Innerkirchliche Reformansätze: (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

Papst Franziskus hat die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens, eine gebürtige Niederländerin, zur „Konsultorin“, der kommenden vatikanischen Bischofssynode ernannt. Anfang Oktober wird der Papst einen synodalen Prozess für die Weltkirche starten; dabei soll unter anderem über Teilhabe und Evangelisierung nachgedacht werden, zunächst auf Bistums-, dann auf kontinentaler Ebene. Die Ergebnisse münden dann in eine Bischofssynode im Vatikan im Oktober 2023. (vn v. 4. 6.)

Die Theologin Barbara Hallensleben (64) zeigt sich zuversichtlich, dass Frauen in der römisch-katholischen Kirche in absehbarer Zeit zu Diakoninnen geweiht werden können. „Ich setze viel Hoffnung auf die bevorstehende Prüfung des Diakonats der Frauen", sagte Hallensleben in einem Interview des Schweizer Portals kath.ch. Die Professorin für Dogmatik und Theologie der Ökumene in Freiburg ist unter anderem Mitglied der von Papst Franziskus eingesetzten Studienkommission zum Frauendiakonat, die im September in Rom tagen wird. Mit der Frage eines Diakonats der Frau verbindet sich für Hallensleben das Streben zurück zu einer Kirche nah bei den Menschen. „Die diakonale Kirche könnte uns wieder in eine zentrifugale Bewegung bringen und an die Peripherien führen", sagte sie. „Ich plädiere für eine diakonale Kirche und bin zuversichtlich, dass sie den Platz für den diakonalen Dienst von Frauen entdecken wird." Hallensleben äußerte sich auch zu dem von Papst Franziskus ausgerufenen „Synodalen Prozess" ab dem 9./10. Oktober 2021. In der Ankündigung sieht die Dogmatikerin die „große, ehrliche Hoffnung: Alle, wirklich alle, sollen Gehör finden. Niemand soll bevormundet werden." (kath.ch u. kna u. kathpress v. 5. 6.)

Eine Gruppe von zehn TheologInnen hat unter dem Titel: „Die Geschwisterlichkeit retten – zusammen“ einen Appell verfasst, um eine „offene“ und dialogfähige römisch-katholische Kirche zu fördern. Die Gruppe wurde von Kurien-Erzbischof Vincenzo Paglia und dem Theologen Pierangelo Sequeri einberufen. Paglia ist Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben und Großkanzler des Päpstlichen Theologischen Instituts Johannes Paul II. für die Wissenschaften von Ehe und Familie, dessen Dekan Sequeri ist. Der Aufruf entspringe der Herausforderung durch die Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus. Der Vorschlag der zehn TheologInnen, darunter der in Wien lehrende Religionsphilosoph Kurt Appell, bestehe darin, „den Sinn dieser Herausforderung zu erfassen“, die gerichtet seien „an eine Kirche, die zur Öffnung gedrängt wird“. Der Appell sei eine „leidenschaftliche Einladung“ sowohl an die professionelle Theologie als auch an alle Gläubigen, „den Dualismus [Kirche-Welt, P. W.] zu dekonstruieren, der uns gegenwärtig als Geisel hält“. Der Glaube müsse lernen, „die Sprachen der säkularen Welt zu bewohnen“. Und diese kirchliche Nähe des Glaubens solle für die Fremden genauso wie für die Ausgestoßenen und am Rand Stehenden gelten. Wie Bischof Vincenzo Paglia in dem Nachwort des Appells schreibt, „sind die kirchlichen Institutionen aufgerufen, ihren Teil zur Förderung eines tieferen und gewissenhafteren Dialogs zwischen der Intelligenz des Glaubens und dem Denken des Menschen beizutragen“. (vn v. 8. 6.)

Die Bischofskonferenz von Eritrea beruft erstmals eine Frau ins Amt des Generalsekretärs: Es ist die Comboni-Schwester und ausgebildete Medizinerin Tseghereda Yohannes. Schwester Yohannes hat 16 Jahre an der Universität Asmara sowie am Technologischen Institut von Mai Nefhi, 30 Kilometer außerhalb der Hauptstadt, unterrichtet. In einem Interview trat sie unlängst für eine Versöhnung zwischen Eritrea und dem Nachbarland Äthiopien ein. Als Generalsekretärin der Bischofskonferenz folgt sie auf den Zisterzienserpater Tesfaghiorghis Kiflom. (vn v. 14. 6.)

