Papst Franziskus empfing am 3. Februar den Kronprinzen von Bahrain, Salman bin Hamad al Khalifa. Nach Angaben der Königsfamilie war bereits im Vorfeld des Besuchs durchgesickert, dass der Kronprinz den Papst nach Bahrain einladen will. Das Königshaus zeigte wiederholt Interesse an guten Beziehungen zum Vatikan. Anzunehmen ist, dass es in dem Gespräch auch um das in Abu Dhabi unterzeichnete „Dokument zur Geschwisterlichkeit aller Menschen“ ging. König Hamad, der Vater des Kronprinzen, hat die Gründung eines „Zentrums für das friedliche Zusammenleben“ veranlasst. Bischof Camillo Ballin, der zuständige Apostolische Vikar, ist unter den zehn Mitgliedern des Vorstands dieses Zentrums. Die Kirche genießt völlige Kultfreiheit, sagte Bischof Ballin. „Das heißt, dass wir in unseren Kirchen bzw. in Kirchenarealen unseren Glauben frei praktizieren können.“ Die neue Kathedrale „Unserer Lieben Frau von Arabien“, die König Hamad 2014 bei einem Treffen mit Papst Franziskus zugesagt hatte, soll schon im September 2020 fertig sein. Zudem soll auch ein Pastoralzentrum entstehen. Dieses Zentrum sei für die Katholiken Saudi-Arabiens von großer Bedeutung, denn Bahrain und Saudi-Arabien sind nur durch eine 24 Kilometer lange Brücke getrennt: „Die Gläubigen aus Saudi-Arabien können also sehr einfach nach Bahrain kommen und wir können ihnen hier einen Platz für ihr Glaubensleben bieten und sie auch unterbringen“, erläuterte der Bischof. (kap u. vn v. 3. 2.)
Zum ersten Jahrestag des in Abu Dhabi unterzeichneten „Dokumentes zur Geschwisterlichkeit aller Menschen“ hat sich Papst Franziskus in einer Videobotschaft an alle Gläubigen guten Willens gewandt, die sich für andere Menschen einsetzen – ungeachtet von Religion, Ethnie oder Hautfarbe. Die Videobotschaft wurde bei einer Konferenz zum Ein-Jahres-Jubiläum des Dokuments vor Religionsvertretern aus Islam und Christentum in Abu Dhabi gezeigt: „Heute feiern wir den ersten Jahrestag dieses großen Ereignisses - in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Menschheit, eine Zukunft frei von Hass, Groll, Extremismus und Terrorismus, in der die Werte des Friedens, der Liebe und der Geschwisterlichkeit vorherrschen,“ sage der Papst im Video. Franziskus dankte allen Scheichs aus den Emiraten für die Unterstützung des „Hohen Komitees für die Geschwisterlichkeit aller Menschen“, das sich um die Umsetzung der im Dialog-Dokument aufgeführten Ziele kümmert. Außerdem würdigte er die Initiative des Herrscherhauses Abu Dhabis, einen Toleranz-Preis, den „Zayed Humanitarian Brothers Award“, zu vergeben. „Ich bitte den allmächtigen Gott, jede Anstrengung zu segnen, die dem Wohle der Menschheit dient und die uns hilft, in Geschwisterlichkeit voranzukommen!“ (vn v. 4. 2.)
