Zur Welt-Bischofsynode über Synodalität der Kirche und zum deutschen „Synodalen Weg“

Mit einer kontroversen Debatte über die Macht in der römisch-katholischen Kirche hat der Reformprozess „Synodaler Weg" seine Arbeit fortgesetzt. Ein bei der Synodalversammlung in Frankfurt zur weiteren Beratung bestätigtes Grundsatzpapier favorisiert eine neue Ordnung der Machtstrukturen. Beispiele sind Gewaltenteilung auf allen Ebenen, mehr Mitsprache der Basis bei der Berufung von Amtsträgern und die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern. Auch der Pflichtzölibat gehört demnach auf die Tagesordnung; Ämter dürfen nur auf Zeit vergeben werden. Weiter heißt es, die angestrebte Reform sei „kein Manöver zeitgeistiger Anpassung“. Eine synodale Mitberatung dürfe nicht auf „unverbindliche Anhörungen oder Beratungen" beschränkt bleiben. Eine „angemessene Gewaltenteilung" muss demnach zwischen Exekutive, Legislative und Judikative trennen, um Macht zu kontrollieren und zu begrenzen. Dazu müsse das Kirchenrecht weiterentwickelt werden. Notwendig seien „checks and balances", unabhängige Gerichte, Rechenschaftspflichten und effektive Kontrollen derer, die entschieden. Erinnert wird daran, dass die Kirche bereits jetzt demokratische Elemente praktiziere - etwa bei der Wahl von Päpsten, Äbten und Äbtissinnen in Klöstern. Eine Gruppe Synodaler um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer legte ein alternatives Papier vor. Darin werden zwar auch mehr Transparenz und Neuerungen verlangt, aber ohne grundsätzliche Änderungen in Lehre und Praxis. Rund vier Fünftel (164) sprachen sich für die Erst-Vorlage aus, ein knappes Fünftel (30) machte sich für die konservative Version stark. Noch einen weiteren Tag wollen die 212 Synodalen über die Themen Macht, Zölibat, Sexualmoral und über die Rolle der Frauen in der Kirche reden. (kna u. vn v. 1. 10.)

Bei der Zweiten Synodalversammlung in Frankfurt hat sich eine breite Mehrheit für grundlegende Reformen abgezeichnet: Für mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche sprach sich in Frankfurt eine Mehrheit der Synodalen aus. Für eine Weiterarbeit an dem entsprechenden Text des Frauen-Forums stimmten 168 von 212 TeilnehmerInnen. Kirchenrechtliche Möglichkeiten müssten ausgeschöpft werden, um Laien, vor allem aber Frauen, stärker als bisher an der Leitung der Gemeinden zu beteiligen. Weiter wurde der Aufruf an die Bischöfe formuliert, in Rom eine Erlaubnis zu erwirken, dass auch in Eucharistiefeiern beauftragte Laien predigen dürfen. Nur in sogenannten Wortgottesdiensten ohne Kommunionfeier erlaubt die Deutsche Bischofskonferenz die Laien-Predigt. Zuvor hatten die in Frankfurt versammelten Bischöfe und Laienvertreter über ein drittes Papier mit dem Titel „Priesterliche Existenz heute“ beraten. Die Autoren empfehlen unter anderem, den Pflichtzölibat, auf den Prüfstand zu stellen. Zugleich gab es Beifall für die Forderung nach einer Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Trotz grundsätzlicher Kritik wurde der Text wie die übrigen Papiere bislang auch zur weiteren Bearbeitung nicht komplett verworfen, sondern in die Arbeitsgruppe zurückverwiesen. Nach einer umfangreichen Diskussion stimmten eine Mehrheit in Erster Lesung für die Grundtext-Vorlage, die eine Neuakzentuierung der römisch-katholischen Moraltheologie vorsieht. Reformbedarf wird etwa formuliert bei der Frage der Verhütung und der Verurteilung von Masturbation. In der christlichen Ehe müsse nicht bei jedem Geschlechtsverkehr die Offenheit für Nachwuchs „biologisch realisiert“ werden. Es erteilt sogenannten Konversionstherapien für Homosexuelle eine deutliche Absage und plädiert dafür, dass sich homosexuelle Partnerschaften sowie wiederverheiratete Geschiedene „unter dem ausdrücklich von der Kirche zugesprochenen Segen Gottes gestellt sehen können“. Keine Mehrheit fand ein alternativ vorgelegter Text von einer konservativen Gruppe um den Passauer Bischof Stefan Oster. (kna u. vn v. 2. 10.)