In Irland laufen Vorbereitungen für eine fünfjährige nationale Synode. Der Bischof von Derry, Donal McKeown, betonte dazu, die Botschaft Jesu könne nicht von einer Kirche verkündet werden, „die in sich selbst verschlossen ist" und die „Angst hat, bisher weniger begangene Wege zu gehen". Die Synode wurde im März angekündigt und soll allen kirchlichen Gremien ein Forum sein. Zusätzlich zu der Missbrauchsproblematik bestehen weitere Herausforderungen in den Themen Säkularisierung, Migration, Familie, Jugend und Frauen in der Kirche. Bischof McKeown betonte in einer Predigt auch die Dimension von Gebet und Gemeinschaft auf dem eingeschlagenen synodalen Weg: „Was will der Herr uns lehren, indem er Seine Kirche erneuert?“ Er rief auch dazu auf, neue Wege der Verkündigung des Evangeliums zu finden. Die Synode besteht aus drei Phasen. Die Bischöfe wollen dazu eine spezielle Arbeitsgruppe einrichten, die sich aus Laien, auch jungen Menschen, Ordensleuten, Priestern und Bischöfen zusammensetzt. (vn v. 16. 6.)

Eine enge Verbindung zwischen der von Papst Franziskus geforderten Synodalität und der Rolle der Frau in der Kirche sieht die Ordensschwester Nathalie Becquart, die erste Frau, die mit Stimmrecht an der nächsten Weltbischofssynode teilnehmen wird. Zum Thema „Herausforderung der Synodalität“ diskutierten TeilnehmerInnen eines hochkarätigen Web-Seminars, das auf Einladung der Weltunion der römisch-katholischen Frauenorganisationen (WUCWO) und der lateinamerikanischen „Akademie Katholischer Leader“ stattfand. Federführend war Sr. Becquart. Ihr zur Seite standen als Sprecher auf dem Panel weitere Vertreter der römisch-katholischen Welt aus Afrika, Europa und Amerika. Die Sr. Becquart eröffnete die Konferenz mit einem Blick auf die aktuelle Situation der Frauen in Kirche und Gesellschaft: Von den jüngeren Generationen gehe ein vielversprechender Wandel im Miteinander von Frauen und Männern aus. Auch die Forderung des Papstes, eine „Synodale Kirche“ zu werden, sei letztlich grundlegend mit der Tatsache verknüpft, mehr Frauen in entscheidenden Kirchenpositionen einzusetzen und in die Entscheidungsprozesse einzubinden. Die Beziehung zwischen Männern und Frauen müsse in der Kirche neu definiert werden auf der Grundlage von „Gegenseitigkeit, Gleichheit und Zusammenarbeit“. Letztlich sei es auch die Synodalität, die zentral für den Weg und die Zukunft der Frauen in der Kirche sei. Dabei gehe es um Zuhören, um Dialog auf Augenhöhe. „Der Pfad der Synodalität ist der Pfad, den Gott sich von der Kirche im 3. Jahrtausend erwartet“, pflichtete der Weihbischof von Buenos Aires, Jorge Eduardo Lozano, seiner Vorrednerin bei. Dabei sei von großer Bedeutung, dass das „Gesicht der Kirche“ im Grunde weiblich sei. Lozano ist Generalsekretär des Lateinamerikanischen Kirchenrates CELAM. Auch in Lateinamerika werde die Zukunft der Frauen in der Kirche in allen einschlägigen Arbeitskreisen stark diskutiert. Praktische Beispiele aus Politik und Gesellschaft in Senegal steuerte die dritte Teilnehmerin auf dem Podium bei: Sophie Gladima ist Energieministerin des Senegal und einzige Katholikin in der muslimischen Regierung ihres Landes: Es gelte, die Rolle der Frauen weiter zu stärken. Es seien die Frauen selbst, die in der Erziehungsarbeit dazu einen entscheidenden Beitrag leisten könnten. (vn v. 18. 6.)

Rund 260 Frauen haben bei einer Online-Konferenz 12 Delegierte der ersten Frauenkommission des Bistums Mainz gewählt. Die Frauen tauschten sich online in sieben Kleingruppen zu den Themen Leitung, Sprache, strukturelle Ungerechtigkeit, Verkündigung, Sichtbarkeit, Frauenleben und sexualisierte Gewalt aus. Diese Themen sollen auch die Grundlage für weitere Beratungen in der Kommission sein. Die Frauenkommission ist laut vorläufiger Geschäftsordnung das Gremium, „in dem die Reflexion und Ausarbeitung von Schritten“ darüber stattfindet, wie sich die „Beteiligung von Frauen, sowie Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen und in den Strukturen fördern und umsetzen lässt“. Die Kommission wird für zwei Jahre gewählt und berät Bischof Peter Kohlgraf. Barbara Wolf, Geschäftsführerin der Frauenkommission monierte: „Wir müssen diesen Schwung nutzen, um wirklich Schritte der Veränderung zu gehen. Wenn nichts passiert, und die Frauenkommission als Trostpflaster gesehen wird, wäre das nicht nur ein Schaden für die Geschlechtergerechtigkeit im Bistum“. Kohlgraf betonte, dass Gleichberechtigung von Frauen nicht nur in der Kirche ein Thema sei. Die Frauenkommission seines Bistums könnte „in bestimmten Bereichen zu Vorreitern in der Gesellschaft" werden. „Ich kann mir vorstellen, dass wir einen wichtigen Beitrag leisten für den Synodalen Weg hier in Deutschland, und auch weltweit.“ Vielleicht bekomme dann manch anderer Bischof ebenfalls Lust, eine Frauenkommission zu gründen. (vn v. 20. 6.)

