Papst Franziskus würdigt den theologischen Dialog zwischen der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und dem Einheitsrat des Vatikan. Die Delegation besuchte am 10. Juni den Vatikan, um ihre Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche zu vertiefen. Dazu Papst Franziskus: „Ein spezieller Anlass für Dankbarkeit ist der jüngste Abschluss der vierten Phase des theologischen Dialogs zwischen der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, die sich mit dem Abschlussdokument ‚Rechtfertigung und Sakramentalität: Die christliche Gemeinschaft als Agent der Gerechtigkeit‘ befassen. Ich bin glücklich, dass der Schlussbericht eindeutig die notwendige Verbindung zwischen Rechtfertigung und Gerechtigkeit betont […] Auf der Grundlage einer Vereinbarung über die Lehre von der Rechtfertigung, gibt es viele Bereiche, in denen Reformierte und Katholiken gemeinsam Zeugnis für die barmherzige Liebe Gottes ablegen können, die das wahre Heilmittel gegen die Verwirrung und Gleichgültigkeit, die uns zu umgeben scheint, ist […] Es besteht ein dringender Bedarf an einer Ökumene, die zusammen mit dem theologischen Dialog eine Einigung zwischen Christen bei traditionellen doktrinalen Auseinandersetzungen anstrebt und eine gemeinsame Mission der Evangelisierung und des Dienstes fördern kann.“ Das Abschlussdokument soll im kommenden Jahr sowohl der Weltgemeinschaft als auch dem Einheitsrat zur endgültigen Abstimmung vorgelegt werden. Der Dachverband repräsentiert rund 80 Millionen Christen aus reformierten, presbyterianischen, unierten und waldensischen Kirchen. Die Delegation unter Leitung des Präsidenten der Weltgemeinschaft, des südafrikanischen Pfarrers und Theologieprofessors Jerry Pillay, traf auch den päpstlichen Rat Justitia et Pax, um über eine mögliche Zusammenarbeit zu sprechen. (www.de.radiovaticana.va vom 10. 6.) ]
In Wien haben zum ersten Mal römisch-katholische und orthodoxe Fachleute gemeinsam über die umstrittene „Lemberger Synode" von 1946, bei der die „Integration" der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in das orthodoxe Moskauer Patriarchat beschlossen wurde, beraten. Zu der Konferenz vom 2. bis 4. Juni waren römisch-katholische, griechisch-katholische und orthodoxe Wissenschaftler aus Europa und Nordamerika auf Einladung der Stiftung „Pro Oriente" nach Wien gekommen. Langfristiges Ziel ist die Erarbeitung einer gemeinsamen katholisch-orthodoxen Sichtweise der Ereignisse von 1946. Dass es dabei um eines der schwierigsten ökumenischen Probleme geht, wurde auch in dem am 5. Juni veröffentlichen Pressekommunique zum Abschluss des Treffens, das an der Universität Wien sowie im Wiener Erzbischöflichen Palais stattfand, deutlich. Bis heute ist der Blick auf die Lemberger Synode konfessionell sehr unterschiedlich. Für die griechisch-katholische („unierte") Kirche war die Synode der Beginn einer langen Leidenszeit, für viele Orthodoxe stellt sich diese Synode als Fortsetzung der 1839 einsetzenden Maßnahmen zur „Wiedervereinigung" der „Unierten" mit der Orthodoxie auf dem Territorium der einstigen polnisch-litauischen Doppelrepublik dar. Bei der nunmehrigen Diskussion der historischen Ereignisse in Wien hätten die Teilnehmenden übereingestimmt, „dass politische und geopolitische Faktoren entscheidend waren und eine übertriebene Rolle bei der Planung und Durchführung der Lemberger Synode 1946 spielten, während theologische Fragen marginal waren und durch politische Ideologie überschattet wurden". Die Notwendigkeit eines kritischen Zugangs zu konfessionellen Geschichtsauffassungen sei in „ehrlicher und selbstkritischer Weise" unterstrichen worden. Trotzdem habe man bei den Gesprächen in Wien „keinen Konsens im Hinblick auf die Rolle gewisser Aspekte des weiteren historischen Kontexts erzielen können", z. B. über die Bedeutung der „Union von Brest" des Jahres 1596. Damals entschloss sich ein Teil der orthodoxen Bischöfe zu einer Union mit Rom. Zu den Tagungsteilnehmern zählten u.a. der ukrainische griechisch-katholische Bischof in Paris, Borys Gudziak, sowie P. Hyacinthe Destivelle, der im Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen für die Beziehungen zur slawischen Orthodoxie zuständig ist. Offiziell eingeladene russisch-orthodoxe Vertreter ließen ihre Referate in Abwesenheit präsentieren. Tagungen wie die Konferenz in Wien bildeten „entscheidende Elemente auf dem Weg zu einem gemeinsamen Narrativ über kontroversielle geschichtliche Fragen mit einem nichtkonfessionalistischen Ansatz", so das Kommunique. (www.erzdiözese-wien.at u. kap v. 6. 6.)
