Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..) sowie zum weltweiten „Synodalen Prozess“ und auch zum „Synodalen Rat“

Bischöfe und Laienvertreter in Deutschland haben sich trotz unklarer Finanzierung auf erste Eckpunkte zur Weiterführung des Reformprozesses „Synodaler Weg“ geeinigt. Dafür sollen sechs Arbeitsgruppen gebildet werden, um konkrete Handlungsvorschläge für einzelne Reformvorhaben zu erarbeiten. Diesen Vorschlag des Synodalpräsidiums unterstützt die Gemeinsame Konferenz von Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Die letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs fand im März statt. Der Reformdialog soll ab Herbst mit einem „Synodalen Ausschuss“ fortgesetzt werden. Eine der Arbeitsgruppen hat den Auftrag, einen Satzungsvorschlag für den geplanten Synodalen Ausschuss zu erstellen. Auch die übrigen fünf Arbeitsgruppen sollen sich an Handlungstexten und Beschlüssen des Synodalen Weges orientieren und diese umsetzen. So hat eine den Auftrag, eine Musterordnung für die Beteiligung des Kirchenvolkes an der Wahl von Bischöfen zu erstellen. Eine weitere soll an einer „rechtssicheren Regelung“ arbeiten für Priester, die wegen Eheschließung dispensiert wurden. Eine dritte Gruppe soll eine Handreichung für kirchliche Segnungen von „Paaren, die sich lieben“ erstellen, eine vierte generell zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt arbeiten. Eine fünfte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit einer möglichen Weihe von Frauen. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) gegen die geplante Finanzierung des Gremiums über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) stimmten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sicherte zu, nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. (kap u. vn v. 4. 7.)

Für den Feldkircher Bischof Benno Elbs muss die Kirche „alles daransetzen“, um Frauen dort in Leitungspositionen zu bringen, wo es heute schon möglich ist. Für ihn sind das vor allem Ämter in der Organisationsstruktur der Kirche. Papst Franziskus habe das bereits vorgezeigt, sagte Elbs in einem Interview mit dem Vorarlberger „KirchenBlatt“. Dass sich viele Frauen darüber hinaus bei der Weihefrage Veränderungen wünschten, sei „völlig nachvollziehbar“, auch wenn er bei diesem Thema die Kirche vor einem „langwierigen synodalen Prozess“ sieht. So gebe es in dieser Frage nach wie vor theologische Bedenken und „weltweit ganz unterschiedliche Zugänge“. Möglicherweise liege die Lösung in der von Papst Franziskus angedachten „heilsamen Dezentralisierung“, das heißt, dass es je nach Weltregion unterschiedliche Regelungen geben könne. Was die Weihe von verheirateten Männern anbelangt, habe sich der Papst „sehr klar geäußert“: Er hält die Ehelosigkeit in der westlichen Kirche für „eine zeitlich begrenzte Vorschrift“. Weitere Themen seines Interviews sind u. a. die Gewinnung der Jugend, sein Amt als „Brückenbauer“ und die derzeitige Veränderung der Religiosität der Menschen. (kap u. vn v. 4. 7.)

