Innerkirchliche Reformansätze: (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

Die katholisch-theologische Fakultät der Universität Graz hat seit 1. April eine neue Professorin für Fundamentaltheologie: Martina Bär. Sie war Gastprofessorin für Systematische Theologie an der Universität Berlin, stammt aus dem Allgäu und ist u.a. Mitherausgeberin des internationalen Jahrbuches „European Society of Women in Theological Research“. Ihr Forschungsschwerpunkt: „Theologische Frauen- und Geschlechterforschung". Sie promovierte mit ihrer mit dem Maria-Kassel-Preis ausgezeichneten Doktorarbeit „Mensch und Ebenbild Gottes sein. Zur gottebenbildlichen Dimension von Mann und Frau". (kap v. 4. 4.)

Ein angehender Religionslehrer aus Waldshut (Erzdiözese Freiburg) darf nach seiner Geschlechtsanpassung römisch-katholische Religion unterrichten. Theo Schenkel habe eine unbefristete Unterrichtserlaubnis erhalten, hatte der SWR berichtet. Das Erzbistum Freiburg in einer Aussendung: „Herr Schenkel hat trotz oder gerade wegen seiner persönlichen Situation eine tiefe Identifikation mit der katholischen Kirche und einen persönlichen Zugang zum Glauben gezeigt. Die Erzdiözese Freiburg ist überzeugt, dass Herr Schenkel ein auch persönlich überzeugender, authentischer Religionslehrer sein wird". Schenkel begrüßte die Entscheidung als Zeichen, dass Menschen wie er die Kirche verändern könnten und dass auch die Kirche Mut beweisen könne. "Auch dürfe er seine Verlobte nun heiraten. Er hofft, dass die römisch-katholische Kirche queere gläubige Menschen wie ihn irgendwann voll anerkennen. Eine Arbeitsgruppe der deutschen Bischöfe überarbeitet derzeit das Arbeitsrecht. (dpa u. sueddeutsche.de v. 6. 4.)

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick hält eine Weihe von Frauen für durchaus möglich. Er erlebe viele Gläubige, die diese Frage bald beantwortet haben wollten. Das gehe allerdings nur im Gespräch – mit der Weltkirche und darüber hinaus. Daher hat Schick zur Frage der Priesterweihe von Frauen ein neues Konzil angeregt. „Das ist eine Frage der Weltkirche", sagte er im Fernsehsender TV-Oberfranken. Er selbst habe bereits deutlich klar gemacht, dass Frauen Diakoninnen werden sollten. Es gebe derzeit zudem durch den von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozess einen Schub in den Diskussionen. Gleichzeitig verwies der Erzbischof auf bereits in Leitungspositionen befindliche Frauen in der Kirche. Er fühle sich gut, wenn er zusammen mit einer Pastoralreferentin am Altar stehe. „Für mich ist die Begegnung mit Frauen und dann auch zusammen etwas machen, auch im gottesdienstlichen Bereich, eine Bereicherung.“ (kna v. 7. 4.)

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx setzt sich für eine Änderung der römisch-katholischen Lehre über Homosexualität ein. „Der Katechismus ist nicht in Stein gemeißelt. Man darf auch in Zweifel ziehen, was da drinsteht", sagte Marx dem „Stern". Dem „Stern" sagte er jetzt, noch vor zehn Jahren habe er sich nicht vorstellen können, selbst einen Queer-Gottesdienst zu feiern. „Homosexualität ist keine Sünde. Es entspricht einer christlichen Haltung, wenn zwei Menschen, egal welchen Geschlechts, füreinander einstehen, in Freude und Trauer." Der Wert der Liebe zeige sich auch darin, „den anderen nicht zum Objekt zu machen, ihn nicht zu gebrauchen oder zu erniedrigen. […] Wer Homosexuellen und überhaupt mit der Hölle droht, der hat nichts verstanden." Der Erzbischof bekannte, er habe auch schon gleichgeschlechtliche Paare gesegnet: „Vor einigen Jahren in Los Angeles kamen nach einem Gottesdienst, bei dem ich über Einheit und Vielfalt gepredigt hatte, zwei, die mich treffen wollten und um meinen Segen baten. Das habe ich gemacht.“ Zugleich deutete Marx an, dass es nicht so einfach werde, zu dem strittigen Thema einen Konsens in der Kirche herzustellen. "In Afrika oder in den orthodoxen Kirchen gibt es zum Teil ganz andere Auffassungen.“ Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren KatholikInnen. (kna u. domradion.de v. 7. 4.)

