Ökumene

Papst Franziskus hat die Christen Arabiens zu einem Zeugnis der Geschwisterlichkeit aufgerufen. Bei einem ökumenischen Gebet in der Kathedrale „Unserer Lieben Frau von Arabien“ in Awali erbat er für die christlichen Gemeinschaften ein „erneuertes Pfingsten“. Rund 2.000 Gläubige waren in die zweitgrößte römisch-katholische Kirche der Arabischen Halbinsel gekommen. Anwesend war auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. In seiner Ansprache ging Franziskus vom Pfingstereignis der Apostelgeschichte (Apg 2, 9-11) aus, um auf den Reichtum der christlichen Gemeinschaft zu verweisen: „Heute wie damals ist die Vielfalt der Herkunft und der Sprachen kein Problem, sondern ein Gewinn“, der in der Universalität dieser im „Leib Christi“ vereinten Kirche liegt. Er ermutigte die christlichen Vertreter zu einer „Einheit in Verschiedenheit“. Die kleine christliche Gemeinde in Bahrain, die auf verschiedene Orte und Konfessionen verstreut sei, zeige auf, „wie notwendig es ist, eins zu sein und den Glauben miteinander zu teilen: So wie es in diesem Archipel nicht an stabilen Verbindungen zwischen den Inseln fehlt, so möge es auch unter uns sein, damit wir nicht isoliert sind, sondern in geschwisterlicher Gemeinschaft“, so Franziskus. Dazu gehöre etwa auch „die schöne Gewohnheit“, die Kirchen den verschiedenen christlichen Gemeinschaften zur Verfügung zu stellen, damit diese dort jeweils beten könnten. Wesentlich sei dabei, sich „nicht in Gleichförmigkeit“ einzuschließen, sondern die eigene Verschiedenheit anzunehmen. Es gehe darum, „zu lernen, jedem Bruder und jeder Schwester im Glauben als Teil des Leibes zu begegnen, dem sie angehören. Dies ist der Geist des ökumenischen Weges.“ Alle Gläubigen sollten sich selbstkritisch fragen, was sie zur Ökumene beitrügen und sich gemeinsam hier um Fortschritte bemühen. Der Papst kam im zweiten Teil seiner Ansprache auf die Notwendigkeit des christlichen Lebenszeugnisses zu sprechen. Im Anschluss an die Ansprache des Papstes beteten die Anwesenden um Frieden, Einheit, Dialog und für die Leidenden; die Anliegen wurden von verschiedenen Kirchenvertretern vorgetragen. Nach dem Friedensgebet des heiligen Franz von Assisi spendete der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. den Schlusssegen. Die Kathedrale ist Sitz des Apostolischen Vikars von Nordarabien. König Ahmad bin Isa Al Khalifa hatte dafür am 11. Februar 2013, dem Festtag Unserer Lieben Frau von Lourdes, ein Grundstück gestiftet. (vn v. 4. 11.)

Die in Wien ansässige Stiftung Pro Oriente stellt alle relevanten Dialog-Dokumente, Erklärungen und sonstigen Texte des orthodox-katholischen Dialogs online, und das in acht Sprachen. Die Datenbank ist unter www.orthcath.net zu finden. Ergebnisse von Dialoginitiativen auf regionalen Ebenen finden sich darin genauso wie auch gemeinsame Studien unabhängiger Dialoggruppen sowie zusätzlich Dokumente, die für den orthodox-katholischen theologischen Dialog von Bedeutung sind. Die neue Online-Datenbank versteht sich als Service-Stelle. (kap v. 4. 11.)

