Paul Jacques Marie Desfarges, der Erzbischof von Algier, hat die Geschwisterlichkeit am Osterfest betont und sieht darin eine Chance für den interreligiösen Dialog. In einem Brief an seine Diözese stellt er eine Verbindung zwischen Ostern und der Irak-Reise des Papstes im März 2021 her: Jesus Christus habe sich allen „zum Bruder gemacht“, Gott selbst sei „unser geschwisterliches Band mit allen Menschen“. Der Papst habe bei seiner Irak-Reise auf diese Bedeutung der Geschwisterlichkeit in Ur, der Ursprungsstadt Abrahams, hingewiesen, „indem er zu seinen Brüdern der verschiedenen muslimischen Konfessionen, der großen schiitischen und sunnitischen Traditionen und der verschiedenen Minderheiten, der Jesiden, Mazdäer, Sabäer und anderen“ gegangen sei. Desfrages wies darauf hin, dass dies auch die Berufung der algerischen Kirche sei. Ein besonderer Moment, um diese Geschwisterlichkeit zu leben, sei der Fastenmonat Ramadan (13. 4. – 12. 5.): „Diese Zeit der spirituellen Erneuerung für unsere muslimischen Brüder und Schwestern ist eine Gelegenheit, uns mit unseren Herzen mit ihren Gebeten zu verbinden.“ (vn v. 3. 4.)
Der vatikanische „Außenminister“ Paul Richard Gallagher sieht Fortschritte im Verhältnis zwischen Israel und dem Vatikan. „Das gegenseitige Kennenlernen hat zu einem besseren Verständnis geführt, nicht nur auf theologischer, sondern auch auf sozialer und politischer Ebene“, zieht der Erzbischof in einer Videobotschaft für die Antisemitismus-Medienkampagne „#StopAntiSemitism“ eine positive Bilanz. Das Konzilsdokument „Nostra Aetate“ vom Oktober 1965 habe Antisemitismus „in jeder Form und Art“ verurteilt. Es habe „schon 1919 in der katholischen Kirche die feste Überzeugung [gegeben], dass das Prinzip der Brüderlichkeit nicht mit Füßen getreten werden kann“. Das zeige etwa ein Briefwechsel aus 1919 zwischen dem Rat der aschkenasischen Rabbiner von Jerusalem und dem Vatikan, der im Archiv des Staatssekretariates gefunden worden sei. Darin habe der Rabbinerrat Papst Benedikt XV. gebeten, „seinen ganzen Einfluss und seine geistige Kraft einzusetzen, um den Akten der Intoleranz und den antisemitischen Maßnahmen ein Ende zu setzen“. In der Antwort aus dem Vatikan ist nachzulesen, dass „die Kirche, beseelt von den Prinzipien der evangelischen Nächstenliebe gegenüber allen, besonders gegenüber den Kindern des Volkes Israel, sich gegen Handlungen des Hasses gegen andere Brüder wendet“. (vn v. 8. 4.)
Mit seinem Vorschlag in Radio Vatikan, alle christlichen Kirchen könnten Ostern gemeinsam am jüdischen Pessach-Sonntag feiern, hat Pater Nikodemus Schnabel (OSB) eine Debatte ausgelöst: Die deutschen Rabbiner Walter Homolka und Andreas Nachama reagierten auf die Anregung unterschiedlich: Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Andreas Nachama, schrieb in katholisch.de von einer in erster Linie innerchristlichen Debatte. „Ich finde es aber schön, wenn sich christliche Kirchen ihrer jüdischen Wurzeln bewusster werden“. Kritisch äußerte sich hingegen Walter Homolka, der an der Universität Potsdam Jüdische Theologie lehrt: „Gerade das Pessach-Fest ist geprägt von der Abkehr des rabbinischen Judentums gegenüber einem sich formierenden Christentum“, schrieb er in katholisch.de. Pater Schnabel dazu: Mein Vorschlag: „wäre ein starkes Zeichen, nicht nur ökumenisch. Es wäre irgendwie auch eine Verneigung der gesamten Christenheit vor unserem gemeinsamen Fundament, dem Judentum“. (vn v. 9. 4.)
Die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom bietet erstmals einen zweijährigen Lizenziats-Kurs in „Jüdischen Studien und jüdisch-christlichen Beziehungen“ an. Das teilte das „Kardinal-Bea-Zentrum für Jüdische Studien“ der Gregoriana auf der Webseite mit. Es soll „eine solide Einführung ins Judentum“ bieten, und zwar „in historischer, philosophischer, religiöser, theologischer und kultureller“ Hinsicht. Ein weiteres Ziel bestehe darin, „eine Theologie der jüdisch-christlichen Beziehungen zu entwickeln“. Voraussetzungen sind ein Bachelor-Abschluss und ausreichende Kenntnisse in Theologie und Philosophie. (vn v. 9. 4.)
