Zur Welt-Bischofsynode über Synodalität der Kirche und zum deutschen „Synodalen Weg“

Die Kirche ist zwar keine Demokratie, sie kann und muss sich künftig aber sehr wohl bei den Abläufen im Gottesvolk demokratischer Spielregeln bedienen. Davon zeigte sich der emeritierte Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner bei einem Vortrag bei den Theologischen Kursen in Wien überzeugt. Ein solches Implementieren von demokratischen Erfahrungen sei zumindest in Nordamerika und in Europa dringend nötig. Die Menschen in dortigen Kirchengemeinden, ihren Diözese und in der Weltkirche würden hingegen eine andere Partizipationskultur erleben. Das erzeuge bei vielen Kirchenmitgliedern Unverständnis. „Das undemokratische Verhalten von Amtsträgern, durch welches sie sich nicht ernst genommen fühlen, entfremdet sie von ihrer Kirche. Jene, die nicht leiden wollen, ziehen sich zurück." Andere hofften, dass die Kirche sehr wohl „Demokratie kann" und jetzt im Rahmen des „Synodalen Prozesses“ der Weltkirche ihr kulturelles Martyrium beendet wird. Zwar mahne der Papst mit Blick auf den Synodalen Prozess, dass dieser nicht mit Parlamentarismus zu verwechseln sei. Sondern „Synodaler Weg ist Hinhorchen auf das, was der Geist heute den Gemeinden sagt." Demokratische Abläufe sind für die Kirche nichts Neues: „Päpste werden gewählt. Auf Konzilien werden Beschlusstexte abgestimmt, zwar nicht über die Wahrheit, aber über die Wahrheitsfindung. Und in Ordensgemeinschaften ist es undenkbar, dass die Leitung nicht gewählt wird." Geht es um die Ernennung eines Bischofs schlägt Zulehner ein mehrstufiges Verfahren mit Einbeziehung der Gläubigen vor. Auch die Papstwahl könne neu geordnet werden, auch mit gewählten Vertretern der Ortskirche, so Zulehner. (kap v. 5. 10.)

Die deutsche Juristin Charlotte Kreuter-Kirchhof hat den deutschen „Synodalen Weg“ als Teil des weltweiten „Synodalen Prozesses“ verteidigt. Sie ist Mitglied im Synodalforum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“. Die Themen der deutschen Reformdebatte seien auch in anderen Ländern virulent: „Wir stehen nicht abseits, sondern im Zentrum.“ Im Vatikan berät sie Papst Franziskus als eine Expertin im vatikanischen Wirtschaftsrat, dessen Vize-Koordinatorin sie ist. Bei einem Vortrag zum Synodalen Weg an der Deutschen Botschaft im Vatikan charakterisierte sie den Synodalen Weg als gemeinsamen Reformweg von Bischöfen und Gläubigen, der grundlegend geistlich inspiriert sei. Sie wandte sich dabei entschieden gegen Behauptungen, die deutsche Kirche wolle einen nationalen Sonderweg einschlagen. Der Synodale Weg sei „Teil der katholischen Weltkirche [… und ist] mit dem Kirchenrecht konform“. In dessen Rahmen könnten die Bischöfe viele Reformen bereits jetzt umsetzen. Anliegen des Synodalen Weges, die das universale Kirchenrecht beträfen, gingen hingegen als Bitten an den Papst. Zum Thema „Macht und Gewaltenteilung“ präzisierte Kreuter-Kirchhof, dass es dem Synodalen Weg nicht um die Abschaffung bischöflicher Macht gehe. Die bischöfliche Autorität und die synodale Mitbeteiligung der Gläubigen könnten positiv zusammenwirken: „Synodalität ist anstrengend, aber möglich“, resümierte sie. Diese Lektion könne Deutschland auch in den Synodalen Prozess der Weltkirche einspeisen. (vn v. 5. 10.)