Laut Papst Franziskus geht es beim synodalen Prozess der römisch-katholischen Weltkirche, der im Oktober beginnt, um folgende zehn Themenfelder, hier gekürzt in offizieller Übersetzung: „I. DIE WEGGEFÄHRTEN (...) Wenn gesagt wird ‚unsere Kirche' - wer gehört dazu? Wer bittet darum, gemeinsam zu gehen? Wer sind die Reisegefährten, auch außerhalb des kirchlichen Sprengels? Welche Personen oder Gruppen werden absichtlich oder tatsächlich außen vorgelassen? II. ZUHÖREN (...) Wie wird den Laien zugehört, besonders den Jugendlichen und den Frauen? Wie wird der Beitrag der gottgeweihten Frauen und Männer [Ordensleute] integriert? Welchen Raum hat die Stimme der Minderheiten, der Ausgestoßenen und der Ausgeschlossenen? (...) III. DAS WORT ERGREIFEN (...) Wie wird innerhalb der Gemeinschaft und ihrer Organe ein freier und authentischer kommunikativer Stil gefördert, ohne Doppeldeutigkeit und Opportunismus? (…) Wer spricht im Namen der christlichen Gemeinschaft, und wie wird er oder sie ausgewählt? IV. FEIERN (...) Auf welche Weise inspirieren und orientieren tatsächlich das Gebet und die Feier der Liturgie das ‚gemeinsame Gehen'? Wie werden Ihre wichtigsten Entscheidungen inspiriert? Wie werden die aktive Teilnahme aller Gläubigen an der Liturgie und am Heiligungsdienst gefördert? (...) V. MITVERANTWORTUNG IN DER SENDUNG (...) Wie unterstützt die Gemeinschaft die eigenen Mitglieder, die in einem Dienst in der Gesellschaft engagiert sind (sozialer und politischer Einsatz, Tätigkeit in der wissenschaftlichen Forschung und in der Lehre, in der Förderung sozialer Gerechtigkeit, im Schutz der Menschenrechte und der Pflege des gemeinsamen Hauses usw.)? (...) VI. IN DER KIRCHE UND IN DER GESELLSCHAFT DIALOG FÜHREN (...) Welches sind die Orte und die Modalitäten des Dialogs im Inneren unserer Teilkirche? Wie wird mit den unterschiedlichen Sichtweisen, mit Konflikten und Schwierigkeiten umgegangen? (...) Wie tritt die Kirche mit anderen Instanzen der Gesellschaft in Dialog und lernt von ihnen: der Welt der Politik, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft, der Armen (...)? VII. MIT DEN ANDEREN CHRISTLICHEN KONFESSIONEN (...) Welche Beziehungen werden mit den Schwestern und Brüdern der anderen christlichen Konfessionen unterhalten? Welche Bereiche sind umfasst? (…) VIII. AUTORITÄT UND TEILNAHME (...) Wie werden die zu verfolgenden Ziele, die einzuschlagenden Wege und die zu erfolgenden Schritte festgelegt? Wie wird innerhalb unserer Teilkirche die Autorität ausgeübt? Wie sieht die Praxis der Teamarbeit und der Mitverantwortung aus? Wie werden die laikalen Dienste und die Übernahme von Verantwortung durch die Gläubigen gefördert? Wie funktionieren die synodalen Organismen auf Ebene der Teilkirche? (...) IX. UNTERSCHEIDEN UND ENTSCHEIDEN (...) Wie wird die Teilnahme an Entscheidungen innerhalb hierarchisch strukturierter Gemeinschaften gefördert? Wie wird die Phase der Konsultation mit derjenigen der Entscheidung verbunden, den Prozess des decision-making mit dem Moment des decision-taking? Auf welche Art und Weise und durch welche Mittel werden Transparenz und Rechenschaft gefördert? X. SICH IN DER SYNODALITÄT BILDEN (...) Wie werden die Menschen ausgebildet, besonders diejenigen, die innerhalb der christlichen Gemeinschaft verantwortliche Stellen einnehmen, um sie zu befähigen, ‚gemeinsam zu gehen', sich gegenseitig zuzuhören und miteinander in Dialog zu treten? Welche Ausbildung wird im Hinblick auf die Unterscheidung und die Ausübung der Autorität angeboten? (...)" (kap v. 7. 10.)

