Ökumene

Nur eine breite Konsenslösung für einen gemeinsamen Ostertermin ist sinnvoll, um nicht neue Spaltungen entstehen zu lassen. Das schreibt Thomas Mark Németh, Professor für Theologie und Geschichte des christlichen Ostens an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien und Priester der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche in einem Beitrag in der Zeitschrift „Die Furche“. Neben Traditions- und Vernunftsargumenten seien auch „eine demütige Grundhaltung und ökumenische Bereitschaft“ gefragt. Seit spalte der Spätantike der Ostertermin Ost- und Westkirchen. Auch andere Frühlingsfeste der Religionen bezeugen die Unwägbarkeiten zwischen Sonnen- und Mondjahr. Denkbar wäre deshalb ein festes Datum, z. B. am zweiten Sonntag im April. Dies ließe sich mit der Annahme begründen, dass Jesus wahrscheinlich am 7. April 30 gestorben sei. Ins Spiel gebracht sei schon die Möglichkeit der Feier am Sonntag, der dem jüdischen Pessach folge. „Befürworter sehen dies als eine Berücksichtigung jüdischer Wurzeln, anderen erscheint dies aber unter Hinweise auf frühchristliche Abgrenzungstendenzen eher als eine Distanzierung davon und ist wenig konsensfähig“, erläuterte Németh. Mehr Chancen werden dem 1997 verabschiedeten „Aleppo-Dokument“ eingeräumt. „Es handelt sich dabei um ein vom Ökumenischen Rat der Kirchen mitentwickeltes modifiziertes Modell des gregorianischen Kalenders. Geografischer Bezugspunkt ist der Meridian von Jerusalem. Die Bestimmung des Frühlingsbeginns wird wissenschaftlichen Kriterien überlassen, worauf auch Patriarch Bartholomaios I. Wert legt. Insgesamt ließe sich das Aleppo-Modell mit dem „Geist von Nizäa“ in Einklang bringen. (Die Furche u. vn v. 13. 4.)

Der vatikanische Pressesprecher hat bestätigt, dass der Vatikan Anfang April Teile der Reliquie des „Wahren Kreuzes“ dem britischen König geschenkt hat. Anlass dafür war das hundertjährige Bestehen der Kirche in Wales. Es handelt sich um zwei kleine Holzfragmente des Kreuzes, an dem Jesus der christlichen Tradition zufolge gekreuzigt wurde. Die Reliquien, die im Vatikan aufbewahrt waren, wurden in die St. James-Kapelle in London gebracht. (vn v. 20. 4.)

Der koptisch-orthodoxe Patriarch von Alexandria, Tawadros II., wird am 10. Mai den Tag der Freundschaft zwischen Kopten und Katholiken begehen und an der Generalaudienz auf dem Petersplatz teilnehmen. Außerdem wird er einer Göttlichen Liturgie in der Lateranbasilika vorstehen. Die Erlaubnis wurde als geschwisterliche Geste für die koptische Kirche erteilt, mit der die römisch-katholische Kirche das gleiche Verständnis der Eucharistie teilt. Pater Hyacinthe Destivelle, Beamter des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen, erläutert den vatikanischen Medien die Bedeutung dieser wichtigen Reise: „Wir feiern drei Ereignisse: Das erste ist der 50. Jahrestag der ersten Begegnung zwischen einem Bischof von Rom und einem koptisch-orthodoxen Patriarchen. 1973 trafen sich der Patriarch - der auch den Titel eines Papstes trägt - Shenouda und Papst Paul VI. am 10. Mai in Rom und unterzeichneten ein sehr berühmtes christologisches Abkommen, das als Modell für ähnliche Abkommen mit den anderen orthodoxen Ostkirchen diente und die drei ersten ökumenischen Konzilien anerkannte. Dann feiern wir auch den zehnten Jahrestag des ersten Besuchs von Tawadros im Jahr 2013 […und] wir feiern damit das Ende von 1500 Jahren christologischer Kontroversen um das Konzil von Chalcedon. […] Heute finden die theologischen Beziehungen im Rahmen einer Gemischten Kommission zwischen der katholischen Kirche und allen orthodoxen Ostkirchen statt, in der die koptische Kirche eine besondere Rolle spielt, da der Ko-Vorsitzende von Anfang an ein koptischer Bischof ist“, so Destivelle. (vn v. 22. 4.)

Papst Franziskus hat an seinem zweiten Reisetag in Ungarn Metropolit Hilarion, den ehemaligen Außenamtschef des russisch-orthodoxen Patriarchats von Moskau, getroffen. Die Begegnung in der Nuntiatur in Budapest sei laut Vatikan „freundlich“ gewesen, über Inhalte wurde nichts bekannt. Im Verlauf der Begegnung habe der Papst auch das Panagia oder Enkolpion des Metropoliten geküsst. Dieses symbolisiert die Metropolitenwürde der ostkirchlichen Bischöfe. Hilarion war bis Juni 2022 der „Außenminister“ des Moskauer Patriarchen Kyrill I. Im Zuge des russischen Kriegs in der Ukraine wurde er überraschend abberufen und als neuer Metropolit der Diözese (Eparchie) Budapest und Ungarn eingesetzt. (vn v. 29. 4.)