Eine internationale Pro Oriente-Tagung in Rom befasste sich mit den Erfahrungen der Orthodoxie mit Synodalität und hatte das Ziel, diese Erfahrungen für den „Synodalen Prozess“ in der römisch-katholischen Kirche fruchtbar zu machen. Veranstalter der Tagung „Synodalität in Leben und Mission der Orthodoxen Kirche“ war neben Pro Oriente das Institut für Ökumenische Studien der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum), wo die Tagung auch stattfand. Der Präsident der österreichischen Pro-Oriente-Stiftung, Alfons M. Kloss, zog ein positives Resümee der Konferenz: „Die orthodoxen Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer haben in sehr eindrucksvoller und offener Weise ihr Verständnis und ihre Praxis von Synodalität diskutiert.“ Damit hätten sie einen wertvollen Beitrag zur geplanten Synode der römisch-katholischen Kirche geleistet. Dies sei „ein weiterer Anstoß dafür, dass sich die Christinnen und Christen weltweit in größerer Einheit im Sinne der Frohen Botschaft engagieren“. Die rumänisch-orthodoxe US-Theologin Teva Regule beleuchtete in ihrem Vortrag u.a. die Beteiligung von Laien an synodalen Prozessen in der Orthodoxie. Und schließlich sei es auch das gläubige Volk gewesen, das die Entscheidungen der Konzilien akzeptieren musste. So habe sich nach dem Konzil von Nizäa 325 die Verurteilung des Arianismus nur durch die Annahme des Volkes durchsetzen können. Andererseits lehnten die orthodoxen Gläubigen die Beschlüsse des Konzils von Ferrara-Florenz (1438/39) übereinstimmend ab, sodass sie nie zur Geltung kamen. Besonders in der orthodoxen Diaspora seien Laien nicht nur in beratenden, sondern ebenso in entscheidenden Gremien auf lokaler Gemeinde- und teils auch Diözesanebene vertreten. In manchen Diözesen bestimmten Laien auch bei der Bischofswahl mit, so etwa in der Orthodox Church in America. Frauen hätten immer am diakonischen Dienst der Kirche teilgenommen, in der frühen Kirche auch als ordinierte Diakoninnen. Seit rund 150 Jahren gebe es Stimmen, die die Wiedereinführung des Frauendiakonats forderten. 1988 fand auf Rhodos auf Initiative des damaligen Ökumenischen Patriarchen Demetrios eine Konferenz statt, die sich diesem Thema widmete. Ergebnis der Beratungen war, dass das Amt der Diakoninnen wiederbelebt werden sollte. Der orthodoxe kenianische Geistliche und Theologe John Njoroge kam in seinem Vortrag u.a. auf das Panorthodoxe Konzil von Kreta 2016 zu sprechen: Mangelnde Synodalität bzw. Konziliarität unter den Orthodoxen Kirchen würden das künftige Leben und die Mission der Kirche in der Welt beeinträchtigen, warnte er. Weitere Vorträge und Diskussionen beschäftigten sich mit dem wegweisenden Konzil der Russisch-orthodoxen Kirche 1917/18, mit den orthodoxen Laienbewegungen, der Partizipation von Laien bei der Wahl von Bischöfen und Patriarchen, orthodoxen Jugendbewegungen, dem orthodoxen Engagement im Weltkirchenrat oder auch dem Thema „Frauen und Synodalität“ sowie dem möglichen Frauendiakonat. Die Ergebnisse der Konferenz werden auch in einem Tagungsband in Buchform veröffentlicht. (kap u. vn v. 8. 11.)

„Nie wieder Krieg!“ - das haben die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, gefordert. Sie äußerten sich in einem gemeinsamen Grußwort anlässlich des Volkstrauertags am 13. November. Unter dem Eindruck der schrecklichen Erfahrungen zweier Weltkriege sei „Nie wieder Krieg" das „fundamentale Ziel europäischer Einigungsbemühungen" gewesen. „Spätestens seit Anfang 2022 haben wir erlebt, wie diese Hoffnung auf eine europäische Friedensordnung zerbrochen ist.“ (vn v. 10. 11.)

Katholiken und Orthodoxe haben in Roman (Rumänien) gemeinsam ein Symposium zum Thema Bibel durchgeführt. Damit hat die römisch-katholische Kirche des Landes erstmals zum Bibeltag, den die orthodoxen Christen seit 2006 jedes Jahr am 13. November organisieren, beigetragen. Die Veranstaltung wurde vom „Zentrum für Bibelstudien“ der orthodoxen Eparchie von Roman und Bacău sowie der Abteilung für Bibelforschung der römisch-katholischen Diözese Iaşi durchgeführt. Der orthodoxe Priester Mihăiţă Popovici, der zu den Initiatoren des Symposiums gehört, hat u. a. an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Bukarest promoviert. (vn v. 14. 11.)

