Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ruft zu einem offenen Diskurs über muslimischen Antisemitismus auf: Es ist Pflicht der Politik, diesen „muslimisch geprägten Antisemitismus in unserer Gesellschaft zu benennen und zu bekämpfen, z. B. durch gezielte Bildungsangebote", sagte er in einem Interview in der „Jüdischen Allgemeinen“. „Wichtig ist mir aber, dass hierbei keine fremdenfeindlichen und antimuslimischen Narrative bedient werden." Schuster äußerte sich anlässlich einer Befragung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. „Wenn es aber um schwere Gewalt und Terror geht, ist der Rechtsextremismus eine größere Gefahr." Und er betonte, dass viele Akteure der muslimischen Gemeinschaft sehr engagiert im Kampf gegen Antisemitismus seien. „Weder der Islam noch die muslimische Kultur ist zwangsläufig antisemitisch." (domradio.de v. 3. 8.)
Papst Franziskus hat in Lissabon einen Vertreter eines muslimischen Zentrums empfangen: In der Vatikanbotschaft sprach der Papst mit Rahim Aga Khan, dem Sohn des geistlichen Oberhaupts der ismailitischen Muslime, Karim Aga Khan IV. Im März hatte ein 29-Jähriger mehrere Besucher des ismailitischen Zentrums attackiert und zwei Personen getötet. Die Einrichtung der Ismaeliten, einer schiitischen Glaubensgemeinschaft, ist laut eigener Website ein „Raum für soziale und kulturelle Begegnungen". (kap v. 4. 8.)
Bis Ende des Jahres soll die Afghanin und Muslima Mahbuba Maqsoodi 14 neue Fenster der römisch-katholischen Kirche Sankt Josef in Cham (Bayern) gestalten: In der Kirche soll ein Farbenspiel aus Blau, Violett, Rot, Orange und Gelb erlebbar sein. Entfaltet es im Sonnenlicht seine Strahlkraft, könnte dadurch die Erhabenheit des sakralen Raums unterstrichen werden. Der Regenbogen als Zeichen des Bundes Gottes mit seinen Geschöpfen wird dann die Kirche durchdringen. Dem Projekt ging ein Wettbewerb voraus, den Maqsoodi gewonnen hat: eine Künstlerin aus Afghanistan, die heute in München lebt. Im Kunststudium in Sankt Petersburg kam sie mit christlicher Kunst aller Epochen in Berührung. 1994 erhielt sie wie ihr 2010 verstorbener Mann politisches Asyl in Deutschland. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die inzwischen mehrfach prämierte Malerin bekannt, als sie von 2018 bis 2020 insgesamt 29 Fenster in der Abteikirche Sankt Mauritius im Tholey (Saarland) gestaltete. Der von ihr geschätzte Bamberger Theologe und Therapeut Georg Beirer sagte zu den Chamer Fenstern, dass sich im einfallenden und sich brechenden Licht neu die Heilsgeschichte als bleibende Gegenwart Gottes zeigt, mitten unter den Menschen, im Menschen selbst, seinem Werden und Begegnen. (domradio.de v. 5. 8.)
Interreligiöser Dialog und Frieden in Afrika ist nur unter Miteinbeziehung von Laien und Intellektuellen möglich. Das sagt Aloyse Raymond Ndiaye, Vizepräsident der Afrikanischen Akademie für Religions-, Sozial- und Politikwissenschaften mit Sitz in Dakar, Senegal. Diese Akademie entstand 2016 bei einer Veranstaltung zum 50-Jahr-Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ndiaye ist Philosoph und hat die Bedeutung eines dreifachen Dialogs zwischen Islam, Christentum und traditionellen afrikanischen Religionen herausgearbeitet. Im Interview erklärt er: „Senegal wird im Kontext des interreligiösen Dialogs oft als Modell dargestellt, da die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch ist und die Katholiken zusammen mit den traditionellen Religionen in der Minderheit sind". Das beste Beispiel für Religionsfrieden seien zunächst „die politischen, weltlichen, zivilen und religiösen Autoritäten, die sich verstehen. Der römisch-katholische Präsident Léopold Sédar Senghor (Präsident von 1960-1980) war der erste, der sehr starke, brüderliche Beziehungen zu muslimischen Religionsführern aufbaute, und die Bischöfe tun das Gleiche". Dies zeige sich heute in „katholischen Einrichtungen, die gut gepflegt werden und in denen Katholiken und Muslime zusammenkommen". (vn v. 8. 8.)