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat in seiner Osterpredigt eine Aufwertung der Rolle der Frau in der Kirche befürwortet. Die Kirche sollte darüber nachdenken, ihr auch sakramentale Ämter zu übertragen. Der apostolische Dienst der Frauen müsse heute stärker gewürdigt werden: „Wir sollten in der Kirche nicht vergessen, wer die ersten Zeuginnen der Auferstehung waren, wo schon die alte Kirche etwa Maria Magdalena Apostelin der Apostel nannte, was Papst Franziskus feierlich bestätigt hat durch die Feier des Magdalenentages als Fest - und mit diesem Titel." (sueddeutsche.de v. 16. 4.)

Die zweite Initiative der bundesweiten Segensaktion „Liebe gewinnt“ für hetero- und homosexuelle Paare in römisch-katholischen Kirchen startet. Auf der Aktionsseite www.liebegewinnt.de sind derzeit insgesamt rund 40 Gottesdienste im Bundesgebiet, einer in der Schweiz sowie eine Online-Segensfeier eingetragen. Etliche Veranstaltungen finden am zentralen Aktionstag am 10. Mai statt. Wie in Paderborn wird auch in der Alten Sankt-Alexander-Kirche im niedersächsischen Wallenhorst ein Gottesdienst angeboten. Die Aktion „Liebe gewinnt" fand vergangenes Jahr zum ersten Mal statt. Mit 110 Gottesdiensten reagierten damals Seelsorgende auf ein zuvor ergangenes Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Paare. (domradio.de v. 21. 4.)

Für eine stärkere Einbindung von Frauen in der Kirche sowie auch für die Möglichkeit einer Heirat für römisch-katholische Priester hat sich der Altabt von St. Lambrecht, Otto Strohmaier, ausgesprochen. Zwar sollten Mönche weiterhin ehelos leben, doch „wer nur Priester und für die Seelsorge da ist, könnte im Grunde genommen schon verheiratet sein", so der 85-jährige Benediktiner im Interview mit dem ORF. Für Frauen wünschte Strohmaier „zumindest die Diakoninnenweihe", doch könne er sich auch Priesterinnen vorstellen. In den Pfarren gäbe es eine Notsituation: „Die Pfarrer sind auch wirklich arm. Ist auch klar. Die Jagd durch die Gegend, dort eine Messe, und dann noch einmal eine und dann noch einmal eine - eigentlich ist das nicht gut". Engagierte Laien sollten noch enger in das kirchliche Leben eingebunden sein, vor allem auch die Frauen. Diese sollten auch Weihen erhalten können. (kap v. 25. 4.)

„Wir nehmen Abschied von dem Einzelkämpfer-Pfarrer, der alles regelt", sagte Bischof der Mainzer Peter Kohlgraf. Gemeindeleitung sei künftig nicht nur Priester-Sache. Der Pfarrer werde Leitungsfunktionen abgeben – auch an Frauen. Jetzt beginnt offiziell eine grundlegende Pfarreienreform, in deren Verlauf aus 300 Gemeinden 46 neue Pastoralräume im Bistum errichtet werden. Nach Kohlgrafs Vorstellungen soll die Leitung eines „Pastoralraums als „Pfarrer“ ein Priester haben. „Aber innerhalb eines Teams wird Leitung selbstverständlich auch wahrgenommen von nicht geweihten Männern und Frauen". Das zeige ein Blick nach Südamerika. Mit der Predigtbefugnis von Laien befasse sich derzeit auch der Reformdialog „Synodaler Weg“, so der Bischof. (kna v. 27. 4.)

