Stellungnahmen zum Terror-Überfall der Hamas und zum Krieg Israels gegen die Hamas

Der Veranstalter der Mahnwache „Standing Together Vienna" ist ein jüdisch-arabisches Bündnis für Frieden in Nahost: „Wir stehen zusammen, um der israelischen und palästinensischen Zivilist*innen zu gedenken, die durch Terror und Krieg ihr Leben verloren haben". Der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky bekundete seine Sympathie für diese Initiative: „Als Österreicher und als Christ lehne ich jede Form von Antisemitismus, den Terror der Hamas sowie jeden Terror und seine Gutheißung strikt ab", schrieb er. Die angekündigte „Mahnwache für die israelischen und palästinensischen zivilen Opfer" verzichtet bewusst auf Parteinahme. Es gebe keine Rechtfertigung für die Tötung von Zivilisten, „ob sie nun im Namen eines Kampfes gegen Unterdrückung oder eines Krieges gegen den Terror begangen wird", betonten auch die Initiatoren von „One State Embassy": „Wir trauern um die mehr als tausend Israelis, die bei dem Terroranschlag der Hamas auf grausame Weise ums Leben kamen, und beten für die über hundert Frauen, Männer und Kinder, die als Geiseln genommen wurden. […] Wir trauern um die tausenden Palästinenser*innen, die bei den unerbittlichen Angriffen des israelischen Militärs im Gazastreifen getötet wurden und weiterhin getötet werden, und beten für die hunderttausenden Familien, die gezwungen werden, ihre Häuser zu verlassen…." (kap 4. 11.)

Papst Franziskus hat mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi über den Krieg im Nahen Osten telefoniert, laut einer Mitteilung auf der Website des Präsidenten. Raisi habe den Papst-Appell für einen Waffenstillstand gelobt. Weiters führte der Papst ein Telefonat mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Seit Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel ruft Papst Franziskus zum Frieden auf und spricht sich für eine Zwei-Staaten-Lösung im Heiligen Land mit einem besonderen Status für Jerusalem aus. (kap 6. 11.)

Papst Franziskus hat die Europäische Rabbinerkonferenz (CER) in Audienz empfangen. In seiner Rede, die den anwesenden rund 30 orthodoxen Rabbinern übergeben wurde, verurteilte er judenfeindliche Akte mit Entschiedenheit: „Wieder einmal sind Gewalt und Krieg in dem vom Allerhöchsten gesegneten Land [= Israel P. W.] aufgeflammt, das ständig von der Niedertracht des Hasses und dem tödlichen Lärm der Waffen heimgesucht zu werden scheint.“ Er erinnerte die europäischen Rabbiner an die gemeinsame Aufgabe, für den Frieden einzutreten. „In dieser Zeit der Zerstörung sind wir Gläubigen aufgerufen, für alle und vor allen anderen Geschwisterlichkeit aufzubauen und Wege der Versöhnung zu öffnen. […] Nicht Waffen, nicht Terrorismus, nicht Krieg, sondern Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Dialog sind die geeigneten Mittel, um Frieden zu schaffen“. Danach würdigte er die Nähe zwischen Judentum und Christentum. Der Dialog zwischen diesen beiden Religionen sei insbesondere für die Christen wichtig, „weil wir jüdische Wurzeln haben“. Jesus sei als Jude zur Welt gekommen und habe als Jude gelebt. „Und wir, die wir zu Christus gehören, brauchen euch, liebe Brüder, wir brauchen das Judentum, um uns selbst besser zu verstehen. Deshalb ist es wichtig, dass der jüdisch-christliche Dialog die theologische Dimension lebendig hält und gleichzeitig soziale, kulturelle und politische Fragen aufgreift.“ Papst Johannes Paul II. habe die Juden die „älteren Brüder“ genannt, deshalb sei das Gespräch zwischen Juden und Christen „kein interreligiöser Dialog, sondern ein Familiendialog“. (vn v. 6. 11.)

Die christlichen Kirchen in Köln wollen gegen neuerlichen Judenhass mit einem Schweigegang ein Zeichen setzen: Die Reichspogromnacht (9. November 1938) steht für Zerstörung jüdischen Lebens in Deutschland. Dieser beginnt am 8. November abends auf den Roncalliplatz am Dom, nach einer kurzen Begrüßung ziehen die Teilnehmenden mit Kerzen durch die Kölner Innenstadt. Endpunkt ist die Roonstraße, wo sich die große Kölner Synagoge befindet. „Dort werden wir die Kerzen abstellen und ein Gebet sprechen", erklärte Stadtsuperintendent Seiger. „Es geht darum, dass wir als Kirchen klar machen, dass wir mit den Juden und Jüdinnen um die Opfer mittrauern, dass wir zeigen, dass uns diese Massaker [am 7. Oktober P. W.] nicht kalt lassen. […] Unsere Botschaft ist deutlich", so Seiger. „Und wer dagegen vorgeht, desavouiert sich selbst." (domradio.de v. 7. 11.)

