Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Islam u.a.

Papst Franziskus hat den Generalsekretär des Internationalen Dialogzentrums KAICIID, Zuhair Alharthi, in Audienz empfangen. Alharthi habe bei der Begegnung seine Dankbarkeit für die historische Rolle des Vatikans bei der Gründung des Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog ausgedrückt. Der Vatikan ist Ständiger Beobachter im KAICIID, dessen Hauptsitz Mitte 2022 von Wien nach Lissabon verlegt wurde. „Der Vatikan hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Bedeutung des interreligiösen Dialogs als notwendiges Mittel zur Schaffung eines weltweiten Friedens hervorzuheben", sagte Alharthi. An der Begegnung nahm auch der vatikanische Kurienkardinal und Leiter des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, Kardinal Miguel Angel Ayuso Guixot, teil. Ayuso gehört dem mit Vertreterinnen und Vertreter aus Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum multireligiös besetzten Leitungsdirektorium des KAICIID an. Das nach dem saudischen König Abdullah bin Abdulaziz (2005-2015) benannte Zentrum wird mit Geldern aus Riad finanziert. (www.kaiciid.org u. kap v. 7. 6.)

Religionsführer aus verschiedenen Balkanländern, darunter Katholiken, Orthodoxe, Muslime, Juden und Evangelische, aber auch politische Vertreter wie Sloweniens Staatspräsidentin Natasa Pirc-Musar werden einem internationalen Treffen zur Stärkung von Frieden und Dialog auf dem Balkan in der Adria-Hafenstadt Koper erwartet. Die Veranstaltung beginnt am 17. Juni mit einem „Forum für Dialog und Frieden“ im Franziskus-von-Assisi-Saal des ehemaligen Minoritenklosters im Zentrum von Koper. Rund 25 Vertreter verschiedener Kirchen und Religionsgemeinschaften sollen in kurzen Impulsen Probleme sowie Zeichen der Hoffnung auf Frieden aus ihrem Blickwinkel schildern. Zudem sollen konkrete Beispiele für eine gute Praxis der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Religionen vorgestellt werden. Neben den Kardinälen, Bischöfen, Muftis und einem Rabbiner kommt nach Angaben der Organisatoren auch ein Vertreter von Nichtglaubenden zu Wort. Katholischerseits nehmen neben der Vatikan-Delegation um Kardinalstaatssekretär Parolin Bischöfe aus zahlreichen Staaten des Balkans zwischen Slowenien und der Türkei teil. Aus den orthodoxen Kirchen reisen unter anderem Bischof Hilarion (Lupulovic) als Vertreter des Belgrader Patriarchen Porfirije und Erzbischof Stefan von der orthodoxen Kirche in Nordmazedonien nach Koper. Ebenso werden der serbische lutherische Bischof Jaroslav Javornik und der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Zagreb, Luciano Mose Prelevic, erwartet. Aus dem Islam nehmen hochrangige Geistliche aus Slowenien, Bosnien, Kroatien, Albanien und Bulgarien teil, unter ihnen etwa der kroatische Mufti Azis Hasanovic und Sarajevos Großmufti Nezdad Grabus. Vorsitzender des Vorbereitungskomitees ist der Bischof von Murska Sobota (Slowenien), Peter Stumpf. Er erklärte: „Wenn der Balkan friedlich ist, kann auch Europa mehr Frieden und Stabilität bekommen. Wenn der Balkan unruhig ist, ist auch Europa nicht mehr sicher.“ (kap u. vn v. 13. 6.)

Religionsführer in Indien haben ein Ende der Gewaltspirale mit mehreren Toten und Schutz für die Opfer gefordert; außerdem soll ein Prozess der Versöhnung eingeleitet werden, der damit beginnen müsse, die Forderungen der betroffenen ethnischen Gemeinschaften, der Kuki und Meitei, zu prüfen. Die Religionsvertreter äußerten sich auf einem Treffen des „Manipur Cultural Integration Council“ in Imphal (Manipur). Die 18 Vertreter des Hinduismus, Islam, Christentum, Buddhismus, lokaler und traditioneller Kulte, die an dem Treffen teilnahmen, riefen dazu auf, „weitere gemeinsame Initiativen in Zusammenarbeit mit zivilen und religiösen Institutionen zu ergreifen, um den Opfern der Gewalt zu helfen“. Alle Glaubensgemeinschaften seien eingeladen, „sich zu beteiligen, sich direkt einzubringen und zur Versöhnung beizutragen“. In dem Text der Agentur Fides heißt es weiter: Diese Gewaltspirale habe „uns alle, die wir verschiedenen Religionsgemeinschaften und Glaubenstraditionen angehören, gleichermaßen machtlos und verzweifelt gemacht. Diese gemeinsame Hilflosigkeit und Angst hat uns alle ermutigt und vereint, einen gemeinsamen Appell zur Beendigung dieser Gewalt zu verfassen“. (fides u. vn v. 15. 6.)

