Im Fall der entführten und zwangsverheirateten 14-jährigen Christin Maira Shahbaz aus Islamabad (Pakistan) gibt es Hoffnung auf eine Befreiung. Der Großmufti der sunnitischen Rizvi-Jammah Moschee in Faisalabad, Muhammad Asad Ali Rizvi Efi, hat mit einem muslimischen Rechtsurteil (Fatwa) die vom mutmaßlichen Entführer Mohamad Nakash vorgelegte Heiratsurkunde als gefälscht bezeichnet. Nakash behauptet, mit dem minderjährigen Mädchen gültig verheiratet zu sein. Dazu sagte Lala Robin Daniel, Menschenrechtsaktivistin aus Faisalabad, gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“: „Die Stellungnahme des Großmuftis ist von Bedeutung. Die Heiratsurkunde ist zweifellos gefälscht. Die Unterschrift des Imams, der die Trauung angeblich durchgeführt hat, ist falsch. Die bestehende Ehe von Nakash wird nicht erwähnt. All das zeigt deutlich, dass es sich um einen Betrug handelt.“ Der christliche Anwalt der Familie hofft auf eine baldige Wiederaufnahme des Verfahrens. Das Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt und begleitet aktuell den Fall eines weiteren 14-jährigen Mädchens, der Katholikin Huma Younus. Sie wurde im Oktober 2019 aus ihrem Elternhaus in Karatschi verschleppt. Auch hier läuft ein Revisionsverfahren. (www.kirche-in-not.de u. vn v. 8.
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien setzt im Wintersemester 2020/21 in Kooperation mit der Evangelisch-Theologischen Fakultät, dem Institut für Judaistik und dem Institut für Islamisch-Theologische Studien sowie dem Forschungszentrum „Religion and Transformation in Contemporary Society" und auch der Kardinal-König-Stiftung einen Schwerpunkt zum Thema des interreligiösen Dialogs der abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Das Ziel dieser offenen „Ringvorlesung“ besteht darin, aus interdisziplinärer Perspektive Einblicke in Grundlagenfragen des interreligiösen Dialoges zu geben und die Möglichkeiten wie auch Grenzen des interreligiösen Dialogs auszuloten. Das Generalthema lautet: „Inter- und transdisziplinäre Perspektiven auf den interreligiösen Dialog der abrahamitischen Religionen“. (univie.ac.at v. 8. 7.)
Die EU-Bischofskommission (COMECE) äußert sich beunruhigt über die Umwandlung der Istanbuler Hagia Sophia in eine Moschee. Sie sieht den interreligiösen Dialog damit schwer beeinträchtigt. Der Schritt der türkischen Regierung sei „ein Schlag gegen die orthodoxe Kirche und den interreligiösen Dialog“, erklärte COMECE-Generalsekretär Manuel Barrios Prieto in Brüssel. Auf diesem Feld habe die Türkei ein „ernstes Problem“, so Barrios unter Berufung auf einen EU-Kommissionsbericht von 2019. Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) erklärte eine solche Aktion könne einen „fruchtbaren Boden“ für religiösen Hass und Gewalt schaffen. Sie rief dazu auf, die Pläne durch diplomatische Mittel noch zu verhindern. Die UNESCO solle „konkrete Schritte gegenüber der türkischen Regierung unternehmen, um die Umwandlung des Weltkulturerbes Hagia Sophia zu verhindern“. Die Hagia Sophia wurde 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee umgewandelt. Der laizistische Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk machte das Gotteshaus 1934 zum Museum. (kna u. vn v. 17. 7.)
Der ägyptische Großmufti, Scheich Shawki Ibrahim Allam, hat sich kritisch zu der von den türkischen Behörden angeordneten Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee geäußert. Der Großmufti erklärte in einem Interview, es sei illegal, eine Kirche in eine Moschee umzuwandeln, so die Aussage des islamischen Rechtsgutachters. Diese steht allerdings in Widerspruch zu historischen Untersuchungen, die zu anderen Ergebnissen gekommen sind. Vom islamischen Rechtsdenken her gebe es auch keine Einwände gegen den Bau von Kirchen mit Geldern von Muslimen, etwa aus Steuern, stellte Allam fest. Der Großmufti bezeichnete Ägypten in seinen Ausführungen als jenes Land mit muslimischer Mehrheit, „in dem die meisten öffentlichen Mittel für den Bau christlicher Kirchen verwendet werden“. Das sei als Ausdruck eines starken sozialen Zusammenhalts zwischen Muslimen und Christen zu werten. Der Großmufti erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Prophet Mohammed auch ausdrücklich untersagt habe, die damals auf der Arabischen Halbinsel noch reichlich vorhandenen Kirchen zu zerstören oder Mönche zu töten. (vn v. 20. 7.)
Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej schlägt in einer Erklärung wegen der Umwidmung der Istanbuler Hagia Sophia in eine Moschee vor: „Nach unserer Auffassung besteht die einzige gerechte Lösung – wenn man die Museums-Entscheidung Atatürks ändern will – darin, die Möglichkeit zum Gottesdienst in der Hagia Sophia nicht nur den Muslimen, sondern auch den Christen zu geben. Die Kirche ist groß genug, um allen Platz zur Anbetung ohne Behinderung der anderen zu bieten. Eine solche Lösung würde kein Novum in der modernen Welt sein. Nicht nur in Jerusalem und auf dem Sinai – heiligen Stätten für die Gläubigen beider Religionen – , sondern auch anderswo, sogar in Serbien und einigen Regionen, wo das serbische Volk lebt, stehen Kirche und Moschee oft nebeneinander und bezeugen die geschichtliche Symbiose, Toleranz und das Vertrauen zwischen den Nachbarn”. Es sei zu hoffen, so der Patriarch, dass alle verstehen, wie sehr es für die Zukunft nicht einer Konfrontation bedarf, sondern des Friedens zwischen den Gläubigen, „aber nicht nur des Friedens oder der Toleranz, sondern auch des gegenseitigen Respekts, des Dialogs und der Zusammenarbeit in allen Bereichen, die dem Wohl der Völker dienen”. Am 16. Juli äußerte sich der Heilige Synod der orthodoxen Kirche von Zypern unter dem Vorsitz von Erzbischof Chrysostomos II. ähnlich. Der Heilige Synod plädierte dafür „im Geist des Vorschlags von Patriarch Irinej”, dass es dem Ökumenischen Patriarchen „als dem eigentlichen Eigentümer” des Bauwerks möglich wird, die Göttliche Liturgie in einem bestimmten Bereich der Hagia Sophia zu feiern, während der muslimische Gottesdienst in einem anderen Bereich des Sakralbaus stattfinden könnte. (vn v. 20. 7.)
Kardinal Christoph Schönborn schrieb in der Tageszeitung „Heute”: „Ein Traum wäre es, wenn die Hagia Sophia ein Zentrum der Begegnung der Religionen würde. Es wäre für alle ein Sieg und ein Segen”. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, stellte im „Standard” fest, es sei Kritik angebracht, an der Art und Weise, wie dieses Museum wieder zur Moschee wurde: Es werde „die Umwidmung eines Museums, das uns allen gehört, in ein Gotteshaus, das einer Religion gehört, der Geschichte der Hagia Sophia nicht gerecht”. Dieses Gotteshaus sei zuvor beides gewesen, Kirche und Moschee. Wörtlich knüpft Vural daran die Folgerung: „Es sollte im Sinne eines Zusammenwachsens unserer Kulturkreise, um Ausgrenzung und Konflikte zu vermeiden, eine gemeinsame Nutzung möglich sein”. Kirchen, Synagogen und Moscheen seien alle Gotteshäuser, „wir glauben alle an den einzig wahren Gott”. (vn v. 20. 7.)
Im Sudan gibt es jetzt – 30 Jahre nach der Einführung des islamischen Scharia-Rechts – erhebliche Lockerungen auf gesetzlicher Ebene. Die Todesstrafe für den Abfall vom Islam wurde abgeschafft. Den Christen soll es künftig erlaubt sein, Alkohol zu trinken, zu importieren und zu verkaufen. (JA v. 26. 7.)
Inmitten der Kritik an der Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee machten Christen aus Pakistan den Vorschlag, diese historische Stätte auch für christliche Gottesdienste zu öffnen. Eine solche Maßnahme würde den Dialog fördern, zeigte sich Bischof Azad Marshall, Präsident des Nationalrats der Kirchen Pakistans, überzeugt: „Wir glauben, dass dies eine gangbare Lösung ist, die dazu beitragen würde, gegenseitiges Verständnis, Respekt, Dialog und Zusammenarbeit zu fördern“. „Christen könnten sonntags und Muslime freitags beten“, sagte Pater Abid Habib, der ehemalige Präsident der Ordensoberen-Konferenz von Pakistan, gegenüber Ucanews. Die gemeinsame Nutzung eines Gotteshauses sei im Übrigen nichts Neues, fuhr er fort. So gebe es etwa in Boston eine Kathedrale, die von Muslimen für das Freitagsgebet genutzt werde. Auch existierten im Islam Überlieferungen darüber, dass der Prophet christlichen Delegation gestattet habe, die Moschee von Masjid-e-Nabvi in Medina zu nutzen. (ucanews u. vn v. 29 7.)