Mehrere Jahre ökumenischer Bemühungen in Schottland gipfelten jetzt in der Unterzeichnung der „Saint Margaret Declaration“ zur gegenseitigen Anerkennung der christlichen Kirchen. Sie wurde vom römisch-katholischen Erzbischof von Edinburgh, Leo Cushley, dem Vorsitzenden der Generalversammlung der Presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, und Prinzessin Anne unterzeichnet. Ort der Unterzeichnung war die Abtei von Dunfermline, wo die heilige schottische Königin Margaret (1045-1093) gemeinsam mit neun anderen schottischen Monarchen begraben liegt. In der Erklärung bringen die beiden Kirchen „ihre gegenseitige Anerkennung als christliche Kirchen zum Ausdruck, die sich aus Brüdern und Schwestern in Christus zusammensetzen, bekunden ihre Freundschaft und Achtung füreinander und verpflichten sich, bei der Verkündigung des Reiches Gottes zusammenzuarbeiten“. Weiters erkennen die religiösen Führer „die Wunden an, die unsere Vorfahren einander in der Vergangenheit zugefügt haben, und bitten um Vergebung dafür“. Die „Church of Scotland“ ist presbyterianisch organisiert und wurde 1560 nach calvinistischem Vorbild eingeführt. (agensir u. vn v. 17. 11.)

Papst Franziskus hat den Katholikos-Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens, Mar Awa III., im Vatikan empfangen. Bei der Begegnung stellte Franziskus ein gemeinsames Osterdatum in Aussicht. In allen altorientalischen Kirchen wird Ostern nach dem Julianischen Kalender gefeiert; in der römisch-katholischen Kirche hingegen nach dem Gregorianischen. Papst Franziskus dankte Mar Awa III. in seiner Rede dafür, dass er den Wunsch nach einem gemeinsamen Datum für das Osterfest der Christen geäußert hatte. Papst Franziskus erinnerte daran, dass im Jahr 2025 das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa stattfinden wird und in diesem Jahr Ostern in der Ost- und Westkirche auf den gleichen Termin fällt: „Das Zeichen, das gesetzt werden muss ist: Es gibt nur einen Christus für uns alle. Lasst uns mutig sein und gemeinsam suchen. Ich bin bereit. […] Lasst uns den Mut haben, dieser Trennung ein Ende zu setzen“. Hinsichtlich eines gemeinsamen Ostertermins der Christen hatte sich erst kürzlich auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. optimistisch geäußert: „Unser Ziel ist es, dass wir im Rahmen des Jubiläums eine Lösung für Ostern finden. Der Papst hat die besten Absichten, und ich denke, der Moment ist gekommen, sowohl für die orthodoxe Kirche als auch für die Katholiken, ein gemeinsames Datum zur Feier der Auferstehung Christi festzulegen." Der Papst nutzte sein Treffen mit Mar Awa III. auch, um für Frieden und Religionsfreiheit im Nahen Osten zu werben. (vn v. 19. 11.)

Zum Fest des hl. Andreas hat Papst Franziskus dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I., dem Nachfolger des hl. Andreas, gratuliert und würdigt „die Tiefe der Bande, die uns vereinen. […] Die volle Wiederherstellung der Gemeinschaft unter allen, die an Jesus Christus glauben, ist eine unwiderrufliche Verpflichtung für jeden Christen“. Die „Einheit aller“ sei „nicht nur der Wille Gottes, sondern eine dringende Priorität in der Welt von heute“. Mit Recht würden die „historischen und theologischen Gründe“ für die Spaltung unter Orthodoxen und Katholiken erforscht. „Diese gemeinsame Untersuchung muss weitergehen“, so der Papst. Dabei sollten allerdings „Polemik oder Apologie“ außen vor bleiben. Ausdrücklich schreibt der Papst, wenn einmal „volle Gemeinschaft“ hergestellt sei, werde man „sich auch um denselben eucharistischen Tisch versammeln können“. An den orthodoxen Feiern in Istanbul zum Andreasfest nimmt traditionell eine Delegation aus dem Vatikan teil. (vn v. 30. 12.)