Unsere Uni ist bunt!

von Marlies Prinz; Zeitung Nr. 120/Winter 2023/24

Jeden Dienstag gibt es im B3, im Zentrum für Theologiestudierende Innsbruck, das praktischerweise unmittelbar neben der Katholisch-Theologischen Fakultät liegt, Mittagessen. Studierende kochen für Studierende. Am Speiseplan oft Klassisches: Nudeln, Risotto, Reis, Suppe – manchmal auch Ausgefalleneres – aber man/frau kommt ja eigentlich nicht nur wegen dem Essen, sondern vor allem auch wegen der Gemeinschaft.


Manche trifft man nie – außer halt Dienstagmittag im B3, mit anderen sitzt man ständig in den Vorlesungen. Reden und Gespräche führen kann man mit allen. Viele Alltagserlebnisse werden da ausgetauscht, es wird über Prüfungen gestöhnt, über so manche Profs gelästert – aber gar nicht so selten auch gehen die Gespräche in theologische Richtungen. Und da zeigt sich dann oft schnell: Homogen sind unsere Ansichten ja nicht unbedingt immer. Frauen, Zölibat, LGBTQIA+, Mitbestimmung von Lai*innen – es sind die „klassischen“ Themen, über die auch in der Weltkirche gerne diskutiert wird, bei denen auch wir unsere konträren Einstellungen bemerken. Muss man den Begriff Laien überhaupt gendern? Gendern generell?


Aber nicht nur im B3, auch an der Uni selbst wird klar, wie vielfältig wir sind. Studierende, deren Laptops vollgeklebt sind mit Regenbogenstickern und Aufschriften wie „Church for every one“ (ja, okay, zu denen gehöre auch ich), die in den Vorlesungen neben Studierenden sitzen, die der Ansicht sind, das größte Problem der Kirche der heutigen Zeit bestehe im „Genderwahnsinn“ (bitte deutsch, nicht englisch ausgesprochen). Und beim Erstsemestrigenabend steht dann halt jemand von Loretto neben jemanden, der/die in seiner/ihrer Freizeit einen Instagramaccount kreiert hat, um Loretto-Posts kritisch zu reflektieren.


Auch Professor*innen sind sich bei diesen ganzen Themen übrigens definitiv nicht immer einig! Regenbogenbunt wird unsere Fakultät dann jedes Jahr bei den Aktionstagen von Kreuz und Queer*. Entstanden 2021 organisiert die Gruppe, die seit kurzem nun auch als offizieller Verein eingetragen ist, Workshops, Vorträge, Begegnungszonen und Pride Prayers. „Für eine bunte Kirche“ heißt es in ihrem Instagramaccount. Zumindest unsere Uni wird durch eure Aktionen und Regenbogenfahnen immer wieder viel bunter! Danke! Lasst euch nicht aufhalten!


Vielfalt an der Uni gibt es aber auch noch in ganz anderen Bereichen: Altersvielfalt – ist die Theologie als Studienfach ja auch allgemein dafür bekannt, besonders viele Seniorstudierende anzulocken; Internationalität – schon alleine durch viele Priesterseminaristen und Doktoranden aus dem Ausland; sprachliche Vielfalt – immerhin gibt es auch Vorarlberger*innen und Schweizer*innen bei uns, bei denen ja ich als Oberösterreicherin schon manchmal Verständnisprobleme bekomme. 😉


Ich erlebe es durchaus als positiv, dass so viele unterschiedliche Meinungen vertreten sind. Wäre doch auch langweilig, wenn wir uns immer einig wären. Schwierigkeiten sehe ich nur da, wo Meinungen andere verletzen. Jemandem dereinst die Hölle zu prophezeien halte ich nicht gerade für die feine Art. Meine innere Argumentationsmaschine läuft oft schon sehr schnell an. Aber für mein Theologiestudium habe ich mich immerhin auch entschieden, weil ich diskutieren wollte. Ich kann mich also nicht beschweren 😊