Der Klagenfurter Bischof Josef Marketz hat sechs Frauen und zehn Männer zu Akolythinnen und Akolythen beauftragt - als „außerordentliche Dienerinnen und Diener der Eucharistie". Der Dienst galt bisher als Vorstufe zum Weiheamt. Er wurde durch eine Änderung des Kirchenrechts durch Papst Franziskus 2021 auch zu einer Ständigen Form erweitert, die auch Frauen offensteht. Bischof Marketz zeigte sich in einem Gottesdienst im Klagenfurter Dom erfreut darüber, dass durch die Öffnung dieses Dienstes für männliche und weibliche Laien nun „das gesamte Volk Gottes im Altarraum repräsentiert" werde. Im Rahmen des Beauftragungs-Gottesdienstes bekamen die Akolythinnen und Akolythen die Hostienschale, ein Gefäß für die Krankenkommunion sowie das liturgische Gewand, die „Albe“. Akolythen (griechisch: „Nachfolger") sind laut Kirchenlehre „Helferinnen und Helfer des Diakons und Priesters am Tisch des Herrn, die von der katholischen Kirche dazu bestellt sind, im Rahmen der hl. Messe liturgische Dienste auszuüben". Sie sind u.a. Ministrantinnen und Ministranten, Mesnerinnen und Mesner, helfen beim Austeilen der Kommunion, bringen diese alten und kranken Menschen und dürfen das Allerheiligste zur eucharistischen Anbetung aussetzen. Der Dienst wird in den meisten Teilen der Weltkirche schon seit Langem praktiziert, aber ohne amtliche Grundlage. (kap v. 6. 5.)
Der Beauftragte für queere Pastoral bei der Deutschen Bischofskonferenz fordert eine Änderung der kirchlichen Sexualmoral. „Queeren Menschen das Menschsein abzusprechen, geht meines Erachtens gar nicht. Die kirchliche Lehre geht aber nach wie vor davon aus, dass es nur Mann und nur Frau gibt", sagte der Essener Weihbischof im Interview in der „Rheinischen Post". Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind. Schepers plädiert dafür, den Katechismus entsprechend zu ändern: Die Kirche müsse verstehen, dass Sexualität nicht nur zur Zeugung von Nachkommen da sei. Ansonsten führe ihre Position „zwangsläufig zu Distanz und Abwehr", sagte Schepers. „Dabei geht es nicht um eine Liberalität, die alles und jedes erlaubt. Sondern immer auch darum, ob es eine Verantwortung der Partner füreinander gibt." (domradio.de v. 8. 5.)
Mit grundlegenden Veränderungen der Verfasstheit der römisch-katholischen Kirche rechnet die Dekanin der Katholischen Privatuniversität Linz, Klara-Antonia Csiszar. Derzeit sei noch nicht absehbar, welche Zukunft der Kirche blühe. Im weltweiten „Synodalen Prozess“ würden jedoch gerade „die Puzzleteile aus der ganzen Welt zusammengetragen". Dabei werde geschaut, was Synodalität genau bedeute. „Ich denke, dass künftig immer weniger für die ganze Welt gültige Vorschriften aus Rom kommen werden, es wird mehr Entscheidungskompetenzen vor Ort geben", so Csiszar im Interview in den „Oberösterreichischen Nachrichten". Sie selbst übersetze das Wort Synodalität als „neuen Stil von Kirche". Neueste Forschungen zeigten, dass auch in Österreich immer mehr Gläubige ihre „Verantwortung in der kirchlichen Praxis" erkennen würden. „Sie erwarten nicht mehr alles von Priestern, sondern bringen sich selbst ein und übernehmen auch Leitungsfunktionen. Die Priesterkirche ist vielerorts vorbei. […] Die Selbstverständlichkeit, mit der Bischöfe und Priester hier mit Laien auf Augenhöhe kommunizieren, weiß ich sehr zu schätzen", sagte die Linzer Dekanin. In anderen Regionen wie etwa in Afrika oder Osteuropa sei die Situation völlig anders. Auch konkrete Veränderungen beim Zugang von Frauen zu sakramentalen Ämtern erwartet die Theologin. Die in vielen Erdteilen erhobene Forderung werde regional sehr unterschiedlich argumentiert. „Meiner Meinung nach waren wir der Weihe der ersten Diakonin noch nie so nah wie jetzt.“ Ob diese Weihe eingeführt werde oder nicht, sollte jedoch regional oder lokal entschieden werden, so ihre Empfehlung – „ähnlich dem ständigen Diakonat der Männer". (kap v. 10. 5.)
