Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..) sowie zum weltweiten „Synodalen Prozess“

Eine britische Ordensfrau rückt an die Spitze der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften: Es ist die Dominikanerin Helen Alford. Papst Franziskus hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Präsenz von Frauen in wichtigen Positionen am Vatikan zu stärken. Auch die Vatikanischen Museen werden von einer Frau geleitet, der Italienerin Barbara Jatta. Die 58-jährige Alford war bislang Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Dominikaner-Universität Angelicum in Rom. (vn v. 1. 4.)

Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hält eine Lockerung des Zölibats sowie Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare auf längere Sicht für möglich. Das erklärte er in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa“. Er kenne viele Priester, die unter der Zölibatsverpflichtung litten. Außerdem wollten weltweit immer wenige junge Männer Priester werden. Daher frage er sich, ob künftig nicht auch die Priesterweihe für verheiratete Männer möglich werden könne. Allerdings sei das „ein Beschluss, den der Papst gemeinsam mit der ganzen Kirche fassen muss“. Und zu Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare meinte er: Segen bedeute, dass man jemandem Gutes wünsche, und Gott wünsche niemandem Schlechtes. „Ich denke, dass die Kirche ihre Haltung nur nach einem langen Prozess ändern kann, doch wir müssen versuchen, diesen Prozess zu beschleunigen.“ Es gelte, „die Türen für alle zu öffnen“. Eine Lockerung des Zölibats und Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare gehören zu den zentralen Forderungen des deutschen Reformprojekts „Synodaler Weg“. (vn an 1. 4.)

Vor der Wahl eines neuen Osnabrücker Bischofs will das zuständige Domkapitel auch Nichtkleriker an der Findung geeigneter Kandidaten beteiligen. Dazu habe das Gremium ein entsprechendes Verfahren festgelegt. Der Bischofssitz im Bistum Osnabrück ist seit dem Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bode vakant. Das Verfahren soll sich an dem orientieren, was bereits das Paderborner Domkapitel im Herbst 2022 angewendet hatte. Das Domkapitel will den Katholikenrat im Bistum Osnabrück einladen, neun Vertreterinnen und Vertreter zu benennen, die gemeinsam mit den neun Mitgliedern des Domkapitels eine Kandidatenliste für die Bischofswahl beraten. Die neun Laienvertreter sollen nach dem Willen des Katholikenrats aus verschiedenen Bereichen kirchlichen Lebens - etwa Jugend, Haupt- und Ehrenamtliche - kommen, wie die Vorsitzende Katharina Abeln der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Das Doppelgremium soll sich über konkrete Namensvorschläge austauschen. Aus den Kandidatenvorschlägen, die das Domkapitel über den päpstlichen Botschafter in Berlin nach Rom schickt, erstellt der Vatikan eine Dreierliste. Aus dieser wird das Domkapitel dann den neuen Bischof wählen. (kna u. vn v. 14. 4.)

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics spricht sich dafür aus, dass Priester die Wahl haben sollten, ob sie zölibatär leben möchten oder nicht. „Es soll der Zölibat seinen Wert haben" genauso wie die nicht zölibatäre Lebensweise, sagte der Bischof im Interview mit ORF-Burgenland. „Die ganze Kirche ist hier gefordert, nachzudenken, ob wir dieses nicht-göttliche Gesetz, sondern dieses kirchliche Gesetz nicht auch einer Erneuerung, einer Änderung unterziehen, und zwar in der Hinsicht, dass man es freistellt". In einem Interview in der „Kronenzeitung" zeigte sich Zsifkovics offen auch bei der Frage nach der Weihe von Diakoninnen und Priesterinnen: „Das hängt mit der generellen Weiterentwicklung zusammen. Ich hätte kein Problem damit, schließlich tragen Frauen die Kirche am meisten. Man darf aber nicht alles auf die Ämterfrage reduzieren“, so der Bischof. (www.p-udo-ja v. 16. 4.

Bei weltweiten Synoden im Vatikan sollen künftig auch Frauen und Männer gleichberechtigt mitberaten und abstimmen können, die keine Kleriker oder Ordensleute sind. Das teilten die für die aktuelle Weltsynode zuständigen Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich mit. Bislang hatten bei den regelmäßigen Versammlungen in Rom nur Bischöfe sowie das Führungspersonal von Ordensgemeinschaften ein Stimmrecht. Künftig können bis zu 80 Nichtbischöfe an den Weltbischofssynoden teilnehmen, davon fünf Ordensfrauen und fünf Ordensmänner. Unter den übrigen 70 Nichtbischöfen sollen künftig mindestens die Hälfte Frauen sein. Die Synoden können mit Zweidrittelmehrheit Beschlüsse fassen, die der Papst in einem sogenannten nachsynodalen Schreiben als verbindliche Kirchenlehre übernehmen kann, aber nicht übernehmen muss. Papst Franziskus hat wiederholt deutlich gemacht, dass er künftig die gesamte Kirche, also auch ungeweihte Katholikinnen und Katholiken, an Beratungen und Entscheidungen der Synoden beteiligen will. (vn v. 26. 4.; www.p-udo.ja.at v. 30. 4.)

Geschlechtergerechtigkeit ist für die römisch-katholische Kirche nach Überzeugung der bekannten deutschen Ordensfrau und Buchautorin Sr. Philippa Rath eine Überlebensfrage. „Berufung ist keine Frage des Geschlechts. Unsere Kirche hat nur dann eine Zukunft, wenn Frauen gleichberechtigt Anteil haben an allen Ämtern und Diensten", sagte die auch im Reformprozess „Synodaler Weg" aktive Benediktinerin im Interview des Südtiroler „Katholischen Sonntagsblattes". Sie selbst begleite seit Jahren viele Frauen, die haupt- und ehrenamtlich in der Kirche arbeiten. „Viele von ihnen spüren in sich eine Berufung zur Diakonin oder Priesterin, können diese aber nicht leben." Das sei „ein großes Leid, das auch mich schmerzt und mich motiviert", für die Öffnung der Kirchenämter einzutreten. „Es geht um die Alternative zwischen Diskriminierung und Gleichberechtigung" und um die „Geltung der Menschen- und Grundrechte im Binnenraum der Kirche". Rath möchte auch umgesetzt wissen, was schon im Galaterbrief des Neuen Testamentes steht: „Ihr seid nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Männer und Frauen, sondern ihr alle seid eins in Christus" (Gal 3,28). (www.p-udo.ja.at v. 30. 4.