Ökumene

Die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen gibt jedes Jahr einen Bibelvers als Jahreslosung aus. 2022 ist es: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen." Ein Schritt zu mehr Ökumene? Ausschnitte aus dem Interview von domradio.de mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel: „Geliebt zu sein von Gott, ist bedingungslos. Aber auch, dass jeder andere Mensch bedingungslos angenommen ist. Das Abendmahl, die Eucharistie ist eben der Ort, wo wir das besonders erfahren. […] Und das ist natürlich für uns auch eine ökumenische Herausforderung, dass wir das bewusst gemeinsam leben, uns wechselseitig einzuladen, weil wir von Christus eingeladen sind. Das finde ich ganz wichtig. Christus ist der Einladende beim Abendmahl und deswegen gibt es keinen Grund, weswegen ich da jemand anderen ausschließen sollte. Genau das zu verkünden, weitersagen, zu leben, das machen wir in der Diakonie…“ (domradio.de v. 2. 1.)

Das ökumenische Friedensgebet, das jährlich von den Missionswerken missio Aachen und missio München sowie der Evangelischen Mission Weltweit herausgegeben wird, lenkt 2022 den Blick auf Kenia: Die anstehenden Präsidentschaftswahlen, der Klimawandel, die Corona-Pandemie, große soziale Ungleichheiten und Terrorismus bedrohen das friedliche Zusammenleben in Ostafrika. Verfasst hat das Gebet die kenianische Ordensschwester Mary Grace Sawe. Ordensfrau der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut kam 2010 als Krankenschwester nach Deutschland. (vn v. 4. 1.)

Papst Franziskus gratuliert allen Ostkirchen, die am 7. Januar ihr Weihnachtsfest nach dem julianischen Kalender feiern. In seinen Glückwunsch schloss er „sowohl katholische wie orthodoxe“ Christen ein. Das Weihnachtsfest bereits am 25. Dezember gefeiert haben u.a. die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Diese Kirchen haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts den gregorianischen Kalender übernommen. (vatican news v. 6. 1.)

Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. hat sich für den Weihnachtsgruß von Papst Franziskus bedankt. Dies berichtete die russische Agentur Ria Novosti. Er begrüßte bei der orthodoxen Christmette am 7. Januar in der Christus-Erlöser-Kathedrale den Vorsitzenden der russischen römisch-katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Paolo Pezzi von Moskau. Dieser habe ihm die Wünsche des Papstes überbracht. „Ich schätze die guten Beziehungen, die sich zwischen uns entwickelt haben, sehr“. Die Ergebnisse werde man „in vielen gemeinsamen Aktionen sehen, einschließlich der Erreichung von Frieden, wo es keinen Frieden gibt“, sagte Kyrill (kap u. vn v. 7. 1.)

Vom 18. bis 25. Jänner wird auch in Österreich die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen" begangen. Dem Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) stehen u.a. vor: der ÖRKÖ-Vorsitzender Prof. Rudolf Prokschi, die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, der Pfarrer P. Erhard Rauch und Michel Harb, der Pfarrer der maronitischen Gemeinde in Wien. Die Predigt hält die methodistische Pastorin Esther Handschin. Der Gottesdienst steht unter dem biblischen Motto der Sterndeuter: „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten." Nicht nur in Wien, sondern in allen Diözesen finden in dieser Woche ökumenische Gottesdienste statt. Das Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich lädt für den 17. Jänner zu einem Gottesdienst in den Linzer Mariendom. Dem Forum gehören die Altkatholische Kirche, die Baptisten, die Evangelische Kirche A.B. und die Evangelische Kirche H.B., die Evangelisch-methodistische Kirche, die Koptisch-orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-orthodoxe Kirche und Serbisch-orthodoxe Kirche an. Die deutsche Fassung der Matrialien wurde von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland erarbeitet. (kap v. 7. 1.)