Der Präsident des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, nimmt am Weltkongress der Lutheraner teil. Der Lutherische Weltbund (LWB) hat am 15. Juni in Wittenberg ein mehrtägiges Treffen mit anschließender Ratsversammlung begonnen. An der Tagung nimmt auch der Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, teil. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, früherer Pastor, beteiligte sich an einem Pilgergottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die „ökumenische Dimension des Reformationsjubiläums 2017", teilte das Nationalkomitee des Weltbundes mit. Zudem geht es um das ökumenische Reformationsgedenken mit Papst Franziskus am 31. Oktober 2016 im schwedischen Lund und die Vollversammlung im Jahr 2017 in Namibia. Dem Lutherischen Weltbund gehören 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern mit gut 72 Millionen Gläubigen an. (www.de.radiovaticana.va vom 15. 6.)
Mehrere tausend Christen werden am 18. Juni zum ökumenischen „Marsch für Jesus“ in Wien erwartet. Unter anderen haben der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und Österreichs Außenminister Sebastian Kurz ihre Teilnahme zugesagt. Der von vielen christlichen Kirchen getragene rund dreistündige Marsch vom Heldenplatz über den Ring und zurück sei als ein fröhliches Bekenntnis zu christlichen Werten geplant, teilten die Veranstalter mit. Einen Schwerpunkt bildet ein Gebet für die verfolgten Christen weltweit. Erwartet werden neben Katholiken und Protestanten auch Vertreter von Freikirchen und der Orthodoxie. Am bislang letzten derartigen Jesus-Fest in Wien 2014 zählten die Veranstalter rund 12.000 Teilnehmer. (www.de.radiovaticana.va u. kna vom 16. 6.)
Papst Franziskus und der anglikanische Primas Justin Welby planen einen ökumenischen Gebetsgottesdienst in Rom. Am 4. Oktober wollen sich die beiden Kirchenführer in der Basilika San Gregorio Magno auf dem römischen Celio-Hügel treffen und zusammen beten. Der Kamaldulenser-Orden, der die Kirche betreut und sich besonders in den ökumenischen Beziehungen zur anglikanischen Weltkirche engagiert, hat den Termin bestätigt. (www.de.radiovaticana.va vom 20. 6.)