Als einen „in der Kirchengeschichte bisher einzigartigen Vorgang" hat der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz den von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozess bezeichnet. Erstmals gebe es seitens des Papstes keine inhaltlichen Vorgaben in Form eines „Instrumentum laboris", betonte er bei einer Sitzung im Stift St. Georgen. Vielmehr vertraue Franziskus darauf, dass ein größerer Kreis von Menschen der Wahrheit nahekomme. Die Bischofssynode in Rom 2023 werde in besonderer Weise „den Anforderungen einer pluralistischen Gesellschaft gerecht". Er verwies auch auf die Kärntner Diözesansynode 1971, die für das Miteinander der beiden in Kärnten beheimateten Volksgruppen „Bahnbrechendes" geleistet habe. Sie sei, ein „Beispiel dafür, was auf Diözesanebene durch das Hören aufeinander und auf den Heiligen Geist alles möglich ist". Die 336 Kärntner Pfarren bleiben erhalten, „wenn dies auch der Wunsch der Pfarrangehörigen ist". (kap u. vn v. 7. 10.)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, plädiert für „viel mehr demokratische Prozesse" in der römisch-katholischen Kirche. Er gab sich zuversichtlich, dass die Ergebnisse des Reformdialogs „Synodaler Weg“ für den von Papst Franziskus initiierten weltweiten synodalen Prozess fruchtbar gemacht werden könnten., z. B. einen von der jüngsten Synodalversammlung in Frankfurt mit großer Mehrheit gefassten Beschluss: „Bischöfe können sich selbst binden und damit Entscheidungen in die Hände von gewählten Vertretungen legen.“ Über die Ängstlichkeit im Vatikan: „Dem muss man immer wieder entgegenhalten, wir machen hier kein Spiel, weil wir nichts Anderes zu tun hätten, sondern wir haben nur diese Chance. Und wir gehen keinen deutschen Sonderweg." Im Kontakt mit Kirchenvertretern anderer Länder höre er immer wieder: „Genau diese Fragen liegen auch bei uns oben auf." Und zum jüngsten Bericht einer unabhängigen Kommission zum Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Frankreich stellt er fest: „Wer jetzt noch antritt und sagt, die Kirche hat kein systemisches Problem, der ist blind. Oder er will nicht sehen, was die Wirklichkeit der Kirche ist."(kna v. 8. 10.)

Kardinal Odilo Pedro Scherer von Sao Paolo wird an der Eröffnung der Weltbischofssynode im Vatikan teilnehmen. Im Gespräch mit Radio Vatikan drückt er seine Hoffnung aus: „Wir sollten uns aufs Neue bewusst werden, dass die Kirche uns allen gehört, dass wir alle teilhaben an der Kirche, dass wir uns deshalb auch interessieren für die Themen und die Belange der Kirche und auch, dass wir beteiligt sein wollen, an dem, was der Kirche angehört, das heißt hauptsächlich die Kommunion, das heißt die Einheit, dann die Mission, an dem, was wichtig ist in der Kirche. […] Also dieser Synodale Weg macht uns ganz bestimmt mehr bewusst, was unsere Kirche ist, was es bedeutet teilzuhaben an dieser Kirche als Christen und als Katholiken.“ (vn v. 8. 10.)