Eines gemeinsames Osterdatum aller Kirchen fordert der Grazer Ökumene-Experte Basilius Bert Groen, bis 2018 ordentlicher Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Universität Graz. Er spricht sich für die Umsetzung des sogenannten „Aleppo-Modells“ aus. Ein gemeinsamer Ostertermin würde positiv bedeuten, „dass die östliche und die westliche Christenheit ihre liturgischen theologischen Schätze und ihre beeindruckenden Gottesdienste während der Großen Fastenzeit, der Karwoche, Ostern und der fünfzig Tage bis Pfingsten besser teilen können“, so Groen. Das sogenannte „Modell von Aleppo“ hatte eine dazu eingerichtete Kommission des Weltkirchenrates 1997 in Aleppo (Syrien) erarbeitet und verabschiedet. Es soll demnach die Vorschrift des Ökumenischen Konzils von Nizäa (325) übernommen werden, wonach Ostern auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fallen muss. „Sicherlich sind viele Christinnen und Christen in Ost und West heute bereit, in diese Richtung zu gehen. Doch gleichzeitig zeigt eine Vielzahl von Gruppen keinerlei Willen, einen solchen Schritt zu tun." Das Fazit des Ökumene-Experten: Um sich in der Kalenderfrage anzunähern, „bedarf es offensichtlich eines hohen Maßes an sorgfältiger Bildung und pastoraler Sensibilität“. Groen mahnte von den Kirchen die Bereitschaft ein, ihre eigenen konfessionellen Identitäten nicht für absolut zu erklären, sondern im Geist der Einheit, „Zugeständnisse zu machen oder den ersten Schritt in Richtung Einheit zu setzen“. (vn v. 14. 1.)

Angesichts kleiner werdender Kirchengemeinden rücken in verschiedenen Orten des Bistums Hildesheim evangelische und römisch-katholische Gemeinden enger zusammen. Im Lingener Ortsteil Baccum wollen sie gemeinsam ein Pfarrhaus nutzen. Im Nordhorner Stadtteil Klausheide nutzen seit mehr als zehn Jahren drei christliche Konfessionen - lutherisch, reformiert und römisch-katholisch - gemeinsam ein Kirchengebäude für Gottesdienste. „Es ist für die Ökumene nicht nur ein starkes Zeichen, sondern es ist auch der richtige Weg, um nach außen deutlich zu machen, dass wir zusammengehören", sagte der römisch-katholische Pfarrer Ulrich Högemann. Man sei überzeugt, dass in der ökumenischen Kooperation die Zukunft liege. Auch im wenige Kilometer entfernten Lingener Ortsteil Baccum wollen Katholiken und Reformierte künftig gemeinsam ein Pfarrgemeindehaus nutzen. Schon jetzt liegen sich reformierte und römisch-katholische Kirche samt den Gemeindehäusern auf dem „Platz der ökumenischen Mitte" gegenüber. In den vergangenen Jahren sei bei beiden Gemeinden die Einsicht gewachsen, dass es sinnvoller sei, ein gemeinsames Gemeindehaus zu betreiben. Das römisch-katholische Gemeindehaus soll verkauft werden. „Das ist ein konsequenter Schritt, und es wird nicht der letzte Schritt sein", sagte der römisch-katholische Pfarrer Sinnigen. Es gebe eine ökumenische Gruppe für Menschen mit Behinderungen, eine ökumenische Mutter-Kind-Gruppe. Vieles, was mit Musik zu tun habe, sei ökumenisch. Aus Sicht der evangelisch-reformierten Gemeinde sei es wichtig, dass sich beide Gemeinden dabei auf Augenhöhe begegneten, sagte Pastorin Martina Korporal. (dpa v. 16. 1.)

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der griechisch-orthodoxen Kirche Hagia Triada (Heilige Dreifaltigkeit) haben die Kirchengemeinden Istanbuls gemeinsam die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Geleitet wurde der Gottesdienst vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. An seiner Seite standen Bischöfe der syrisch-orthodoxen und der armenisch-apostolischen Kirche sowie der römisch-katholischen Ostkirchen. Für die deutschsprachigen Katholiken in Istanbul gehört Ökumene zum Alltag. Die Mitglieder der Gemeinde St. Paul und St. Georg besuchen monatlich die evangelische Kreuzkirche, um ihre ökumenische Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen. (kap u. vn v. 25. 1.)

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch plädiert nach der Brandstiftung in einer evangelischen Kirche in Berlin und den Schüssen auf ein Islamisches Kulturzentrum in Halle für mehr Einsatz für Religionsfreiheit. „Wer Synagogen, Kirchen oder Moscheen angreift, anzündet oder anderweitig zerstört, meint nicht das Gebäude, er meint die Menschen, die darin Schutz und Gebets-Gemeinschaft suchen“, erklärte er. In Halle hatte ein Mann mit einem Luftgewehr aus seiner Wohnung heraus auf das Islamische Kulturcenter gegenüber geschossen. Menschen wurden nicht getroffen. (kna u. vn v. 25. 1.)