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat das – jüngst zu Ende gegangene – Panorthodoxe Konzil der Orthodoxie auf Kreta gewürdigt. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, der als einer der „Beobachter“ an der Abschluss-Sitzung des Konzils in Kolymvari am 26. Juni teilnehmen wird, erklärte am 25. Juni vor seinem Abflug nach Kreta, die Einladung zum Besuch der „Großen und Heiligen Synode“ habe ihn „gefreut und geehrt, denn der Dialog mit der orthodoxen Kirche liegt mir am Herzen“. Das Motto der Synode „Er rief sie alle zur Einheit“ sei zugleich ein ökumenischer Auftrag, der auch die nichtorthodoxen Kirchen einschließe. Er sei sich „sicher, dass die Synode auf Kreta ein wichtiger Schritt hin zu dieser Einheit ist“. Die EKD führt langjährige bilaterale theologische Dialoge mit den Patriarchaten von Konstantinopel, Bukarest und Moskau sowie Kontaktgespräche mit der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland. Aufgrund dieser besonderen Beziehungen wurde Bedford-Strohm nach EKD-Angaben als einziger Vertreter der Ökumene aus Deutschland zum Konzil eingeladen. Insgesamt sind 15 Gäste aus den verschiedenen Konfessionsfamilien und kirchlichen Dachverbänden eingeladen worden. (www.de.radiovaticana.va u. kna vom 25. 6.; KircheIn 7/2016)
Die Ökumene ist ein zentrales Thema der dreitägigen Armenien-Reise gewesen. Katholikos Karekin II. begleitete den Papst zu nahezu allen Terminen seines Besuchsprogramms. Während eines ökumenischen Friedensgebets in der Hauptstadt Eriwan warnte Papst Franziskus davor, die Einheit der Christen nicht als „strategischen Vorteil" zu sehen, der aus gegenseitigem Interesse anzustreben sei, sondern sie sei das, „was Jesus von uns verlangt". Franziskus und das armenisch-apostolische Kirchenoberhaupt wollen deshalb zum Abschluss des Papstbesuchs auch eine ökumenische Erklärung unterzeichnen. Das teilte ein Sprecher der armenischen Kirche am 26. Juni in Etschmiadzin mit. Bereits am 25. Juni hatte der Papst zur Versöhnung zwischen Armeniern und Türken aufgerufen. „Gott segne eure Zukunft und gewähre, dass der Weg der Versöhnung zwischen dem armenischen und dem türkischen Volk wiederaufgenommen werde", sagte er anlässlich eines ökumenischen Friedensgebets auf dem Platz der Republik in Eriwan. Zugleich mahnte er eine friedliche Beilegung des Konflikts zwischen Armenien und dem Nachbarland Aserbaidschan um die Region Berg Karabach an. (www.katholisch.de u. KNA vom 26. 6.)
Papst Franziskus betont in Armenien: Die Armenisch-Apostolische Kirche und die katholische Kirche sind eins! Der Papst bittet in einem Gottesdienst den „Katholikos“ Karekin II., den armenisch-apostolischen „Katholikos des Großen Hauses von Kilikien“, um seinen Segen: eine symbolträchtige ökumenische Geste des Papstes. Der dritte und letzte Tag der Armenien-Reise von Papst Franziskus hat am 26. Juni mit dieser symbolträchtigen ökumenischen Geste während eines armenisch-apostolischen Gottesdienstes in Etschmiadzin begonnen. In einem Grußwort rief Franziskus zu einem ökumenischen Dialog in gegenseitigem Respekt auf. In allen Christen sollte die Sehnsucht nach einer Einheit herrschen, die weder darauf ziele, „einander zu unterwerfen noch sich gegenseitig einzuverleiben", so der Papst. Es gehe vielmehr darum, „alle Gaben anzunehmen, die Gott jedem gegeben hat". Zum Abschluss bat Franziskus den Katholikos um seinen Segen für ihn selbst sowie die gesamte katholische Kirche. Karekin II. nannte den Papst in seiner Predigt einen „geliebten Bruder". Sein Besuch habe deutlich gemacht, dass die „Heilige Kirche Christi" geeint das Evangelium in der Welt verkünde, für die Bewahrung der Schöpfung eintrete und die großen Herausforderungen der Menschheit angehe. An dem Gottesdienst nahmen auch Vertreter religiöser und ethnischer Minderheiten sowie ausländische Gäste teil. Franziskus bedankte sich beim Katholikos Karekin II. für seine Gastfreundschaft während der Reise durch Armenien. Man habe sich als Brüder getroffen, die Hoffnung und Sorgen der Kirche Christi miteinander teilten. „Und diese Kirche empfinden wir als eine. ‚Ein Leib und ein Geist, wie [uns] auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist‘ (Eph 4,4-6): Diese Worte des Apostels Paulus können wir uns wirklich mit Freude zu eigen machen!“ Franziskus würdigte den Weg des Friedens der armenischen Kirche und erhofft sich eine „vollkommene Gemeinschaft“ mit der römisch-katholischen Kirche. (www.de.radiovaticana.va 26. 6.)
