Rom verspielt seine Macht

Presseaussendung von „Wir sind Kirche“ zur Abberufung Guggenbergers

Mit Überraschung und Unverständnis nehmen viele Menschen wahr, welch geringe Achtung der Vatikan gegenüber den Christinnen und Christen vor Ort zeigt: Die überfallsartige Ablöse des Diözesanadministrators der Diözese Gurk, Engelbert Guggenberger, der sein Amt vor einem Jahr in schwierigster Zeit antreten musste und der sich gemeinsam mit seinem Team intensiv mühte, die Sorgen und Ängste der Menschen ernst zu nehmen und verloren gegangenes Vertrauen in die Kirche zurück zu gewinnen, stößt vor allem jene Menschen in Kärnten vor den Kopf, die dieser Kirche trotz aller Enttäuschungen nicht den Rücken gekehrt, sondern ihr noch eine Chance gegeben haben.

Es ist beschämend und für die Seelsorge in den Gemeinden äußerst kontraproduktiv, dass der Vatikan, der die Untersuchungen zu den Vorwürfen um Bischof Schwarz an sich gezogen hat, auch nach mehr als einem Jahr nicht in der Lage ist, Ergebnisse offen zu präsentieren. Stattdessen wird jener Mann, der das Vertrauen vieler Menschen in der Diözese besitzt, mit einem vatikanischen Machtwort aus dem Amt gejagt und das Bemühen der Diözese Gurk um Transparenz und Klarheit weiterhin auf dümmste Weise torpediert.

Die Behauptung des neuen Nuntius Pedro Lopez Quintana in der Tageszeitung „Die Presse“ vom vergangenen Wochenende, der Wechsel von Bischof Alois Schwarz von Gurk nach St. Pölten wäre eine Beförderung gewesen, ist nicht nur undiplomatisches Öl im Feuer einer brennenden Kirche, sondern offenbart auch ein klerikales Karrieredenken, das mit den Werten des christlichen Glaubens in keiner Weise kompatibel ist.

Überhaupt stellt sich die Frage, ob ein Nuntius, der die klerikal verschuldete Kirchenkrise in eine Glaubenskrise umdeutet, für die gar das mangelnde Engagement der Gläubigen in der Welt verantwortlich sei, tragbar ist. Anstatt als Gesandter des Papstes Brücken zu bauen, streut Quintana auf medialem Weg Vorurteile, anstatt dem Frieden und der Einheit zu dienen, setzt er dubiose Schuldzuweisungen in Gang. Zu fragen, ob nicht auch der Vatikan zu viel falsch gemacht habe in den letzten Jahren und Jahrzehnten, wäre besser gewesen.

Die Gläubigen in Österreich freilich ärgern solche vatikanischen Entgleisungen zunehmend weniger. Sie wissen: Was Rom da treibt, wird der Kirche in Österreich sowieso nicht mehr gerecht. Für das großartige Engagement so vieler Katholikinnen und Katholiken, die sich Tag für Tag im Sinne des Evangeliums engagieren, ist Rom schon lange kein Motivator mehr. Rom verliert durch sein Agieren Tag für Tag an Terrain. Und irgendwann werden sich auch die treuesten Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger fragen, wie lange sie diese plumpen Bevormundungen durch den Vatikan noch akzeptieren wollen.

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