremonie im Petersdom zum Fest der Heiligen Petrus und Paulus teil. (vatican news) (vn v. 28. 6.)

Ökumenische und interkulturelle Kompetenzen sollten noch stärker als bisher in theologischen Studienplänen und Prüfungsordnungen verankert werden. Dafür spricht sich ein neues Impulspapier der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) aus. Darin plädiert die EKD für einen weiten Ökumene-Begriff: Ökumene sei nicht nur das Bemühen um die Einheit der christlichen Kirchen. „Wir denken dabei in Deutschland oft nur an die Verständigung zwischen evangelisch und katholisch“, sagt die EKD Ökumene-Kammervorsitzende, Ulrike Link-Wieczorek, und führt weiter aus: „Doch christlicher Glaube existiert weltweit in vielen kulturellen und konfessionellen Gestalten“. In einer von Globalisierung und Migration geprägten Gegenwart gelte es, diese Vielgestaltigkeit wahrzunehmen. Das Wissen darum erleichtere auch den Dialog mit anderen Religionen. Im Studium solle Ökumene deshalb nicht bloß ein Zusatzfach oder Spezialgebiet sein. Die ökumenische Perspektive müsse theologisches Lernen heute von Anfang an leiten. Zugleich seien konkrete Formate nötig, um interkulturelle und ökumenische Kompetenzen zu erwerben. Dazu gehörten auch außeruniversitäre Lernorte, Praktika, Reisen sowie ökumenische Begegnungen im In- und Ausland. (vn v. 29. 6.)