Die Gemeinsame Ökumenische Erklärung von Papst Franziskus und Katholikos Karekin II. vom 26. Juni anlässlich der Armenienreise des Papstes. Einige wichtige Zitate daraus: „Wir, Papst Franziskus und der Katholikos aller Armenier Karekin II., erheben heute im heiligen Etschmiadsin unseren Geist und unser Herz zum Allmächtigen und sagen Dank für die beständige und wachsende Nähe in Glaube und Liebe zwischen der Armenisch-Apostolischen Kirche und der Katholischen Kirche in Bezug auf ihr gemeinsames Zeugnis für die Heilsbotschaft des Evangeliums in einer von Unfrieden erschütterten Welt, die sich nach Trost und Hoffnung sehnt. […] Wir sind dankbar, dass wir die Gnade hatten, am 12. April 2015 bei der feierlichen Liturgie in der Petersbasilika in Rom zusammen zu sein. Dort besiegelten wir unseren Willen, uns jeder Form von Diskriminierung und Gewalt entgegenzustellen […] Die Märtyrer [des christlichen Glaubens] gehören allen Kirchen an und ihr Leiden ist eine „Ökumene des Blutes“, die die historischen Trennungen zwischen Christen überschreitet und uns alle dazu aufruft, die sichtbare Einheit der Jünger Christi zu fördern. […] Die Rechtfertigung solcher Verbrechen aufgrund religiöser Vorstellungen ist unannehmbar, denn »Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens« (1 Kor 14,33). Außerdem ist die Achtung gegenüber religiösen Unterschiedlichkeiten die notwendige Bedingung für das friedliche Zusammenleben verschiedener ethnischer und religiöser Gemeinschaften. Gerade weil wir Christen sind, sind wir aufgerufen, Schritte zu Versöhnung und Frieden zu suchen und auszuführen. […] Die Armenisch-Apostolische Kirche und die Katholische Kirche teilen dieselbe Auffassung von der Familie, die auf die Ehe, einen Akt freiwillig geschenkter, treuer Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, gegründet ist. Freudig bekräftigen wir, dass wir trotz der fortdauernden Spaltung zwischen Christen deutlicher erkannt haben, dass das, was uns eint, mehr ist als das, was uns trennt. Das ist die tragfähige Basis, auf der die Einheit der Kirche Christi verdeutlicht werden wird, entsprechend dem Wort des Herrn: »Alle sollen eins sein« (Joh 17,21). Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist die Beziehung zwischen der Armenisch-Apostolischen Kirche und der Katholischen Kirche glücklich in eine neue Phase eingetreten, gestärkt durch unser beiderseitiges Gebet und die gemeinsamen Bemühungen bei der Überwindung aktueller Herausforderungen. Heute sind wir überzeugt, dass es von ausschlaggebender Bedeutung ist, diese Beziehung zu fördern und uns in einer tieferen und maßgeblicheren Zusammenarbeit zu engagieren, nicht nur auf theologischem Gebiet, sondern auch im Gebet und in aktiver Zusammenarbeit auf der Ebene der örtlichen Gemeinden, mit dem Ziel, die volle Gemeinschaft und konkrete Ausdrucksformen der Einheit miteinander zu teilen…“ Zusätzlich werden u. a. noch der Völkermord der Türken an den Armeniern und der Konflikt mit Aserbaidschan um Berg Karabach thematisiert. (www.de.radiovaticana.va v. 26. 6.)