Besonders wichtig auf dem Weg zur Welt-Bischofssynode 2023 – mit dem Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ – ist für den Präsidenten des Lateinamerikanischen Bischofsrats Celam, Erzbischof Héctor Miguel Cabrejos Vidarte, das Zuhören: „Was bedeutet das, synodal? Es steht für gemeinsam einen Weg gehen, und zwar alle zusammen! Nicht nur die Bischöfe, nicht nur die Priester, sondern das ganze Gottesvolk, zusammen mit den Bischöfen und Priestern unterwegs um zu hören und zu unterscheiden, was Gott uns in diesem historischen Moment sagen will. Das ist der Knackpunkt." (vn v. 9. 10.)

Die Anliegen der kommenden Weltsynode sind konkreter als sie scheinen. Das hat Kardinal Christoph Schönborn im Interview mit Radio Vatikan gesagt. Zentral bei der Synode sei das Hören aufeinander und auf den Heiligen Geist. Er gehört dem Synodenrat an und nahm in dieser Funktion an der Eröffnung des synodalen Prozesses im Vatikan teil. Auf die Frage, wieviel Einheit und wieviel Vielfalt die katholische Kirche heute brauche, verwies der Kardinal auf die Vielzahl der Lebensentwürfe – „Eremiten, Ordensleute, Familien, Singles“ – und Kulturen. „Wieviel Diversität verträgt die Kirche? Sie verträgt sehr viel Diversität. Aber die Einheit im Glauben ist genauso wichtig wie das Ja zur Diversität.“ Aber die Synode ist kein Parlament. Schönborn verwies auf die Apostelgeschichte, als die frühe Gemeinde in Jerusalem über die Zukunft der Kirche uneins war. „Wie hat man den Weg gefunden? Nicht durch Abstimmungen, sondern durch gegenseitiges Sich-Abstimmen. Das heißt hinhören, was uns der Geist zeigt. Am Schluss konnten sie sagen, der Heilige Geist und wir haben beschlossen. So entstehen dann auch die praktischen großen Orientierungsentscheidungen in der Kirche.“ In der Kirche in Ländern wie Österreich oder Deutschland gibt es seit langem Reformbestrebungen, die auch von Laien getragen werden. Auf die Frage, ob diese sich durch die Einladung zur Synodalität zu Recht bestätigt sehen, sagte Schönborn: „Das hoffe ich. Aber die Einladung der Weltsynode ist nicht zuerst auf die eigenen Wünsche zu hören, sondern auf die der anderen.“ (vn v. 13. 10.)

Die römisch-katholische Welt begibt sich bis Herbst 2023 in einen synodalen Prozess. Papst Franziskus hat seit seiner Wahl 2013 immer wieder erklärt, er wolle das Konzept der „Synodalität", das beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) formuliert wurde, neu beleben. Im Vademecum der Welt-Synode zur Synodalität heißt es: „Wir sind uns bewusst, dass in vielen Ländern schon längst ein synodaler Dialog eingeleitet wurde, wie unter anderem die Kirchenversammlung für Lateinamerika und die Karibik, das Plenarkonzil in Australien und der Synodale Weg in Deutschland und Irland. Darüber hinaus wurden in allen Teilen der Welt Diözesansynoden einberufen." Katholisch.de gibt einen Überblick wie folgt: In AUSTRALIEN hat die Kirche im Juni 2021 ihr erstes sogenanntes Plenarkonzil seit über 80 Jahren einberufen. Die beiden Vollversammlungen sollen vom 3. bis 10. Oktober 2021 in Adelaide und vom 4. bis 9. Juli 2022 in Sydney stattfinden. Erzbischof Timothy Costelloe, Vorsitzender des Plenarkonzils, sagte: „Obwohl das Kirchenrecht immer noch sicherstellt, dass sie [die Kleriker] die Mehrheit im Fünften Plenarrat von Australien haben, übertrifft die Vertretung von Laien und Frauen bei weitem alles, was wir zuvor gesehen haben." Wenn das Plenarkonzil zu Ende ist, gehen die Akten an den Apostolischen Stuhl zur Genehmigung. In IRLAND kündigten die Bischöfe im März 2021 an, binnen fünf Jahren eine Nationalsynode einzuberufen. Vorbereitend soll es einen „Synodalen Weg" („synodal pathway“) geben – eine Formulierung, die in Deutschland vertraut vorkommt. Unter anderem will man in Irland die Stimmen derer hören, die die Kirche verlassen haben. In einer Erklärung der Bischofskonferenz hieß es, die Bischöfe nähmen „einen Ruf nach Transparenz, mehr Beteiligung und Rechenschaftspflicht in der Kirche" wahr. Auch mehr Beteiligung von Frauen sei ein wichtiges Anliegen. Geplant seien zunächst zwei Jahre als Zeit für Gebet, Zuhören und Unterscheidung, gekoppelt an einen landesweiten Konsultationsprozess. Auch in Irland war – wie in Australien – das Ausmaß an Missbräuchen einer der Auslöser. Schon im Mai 2019 hatte die Bischofskonferenz von LATEINAMERIKA UND KARIBIK (CELAM) eine Anfrage an Papst Franziskus für eine Generalkonferenz geschickt. Mit seinem kontinentalen Ansatz ist diese Art von Versammlung ohne Vorbild. Für das Treffen trug der Papst der Kirche auf, auch Laien mit einzubeziehen. Die Versammlung wird aus zwei Phasen bestehen: Zunächst soll es darum gehen, der Basis zuzuhören. Daran sollen sich Laien in möglichst großer Zahl auf Diözesanebene beteiligen. Danach sollen sich tausende Repräsentanten des Kontinents in Mexiko treffen, um die Themen zu diskutieren. DEUTSCHLAND: In ihrem Reformdialog „Synodaler Weg“ wollen die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten, und zwar wegen Corona nicht bis Oktober 2021, sondern bis Anfang 2023. Ausgangspunkt ist auch hier eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. Oberstes Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung. Sie zählt 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind: Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. (katholisch.de v. 19. 10.)