Der Generalvikar des römisch-katholischen Bistums Essen spricht sich für ein Ende des Pflichtzölibats für Priester aus. Es sei „offensichtlich, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich auf diese Lebensform in Verbindung mit dem Priesterberuf einzulassen. Bei uns stirbt der Priesterberuf derzeit geradezu aus“, sagte Klaus Pfeffer im Interview in der „Rheinischen Post“. Der Verzicht auf Ehe und Familie sei für viele Priester eine Last und führe gerade im Alter zu Vereinsamung. Er äusserte sich auch zu anderen kirchlichen Streitthemen. So halte er den Zugang für Frauen zu Weiheämtern für den nächsten Schritt, den die römisch-katholische Kirche tun müsse. Es sei „eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, die es notwendig macht, dass in unserer Kirche Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten haben, verantwortungsvolle Ämter – und damit auch die Weiheämter – auszuüben“. Bis zu einem Frauenpriestertum braucht es laut Pfeffer in der Kirche aber noch „heftige Auseinandersetzungen“. Die kirchliche Sexualmoral hinke den Einsichten aus Humanwissenschaften, moderner Theologie und menschlicher Erfahrung hinterher. Die Entrüstungen über die päpstliche Erlaubnis zur Segnung homosexueller Paare im vergangenen Jahr zeige, wie schwierig es sei, in einer weltweiten Kirche zu einer einheitlichen Lösung zu kommen. (kath.ch u. kna v. 11. 5.)
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl unterstützt den Wunsch vieler Frauen für einen geweihten Diakonatsdienst. „Wie wichtig dieses Thema weltweit ist, zeigt sich dadurch, dass Papst Franziskus eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet hat, die es bis 2025 zu einem guten Abschluss bringen soll. Darauf hoffe ich", erklärte er der Kathpress. Neben der „Frauenfrage" nannte er auch die Themen Weltkirche und Bildung als Herzensanliegen. Bei der Weltkirche freue er sich über die Einsicht, dass sich Vielfalt und Einheit nicht ausschließen. Es ging um den Österreich-Bericht an das römische Synodensekretariat, in dem die Rückmeldungen aus den heimischen Diözesen auf den Synthese-Bericht der ersten Welt-Synodenversammlung im vergangenen Herbst in Rom eingearbeitet wurden. Krautwaschl bearbeitete dafür im Auftrag der Bischofskonferenz unter anderem in einer Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen der Katholischen Frauenbewegung die Themenbereiche „Laien" und „Frauen". (kap v. 15. 5.)