Frau Gönül Yerli, Vizedirektorin der Islamischen Gemeinde Penzberg, sieht in Papst Franziskus einen Brückenbauer. Sie ist Vorstandsmitglied des Hauses der Kulturen und Religionen in München und Referentin beim Studientag im Bistum Augsburg mit dem Thema „Papst Franziskus. 10 Jahre sanfte Reform im Vertrauen auf Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit“. Sie sagt im Interview: „Das Wichtigste ist, dass Papst Franziskus den Muslimen ein neues Selbstbewusstsein gibt. Das bedeutet, dass er den Islam auf Augenhöhe wahrnimmt, auf die Vertreter des Islams zugeht und den Islam als große Religionsgemeinschaft wieder – ich sage bewusst: wieder – auf die Höhe der monotheistischen Religionen bringt. […] Das hat mir als Muslimin gutgetan. […] Ich bin im schönen katholischen Bayern groß geworden. […] In meinem Umfeld, das ja auch von christlichen Freundschaften sehr geprägt war, hat mich diese Religion [das Christentum P. W] ebenso fasziniert wie meine eigene Religion. […] Ich frage mich auch zum jetzigen Zeitpunkt [nach dem Hamas-Überfall auf Israel P. W.], wie oft denn noch mehr von uns Muslimen eingefordert wird, uns vom Terrorismus, vom Extremismus, was leider nun mal auch von muslimischer Seite begangen wird, zu distanzieren. […] Für mich gibt es einen Islam und dieser Islam, der steht für Frieden, der steht für Gerechtigkeit, der steht für Barmherzigkeit. Ja, es stimmt, Menschen gehen auf die Straße. […] Aber ich kann vielleicht auch den Frust der Menschen verstehen, warum sie jetzt diesen Weg suchen. […] Es mag derzeit etwas schwierig sein mit der Kommunikation, aber auch das gehört zum Prozess eines ehrlichen Dialogs dazu…“ (domradio.de v. 8. 11.)

Der Krieg im Nahen Osten war Thema des jüngsten Spitzengesprächs zwischen den römisch-katholischen Bischöfen und Vertretern der Islamverbände in Deutschland. Das Treffen fand im hessischen Langen in den Räumen der dortigen Gemeinde der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) statt. „Unsere Gebete gelten den vielen Zivilisten in Israel und Palästina, die den Tod gefunden haben und verwundet wurden", so die Bischöfe und Vertreter der im „Koordinationsrat der Muslime in Deutschland“ zusammengeschlossenen Verbände. „Das Existenzrecht Israels steht für uns ebenso außer Frage wie das Recht der Palästinenser auf ihren eigenen Staat.". Aufmerksam beobachten beide Seiten die Auswirkungen des Krieges auf die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften in Deutschland. (domradio.de v. 9. 11.)

Ohne interreligiösen Dialog ist Friede nicht möglich. Einer Darstellung von Juden und Muslimen als „unversöhnliche Gegner" muss sich die Gesellschaft nach Ansicht des Rabbiners Jehoschua Ahrens und der islamischen Theologin Mira Sievers entschiedener entgegenstellen. „Angesichts der vermehrten antisemitischen Übergriffe und zuletzt auch zunehmenden antimuslimischen Anfeindungen sind jüdisch-muslimische Allianzen jetzt notwendiger denn je", warnen sie in einem gemeinsamen Gastbeitrag für die „Rheinische Post". Zwar legten die Bilder, seit dem Terrorangriff am 7. Oktober nahe, dass es eine grundlegende Feindschaft zwischen Juden und Muslimen gebe. Doch gebe es „menschlich, theologisch und religionspraktisch" viel Verbindendes zwischen Judentum und Islam. Sie sähen sich in gesellschaftlichen Debatten, etwa bei den Themen Schächten und Beschneidung in ähnlicher Weise betroffen. Beide warnen zudem, das Leid der israelischen Hamas-Geiseln und der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen gegeneinander aufzuwiegen. „Und auch die Einsicht verbindet, dass Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus auf dieselbe menschenfeindliche Geisteshaltung zurückgehen." Gemeinsame Gegner für Juden wie Muslime seien „die Extremisten und Demagogen". (kap u. kna v. 15. 11.)

Der Friedenspreis von Pax Christi International geht heuer an die israelisch-palästinensischen Versöhnungsinitiative „Parents Circle - Families Forum“ (PCFF). Die Nahostkommission von Pax Christi in Berlin gratulierte den rund 700 Familien der Organisation. „Sie sind überzeugt, dass Versöhnung zwischen den beiden Nationen eine wesentliche Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden ist", so Pax Christi. Zu zweit, ein Israeli, eine Palästinenserin, gehen die Mitglieder der Versöhnungsinitiative in israelische Schulklassen. Die Leiterin und der Leiter des PCFF-Elternkreises, Nadine Quomsieh und Yuval Rahamim, erklärten: „In diesem Jahr sehen wir unsere Aufgabe als noch wichtiger an, da Gewalt, Angst und Hass in der Region zunehmen.“ Die Preisverleihung soll im nächsten Jahr im Heiligen Land stattfinden, sobald die Umstände dies erlauben. (domradio.de v. 27. 11.)