«… Denn ich bin kein Theologe, sondern Soziologe, aber einer, der schon früh ins Gespräch mit der Theologie geriet. Soziologische Kirchenkritik bedeutet mir zu differenzieren, Unterschiede aufzuzeigen, die Perspektiven zu wechseln, um Kirche in ihrer historischen oder sozialen Dimension, in ihrer Vielschichtigkeit oder auch Widersprüchlichkeit zu beleuchten und dem Verstehen der Beteiligten nahe zu bringen. Oder mit Karl Marx gesprochen: ‹… man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!› Was Marx in erstaunlicher Klarsicht mit Bezug auf die kapitalistische Gesellschaft gelungen ist, habe ich mit bescheidenen Mitteln und als wissenschaftliche Nebentätigkeit während meines langen akademischen Lebens mit Bezug auf die römisch-katholische Kirche versucht – meine Kirche, deren benediktinischer Tradition ich viel verdanke. Aber wie die weit verbreitete Rede von einer Kirchenkrise zeigt, muss hier etwas im Argen liegen. Tiefere Schichten der sich heute vor allem im Kontext der Missbrauchsdiskussion und der Frauenfrage manifestierenden Krise ans Licht zu bringen, das scheint mir eine wichtige Aufgabe katholischer Kirchenkritik.» (Franz-Xaver Kaufmann, Zur Einführung)
Franz-Xaver Kaufmann, in Zürich geboren, em. Professor für Sozialpolitik und Soziologie an der Universität Bielefeld. Forschungsschwerpunkte: Sozialpolitik, Sozialstaat, Familie und Gesellschaft, Soziologie des Christentums. Zahlreiche Publikationen. Lebt in Bonn.
Franz-Xaver Kaufmann ist seit Jahrzehnten so etwas wie ein wissenschaftliches und ethisches Frühwarnsystem. (Elisabeth von Thadden / DIE ZEIT)
Was das Lebenswerk Franz-Xaver Kaufmanns auszeichnet, ist eine einmalige Verbindung von lebendigem Glauben, vorurteilsfreier wissenschaftlicher Analyse und kirchenreformatorischer Praxis und Kritik. (Ernst-Wolfgang Böckenförde)