In Singapur hat eine gemeinnützige Organisation, die sich für das Wohlergehen und die Entwicklung der Muslime im Stadtstaat einsetzt, eine römisch-katholische Ordensfrau für ihre Bemühungen zur Förderung des Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen den Religionen geehrt. Schwester Theresa Seow von den „Canossian Daughters of Charity" wurde laut der Nachrichtenagentur UCA-News der „Exemplary Interfaith Award" überreicht. „Interreligiöser Dialog ist kein optionales Extra: Er ist Teil des Evangelisierungsauftrags der Kirche", sagte Schwester Seow während der Preisverleihung. Die Leiterin von Canossaville, einer von ihrer Gemeinde betriebenen Einrichtung für Kinder- und Sozialdienste, bezeichnete das Zusammensein und den Austausch „mit unseren Schwestern und Brüdern anderer Glaubensrichtungen" als „wirksame Möglichkeit, Jesus bekannt zu machen und ihn zu lieben". Christen sollten sich dabei besonders durch „Liebe und Akzeptanz" auszeichnen. Die Ordensfrau ist Mitglied des „Catholic Council for Interreligious Dialogue" der Erzdiözese Singapur. Papst Johannes Paul II. ernannte sie von 2001 bis 2004 zur Beraterin des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Der ehemalige Regierungsminister Tharman Shanmugaratnam überreichte die Auszeichnung: Interreligiöse Harmonie sei nicht nur eine intellektuelle Idee oder Geisteshaltung, sondern eine aktive und konzertierte Praxis in Singapur, zitierte die Tageszeitung „Straits Times" den Ex-Politiker: Moscheen und Kirchen in Singapur würden sogar für praktische Alltagsangelegenheiten wie die gemeinsame Nutzung von Parkplätzen miteinander kooperierten und oftmals Gläubige zu ihren jeweiligen Feierlichkeiten einluden. „Interreligiöse Harmonie ist ein unverwechselbarer Teil unserer Identität". In Singapur sind 31.1% Buddhisten, Christen 18,9%, Muslime 15,6 % Taoisten 8,8%, Hindus 5% und 360.000 Katholiken (kap v. 15. 8.)
Von den Buddhisten bis zu den Anhängern Zarathustras reicht der weite Bogen an Mitgliedern des neunten „Parlaments der Weltreligionen“ im „McCormick Place"-Konferenzzentrum in Chicago (USA). Mehr als 6.500 Delegierte aus 95 Ländern und aus allen großen Religionen beschäftigten sich mit der Rolle des Gewissens bei der Verteidigung von Freiheit und Menschenrechten, wie die Nachrichten-Agentur KNA berichtet. Der römisch-katholische Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, appellierte in seiner Rede, gemeinsam „die Herausforderungen anzugehen, vor denen wir stehen, um Freiheit, Rechte und Würde für alle zu gewährleisten". Den Religionen komme die Aufgabe zu, für Gemeinsamkeit zu sorgen. Er erinnerte an die gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und dem ägyptischen Großimam Ahmad al-Tayyeb in Abu Dhabi 2019, in der beide bekräftigten, dass „der Glaube im Andersgläubigen einen Bruder sehen lässt, dem man helfen und den man lieben muss.“ Die Religionsvertreter unterzeichneten eine Erklärung, die an die Verantwortung für das Klima und die Verteidigung der Menschenrechte appelliert. Der Sonderbotschafter der USA für Religionsfreiheit, Rashad Hussain, betonte die Bedeutung der Vielfalt. „Wir suchen nicht Uniformität, sondern Einheit in unseren Zielen." Hussain, ein Muslim, verwies darauf, dass seine Vorgänger im Amt, Sam Brownback und David Saperstein, ein Katholik und ein Jude waren. Religion „darf nicht dazu benutzt werden, Menschen zu verletzten oder sie zu unterdrücken". (kap v. 18. 8.)