Papst Franziskus lobt Martin Luther: In der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Armenien sagt er zur Frage eines deutschen Journalisten über den deutschen Reformator Martin Luther (1483-1546): Dessen Absichten ja „nicht falsch“ gewesen seien, wenn auch „vielleicht einige Methoden nicht richtig“ gewesen seien. Luther habe zu seiner Zeit gegen eine korrupte und verweltlichte Kirche protestiert, die „kein Modell zum Nachahmen“ gewesen sei, so der Papst. (www.de.radiovaticana.va vom 27. 6.; Die Furche v. 30. 6.; JA v. 10.7. u. viele weitere Medien)
Nach Abschluss des Panorthodoxen Konzils auf Kreta empfing Papst Franziskus am 28. Juni eine orthodoxe Delegation vom Ökumenischen Patriarchat aus Istanbul im Vatikan. Papst Franziskus ging in seinen Grußworten kurz auf das vergangene Panorthodoxe Konzil ein: „Möge der Heilige Geist aus diesem Anlass viele Früchte hervorbringen, die der gesamten Kirche zugute kommen.“ Er bedankte sich bei den zwei Vatikan-Vertretern, die beim Konzil anwesend waren, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und dem Sekretär des Rates, Bischof Brian Farrell. Bei dem informellen Treffen wurde auch ein Brief des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. vorgelesen. Darin geht das geistliche Oberhaupt der Orthodoxen auf die gegenwärtigen Krisen der Welt ein: die Flüchtlingskrise, die wirtschaftlichen Probleme vieler Länder, die dramatische Lage der Christen im Nahen Osten und die Identitätskrise des christlichen Europas. (www.de.radiovaticana.va vom 29. 6.)
Der Vatikan würdigt die „Enzyklika“ des Panorthodoxen Konzils von Kreta als epochemachend. „Zum ersten Mal sprechen die orthodoxen Kirchen mit einer Stimme nicht nur in Fragen, die sie selbst betreffen, sondern auch in Fragen, die die ganze Menschheit angehen.“ In der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ analysiert Hyacinthe Destivelle vom päpstlichen Einheitsrat die „Enzyklika“. Sie ist der einzige Konzilstext, der nicht nur interne orthodoxe Problemfelder behandelt, sondern auch zu Nicht-Orthodoxen, ja zur ganzen Menschheit spricht. Die „Enzyklika“ wurde von einem Gremium unter der Leitung von Metropolit Emmanuel von Frankreich geschrieben. Sie hat sieben Themen-Kapitel, darunter „Familie“ und „Globalisierung“. Als „Herausforderungen unserer Zeit“ werden u.a. Säkularismus, Konsumismus, Umweltkrise, Flüchtlingsproblem und Globalisierung genannt. Die Organisation der orthodoxen Kirche wird als Alternativ-Modell zur „reduktionistischen und unpersönlichen Homogenisierung“ beschrieben. Sie mache vor, wie sich „die Identität der Völker schützen und der lokale Charakter stärken“ ließen. Alle orthodoxen Ortskirchen seien einander gleichgestellt; das könne ein Vorbild für die ganze Völkerfamilie sein. Zum ökumenischen Dialog steht im Konzilstext: „Dank diesem Dialog kennen die anderen Christen jetzt die Orthodoxie und die Reinheit ihrer Tradition besser. Sie wissen jetzt auch, dass die orthodoxe Kirche niemals irgendeinen theologischen Minimalismus oder Zweifel an ihrer dogmatischen Tradition und ihrem evangeliumsgemäßen Ethos akzeptiert hat.“ Diese Herangehensweise nennt Destivelle „schade“, denn es fehle leider die geringste Anspielung auf das Ziel des ökumenischen Gesprächs, nämlich die Herstellung der sichtbaren Einheit unter den Christen. (www.de.radiovaticana.va vom 29. 6. u. 5.7)