Innerkirchliche Reformansätze: (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

„Gott ist Vater und verleugnet keines seiner Kinder“: Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief an James Martin. Der US-Jesuit engagiert sich in der Seelsorge für Menschen aus der LGBT-Community. Eine Kirche, die ausgrenze, sei keine heilige Kirche, sondern eine Sekte, so Franziskus: „Handle wie Jesus, der allen Menschen nahe war. […] Dann erkennen wir: Es gibt mehr, was uns vereint, als was uns trennt“. Der 62jährige Martin gilt als einer der profiliertesten römisch-katholischen Publizisten in den USA. Im Jahr 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Berater des vatikanischen Dikasteriums für Kommunikation. Martin ist auch Dekan der Theologischen Fakultät der Jesuitenuniversität in Manhattan. (vn v. 3. 8.)

Papst Franziskus hat in einem Erlass festgelegt, dass der leitende Prälat der römisch-katholischen Gemeinschaft Opus Dei künftig nicht mehr automatisch die Bischofswürde erhalten soll. Zudem wird Opus Dei im Vatikan künftig nicht mehr der Bischofs-, sondern der Klerusbehörde unterstellt. Der Papst verfügt, „dass zum Schutz der besonderen Gabe des Geistes eine Leitungsform erforderlich ist, die mehr auf dem Charisma als auf hierarchischer Autorität beruht. Daher wird der Prälat nicht mit dem Bischofsamt geehrt.“ Es gehe ihm darum, das ursprüngliche Charisma der Bewegung zu schützen. Von den bisherigen vier Prälaten des Opus Dei hatte Papst Johannes Paul II. Alvaro del Portillo (1975-1982) und Javier Echevarria (1994-2016) zu Titularbischöfen geweiht. Der Gründer Escriva de Balaguer und der jetzige Leiter, Fernando Ocariz Brana, erhielten die Bischofswürde nicht. Das neue, zwei Seiten umfassende Motu proprio „Ad charisma tuendum“ (Zum Schutz des Charismas) ändert entsprechende Ausführungen der Konstitution „Ut sit“ von 1982, mit der Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Opus Dei soll seine Statuten den neuen Vorgaben anpassen. Fernando Ocariz Brna rief die Mitglieder der Prälatur dazu auf, die Anweisungen des Papstes zu erfüllen. (religion.orf.at u. kap v. 4. 8.)

Papst Franziskus hat den Traditionalismus in der römisch-katholischen Kirche verurteilt. „Tradition ist das Leben derer, die vor uns gegangen sind - und das geht weiter. Traditionalismus ist ihr totes Gedächtnis", erklärte er in einem Gespräch mit Jesuiten während seiner Kanada-Reise. Die Jesuitenzeitschrift „La Civilta Cattolica" schrieb darüber, es sei falsch, die kirchliche Lehre als einen Monolithen zu betrachten, der ohne Nuancen zu verteidigen sei, so Franziskus weiter. Er rief dazu auf, den „Ursprung als Referenz zu nehmen, nicht eine bestimmte historische Erfahrung". Dann nämlich werde aus einem „Gestern wurde es so gemacht", ein „Das wurde schon immer so gemacht", erklärte der 85-Jährige. Dies aber sei „heidnisches Denken". Dies sagte er auch im Zusammenhang mit der sogenannten „Alten Messe", also der Liturgiefeier vor der Reform durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). (www.p-udo-ja.at v. 7. 8.)

Am Rand einer Generalaudienz hat Papst Franziskus zum vierten Mal eine Gruppe transsexueller Menschen empfangen, berichtet die Vatikanzeitung L‘Osservatore Romano (OS). Eine Ordensfrau und ein Pfarrer begleiteten die Besucher zur Generalaudienz und stellten sie am Ende dem Papst vor. Schwester Geneviève Jeanningros, eine französische „Kleine Schwester Jesu“, lebt in einer Siedlung von Schaustellern in einem Vergnügungspark in Ostia, und Andrea Conocchia ist Pfarrer der Pfarrei Beata Vergine Immacolata im benachbarten Torvaianica und nimmt in seiner Pfarrei transsexuelle Menschen auf, die unter den Folgen der Corona-Pandemie besonders leiden. „Die Aufmerksamkeit des Papstes für die Menschen, die in großer Not und Zerbrechlichkeit leben, gibt unvorstellbar große Hoffnung", zitiert der OS die französische Ordensfrau und den Pfarrer. Die transsexuellen Menschen seien erstaunt über die herzliche Aufnahme durch Papst Franziskus gewesen. Der Papst steht auch im Austausch mit James Martin, SJ, der sich in den USA für eine vorurteilsfreie pastorale Begleitung von Angehörigen der LGBTQ-Community einsetzt. „LGBTQ" ist die Abkürzung für lesbisch, gay, bisexuell, transsexuell und queer. (vn v. 11. 8.)

Die römisch-katholische Kirche muss nach Auffassung des Bochumer Pastoraltheologen Matthias Sellmann demokratischer werden. Als Beispiele nennt er unter anderem Gewaltenteilung, Kontrolle der Machthaber und den Schutz von Minderheiten: „Der Synodale Weg tut gut daran, hierzu konkrete und angemessene Beschlusspapiere vorzulegen", schreibt er in den Zeitungen Bistumspresse in Osnabrück. In der Kirche solle vor allem „die enorme Klugheit demokratischer Entscheidungsverfahren" eine Rolle spielen. Als Beispiele nennt Sellmann die Teilung der Gewalten, die Kontrolle der Machthaber, die vielfache Beteiligung, den Schutz von Minderheiten sowie die Transparenz von Entscheidungen und Machtprivilegien. Anders als ein demokratischer Staat gehe die Kirche aber nicht aus den Willensakten der Bürger, sondern aus der Erstinitiative Gottes hervor, betont der Theologe. „Diese Erstinitiative gilt es, funktional zu schützen; dafür gibt es das sakramental verfasste Amt." Es habe die Aufgabe, „die Freiheit Gottes vor der Instrumentalisierung der Menschen zu schützen". Darauf achte auch der Synodale Weg sehr genau. (domradio.de v. 25. 8.)