Die Schweizer Kirche begrüsst den Diakonat für Frauen. Sie hat im Rahmen des weltweiten „Synodalen Prozesses“ eine Reihe von Vorschlägen formuliert. In einem Synthesebericht mit dem Titel „Schweizer Echo auf die erste weltkirchliche Synodenversammlung 2023“ übermittelte man die Vorschläge nach Rom. Auf allen Ebenen der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz gebe es den Wunsch nach mehr Synodalität, heisst es darin: „Wir möchten synodaler werden.“ Im ersten Teil werden 14 Vorschläge formuliert. Angesprochen werden hier auch die Dienste und Ämter der Kirche: Die Frage der Zulassungsbedingungen „zu allen Ämtern, insbesondere die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern“ sei wichtig. Dass Frauen vom Priesteramt ausgeschlossen sind, werde „vielerorts nicht mehr verstanden“. Abgelehnt wird die Einführung von diakonalen „Spezialdiensten“ für Frauen: Das würde von vielen „als Ausdruck der fehlenden Anerkennung der Gleichwürdigkeit der Taufe“ gesehen. „Eine Gestaltung des ordinierten Amtes und Zulassungskriterien, die der Gleichwürdigkeit der Taufe widersprechen, werden als Sündenfall einer synodalen Kirche empfunden.“ Wenn die Kirche an Glaubwürdigkeit gewinnen wolle, müsse sich die volle Gleichwertigkeit der Taufwürde auch in ihrem ordinierten Amt spiegeln. Die Schweizer Kirche bekennt sich in dem Dokument zu einer „radikalen Inklusion“. Synodale Beschlüsse, die ausgegrenzte Menschen, insbesondere Frauen, queere Menschen und Arme marginalisierten, stünden der Sendung der Kirche entgegen. Im zweiten Teil geht es um die Frage, wie Beziehungen kreativ gestaltet werden können, um ein „dynamisches Gleichgewicht zwischen der Dimension der Kirche als Ganzes und ihren lokalen Wurzeln“ zu finden. Hier geht es um die Subsidiarität. Die römisch-katholische Kirche sei nur synodal, wenn sie auf allen Ebenen – also regional, weltkirchlich und universalkirchlich – synodal sei. Und zur Liturgie einer synodalen Kirche: Es sei notwendig, dass auf ortskirchlicher und regionaler Ebene „kulturell passende Liturgien“ entwickelt würden. Weil sich Sprache lebendig entwickle, sei es wichtig, dass die Menschen zu Mitgestalterinnen und Mitgestaltern liturgischer Sprache und Ausdrucksweisen würden. „Wo die Liturgie als Symbol der Zurückweisung von Frauen erlebt werde, könne sie ihre Funktion im Leben der Kirche nicht erfüllen.“ Weiters plädiert man für regional unterschiedliche Zulassungskriterien zu allen Ämtern, weil die Sensibilitäten für die Gleichstellung der Geschlechter kulturell unterschiedlich seien. (kath.ch v. 16. 5.; vn v. 18. 5.)
Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland seien „in großer Einmütigkeit" davon überzeugt, „dass die Kirche einen Prozess der Reformen und der Erneuerung braucht. Nur so kann sie „ihrer Sendung gerecht [zu] werden", heißt es in einem von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Bericht. Das zehnseitige Dokument versteht sich als Zusammenfassung der Papiere aus den deutschen Diözesen mit Blick auf die von Papst Franziskus angestoßene Weltsynode. Konkret sprechen sich die deutschen Gläubigen aus für mehr innerkirchliche Teilhabe, eine stärkere Rolle der Frauen sowie Änderungen in der kirchlichen Sexuallehre. Das deckt sich in weiten Teilen mit den Themen, die auf dem 2019 begonnenen „Synodalen Weg“ erörtert wurden. Zugleich wird eine größere Freiheit gegenüber dem Vatikan gewünscht. Die Ortskirchen in aller Welt waren vom Vatikan aufgefordert worden, bis Mitte Mai Rückmeldungen aus Diözesen und anderen kirchlichen Einrichtungen zum Bericht der ersten Versammlung der Weltsynode vom Oktober 2023 im Vatikan an das Generalsekretariat der Synode zu übermitteln. (kna u. vn v. 22. 5.)
Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht in den unterschiedlichen synodalen Prozessen in der römisch-katholischen Kirche „eine Schnittmenge und größtes Lernfeld zugleich": die Frage nach der Leitung und wie sie gelingen kann. In einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte er: „Leitung gelingt, wenn ich Menschen, die neben und mit mir unterwegs sind, helfen kann, das Beste aus ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten für die Gemeinschaft zu machen." Im Bistum Passau sei diesbezüglich „schon einiges umgestellt" worden. So gehörten dem Leitungsgremium nicht nur Domkapitulare, Dekane und leitende Angestellte des Ordinariats an, sondern auch Ehrenamtliche aus den Reihen des Diözesanrats. (domradio.de u. kna v. 22. 5.)