Der emeritierte Professor für Neues Testament (Münster und Bonn), Martin Ebner, plädiert dafür, die Aufgaben des Priesters auf viele Schultern zu verteilen, „und zwar nach Kompetenz und Ausbildung". Gerade in Zeiten des Priestermangels sei die „Priesterzentrierung", wie sie in der römisch-katholischen Kirche gewachsene Realität sei, zu hinterfragen, betonte er im Interview mit der Linzer „KirchenZeitung" Klar sei, die Zahl der einsetzbaren Priester werde immer kleiner. Ein Blick in die Geschichte zeigt: „Erst ab dem 3. Jahrhundert nach Christus gibt es Priester in christlichen Gemeinden. Für christliche Gemeinden seien ursprünglich Priester nicht vorgesehen gewesen. „Und zwar nicht deshalb, weil es keine gegeben hätte", denn es seien zwar auch viele Tempelpriester christusgläubig geworden, hätten aber keine Funktion in den Gemeinden gehabt, betonte Ebner mit Verweis auf die Apostelgeschichte. Das habe prinzipielle Gründe gehabt, „denn Schriften des Neuen Testaments entwickeln eine Gemeindetheologie, die alles, was zur Zeit Jesu streng an die priesterlichen Opferriten im Tempel gebunden war, in die Hände der Getauften legt". Wer etwa der Eucharistiefeier vorstehen solle, werde im Neuen Testament nirgendwo problematisiert. Wichtig sei, dass bei der Feier alle sich gleichwertig behandelt fühlten und damit spürten, was die im Galaterbrief übermittelte Taufformel verspreche: „Da gibt es nicht mehr Jude und Grieche, nicht mehr Freier und Sklave, nicht mehr Mann und Frau." Nur dann verdiene die Feier den Namen „Herrenmahl", habe der Apostel Paulus hervorgehoben. Ähnliches gelte für die Sündenvergebung: Sie sei prinzipiell durch den Tod Jesu bewirkt und werde laut Ebner von den Glaubenden einander zugesprochen. Nach Vorstellung der Tempelpriester zur Zeit Jesu sei die Vermittlung zwischen Gott und den Menschen ausschließlich Sache der Priester gewesen und insbesondere des Hohenpriesters, wenn er einmal im Jahr, am Versöhnungstag, das Allerheiligste betreten und dort durch Blutbesprengungen auf die sogenannte „Sühneplatte“ symbolisch allen Schmutz zwischen Gott und Menschen weggewischt habe. Eine der ältesten Deutungen des Tods Jesu besage aber, dass Gott selbst Jesus durch dessen Tod zur „Sühneplatte“ des Tempels gemacht habe. Damit stehe die Vermittlung zwischen Gott und Mensch zur Glaubenssache allen offen, ohne Priester, Riten und Tempel auszukommen. Warum es trotzdem zum Priestertum gekommen sei, führte der Theologe auf „profane" Gründe zurück, nämlich: „Anfang des 3. Jahrhunderts wollten die Gemeindeleiter von den Gemeinden den ‚Zehnt' bekommen, also besoldet werden wie die Priester des Alten Testaments, und nennen sich, um das zu begründen, plötzlich ‚Priester'". (kap v. 29. 4.)

Aus der Presserklärung der deutschen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ zum „Tag der Diakonin“ 2022: „Zum „Tag der Diakonin 2022“ erneuert und bekräftigt die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Forderungen nach einer Reform der Ämterstruktur in der römisch-katholischen Kirche und nach der längst überfälligen Öffnung des Diakonat-Amtes auch für Frauen, wie sie auch auf dem Synodalen Weg diskutiert wird. […] Eine zukunftsfähige Kirche kann es nur mit einem erneuerten Amtsverständnis geben, das am dienenden Christus orientiert ist und in dem auch Frauen durch die Weihe zu allen Diensten in der Kirche beauftragt werden. […] Diakonischer Dienst bedeutet intensive Sorge und Seelsorge für die Menschen in der Verkündigung, in der Begleitung von Kranken und Sterbenden mit Spendung der Krankensalbung sowie in allen sozialen Arbeitsbereichen. All diese Aufgaben, zu denen in einem erneuerten Amtsverständnis auch die Sakramentenspendung gehört, können und sollten von berufenen und geweihten Männern und Frauen gleichermaßen getan werden. […] Immer wieder wird angeführt, die Forderung nach dem Diakonat der Frau sei ein typisch deutsches Thema, hauptsächlich von Frauen vorangetrieben. Weltweit sehe es ganz anders aus….“ Wir sind Kirche ist seit 1996 Mitglied im „Netzwerk Diakonat der Frau“, das Frauen zu Diakoninnen ausbildet. Die „Aktion Lila Stola“ der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche setzt sich seit 1997 in Deutschland für die volle Gleichberechtigung der Frauen in der römisch-katholischen Kirche und einen gleichberechtigten Zugang zu allen Ämtern ein. Wir sind Kirche ist auch Mitglied bei „Women's Ordination Worldwide“. (wir-sind-kirche.de v. 29. 4.)