Christen und Muslime gemeinsam für Frieden, Toleranz und Menschenrechte – nicht nur in Wort, sondern auch Tat. Über dieses ehrgeizige Ziel wird anlässlich des Ein-Jahres-Jubiläums des „Dokumentes über die Geschwisterlichkeit aller Menschen“ – unterzeichnet von Papst Franziskus und dem Großimam der Al-Azhar-Universität von Kairo, Ahmad al-Tayyeb – in diesen Tagen in Abu Dhabi beraten. Dort versammelten sich die Mitglieder des „Hohen Komitees“ (HK), das mit der Umsetzung der Ziele des Dokumentes beauftragt ist. Das „Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen“ sei eine „Quelle der Inspiration für die ganze Menschheit“, unterstrich der Richter Mohamed Abdel Salam, Sekretär des HK, bei einer Pressekonferenz. „Die Verwirklichung der menschlichen Geschwisterlichkeit braucht die Unterstützung der religiösen Führer sowie der Medien“, sagte der ehemalige Berater von Al-Tayyeb weiter. Der koptische Priester Yoannis Lahzi Gaid betonte die wesentliche Rolle der Jugend für die Verständigung der beiden Religionen Christentum und Islam. Um die Rolle der Jugend geht es bei der dieser Konferenz auch mit Blick auf den von Papst Franziskus angeregten „Globalen Bildungspakt“, der Vertreter aller Religionen involvieren und im kommenden Mai im Vatikan unterzeichnet werden soll. Franziskus hat schon mehrfach für eine weltweite Erziehung des Friedens geworben. Der Präsident der Al-Azhar-Universität, Mohamed Hussein El-Mahrassawy, versicherte, dass die Professoren der Al-Azhar bereits Vorlesungen über das Dokument über die Geschwisterlichkeit halten. Weitere Initiativen zur Förderung der darin enthaltenen Werte seien bereits angedacht. Irina Bokowa, ehemalige Generaldirektorin der UNESCO und Mitglied im HK stellte fest, dass es „wichtig“ sei, „das Dokument als ein grundlegendes ethisches Dokument unserer Zeit zu betrachten“. Für Bruce Lustig, den emeritierten Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Washington D.C., stellt das Dokument einen Aufruf dar, „vom Ich zum Wir überzugehen“. Nach den Worten des Direktors des katholischen Zentrums für Studien und Medien in Amman, Pater Rifat Bader, geht es bei dem Dokument darum, eine „Kultur der Menschenrechte“ zu etablieren. „Es geht um die Frage, wie die Würde jeder Person respektiert und was für eine ganzheitliche Entwicklung der Menschheit getan werden kann. Die Werte, die im Dokument angesprochen werden, helfen sehr, doch wir müssen zusammenarbeiten. Gemeinsam – das ist jetzt der Schlüssel für die Zukunft, Christen und Muslime…“. Die Medien sollten nicht für eine Propaganda des Hasses, sondern als Mittler des Guten eingesetzt werden, betonte Pater Bader. Am Nachmittag besuchte das „Hohe Komitee“ Scheich Mohammed bin Zayed. Er ermutigte die Religionsvertreter zum gemeinsamen Einsatz und sicherte ihnen seine Unterstützung zu. (vn v. 4. 2.)
Auch die Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der menschlichen Geschwisterlichkeit. Daran erinnerte Paolo Ruffini, Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für Kommunikation, in Abu Dhabi auf einer Konferenz anlässlich des ersten Jahrestages des Dokumentes über die Geschwisterlichkeit aller Menschen. Der Heilige Stuhl hatte gemeinsam mit den Vereinten Arabischen Emiraten in Abu Dhabi eine Konferenz für Journalisten arabischer Medien organisiert, parallel zum Kongress zum Dialog-Dokument. Auf der Journalisten-Konferenz wurde ein Ethik-Kodex vorgestellt, der mit 20 Prinzipien Journalisten dazu auffordert, ihren Beruf unter Achtung der Menschenrechte auszuüben. Geschwisterlichkeit erfordere sowohl Mut als auch eine Akzeptanz von Vielfalt. Religionen müssten die Aufstachelung zu Hass und Gewalt verurteilen. „Und das bedeutet, einen Journalismus zu kultivieren, der die Anstrengung der Suche nach der Wahrheit auf sich nimmt anstatt sofort loszurennen, um einen Sündenbock zu finden und zur Gewalt anzustiften.“ Die 20 Richtlinien schlügen etwa vor, vereinfachende Darstellungen zu vermeiden. Zudem sollten keine Bilder veröffentlicht werden, die Menschen verletzen könnten. Vielmehr müsse Kommunikation der Verteidigung der Menschenrechte dienen, insbesondere der Frauenrechte. „Man muss die Rechte der Frauen als gleichwertig betrachten.“ (vn v. 5. 2.)
Der moslemische Präsident Indonesiens, Joko Widodo, hat Papst Franziskus offiziell zu einem Besuch eingeladen. 87 % der Indonesier sind Muslime (etwa 225 Millionen). 26 Millionen Indonesier, also ca. 10 % der Bevölkerung, sind Christen: etwa 7 % evangelische und 3 % katholische. In seinem Einladungsschreiben betonte Widodo, eine Visite des Papstes würde die Bindungen zwischen Christen und Muslimen in dem Land weiter stärken. (JA v. 9. 2.)
Sechs Jahre nach einem Angriff von Mitgliedern des „Islamischen Staates“ ist im oberägyptischen Minya die Moses-der-Schwarze-Kirche nach umfassenden Restaurierungsarbeiten feierlich wiedereingeweiht worden. (JA v. 9. 2.)