Zum Fastenmonat Ramadan hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, den Muslimen in Deutschland eine Grußbotschaft geschrieben: „Das Fasten bietet gläubigen Menschen die Möglichkeit, den gewohnten Alltag zu unterbrechen, sich zu überprüfen und sich neu auf Gott auszurichten […] Gemeinsam können Christen und Muslime Zeugen der Hoffnung sein: indem wir Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit werden, indem wir im Nächsten unseren Bruder und unsere Schwester erkennen. […] Die Besinnung auf die Ursprünge unseres Glaubens an den einen Gott, dem auch Abraham schon vertraute, kann uns dabei helfen, uns gegenseitig als Schwestern und Brüder zu entdecken – allen Unterschieden und Schwierigkeiten zum Trotz“, so Bischof Bätzing. (vn v. 12. 4.)
Der ägyptische Richter Mohamed Abdel Salam hat ein Buch über die Hintergründe des Abu-Dhabi-Dokuments über die Geschwisterlichkeit (Unterzeichnung am 4. Februar 2019 von Papst Franziskus und Großimam Ahmed Al-Tayeb) verfasst. Richter Abdel Salam würdigt in einem Interview das Treffen des Papstes mit dem Großayatollah Al-Sistani in Nadschaf (Irak) am 6. März als einen „höchst bedeutsamen Schritt auf dem Weg zur Geschwisterlichkeit aller Menschen. […] Der Papst ist immer auf der Suche nach dem Frieden. All seine Botschaften zielen auf Frieden und friedliches Zusammenleben ab.“ Salam sieht die Christen nicht als Minderheiten des Irak. Alle Christen seien „vollwertige Bürger" mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle anderen. Dass alle „respektiert und gegenseitig geliebt werden sollten", sei auch die Kernbotschaft von Papst Franziskus und dem Großimam Al Tayeb. (vn v. 13. 4.)
Die französische Bischofskonferenz (CEF) zeigt sich nach dem Brandanschlag auf die Moschee in Nantes solidarisch mit den Muslimen Frankreichs. Man entdeckte auch den Propheten Mohammed beleidigende Schriften an den Wänden des Centre Avicenne in Rennes. Die CEF erinnert daran, dass es sich hier um Beleidigungen handelt, die „eine Quelle tiefer Traurigkeit und Wut für alle Franzosen sind“ und will ihre Solidarität mit den Muslimen ausdrücken, „besonders im Hinblick auf den Fastenmonat Ramadan, mit der Hoffnung, dass unsere muslimischen Landsleute diesen Monat des Fastens, des Gebets und der Nächstenliebe in Frieden und Geschwisterlichkeit leben können“. Die Bischöfe laden die Katholiken dazu ein, ihre Nähe zu den muslimischen Gemeinden in ihrer Nachbarschaft zu bekunden. (vn v. 13. 4.)
Papst Franziskus hat in einem Brief an den Präsidenten der autonomen Region Kurdistan, Nechirvan Barzani, die „religiöse, kulturelle und ethnische Vielfalt" in der nordirakischen Region gelobt. Der Irak möge für die ganze Welt den Beweis antreten, dass ein harmonisches Zusammenleben trotz bestehender religiöser Unterschiede möglich sei, wünschte der Papst in dem Schreiben, das Barzani im Rahmen eines Bagdad-Besuchs von Nuntius Mitja Leskovar, des päpstlichen Gesandten im Irak, überreicht bekam. „Während der Tage, die ich unter euch verbracht habe, habe ich erkannt, dass die religiöse, kulturelle und ethnische Vielfalt, die die irakische Gesellschaft charakterisiert, eine wertvolle Unterstützung für euch und für die Welt ist" Kurdistan sei immer schon ein „sicherer Hafen für alle Religionen und Gemeinschaften" gewesen und werde dies auch in Zukunft bleiben, schreibt der Papst. (kap v. 14. 4.)
Die Spitzen von Staat, Kirchen und Religionen Österreichs haben eine Trauerfeier organisiert für die bisher etwa 10.000 Toten der Corona-Pandemie: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Kardinal Christoph Schönborn, der Apostolische Nuntius Pedro Lopez Quintana, der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der evangelische Bischof Michael Chalupka und die Präsidenten der Islamischen bzw. Jüdischen Religionsgemeinschaft, Ümit Vural bzw. Oskar Deutsch beteten für die Opfer, Hinterbliebenen, Erkrankten und das Gesundheitspersonal. Das Fernsehen übertrug den Trauerakt live. (kap u. vn v. 16. 4.)