Der vom Papst angestoßene weltweite synodale Prozess der römisch-katholischen Kirche ist aus Sicht des Prager Kardinals Dominik Duka (78) auch eine Vorbereitung auf ein künftiges Konzil. Das schreibt er in einem „Wort zur Eröffnung der synodalen Vorbereitung 2021“ und erinnert an die wichtigen Erfahrungen aus der mehrjährigen „Plenarversammlung" der tschechischen Kirche rund um die Jahrtausendwende. Von 1997 bis 2005 habe man damit einen „mutigen und einzigartigen Schritt" gemacht. Im nunmehrigen weltweiten synodalen Weg hingegen bewege sich die Kirche „in den notwendigen Reformschritten der strukturellen und wirtschaftlichen Konzeption, mit der man in der Prager Erzdiözese wie auch in den Pfarren" ringe. Allerdings warnt er vor Enttäuschungen, „weil die Kirche und ihr Leben auf der Fläche der ganzen Erdkugel verstreut ist und nicht nur innerhalb der großen Kulturkreise, sondern auch in der Vielzahl der Regionen nicht im selben Tempo voranschreitet". (kap v. 20. 10.)

Der synodale Prozess, den Papst Franziskus der Weltkirche verordnet hat und der unlängst in allen Diözesen gleichzeitig gestartet wurde, stellt einen „Paradigmenwechsel" der Kirche in ihrem Selbst- und Weltverständnis dar: Das hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung „Die Furche" betont. „Denn dieses öffentliche Hinhören darf nicht mehr zu einem Verschweigen und Verweigern notwendiger Reformschritte in der Kirche führen." Damit aber entziehe Franziskus den bisherigen Machtzentren im Vatikan „gewohnte Einflussmöglichkeiten". Der „Veränderungsdruck von außen und von innen wird immer größer" und der nun eingeschlagene Weg ermögliche es den Engagierten, „sich inhaltlichen Themen zuwenden zu können. […] Durch die Art des Prozesses besteht die Chance, von einer kirchlich-internen Nabelschau wegzukommen und den Blick darauf zu richten, wofür es diese Kirche in der heutigen Gesellschaft überhaupt braucht. In gut paulinischer Tradition besteht die Chance einer charismen- und ressourcenorientierten Weiterentwicklung der Kirche." (Die Furche v. 26. 10.; kap u. vn v. 28. 10.)