Der künftige Glaubenshüter der römisch-katholischen Kirche, der argentinische Erzbischof Victor Fernandez, hat sich prinzipiell offen für die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gezeigt. In einem Interview mit dem konservativen spanischen Portal „Infovaticana“ sagte er, wenn eine solche Segnung so gestaltet sei, dass sie keine Verwirrung bezüglich des wesentlichen Unterschieds zu einer Ehe von Mann und Frau stifte, dann müsse man sie prüfen und bestätigen. Er äußerte sich auch zum deutschen Reformprojekt „Synodaler Weg“: Bei seiner Ausübung des Bischofsamtes in La Plata seien weder die Frage der Frauenweihe noch vergleichbare Themen wichtig gewesen. Nun aber gehöre es zu seinen Aufgaben, sich darüber zu informieren, zuzuhören, zu sprechen, sich zu beraten. Zu seiner künftigen Arbeit als Glaubenspräfekt erklärte Fernandez, er habe den Mitgliedern der Behörde in einem Brief geschrieben, dass er, bevor er Entscheidungen treffe, erst einmal zuhören werde. Und er werde sich an dem orientieren, was Papst Franziskus ihm im veröffentlichten Begleitschreiben zu seiner Ernennung mit auf den Weg gegeben habe. In einem Interview mit der spanischen Zeitung „ABC“ machte er deutlich, dass er die Denkweise der Glaubensbehörde verändern will. Er sei überzeugt, dass man die kirchliche Lehre den Menschen nicht „wie Felsbrocken“ aufzwingen dürfe. Daher müsse man die angemessenen Kommunikationswege neu definieren. Und er übernehme die Aufforderung von Papst Franziskus, stets auf die Vorbedingungen im Leben der Menschen zu achten und sie nicht durch harte Urteile leiden zu lassen. (kap u. vn v. 6. 7.)

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisiert den finanziellen Ausstieg von vier deutschen Bischöfen bei der Fortsetzung des Reformprojekts Synodaler Weg. Die vier Aussteiger sollten, so Kohlgraf, mal einen Blick in die eigenen Bistümer werfen. „Ich glaube, dass die vier Bischöfe gut beraten gewesen wären, dabei zu bleiben - auch, um weiter Einfluss auf den weiteren Weg nehmen zu können“, sagte er der „Rheinischen Post“ und meinte die 4 Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln). Die Bischöfe der 23 anderen Bistümer suchen daher nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung. Darüber hinaus wies Kohlgraf darauf hin, dass die Handlungstexte beim Synodalen Weg, „die auch mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe beschlossen wurden“, jetzt in der Welt seien und die entscheidende Grundlage bildeten für die Arbeit, die im „Synodalen Ausschuss“ weitergehe: Er wies auch den Vorwurf zurück, die Kirche in Deutschland gehe Sonderwege: „Auch bei der Weltsynode spielen Themen wie Machtmissbrauch, Amtsverständnis, Zulassungsbestimmung zum Priesteramt sowie Bewertung von Sexualität eine erhebliche Rolle. Ich wundere mich darum, wie es kleinen, aber lauten Gruppe immer wieder gelingt, das Narrativ vom deutschen Sonderweg zu bedienen.“ Und über die Reformen in den Diözesen: „Den Flickenteppich wird es in der Kirche geben.“ Und an die vier Aussteiger gerichtet: „Die Bischöfe […] sollten mal in ihr eigenes Bistum schauen und werden sich dann wundern, wie viel dort bereits praktiziert wird.“ (domradio.de v. 9. 7.)

Der künftige Leiter der obersten Glaubensbehörde im Vatikan, der argentinische Erzbischof Víctor Manuel Fernández, meint, dass es beim Thema Frauen in der Kirche auch um eine Machtfrage geht. In einem Interview der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ sagte er: „Wenn das Nachdenken über die Rolle der Frauen in der Kirche keine praktischen Konsequenzen hat, wenn man nicht die Frage nach der Macht in der Kirche stellt und wenn man nicht in der Lage ist, den Frauen Bereiche zu geben, in denen sie mehr Einfluss haben, dann wird dieses Nachdenken immer unbefriedigend bleiben.“ Auf die Frage, ob die Glaubensbehörde künftig theologische Irrtümer nicht mehr korrigieren werde, antwortete er: „Was Franziskus angedeutet hat, bedeutet, dass die Glaubenslehre nicht so sehr dadurch gepflegt wird, dass man kontrolliert, bestraft und verbietet, sondern vor allem, indem wir unser Verständnis vertiefen und ihren ganzen Reichtum zum Blühen bringen, indem wir sie studieren und den Dialog unter Theologen, aber auch mit der heutigen Welt suchen.“ Er deutete auch an, dass man mehr respektieren werde, dass es regional und kulturell unterschiedliche Wege des Glaubens und der kirchlichen Existenz gibt. Wörtlich sagte der langjährige Dekan der Katholischen Universität von La Plata: „Die Frage der Inkulturation ist ein Thema, das Papst Franziskus ganz besonders am Herzen liegt. [...] Er hat einen riesigen Respekt für die unterschiedlichen Weisen, katholisch zu sein, die in verschiedenen Teilen der Welt existieren, und er mag Forderungen nach Einförmigkeit überhaupt nicht. Denn das wäre ein Verrat am Heiligen Geist, dessen Kreativität unerschöpflich ist.“ (kna u, vn v. 9. 7.)

