Die österreichischen Reformbewegungen Wir sind Kirche, Pfarrerinitiative, Laieninitiative und Priester ohne Amt sind Papst Franziskus dankbar für die zahlreichen Reformschritte, die er in seiner zwölfjährigen Amtszeit gesetzt hat. Das schlichte „Buona sera!“, mit dem er am 13. März 2013 nach seiner Wahl die Menschen am Petersplatz und in aller Welt grüßte, war der Auftakt zu einem Pontifikat, das den Menschen zugewandt war und das die Kirche aus Erstarrung und Selbstbezogenheit herausführen wollte.
Sein Plädoyer für eine „verbeulte Kirche“, die sich verletzt und beschmutzt, indem sie auf die Straßen hinausgeht, und gegen eine Kirche, die krank ist wegen ihrer Verschlossenheit und ihrem Klammern an eigene Sicherheiten, hat innerhalb der kirchlichen Hierarchie freilich auch heftige Widerstände ausgelöst. Kein anderer Papst der modernen Zeit sah sich mit so viel innerkirchlichem Widerstand konfrontiert wie Papst Franziskus. Kein anderer Papst aber auch hat die Finger so sehr in die Wunden des kirchlichen Lehramtes gelegt wie es Papst Franziskus getan hat.
Mit unzähligen symbolischen Gesten, spontanen Wortmeldungen, Apostolischen Schreiben, Päpstlichen Enzykliken und anderen Statements versuchte Franziskus die Katholische Kirche weiter zu entwickeln. In mancherlei Hinsicht erwies er sich dabei als Türöffner – etwa in der Frage des Kommunionempfangs für Geschiedene Wiederverheiratete oder im Umgang mit homosexuellen Menschen – und es ist der Kirche zu wünschen, dass sie nun die Kraft und die Entschlossenheit findet, den kleinen Spalt, den Franziskus aufgetan hat, nicht wieder zu schließen, sondern die Tür im Gegenteil ganz aufzumachen.
In mancherlei Hinsicht blieb Franziskus hinter den in ihn gesetzten Erwartungen und Hoffnungen leider auch deutlich zurück: Die Empfehlung der Amazonas-Synode 2019, das Priestertum nicht mehr unbedingt an die Ehelosigkeit zu binden, griff er nicht auf, obwohl er zuvor selbst zu mutigen Vorschlägen geraten hatte. Im Hinblick auf verheiratete Priester hat ihn der Mut ebenso verlassen wie in der Frage der Zulassung von Frauen zum Diakonat. Unter dem Eindruck scharfer Widerstände aus der kirchlichen Hierarchie konnte sich Franziskus in diesen Fragen zu keinen zukunftsweisenden Schritten durchringen, womit er nicht nur der sakramentalen Seelsorge von Gläubigen in aller Welt schadete, sondern auch die Zukunft des priesterlichen Amtes als solches aufs Spiel setzte.
Und doch hat Franziskus auch in der Frauenfrage etwas weitergebracht: Die Ernennung von Frauen in höchste kirchliche – nicht sakramentale – Ämter wie etwa als Präfektin eines vatikanischen Dikasteriums (Jänner 2025) oder als Regierungschefin des Vatikanstaates (März 2025) – wird die Kirche nachhaltig verändern und auch frauenfreundlicher machen. Das unbestritten größte Erbe dieses Papstes aber ist seine Neuaufsetzung des kirchlichen Synodalitätsverständnisses, mit dem er nicht weniger als eine kirchengeschichtliche Wende eingeleitet hat, die die Taufwürde aller Christinnen und Christen ernst nimmt, sodass eine Synode im Unterschied zu früher nun keine Insiderveranstaltung von ausgewählten Bischöfen mehr ist, sondern eine Versammlung des Volkes Gottes, bei dem auch nicht-geweihte Christinnen und Christen ihre Stimme erheben und auch abgeben können. Diese neue Synodenkultur weiterzuentwickeln und die Synode immer mehr zu einem kollegialen Instrument kirchlicher Leitung werden zu lassen, das die Kirche als Gemeinschaft aller Getauften abbildet, wird die Aufgabe einer Kirche nach Franziskus sein. Möge der Weg in die
Zukunft gelingen!
Nun ist Franziskus zu Ostern, dem Fest der Auferstehung gestorben. Möge er ruhen in Frieden und leben in Freude!
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Martha Heizer, Wir sind Kirche: "Dieser Papst hat das Gesicht der Kirche positiv verändert. In der Frauenfrage ist er allerdings weit hinter den Erwartungen geblieben. Das mag auch mit ihm als altem Mann einer südamerikanischen Kultur zu tun haben. Viele Schritte sind hier noch nötig. Viele davon werden die Frauen und Männer an der Basis selbst gehen."
Helmut Schüller, Pfarrer-Initiative: "Wir sind Papst Franziskus dankbar, dass er verkrustete Kirchenstrukturen aufgebrochen hat. Jetzt sind sein Nachfolger und alle anderen in unserer Kirche gefordert, da weiter zu tun, wo er aufgehört hat."
Herbert Bartl, Priester ohne Amt: "Den Zwangszölibat hat Franziskus leider nicht angetastet. Dabei bedeutet dieser für die Kirche einen vielfältigen Schaden."
Harald Niederhuber, Laien-Initiative: "Der Prozess der letzten Synode unter Beteiligung von getauften Frauen und Männern aus der ganzen Welt hat deutlich gemacht, dass wir in der Kirche viele Probleme regional lösen könnten. Die Frage ist, warum wir das nicht endlich tun."
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