Inwiefern muss die Bibel hinsichtlich sexueller Fragen heute neu gesehen werden? Der Alttestamentler Thomas Hieke an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sagt im Podcast „Himmelklar": Vom Vatikan erwartet er ein Umdenken - früher oder später. Die heutige kirchliche Sexualmoral hat oft nur wenig mit den Ursprungstexten zu tun. „Sexualität wurde vornehmlich als geheimnisvolle Kraft gesehen, mit der man Nachkommen erzeugen kann.“ Hieke zur Masturbation: „Man [=die Kirche] will keine Masturbation. Dann sucht man krampfhaft in der Bibel nach einem Vers, der irgendwie passen könnte. Wenn man den Vers hat, muss man ihn chirurgisch von seinem Kontext lösen. Dann schreibt man in den Katechismus: Masturbation ist Sünde, Beweis siehe Bibelstelle [über den Onan: Gen 38,9]. […] So ein Gebrauch von der Bibel ist aus meiner Sicht nicht zulässig und auch eine Versündigung an Gottes Wort.“ Denn in der Bibelstelle geht es um die Frage, wem die Nachkommenschaft gehören soll: Onan oder seinem Bruder. Und mit dem „coitus interruptus“ lässt Onan „die Frau Tamar, die dringend ein Kind bräuchte, um wieder familiär integriert zu sein, im Regen stehen. Er nutzt also die Sexualität der Frau aus, ohne selbst Verantwortung zu übernehmen. […] Man hat in der Bibel nach irgendwelchen passenden Sätzen gesucht, und wenn man keine gefunden hat, dann hat man sie halt passend gemacht.“ Und zur Homosexualität: Das heutige Verständnis „einer gleichberechtigten Partnerschaft mit Verantwortung für den anderen gibt es in diesem Sinne in der Bibel nicht. Man hat aber wohl wahrgenommen, dass es gleichgeschlechtliche Akte gibt. […] Der berühmte Vers Levitikus 18,22 steht ja auch in einem Kontext, wo es um Nachkommenschaft geht. In diesem Kontext werden Praktiken verurteilt, die nicht zu Nachkommenschaft führen. […] Wenn man diesen Kontext genau beachtet, dann geht es nicht um Homosexualität. Da geht es nicht um eine verantwortete gleichgeschlechtliche Partnerschaft, sondern da geht es schlichtweg darum, dass man Nachkommen zeugt um jeden Preis für diese kleine, in ihrer Existenz bedrohte Gemeinschaft. Diese Nachkommenschaft gilt es aber auch im richtigen sozialen Kontext zu zeugen. Das war das oberste Gebot.“ Und zur Frage der nicht-binären („queeren“) Sexualität: „Wenn ich auf den ersten Schöpfungstext schaue, werden die Natur und der Kosmos erschaffen – und das Ganze immer in zwei Polen: Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Tag und Nacht, Meer und Land. Das sind immer Paare. Wenn ich mir aber klar mache, dass es zwischen Himmel und Erde einiges gibt und zwischen Meer und Land das schöne Wattenmeer liegt, und zwischen Licht und Dunkel die Morgen- und die Abenddämmerung, dann muss ich schlussfolgern, dass es zwischen rein Mann sein und rein Frau sein vielleicht auch noch etwas geben kann. […] Überhaupt ist in dem ersten Schöpfungstext ganz viel nicht erwähnt, was es trotzdem gibt und was trotzdem auch unter das Wort Gottes; „Es war sehr gut‘ (Gen 1,31) fällt. […] In diesem Text haben Menschen, die sich irgendwo zwischen männlich und weiblich finden und sich momentan nicht eindeutig festlegen können, oder sagen ‚Nein, ich bin halt da dazwischen‘ ihren Platz und sind als Geschöpfe Gottes so wie wir alle ‚sehr gut‘. […] Ich glaube, dass wir mittlerweile in den Humanwissenschaften auch sehr weit gekommen sind, was die Beschreibung menschlicher Sexualität, menschlicher sexueller Identität und sexueller Orientierung betrifft, dass wir da sagen können, das ist mit hinlänglicher Wahrscheinlichkeit erwiesen und es wäre unvernünftig, es zurückzuweisen. Insofern ist meine Hoffnung, dass diese Vernunft sich irgendwann in der kirchlichen Lehre so durchsetzt, dass man die kirchliche Lehre wieder positiv wahrnimmt als etwas, was Orientierung gibt. Das bräuchten wir nämlich dringend.“ (domradio.de v. 22. 5.)