Erstmals seit der Corona-Pandemie findet die Pilgerreise nach Mekka, arabisch Hadsch, wieder ohne Teilnahmebeschränkung und Auflagen statt. Nach Angaben des saudischen Hadsch-Ministeriums werden rund 2,6 Millionen Musliminnen und Muslime in der Geburtsstadt des Propheten Mohammed erwartet. Das Königreich Saudi-Arabien erlaubt in diesem Jahr erstmals auch Frauen, die Wallfahrt ohne einen männlichen Vormund zu absolvieren. (domradio.de v. 25. 6.)

Als erster indischer Bundesstaat schafft Karnataka im Süden des Landes das Verbot von Religionsübertritten ab. Ministerpräsident Siddaramaiah von der säkularen Kongress-Partei verkündete die Aufhebung des kontroversen Gesetzes von 2022, wie der Pressedienst Ucanews meldet. Das Verbot, die Religion zu wechseln, war von der nationalistischen Vorgängerregierung erlassen worden; die Indische Volkspartei (BJP) wurde aber bei der Landtagswahl im Mai abgewählt. Der römisch-katholische Erzbischof von Karnatakas Hauptstadt Bangalore, Peter Machado, begrüßte die Abschaffung des Konversionsverbotes und drückte der Regierung seine tiefe Dankbarkeit und Zufriedenheit aus. (www.p-udo-ja v. 25. 6.)

Eine positive Bilanz zur jüngst in Boston (USA) abgehaltenen Jahrestagung des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ) haben der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff und die Salzburger Theologin Elisabeth Höftberger in der Kathpress gezogen. Sie haben die „weltumspannende Internationalität des jüdisch-christlichen Dialogs“ und das spürbare Vertrauen beeindruckt. Identität sei keine eindimensionale Kategorie, die sich nur auf Fragen von Religion oder Weltanschauung reduzieren lasse. Vielmehr gehe es darum, gerade im interreligiösen Dialog einen Raum für Lebensgeschichten zu öffnen, die auch von Diskriminierungserfahrungen und Verfolgung gezeichnet sind, so Höftberger: Vielversprechend sei da die These bzw. die Kategorie der „Intersektionalität", d.h. der Überzeugung, dass Diskriminierungsformen wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, religiöse Verfolgung etc. keine voneinander getrennten Phänomene seien, sondern sich biografisch überschneiden und zu neuen eigenständigen Diskriminierungserfahrungen führen könnten: „Das Konzept der Intersektionalität ist hilfreich, um zu erkennen, dass jemand nicht nur wegen eines Aspekts abgewertet wird, sondern gleich aus mehreren. Während in den USA die Kategorie ‚race' zentral ist und den Blick bis zurück auf die schreckliche Geschichte der Sklaverei lenkt, waren sich die Teilnehmerinnen einig, dass in einem europäischen Kontext die Kategorie der ‚Ethnie' stärker Grund für Diskriminierung ist. Die ICCJ-Tagung stand unter dem Titel „Negotiating Multiple Identities: Implications for Interreligious Relations". (kap v. 26. 6.)

Die religiösen Führer haben die Aufgabe, die Mitglieder ihrer Gemeinschaften zum gesellschaftspolitischen Engagement zu ermutigen. Das war der Tenor einer interreligiösen Tagung in der jordanischen Hauptstadt Amman, die vom örtlichen Katholischen Zentrum für Studien und Medien (CCSM) in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt wurde. An der Konferenz nahm u.a. der apostolische Nuntius in Jordanien, Erzbischof Giovanni Pietro Dal Toso, teil, wie der „Pro Oriente" berichtete. Die Titel einiger Beiträge der Tagung waren: „Religion und politische Partizipation in Jordanien", „Politische Partizipation aus muslimischer Perspektive", „Politische Partizipation aus christlicher Sicht" oder „Die Rolle der Frau im politischen Leben". Rifat Bader, Leiter des CCSM, sagte in seiner Eröffnungsrede, dass es sich seine Organisation zur Aufgabe gemacht habe in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kirchen und Religionen, aktiv zum Gedeihen der Gesellschaft beizutragen. Er vertiefte den Gedanken der Staatsbürgerschaft mit gleichen Rechten und Pflichten für alle Bürger ungeachtet ihrer religiösen Identität. Politische und religiöse Agenden müssten getrennt sein, zugleich brauche es zwischen Politik und Religion eine gute Zusammenarbeit zum Wohle der Gesellschaft. Über die Konferenz informierte die christliche Info-Plattform „abouna.org", die ihren Sitz in Amman hat und über das kirchliche Leben im Heiligen Land bzw. im gesamten Nahen Osten und darüber hinaus berichtet. Jordanien gilt als ein Land, in dem bislang weitgehend eine positive Atmosphäre des Zusammenlebens von muslimischen und christlichen Bevölkerungsgruppen gegeben ist. Etwa 95 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner gehören dem sunnitischen Islam an, maximal drei Prozent dem Christentum. Dazu kommen noch einige Freikirchen mit wenigen Hundert Mitgliedern. (kap v. 27. 6.)