Die Universität Bern hat in einer interdisziplinären Konferenz die Chancen und Grenzen von Versöhnungsprozessen in Kirche und Gesellschaft thematisiert. Bei dem dreitägigen Treffen wurde der Frage nachgegangen, wie man „versöhnt leben“ kann. Tom Sommer, Mitorganisator dieser Konferenz, sagte: „Das Thema Versöhnung spielt bei allen eine Rolle, egal welcher Religionsgemeinschaft sie angehören.“ Christine Schliesser, die Dozentin für systemische Theologie an der Universität Köln, plädierte für eine Theologie der Versöhnung, „die den Versuch wiederspiegelt, massiver Gewalterfahrung theologisch zu begegnen.“ Dabei verwies sie auf theologische Vordenker wie den südafrikanischen anglikanischen Bischof Desmond Tutu, „der uns einen Weg gepfadet hat, den wir befolgen können.“ Angela Ullmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin für interreligiöse Studien an der Universität Bern und Mediatorin und Anna Jambers, ebenfalls Mediatorin, erinnerten an die Minarett-Initiative aus dem Jahr 2009. Zum einen seien da Früchte wie das Haus der Religionen, die Runden Tische oder die interreligiöse Arbeitsgemeinschaft Iras Cotis entstanden. (kath.ch u. vn v. 9. 2.)
Das jährliche gemeinsame Treffen des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog (PCID) und des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wurde am 6. und 7. Februar vom ÖRK im Ökumenischen Zentrum in Genf und im nahe gelegenen Château de Bossey ausgerichtet. Ein wichtiger Aspekt dieses Treffens war die detaillierte Arbeit an dem gemeinsamen Dokument „Einer verwundeten Menschheit dienen: Unterwegs zu interreligiöser Solidarität.“ Die beiden Büros schon einige gemeinsame interreligiöse Publikationen veröffentlicht, darunter: „Interreligiöse Gebete“ (1994), „Betrachtungen über interreligiöse Ehen“ (1997), „Christliches Zeugnis in einer interreligiösen Welt: Empfehlungen für einen Verhaltenskodex“ (2011) und „Friedenserziehung in einer multireligiösen Welt: eine christliche Perspektive“ (2019). Im Anschluss an das Treffen zwischen PCID und ÖRK fanden zwei weitere Veranstaltungen mit einem größeren Teilnehmerkreis statt. Das erste Event war ein Rundtischgespräch mit religiösen Autoritäten unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Diplomaten, Praktizierenden des interreligiösen Dialogs, FriedensaktivistInnen und sowie Basisorganisationen, um das Thema „Interreligiöses Engagement in einer verwundeten Welt neu denken“ zu erörtern. Das zweite Event war die Präsentation des neuen ÖRK-Journals „Current Dialogue“, das sich mit interreligiösen Beziehungen befasst. (www.oikoumene.org/de v. 12. 2.)
Der Europäische Jüdische Verband (EJC) hat Papst Franziskus mit dem „Golden Vision Award“ ausgezeichnet. Verbandspräsident Moshe Kantor überreichte dem Papst die Auszeichnung bei einer Begegnung im Vatikan. Kantor leitet auch die Stiftung „World-Holocaust-Forum“. Er dankte Papst Franziskus dafür, dass er zum Gedenken an die Shoah aufrufe und deutlich gegen Antisemitismus auftrete. Der „Golden Vision Award“ wird jährlich an zwei Persönlichkeiten verliehen, an eine jüdische und an eine nicht-jüdische. (vn v. 15. 2.)
Indonesiens Präsident Joko Widodo hat den Bau eines „Tunnels der Freundschaft“ zwischen Jakartas römisch-katholischer Kathedrale und der gegenüber liegenden „Unabhängigkeitsmoschee“ angekündigt. „Das wird ein Tunnel der Freundschaft sein. Die Menschen müssen nicht mehr die Straße überqueren, um zwischen den beiden Gotteshäusern hin und her zu gehen“, sagte er laut indonesischen Medien. Die 1975 von der indonesischen Regierung gebaute Masjid Istiqlal-Moschee und die 1901 geweihte neogotische Kathedrale Mariä Himmelfahrt im Regierungsviertel Jakartas gelten seit langem als Symbole für Toleranz. Laut Medienberichten teilen sich Muslime und Katholiken in der Regel den Parkplatz der Moschee und der Kirche bei großen Feierlichkeiten wie Weihnachten oder „Id al Fitr“ - dem Ende des Fastenmonats Ramadan. Mit einer Reihe von konkreten und symbolischen Maßnahmen unternimmt Präsident Widodo Anstrengungen zur Eindämmung des seit Jahren wachsenden Einflusses des konservativ-militanten politischen Islam in Indonesien. (JA v. 16. 2.)
Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Deutschland haben erschüttert auf die Ermordung zahlreicher MigrantInnen in Hanau durch einen Rechtsradikalen reagiert. Viele deutsche Diözesen bekundeten in den sozialen Medien ihre Trauer und posteten Bilder mit Kerzen. „Den Menschen in dieser Stadt, besonders den Opfern und ihren Familien und Freunden bin ich im Gebet verbunden“, schrieb zum Beispiel der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. „Unsere Gebete und Gedanken sind bei den Opfern, Hinterbliebenen und Angehörigen der furchtbaren Vorkommnisse in Hanau“, schrieb das Erzbistum Berlin. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Beate Hofmann, erklärte: „Wir werden uns als Evangelische Kirche weiter für ein friedliches Zusammenleben in der Stadt einsetzen.“ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich „fassungslos“ über die Tat: „Wer Rassismus und Ausländerfeindlichkeit sät, der muss auch damit rechnen, dass daraus brutale Gewalt erwächst.“ Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) sprach von einem „schwarzen Tag“ in der Geschichte Deutschlands. Der Zentralrat der Juden erklärte, die „offenbar rechtsterroristische Bluttat“ in Hanau habe die jüdische Gemeinschaft tief erschüttert. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte: „Es ist davon auszugehen, dass der Täter bewusst Menschen mit Migrationshintergrund treffen wollte. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, forderte eine entschiedene Reaktion. „Dieser massiven Zunahme von Hass und Gewalt müssen Politik und Justiz jetzt energisch entgegentreten, bevor es zu spät ist." Mehrere der Getöteten sind den Angaben zufolge Kurden. (kna u. vn v. 20. 2.)
In der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Gujranwala (Pakistan) im Stadtviertel Butranwali greifen neuerdings Muslime ihren christlichen Nachbarn beim Bau einer Marien-Kapelle unter die Arme. Zarte Wurzeln der Freundschaft haben sich gebildet, an einem Ort, der noch vor wenigen Jahren Schauplatz von Spannungen war. „Den Beitrag unserer muslimischen Nachbarn für dieses heilige Unterfangen werden wir nie vergessen!“ Mit diesen Worten verleiht Pater Samran Anwar, Pfarrer der örtlichen St. Josef-Gemeinde, gegenüber Radio Vatikan seiner Freude über die interreligiöse Unterstützung Ausdruck. Einen Teil der Neubaukosten übernimmt die muslimische Seite. Die Geste sei „ein Beispiel wahrer Liebe und Geschwisterlichkeit“, das noch vor wenigen Jahren kaum jemand in Gujranwala für möglich gehalten hätte, freut sich Pater Samran. „Das ist eine extrem positive und symbolische Geste. Sie gibt den Christen im ganzen Land Hoffnung“, urteilt Dr. Mobeen Shahid, Professor für islamisches Denken und Religion an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom. (vn v. 21. 2.)
Im April sollen die Wiederaufbau-Arbeiten an der St. Thomas-Kirche in Mossul beginnen, die während der Herrschaft der IS-Terroristen verwüstet worden ist. Die UNESCO wird die Restaurierungsarbeiten vor allem dank einer erheblichen Zuwendung der Vereinigten Arabischen Emirate in Höhe von 50 Millionen US-Dollar unterstützen. Das Projekt ist Teil der Initiative „Revive the spirit of Mosul“, die 2018 ins Leben gerufen wurde und darauf abzielt, Spenden für den Wiederaufbau von Denkmälern und Gotteshäusern zu sammeln, die die pluralistische, multiethnische und multireligiöse Identität der Tigris-Metropole symbolisieren. Nach der Befreiung Mossuls fand in der noch immer von Trümmern übersäten St. Thomas-Kirche am 28. Februar 2019 eine „Messe für den Frieden“ statt. Anwesend waren damals nicht nur die Repräsentanten der anderen christlichen Kirchen anwesend, wie z. B. der chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Michael Najeeb Moussa, sondern auch Vertreter der muslimischen, jesidischen und Shabaki-Gemeinschaften sowie der Zivilgesellschaft. Najm al-Jubouri, der Gouverneur der irakischen Provinz Ninive, beteuerte, dass die Rückkehr von Binnenvertriebenen (hauptsächlich Christen) in ihre traditionellen Siedlungsgebiete in Mossul und der Ninive-Ebene für die irakischen Kommunalbehörden Priorität habe. (pro oriente u. vn v. 21.2 2.)