Über den Österreich-Bericht, der die Rückmeldungen aus den Diözesen, von Fachleuten und Organisationen für Weltsynode bündelt: Am 15. Mai war der acht Seiten umfassende Bericht auf Deutsch veröffentlicht und zugleich fristgerecht an das vatikanische Synodensekretariat übermittelt worden. Das Papier benennt auf acht Seiten insgesamt 14 Themenfelder. Die Reihung und Priorisierung ergibt sich aus der Häufigkeit der Rückmeldungen und der „Repräsentativität" der vertretenen Personengruppen. Erstellt wurde der Bericht vom einem nationalen Synodenteam unter dem Vorsitz von Erzbischof Franz Lackner. Grundlage für den Österreich-Bericht sind die Rückmeldungen der Diözesen auf den Synthese-Bericht der Weltsynode (SB) im vergangenen Herbst. Zur Frauenweihe heißt es im Bericht: „Während das Frauenpriestertum vereinzelt angesprochen wird, gibt es ein starkes Votum, getragen von Mehrheiten in den Diözesen (inklusive Diözesanleitungen, Linzer Diakone), für die Zulassung von Frauen zum Diakonat. […] Auf der Basis einer theologisch fundierten Grundsatzentscheidung könnte es eine entsprechende Anpassung des Kirchenrechts geben. In der Folge könnten die von Frauen erfahrenen Berufungen gesehen und geprüft, Ausbildungen angeboten und Frauen in den Ortskirchen zum sakramentalen Diakonat geweiht werden." Der weltweite Synodale Prozess sei in Österreich „von vielen mit Dankbarkeit und Engagement aufgegriffen“ worden. (kap v. 24. 5.)
Die Weihe von Frauen in der römisch-katholischen Kirche möchte die Benediktinerin Philippa Rath weiter vorantreiben: „Unsere Argumente für die Weihe von Frauen sind die besseren", sagte Rath in einem Interview des Portals kirche-und-leben.de. Das jüngste „Nein" von Papst Franziskus zum Frauendiakonat solle man „nicht überbewerten". In einem Interview des US-Senders CBS sagte der Papst: „Handelt es sich um geweihte Diakone, dann nein. Aber Frauen haben immer, würde ich sagen, Aufgaben einer Diakonin übernommen, ohne Diakon zu sein. Frauen sind großartig im Dienst als Frauen, aber nicht im Dienst mit Weihe." Seit einiger Zeit gebe es „widersprüchliche Signale aus Rom", erklärte Rath. Es ergäbe jedoch keinen Sinn und widerspräche Franziskus' Verständnis von Synodalität, wenn er jetzt die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe zur Diakoninnenweihe vorwegnehmen würde. Viele Frauen seien „nicht mehr lange bereit zu warten". Zu Warnungen vor übertriebener Ungeduld, wie sie zuletzt etwa Kardinal Jean-Claude Hollerich ausgesprochen hatte, sagte die Ordensfrau: „Die Frauen sind keine unmündigen Kinder, die miterhobenem Zeigefinger ermahnt werden müssen." (domradio.de v. 26. 5.)
Der Vatikan hält den Ablass-Streit, der im 16. Jahrhundert zur Kirchenspaltung führte, im kommenden Heiligen Jahr 2025 nicht mehr für entscheidend. Der Vatikan-Beauftragte für das Heilige Jahr, Erzbischof Rino Fisichella, sagte bei einem Pressetermin in Rom, ursprünglich sei der Ablass (Nachlass zeitlicher Sündenstrafen) nichts anderes gewesen als ein Begriff für die Barmherzigkeit Gottes zugunsten der Sünder. Auch Papst Franziskus habe bei der Ankündigung des Heiligen Jahres 2025 betont, dass Ablass nichts anderes bedeute als die Gnade Gottes. Erzbischof Fisichella: Wir dürfen „nicht Sklaven historischer Denkweisen werden. Wir wissen, welche Karikatur die katholische Kirche im 16. Jahrhundert aus diesem wertvollen Inhalt gemacht hat. Deshalb müssen wir uns bemühen, den tiefen Sinn dieser Idee heute besser verständlich zu machen. Es geht um Barmherzigkeit und Verzeihung." (kap v. 28. 5.)