Die Predigt von Papst Franziskus zum Abschluss der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen in Auszügen: „Bevor ich einige Gedanken mit euch teile, möchte ich Seiner Eminenz Metropolit Polykarpos, dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats, Seiner Gnaden Ian Ernest, dem persönlichen Vertreter des Erzbischofs von Canterbury in Rom, und den Vertretern der anderen anwesenden christlichen Gemeinschaften meinen Dank aussprechen. Und ich danke euch allen, Brüder und Schwestern, dass ihr zum Gebet gekommen seid. Ich begrüße insbesondere die Studenten: die des Ecumenical Institute of Bossey, die ihre Kenntnis der katholischen Kirche vertiefen; die anglikanischen Studenten des Nashotah College in den Vereinigten Staaten von Amerika; die orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Studenten, die ihrem Studium durch das Stipendium des Komitees für die kulturelle Zusammenarbeit mit den orthodoxen Kirchen nachgehen, das beim Rat zur Förderung der Einheit der Christen tätig ist. Auch diesem danke ich. Nehmen wir den schmerzvollen Wunsch Jesu an, der will, dass wir »eins« sind (Joh 17,21), und gehen wir mit seiner Gnade auf die volle Einheit zu! Die Sterndeuter helfen uns auf dieser Reise: 1. Zunächst machten sich die Sterndeuter »aus dem Osten « (Mt 2,1) auf den Weg. […] 2. Die Sterndeuter aus dem Osten kommen in Jerusalem an, mit der Sehnsucht nach Gott im Herzen. […] Auch auf unserem Weg zur Einheit können wir aus demselben Grund ins Stocken geraten, der jene Menschen lähmte: die Angst, die Verstörung. Es ist die Furcht vor dem Neuen, die Gewohnheiten und erworbene Sicherheiten ins Wanken bringt; es ist die Angst, dass der Andere meine Traditionen und gefestigten Schemata infrage stellt. […] Der Herr möchte, dass wir einander vertrauen und miteinander gehen, trotz unserer Schwächen und Sünden, trotz vergangener Fehler und gegenseitiger Verletzungen. […] Nähern wir uns also Jesus durch sein Wort, aber nähern wir uns durch das Wort Jesu auch unseren Geschwistern. Sein Stern wird auf unserem Weg erneut aufgehen. 3. So erging es auch den Sterndeutern, als sie die letzte Etappe erreichten: Betlehem. […] Sie werden so zu einem prophetischen Zeichen für uns, die wir uns nach dem Herrn sehnen. […] Auch für uns kann die volle Einheit im selben Haus nur durch die Anbetung des Herrn entstehen. Liebe Brüder und Schwestern, die entscheidende Etappe auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft erfordert ein intensiveres Gebet, die Anbetung Gottes. […] Die Gaben der Sterndeuter versinnbilden, was der Herr von uns empfangen möchte. Gott soll das Gold, das kostbarste Element, erhalten; das heißt, ihm muss der erste Platz gegeben werden. Auf ihn müssen wir schauen, nicht auf uns; auf seinen Willen, nicht auf den unseren; auf seine Wege, nicht auf die unseren. Wenn der Herr wirklich an erster Stelle steht, können sich unsere Entscheidungen, auch die kirchlichen, nicht mehr nach der Politik der Welt richten, sondern nur nach den Wünschen Gottes. Und dann ist da der Weihrauch, der uns an die Bedeutung des Gebets erinnert […] Lasst uns nicht müde werden, füreinander und miteinander zu beten. Die Myrrhe schließlich, die zur Verehrung des vom Kreuz herabgenommenen Leibes Jesu eingesetzt werden wird. […] Gib uns, Herr, den Mut, unsere Wege zu ändern, uns zu bekehren, deinem Willen zu folgen und nicht unseren eigenen Zweckmäßigkeiten; gemeinsam voranzuschreiten, auf dich zu, der du uns durch deinen Geist eins machen willst.“ (vn v. 25. 1.)