Zum islamischen Fastenmonat Ramadan richtete der Vatikan den Muslimen weltweit Grüße aus. Der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog freue sich, den Muslimen „geschwisterliche gute Wünsche für einen Monat zu überbringen, der reich an göttlichem Segen und geistlichem Fortschritt ist“, schreibt der Präsident des Rates, Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot, in der Grußbotschaft. Fasten, Beten, und andere fromme Praktiken brächten Christen und Muslime näher zu Gott, „unserem Schöpfer, und zu all jenen, mit denen wir leben und arbeiten“. Christen und Muslime seien gerufen, Träger der Hoffnung zu sein, für das gegenwärtige und für das zukünftige Leben, so der Kardinal. (vn v. 16. 4.)
Für ihre Verdienste um die Gesellschaft sprach die Regierung Pakistans der Ordensfrau Ruth Lewis den „Sitara-e-Imtiaz“, den „Stern der Exzellenz“ zu, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen Pakistans. Der emeritierte Erzbischof von Karatschi, Kardinal Joseph Coutts, reagierte auf diese Nachricht mit den Worten, das sei „Grund zur Genugtuung und zum Stolz“ für die Kirche. Schwester Ruth Lewis leitete in der Hafenstadt Karatschi jahrzehntelang ein Haus namens Dar-ul-Sukun für Kinder mit geistigen oder physischen Einschränkungen. Schwester Ruth Lewis habe sich bei NGOs, in der Zivilgesellschaft und bei der Regierung der Provinz Sindh „tiefe Achtung und Respekt“ erworben, sagte Coutts. (fides u. vn v. 16. 4.)
„Gemeinsamkeit und Toleranz können Hass und Gewalt der Militärs in Myanmar beenden“: Dazu hat ein interreligiöses Gebet auf dem Wiener Stephansplatz stattgefunden. Auf Einladung der buddhistischen Religionsgesellschaft und der Freunde der Burmesischen Gemeinschaft in Österreich beteten Religionsvertreter und Aktivisten gemeinsam für den Frieden in Myanmar. Neben dem Präsidenten der buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, dem römisch-katholischen „Weltreligionen-Bischof“ Werner Freistetter waren auch Vertreter der Muslime, der altkatholischen Kirche, der Mormonen und der hinduistischen Gemeinde in Wien anwesend. Der evangelische Bischof Michael Chalupka und die Neuapostolische Kirche überbrachten Grußbotschaft. Freistetter zitierte in seinem Gebet aus dem Kolosser-Brief des Apostels Paulus: „Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.“ Dies sei für ihn auch der Grund, warum man der Einladung der „buddhistischen Schwestern und Brüder“ zum Gebet für Myanmar nachgekommen sei. Dompfarrer Toni Faber erinnerte daran, dass Papst Franziskus die Protestbewegung in Myanmar unterstütze und das Land im Jahr 2018 besucht hatte. Für Imam Ramazan Demir, der Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft, ist das Gebet ein Zeichen der Solidarität mit den Inhaftierten. (kap u. vn v. 18. 4.)
Die einflussreiche Kairoer Al-Azhar-Moschee hat die jüngste Ermordung des koptisch-orthodoxen Christen Nabil El-Habaschi durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verurteilt. Die Tat bestätige, dass „diesen terroristischen Gruppen das niedrigste Maß an Menschlichkeit fehlt“, so eine Stellungnahme der al-Azhar. Al-Azhar-Untersekretär Mohammed al-Dhawani sprach der Familie des 62-jährigen Opfers sein Beileid aus und bezeichnete die Ermordung als Schande für die Menschheit. Das ägyptische Innenministerium teilte mit, dass drei mutmaßlich an der Tat beteiligte Terroristen bei einem Schusswechsel mit ägyptischen Sicherheitskräften getötet wurden. (kap u. vn v. 21. 4.)
Der römisch-katholische Bischof Stephen Dami Mamza sorgt im Nordosten Nigerias mit dem Bau eines Dorfes für christliche und muslimische Flüchtlinge für Aufsehen, weil seine Diözese Yola auch eine Moschee finanziert. Der Bischof gibt auf Kritik die Antwort: „Ich bin ein Christ, ein Bischof und ein Seelsorger, und deshalb darf ich niemandem das Recht verweigern, seinen Glauben auf seine Weise zu praktizieren." Die muslimischen Familien in der neuen Dorfgemeinschaft hätten das Recht, in einer Moschee ihren Glauben zu leben. Das sei „eine Frage der Religionsfreiheit, die im säkularen Staat Nigeria garantiert" sei, so Mamza. Es gebe viele Regionen in Nigeria, in denen Christen keine Kirchen bauen oder Land erwerben könnten; „das darf auch nicht sein - und deshalb will ich mit dem Moscheebau ein Zeichen setzen". „missio“ Aachen unterstützt das Flüchtlingsdorf-Projekt des Bischofs. (kna u. kap. v. 21. 4.)