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz kann sich verheiratete Priester und die Weihe von Frauen in der römisch-katholischen Kirche vorstellen. Dies sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing laut Katholischer Nachrichten-Agentur in Frankfurt. Aber wenn der Zölibat dazu führe, dass kaum noch jemand Priester werden wolle, frage er sich schon, ob man nicht wesentliche Elemente des Kirche-Seins durch solche Zugangsvoraussetzungen gefährde: „Ist der Zölibat wichtiger - oder ist die Sakramentalität der Kirche wichtiger?" Bei der Vorstellung seines neuen Buches (zusammen mit Stefan Orth) „Rom ist kein Gegner - Warum die Kirche Reformen braucht" hinterfragte Bätzing auch das Verbot der Weihe von Frauen zu Diakoninnen und Priesterinnen. Die Tradition der nur Männern vorbehaltenen Weihe könne man nicht einfach und schnell ändern; aber man müsse sich schon fragen: „Ist das heute genauso akzeptiert, reflektiert, notwendig, wie es früher war? Ich glaube nein." Es spräche vieles dafür, „dass wir in einer kulturellen Situation leben, in der die Frau und das Priesteramt sehr gut miteinander verbunden werden können". Das seien aber weltkirchliche Prozesse, über die nicht in Deutschland entschieden werden könne. Daher habe man im deutschen Reformprojekt „Synodaler Weg" bewusst folgendermaßen formuliert: „Wir wissen, was die Lehre der Kirche ist. Wir bitten darum, die Frage nicht dogmatisch zu schließen und für auf ewig geschlossen zu erklären." Und zur Weltbischofssynode sagte er: Bisher habe die Synode eine sehr lebendige Dynamik entwickelt: „Die Fragen sind da, und der Drive ist da und lässt sich nicht mehr bremsen." Der Reformdruck sei erheblich, und das längst nicht nur in Deutschland. Der Papst sei ein „Türöffner", der aber selbst keine grundlegenden Änderungen der Lehre mehr vornehmen wolle, so die Einschätzung Bätzings. Aber: „die Paste geht nicht mehr in die Tube zurück"; in der Kirche entwickele sich eine Kultur, die nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. (kna v. 28. 5.)
Bischof Georg Bätzing will sich in Rom weiterhin für die Diakonatsweihe für Frauen einsetzen. „Eine Möglichkeit wäre vielleicht, dass der Papst den Weg dafür grundsätzlich frei macht und es dann den jeweiligen Ortskirchen überlässt, ob sie diesen Weg einschlagen wollen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz beim Katholikentag in Erfurt. Nach seiner Beobachtung werde Papst Franziskus keine Grundsätze der kirchlichen Lehre verändern. „Aber in der Seelsorge, in der Praxis des Glaubensleben ermöglicht er neue Wege." Katholikentags-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte, es brauche echte Reformen für eine vielfältige, geschlechtergerechte und generationengerechte Kirche. Der deutsche Reformprozess „Synodaler Weg“ dürfe keine Eintagsfliege bleiben, sondern man müsse kontinuierlich weiterarbeiten. „Wir bleiben bei der Frauenfrage dran und wir kämpfen weiter für eine Kirche, die sich für die Menschenwürde aller einsetzt", sagte Stetter-Karp. Zum deutschen „Synodalen Weg“ angesprochen, sagte Bätzing, niemand wolle einen deutschen Sonderweg oder eine Abspaltung. „Niemand will die weltweite Gemeinschaft mit 1,3 Milliarden Katholiken aufs Spiel setzen, unter keinen Umständen!" Noch vor der Sommerpause seien die nächsten Gespräche in Rom geplant. (domradio.de v. 31. 5.)