„Ich wäre dafür, dass auch Laien - sowohl Männer als auch Frauen - in Eucharistiefeiern predigen dürfen“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf vor der neugewählten Frauenkommission im Bistum Mainz. Der Vatikan hatte zuletzt diesen Reformforderungen eine Absage erteilt. Kohlgraf dazu: „Ich sitze da allerdings zwischen den Stühlen, denn ich kann ein ‚Nein‘ aus Rom nicht völlig ignorieren. Ich werbe dafür, kirchenrechtskonforme Möglichkeiten der Verkündigung durch Frauen zu nutzen.“ Er wolle das Thema weiter im Gespräch halten. (domradio.de u. vn v. 10. 7.)

Frauen aus den Verbänden Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) hatten den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf die neuerliche Einrichtung einer Frauenkommission vorgeschlagen, die es auch in den Diözesen Münster, München und Freising, Speyer, Augsburg, Passau und Würzburg gibt. Der nun für die nächsten vier Jahre gewählten zweiten Frauenkommission in der Diözese Mainz gehören zwölf Frauen an. (kap v. 10. 7.)

Die Hofkirche St. Leodegar in Luzern gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. Nun übernimmt mit Claudia Nuber (49) erstmals in der Geschichte eine Frau die Leitung der geschichtsträchtigen römisch-katholischen Pfarrei. „Ich finde es aufregend, weil es ein historischer Moment ist“, sagt die aus Deutschland stammende Theologin. Der Luzerner Regierungsrat hat Claudia Nuber in die Pfarreileitung von St. Leodegar gewählt. Die Theologin folgt in dieser Funktion auf Pfarrer Ruedi Beck, der das Amt seit September 2016 innehatte. Der Regierungsrat des Kantons Luzern wählt auf Vorschlag des Bischofs von Basel eine für die Stelle geeignete Person. Beck bleibt weiterhin als Priester in der Hofpfarrei tätig. Die neue Pfarreileiterin wolle sich selber aber trotz des historischen Moments „nicht zu viel Druck machen“. Gewisse Aufgabenbereiche blieben gleich und zudem sie sei von Anfang an Mitglied im Leitungsteam der Pfarrei gewesen. (www.kath.ch v. 10. 7.)

Das Erzbistum Paderborn hat die restaurierte und umgestaltete Krypta des Domes vorgestellt. Dabei ist erstmals auch eine Hinweistafel zu sehen, die an Verfehlungen der einstigen Paderborner Erzbischöfe Lorenz Kardinal Jaeger (1941-1973) und Johannes Joachim Kardinal Degenhardt (1974-2002) im Umgang mit Missbrauchsfällen erinnert. Der Text ist mit der Vertretung von Missbrauch Betroffener vereinbart worden: „Die hier beigesetzten Erzbischöfe haben während ihrer Amtszeit aus heutiger Sicht schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch begangen. Allzu oft haben sie Schutz und Ansehen der Institution und der Täter über das Leid der Betroffenen gestellt.“ (domradio.de v. 13. 7.)

