Zur geplanten Welt-Bischofsynode zur Synodalität der Kirche

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hat das jüngst vom Vatikan vorgestellte Vorbereitungsdokument zur nächsten Welt-Bischofssynode gewürdigt. Es handele sich um einen „wichtigen Meilenstein auf dem Synodalen Weg“. Papst Franziskus setze damit weiterhin konsequent um, „was er unter Synodalität versteht. […] Ich freue mich und bin dankbar, dass das Dokument nun auch offiziell im Blick auf den weltweiten kirchlichen Prozess ausdrücklich vom ‚Synodalen Weg‘ spricht und die schon begonnenen Prozesse in verschiedenen Ländern wertschätzt“, so Bätzing. Insgesamt gehe es bei diesem Prozess darum, Synodalität als Form, als Stil und als Struktur der Kirche durchzudeklinieren, zitierte er aus dem Vorbereitungsdokument. Ausdrücklich werde für einen „Neustart“ aus dem Impuls der Kirchenkonstitution und Kirchenerfahrung des Zweiten Vatikanischen Konzils als pilgerndes Gottesvolk plädiert. „Dass gleich ein ganzes Kapitel überschrieben werde mit ‚Wege zur Beratung mit dem Volk Gottes‘ zeuge von diesem neuen Stil „und dem klaren Willen, den Synodalen Weg aus römischer Perspektive nicht nur durch die Amtsträger, sondern als gesamtes Volk Gottes zu gehen.“ Das Dokument lege in überzeugender Weise dar, „dass der Stil und die konkreten Formen und Strukturen von Synodalität dem Zeugnis der Heiligen Schrift“ und „der kirchlich geübten Tradition“ entsprechen würden. Der Synodale Weg, den Papst Franziskus mit der ganzen Kirche gehe, und der Synodale Weg in Deutschland seien zwei Wege, die ein gemeinsames Ziel hätten und diese seien: die Frohe Botschaft des Evangeliums heute unter den ‚Zeichen der Zeit‘ sichtbar und lebbar zu machen; es gehe dabei „um eine Stärkung im Glauben, eine Erneuerung der Kirche und ein Wiedergewinnen an Vertrauen und Glaubwürdigkeit“. Beide Wege würden einander ergänzen. „Das gilt – soweit ich es überblicken kann – auch für die vielen synodalen Prozesse und Wege in anderen Ländern“, so Bätzing. (vn v. 7. 9.)

„Der von Papst Franziskus angestoßene Erneuerungsprozess für die katholische Weltkirche bietet eine echte Chance, die Kirche in ihrem Wirken und ihrer Gestalt zu verjüngen." Das hat der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Leopold Wimmer, zu den vom Vatikan veröffentlichten Vorbereitungstexten zur Weltsynode erklärt: „Die römischen Dokumente benennen viele jener Anliegen, Fragen und Problemfelder, die auch uns wichtig sind und die dringend neuer Antworten bedürfen. […] Sie spiegeln das Anliegen von Franziskus wider, Kirche nicht nur von ihrem inneren Kern her, sondern auch von ihren Rändern her zu denken, von jenen her, die sich derzeit nicht gehört, nicht verstanden und nicht einbezogen fühlen. […] Wenn die Kirche ‚synodaler' werden soll, dann braucht sie auch, aber nicht nur eine neue Kultur des Aufeinander-Hörens, sondern auch Formen der Mitverantwortung und Mitentscheidung der Gläubigen. […] Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten oft genug erlebt, dass berechtigte Reformwünsche, basierend auf den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils, von den kirchlichen Entscheidungsträgern ins Reich der Träume entsorgt wurden. Wir hoffen und werden unseren Teil dazu beitragen, dass es diesmal anders wird", so Wimmer. (kathpress v. 8. 9.)

Das Baseler Bischof Felix Gmür hat mit Informationen für seine 1,1 Millionen Mitglieder zur nächsten Welt-Bischofssynode in Rom begonnen. Er lade Pfarreien, Kirchgemeinden, Landeskirchen sowie Organisationen, Gremien und Glaubensgemeinschaften ein, als „Botschafter für den synodalen Prozess zu werben und Gesprächsmöglichkeiten zu organisieren“. In einer Mitteilung des Schweizer Bistums wird auf den Wunsch des Papstes hingewiesen, der „eine synodale Kirche, eine Kirche, in der Menschen miteinander sprechen und aufeinander hören“, wolle. Der Aufwand für diesen weltweiten Prozess sei groß und solle den Zusammenhalt in der Kirche stärken. Im Bistum Basel findet der synodale Prozess folgendermaßen statt: Vom 17. Oktober bis 30. November 2021 werden Gruppen mit mindestens fünf Personen die Themen diskutieren und ihre Antworten in die Umfrageplattform des Forschungsinstituts „gfs.bern“ eingeben. Am 13. Januar 2022 werden die von „gfs.bern“ ermittelten Resultate veröffentlicht und anschließend vom 20. bis 22. Januar 2022 an der vorsynodalen Versammlung des Bistums diskutiert und verdichtet. Zu dieser Versammlung eingeladen sind alle diözesanen Räte, Kommissionen und Gäste. Am 28. Januar 2022 wird das Schlussergebnis des Bistums veröffentlicht und an die Schweizer Bischofskonferenz weitergeleitet. Diese diskutiert die Ergebnisse der Diözesen und sendet die Eingabe der Schweiz nach Rom. (vn v. 15. 9.)

Der Wiener Theologe Paul M. Zulehner skizziert in einem Interview in den österreichischen Kirchenzeitungen die Vision von mehr Vielfalt, Dezentralität und „Ungleichzeitigkeit" in der Weltkirche nach der Welt-Bischofssynode über die Synodalität: In Europa und Nordamerika werde sich die Kirche anders entwickeln und auf Fragestellungen anders eingehen als etwa in Lateinamerika oder Asien. „Denn der Uniformismus führt zur Stagnation und macht die Kirche in der heute diversen Welt handlungsunfähig", warnte Zulehner. Zum kommenden zweijährigen synodalen Prozess fragt er: „Wie bekommt man die Vielfalt der Kulturen, die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der Entwicklung so zusammen, dass man die Einheit nicht preisgibt?" Die Lösung wäre aus seiner Sicht wie in der Ökumene eine „versöhnte Verschiedenheit, nicht der Einheitsbrei, der Uniformismus, sondern die Anerkennung der Unterschiedlichkeit". Erforderlich ist eine Weiterentwicklung des Kirchenrechts als Konsequenz des synodalen Prozesses: „Das kann nicht so bleiben, wie es jetzt ist". Es gelte neue Weichenstellungen vorzunehmen, „was die Mitsprache aller betrifft, wie Entscheidungen getroffen werden. […] Entscheidend scheint mir, dass es nicht nur um Teilthemen geht, sondern um das gesamte Wesen der Kirche", eine Kirche, „die sich wieder besinnt, eine Bewegung zur Veränderung der Menschheit und zur Verbesserung der Lage der Menschheit zu sein. […] Wenn sich die Kirche da jetzt nicht angemessen einmischen kann und glaubwürdig ist, dann verrät sie ihren Grundauftrag, den sie von Jesus her hat, nämlich Salz der Erde und Licht der Welt zu sein." Zum Papstprojekt Kurienreform meint Zulehner: „Jedes Dikasterium arbeitet für sich, sie beraten nicht mit dem Papst gemeinsam das Schicksal der Kirche“. Hier müsse sich fundamental etwas ändern. „In diesem Zustand kann die katholische Kirche nicht wirklich fruchtbar aktiv sein." (kap v. 23. 9.)