Der Dialogprozess zwischen Mitgliedern der Österreichischen Bischofskonferenz mit kirchlichen Frauen soll künftig halbjährlich stattfinden. Das ist das Ergebnis der zweiten Gesprächsrunde von Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen mit Bischöfen. „Diese Treffen sind schöne Ergebnisse des Synodalen Prozesses", resümierte Gabriele Eder-Cakl vom Pastoralamt der Diözese Linz gegenüber Kathpress. Von bischöflicher Seite nahmen Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau) und Josef Marketz (Gurk) an der Dialogrunde teil. Weitere Gesprächsteilnehmerinnen waren Angelika Ritter-Grepl als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Seelsorgeamtsleitenden Österreichs, Lucia Greiner, Anna Findl-Ludescher als geschäftsführende Vorsitzende der Pastoralkommission Österreichs und Petra Gstöttner-Hofer von der Plattform der Frauenkommissionen Österreichs. Einen hohen Stellenwert in den Ergebnissen des Synodalen Prozesses in Österreich haben Fragen rund um mehr Geschlechtergerechtigkeit. Laut Eder-Cakl hätten die beiden Bischöfe und die Frauenvertreterinnen „die Gemeinsamkeit und das offene Zugehen aufeinander sowie das klare Benennen der aktuellen Themen" sehr hervorgehoben. Weiters wurde die bereits laufende Umsetzung der Förderung von Frauen in Leitungspositionen besprochen. Denn die Bischofskonferenz hatte beschlossen, den Anteil von Frauen mit Leitungsverantwortung in Dienststellen, Gremien und Arbeitsgruppen der Diözesen in sieben Jahren zumindest auf ein Drittel zu erhöhen. (kap u. vn v. 5. 10.)

Die von Papst Franziskus ausgerufene Weltsynode soll die Kirche Afrikas inklusiver machen. In manchen Ländern Afrikas stößt das Konzept jedoch auf Widerstand. Kleriker könnten die Stimmen aus den Gemeinden erneut unter dem mächtigen Wort von Priestern und Bischöfen verstummen lassen, so die „African Synodality Initiative" (ASI), welche ein Gemeinschaftsprojekt der Vereinigung ostafrikanischer Bischofskonferenzen (AMECEA), des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) und der Jesuitenkonferenz von Afrika und Madagaskar (JCAM) ist. Die Organisatoren wollen die Diözesen begleiten, um „erfolgreich und konstruktiv" an der Weltsynode teilnehmen können und sicherzustellen, dass alle Stimmen zu Wort kommen, berichtet die Programmkoordinatorin Ndanu Mung'ala in Nairobi. Dass eine Frau die Initiative koordiniert, sieht Mung'ala als „erstes Anzeichen für die Inklusivität". Ein Ziel der Initiative sei es, Frauen „bei jeder synodalen Aktivität zu Wort kommen lassen". Das sei bei dem unlängst veröffentlichten Synoden-Begleitbuch „Voices from Africa" gelungen. Der Großteil der Co-Autoren ist weiblich. Allerdings können wir „nicht behaupten, dass wir nicht um die Machtposition von Priestern und Bischöfen in afrikanischen Gesellschaften wüssten", meint Nora Nonterah, Ethikerin an der Kwame-Nkrumah-Universität in Ghana. „Dabei müssen wir uns fragen, welche Art von Kirche wir sein wollen - eine Kirche der wenigen Mächtigen oder eine Kirche der Getauften, in der sich alle wertgeschätzt und verantwortlich fühlen.“ Frau Nonterah zufolge könne die Kirche für den Synodalen Prozess auf Afrikas Kulturschatz zurückgreifen: In einigen Ländern heißen die traditionellen Diskussionsrunden „Palaver“, in anderen „Baraza“ oder „Indaba“, bei denen jeder angehört und gemeinsam beraten wird. Einen ersten Test durchlaufen die Resultate der Diözesen Afrikas bei der Kontinentalen Synodalversammlung im März 2023 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Zu den Delegierten zählen unter anderem 82 Laien, 22 Jugendliche, 14 Bischöfe, sieben Kardinäle, sechs Ordensleute und drei Gesandte aus Rom. Daneben werden vier Vertreter von anderen Konfessionen erwartet. (domradio.de v. 6. 10.)

„Ein wesentliches Element des Synodenprozesses ist die Entwicklung eines stärkeren Gefühls der Mitverantwortung der Laien für das Leben der Kirche,“ hat Papst Franziskus mit Blick auf die Weltsynode bei einer Audienz für Missionare von Mariannhill gesagt. Bei dem „Synodalen Prozess“ handele es sich um einen „umfassenden synodalen Weg“ in Vorbereitung auf die Bischofssynode in Rom 2023, jetzt verlängert bis 2024. Er „will die Gemeinschaft, die Beteiligung und das missionarische Engagement aller Getauften durch einen Prozess der geistlichen Unterscheidung fördern, der auf Begegnung, Zuhören und Reflexion ausgerichtet ist. […] Ein wesentliches Element des Synodenprozesses ist die Entwicklung eines stärkeren Gefühls der Mitverantwortung der Laien für das Leben und die Zukunft der Kirche.“ sagte der Papst. (vn v. 20. 10.)