In Rom treffen sich im Oktober 2023 über 300 Delegierte zur Welt-Bischofssynode. Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE wird von Gintaras Grusas (Erzbischof von Vilnius und Präsident des CCEE), seinem Präsidenten vertreten, der auf Reformen. Hier ein Auszug seines Interviews: Es „ist die Entscheidung entstanden, sieben kontinentale Versammlungen als Vorbereitung für die kommende Synode abzuhalten. […] Meine Hoffnung richtet sich auf die ganze Kirche, nicht nur auf unser Land. Ich wünsche mir, dass jede Bischofskonferenz die eigenen Anstrengungen verstärkt, um die Beschlüsse der Synode umzusetzen. […] Ich denke, wir könnten neue Strukturen in Betracht ziehen, die eine geteilte Verantwortung von Laien, Ordensleuten, Priestern und Bischöfen auf allen Ebenen der Kirche möglich machen. Gleichzeitig weiß ich, dass wir ein Gleichgewicht brauchen zwischen dem synodalen Stil, der jeweiligen lokalen Situation und dem Willen des Heiligen Stuhls. Mein Wunsch ist, dass wir dieses Gleichgewicht finden.“ (domradio.de v. 21. 7.)

Das niedersächsische Frauenkloster Burg-Dinklage hat ein „Institut für Ordensrecht“ gegründet. Es soll die strukturelle Ungleichbehandlung von Ordensmännern und Ordensfrauen ins Bewusstsein heben, sagt Schwester Scholastika Häring (55). Hier ein Auszug ihres Interviews: „Es gibt im Ordensrecht trotz der prinzipiellen Gleichheit aller Gläubigen, die in Canon 208 und 606 des Kirchenrechtes garantiert ist, dennoch eine Reihe von Regelungen, die für Männer und Frauen unterschiedlich sind: Äbte haben sehr viel umfangreichere Kompetenzen als Äbtissinnen, nicht nur aufgrund der Priesterweihe. Die im Kirchenrecht vorgegebenen Mindest-Ausbildungszeiten für Nonnen sind mehr als doppelt so lang wie die von Mönchen. Und in der pastoralen Arbeit sind Schwesterngemeinschaften in einer völlig anderen Situation als männliche Ordensgemeinschaften oder Priester eines Bistums. Durch die ordensrechtliche Arbeit soll die strukturelle Ungleichbehandlung von Männern und Frauen im Bereich der Orden ins Bewusstsein gehoben werden mit dem Ziel, zu mehr Gleichberechtigung in der Kirche beizutragen. […] Ich würde weniger von Emanzipation sprechen, als vielmehr von einem Auf-Augenhöhe-Sein, das auch rechtlich seinen Ausdruck finden soll. Und wenn Benediktiner und Benediktinerinnen Seite an Seite stehen, kann es ein gutes Zeichen für das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche überhaupt sein. […] Zum einen ist für das universale Recht der Kirche der Papst oberster Gesetzgeber. Daneben gibt es das bereits erwähnte Eigenrecht der Ordensgemeinschaften, […] Teile des Eigenrechts, die die Gemeinschaften selbstständig gestalten. […] Da unsere Gemeinschaft Mitglied einer neu gegründeten Kongregation ist, wird bei uns vieles gerade neu erstellt. Dies betrifft etwa eine Wahlordnung oder eine Visitationsordnung. […] Das Fernziel ist eine Kirche, in der auf allen Ebenen eine gute Rechtskultur gelebt wird und in der Männer und Frauen auf allen Ebenen auf Augenhöhe agieren.“ Schwester Scholastika Häring (55) ist deutsche Benediktinerin, ist promovierte Theologin und hat das Lizentiat im kanonischen Recht. (kath.ch v. 22. 7.)

Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück spricht sich für eine Lockerung des Pflichtzölibats aus. „Für Regionen, die besonders drastisch vom Priestermangel betroffen sind, könnte die Öffnung für verheiratete Männer, die sich in Ehe, Familie und Beruf bereits bewährt haben, pastoral sensibel und theologisch gebildet sind, ein Segen sein“, schreibt er in einem Gastbeitrag für das Onlineportal katholisch.de. Tück beruft sich auf ein Zitat des Papstes Benedikt XVI. aus dem Jahr 1970. Damals habe Joseph Ratzinger geschrieben: ‚Die Kirche der Zukunft wird [...] neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen‘.“ Das Zölibatsgesetz ist erst im Jahr 1139 durch das Zweite Laterankonzil universalkirchlich erlassen worden. Auch Papst Franziskus weise mittlerweile darauf hin, dass es sich revidieren lasse. Das Zögern der letzten Päpste habe auch mit einem „psychologischen Motiv“ zu tun: „Für einen optionalen Zölibat einzutreten hieße, nachträglich einzuräumen, dass die Zölibatsfrage doch nicht so entscheidend für die Berufung zum Priestertum sein kann.“ Mit der Zölibatsregel sei auch „die Gefahr der geistlichen Überhöhung verbunden“ sowie „Risiken und Nebenwirkungen“, zu denen Tück „Scheinheiligkeit“ oder „Doppelmoral“ zählt. Und der Priestermangel bringe mit sich, dass Priester immer mehr Gemeinden versorgen müssten. „Das führt zu Überforderung, Frustration und Vereinsamung, mitunter auch zu Alkoholismus und Pornographie-Konsum. […] Daher ist es für Papst Franziskus an der Zeit, die entschiedene Unentschiedenheit aufzugeben“, so Tück (katholisch.de u. vn v. 24. 7.)

Römisch-katholische MoraltheologInnen fordern vom Vatikan mehr Freiheit für ihr Fachgebiet. „Die Sexualmoral schwebte bereits oft als eine Art Damoklesschwert über Moraltheologinnen und -theologen“, schreiben Kerstin Schlögl-Flierl (Augsburg) und Martin Lintner (Brixen). Sie wollen eine Jahrzehnte währende Sprachlosigkeit überwinden und über Fragen der Sexualmoral und Beziehungsethik sprechen und publizieren. „Von Rom wird man dabei immer noch misstrauisch beäugt“, kritisieren die Autoren in der Zeitschrift „Herder-Korrespondenz“. Die beiden äussern sich mit Blick auf die bislang nicht erfolgte Beförderung Lintners zum Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen und betonen: „Eine Sprachlosigkeit wollen wir nicht mehr hinnehmen.“ Es gelte ernst zu nehmen, „dass viele Menschen guten Willens bei bestem Wissen und Gewissen die offizielle katholische Sexualmoral nicht nachvollziehen können und sogar als abschreckend wahrnehmen“. Damit wolle man sich nicht abfinden, „nicht aus Kritik an der kirchlichen Lehre, sondern aufgrund unseres sentire cum ecclesiae, aufgrund unseres festen Zugehörigkeitsgefühls zur Kirche“. Die Moraltheologie habe die Aufmerksamkeit von der Sexualmoral zur Beziehungsethik verschoben, so Schlögl-Flierl und Lintner. Das Fach wolle einen Beitrag zum Gelingen von Beziehungen leisten. „Ziel ist es, eine theologisch wie ethisch fundierte Orientierung anzubieten und damit der reflektierten Gewissensbildung zu dienen.“ Die Moraltheologie habe in Beziehungsfragen etwas anzubieten, allerdings nicht mehr mit moralischem Zeigefinger, sondern im Sinne einer gemeinsamen Sinnsuche aller Gläubigen. „Wenn Fragen der Sexualmoral wieder ein Machtmittel werden, um zu disziplinieren, widerspricht das dem Ansatz des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Ehe als Bund zu betrachten, als Bund von Gleichberechtigten, als symmetrisches Geschehen.“ (kna u. kath.ch v. 31. 7.)