„Die Frage nach der Rolle der Frauen ist hochrelevant“, sagte der Bischof von Fulda, Michael Gerber, in einem Interview mit der „Fuldaer Zeitung“. In der Kirche seien „epochale Entwicklungsschritte oft mit einem bemerkenswerten Zueinander von Frauen und Männern verbunden“ gewesen. „Wie schaffen wir es als Kirche mit ihren vielen Erfahrungen und kulturellen Prägungen beieinander zu bleiben?“ (www.fuldaerzeitung u. vn v. 21. 6.)

Die erste Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, beginnt am 1. Juli ihr Amt. Die 51-jährige ist die erste Frau und erste Nichtgeistliche in dieser Position. Die aktuelle Zeit sei nicht nur kritisch, sondern auch spannend für die Kirche, sagte Gilles nach ihrer Wahl im Doppelinterview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und des Portals katholisch.de. Es sei ein „starkes Signal, eine Frau jetzt in diese Führungsposition zu setzen". Das Amt der Generalsekretärin werde sich verändern, „etwa mit Blick auf die Rolle, die ich zum Beispiel im geistlichen Leben des Hauses einnehmen kann; hier gilt es neue Formen zu finden", sagte Gilles. 2000 promovierte sie mit einer Arbeit zu Gottesdienstübertragungen in den Medien. Bis zu diesem Zeitpunkt war Gilles bereits freie Referentin in der theologischen und religiösen und religiösen Erwachsenenbildung. Von 2000 bis 2010 war sie Leiterin und Geschäftsführerin des Katholischen Bildungswerkes Stuttgart. Seit 2010 ist sie Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg. Die Eigenschaft „eines langen Atems" kann ihr als Ausdauersportlerin bei ihrer neuen Aufgabe sicher hilfreich sein. (kna u. vn v. 30. 6.)

Bei einem Forum „Von und für Frauen" des pan-amazonischen kirchlichen Netzwerks REPAM haben sich dieser Tage rund 80 Teilnehmerinnen online über Zukunftsfragen der Kirche ausgetauscht. Aus dem gemeinsamen Hören von Zeugnissen, Missionen und Träumen seien Vorschläge entstanden, die der Kirche auf dem Weg zu einer echten Synodalität helfen könnten, schreibt Pater Luis Miguel Modino von REPAM in einem Bericht für Vatican News. Die Teilnehmerinnen betonten, sie träumten „von einer kreisförmigen, synodalen, interkulturellen, gemeinschaftlichen, prophetischen, missionarischen, hinausgehenden, samaritanischen, verbündeten und betenden Kirche“, die mit allen ihr anvertrauten Menschen unterwegs sei. In Amazonien wollten sie eine Kirche mit der „Mystik des Wir" verwirklicht sehen; die Formulierung bezieht sich auf „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus. „Wir wollen eine Kirche, die eine Jüngerschaft von Gleichen ist, eine synodale Kirche, in der die Zirkularität die Vertikalität ablöst." Deshalb forderten sie „die öffentliche Anerkennung unserer Dienste – besonders in den Amazonasgebieten – , die wir als Volk Gottes weiterhin ausüben wollen“. Es gehe nicht um Vorherrschaft. „Uns liegt nichts an einem Machtkampf, wir möchten einfach, dass die von uns geleisteten Dienste anerkannt werden und die Möglichkeit, das Wort zu verkünden und zu predigen, endgültig eröffnet wird, und zwar aus der Treue zum Evangelium heraus." Die Frauen gelangten mehrheitlich auch zu dem Schluss, dass die römisch-katholische Kirche den Frauendiakonat anerkennen solle, weil er faktisch „im Amazonasgebiet bereits ausgeübt wird". Wesentlich wäre es darüber hinaus, „das vorhandene Wissen und die Sensibilität der Frauen in allen Bereichen der Ausbildung in der gesamten Kirche einschließlich der Seminare“ zu nutzen. Deshalb sollten Katholikinnen in der Priesterausbildung, in der geistlichen Begleitung und bei der Entscheidungsfindung in kirchlichen Fragen zum Einsatz kommen. (vn v. 30. 6.)