Als Zeichen des Protests gegen geplante islamfeindliche Aufzüge ruft die „Stiftung Frauenkirche“ in Dresden zu einer Kundgebung für Glaubensfreiheit auf. Man wolle die Demos, „mit denen Menschen muslimischen Glaubens verunglimpft und der Bau einer Moschee verhindert werden sollen, nicht unwidersprochen lassen", teilte die evangelische Stiftung mit. Ihre Gegenveranstaltung findet unter dem Motto „Alle zusammen für Glaubensfreiheit und gegen Islamfeindlichkeit" auf dem Neumarkt statt. Frauenkirchen-Pfarrer Markus Engelhardt und Stiftungsgeschäftsführerin Maria Noth erklärten: „Die Frauenkirche Dresden steht für Frieden, Versöhnung, Toleranz und ein respektvolles Miteinander." Man wehre sich dagegen, dass in diskriminierender Weise Stimmung gegen einen Moschee-Bau in Dresden-Johannstadt gemacht werde. (domradio.de v. 23. 8.)
Malkhaz Songulashvili, Bischof der Evangelischen Baptistenkirche in Tiflis (Georgien) wird erster Träger des Berliner House-of-One-Friedenspreises. Der Preisträger setzt sich seit vielen Jahren über die Grenzen seiner Heimat hinaus für ein friedliches Zusammenleben der Religionen im gesamten Kaukasusraum ein. Das Projekt House of One in Berlin soll ein Bet- und Lehrhaus für Juden, Christen und Muslime werden. Juden, Christen und Muslime können dort künftig in getrennten Sakralräumen nach ihren Traditionen Gottesdienst feiern und sich in einem zentralen Saal treffen, auch mit nichtreligiösen Besucherinnen und Besuchern. Der Name „House of One" bezieht sich auf den Glauben der beteiligten Religionen an den einen Gott. (domradio.de v. 27. 8.)
Erzbischof Sebastian Shaw von Lahore (Indien) bestätigt: Muslimische Religionsführer zeigen sich solidarisch mit im pakistanischen Jaranwala verfolgten Christen. Das sei etwas, „das bis vor wenigen Jahren undenkbar war und von den guten Früchten der geduldigen Arbeit der Nähe, der Beziehungen und des interreligiösen Dialogs zeugt, die wir im Punjab, in Lahore und in anderen Diözesen initiiert haben. […] Ich habe drei verschiedene Delegationen muslimischer Führer begleitet, mit denen wir gute Beziehungen aufgebaut haben und mit denen wir einen ständigen Weg der Begegnung und des Dialogs teilen", erzählt er der Agentur Fides. Zu den drei Delegationen gehörte Abdul Kabir Azad, Imam der Königlichen Moschee in Lahore, der größten und wichtigsten Moschee Pakistans. Er und die anderen religiösen Führer haben Erzbischof Shaw zufolge klargestellt, dass Gewalt gegen Unschuldige keine Lehre des Islam sei. In einer anderen Delegation „befand sich Tahir Mehmood Ashrafi, ein wichtiger pakistanischer Geistlicher, Leiter des All Pakistan Ulema Council. […] Im Namen aller Muslime in Pakistan bat er die Christen um Vergebung,“ Er berichtete von solidarischen Handlungen der Muslimischen Delegationen. So werden sie die Kosten der Ausbildung der Kinder von den betroffenen Familien in Jaranwala übernehmen. Die der pakistanischen Partei Jamaat-e-Islami angeschlossene Sozialhilfeorganisation Al-Khidmat Foundation hat laut Fides zugesagt, beim Wiederaufbau der beschädigten christlichen Häuser zu helfen. Erzbischof Shaw: „Wir sagen ihnen oft, dass die Christen in Pakistan eine kleine Gemeinschaft sind, die den Islam und alle religiösen Symbole respektieren und keinen Grund haben, den Islam, den Propheten oder den Koran zu beleidigen. Sie geben zu, dass die Anschuldigungen der Blasphemie aus verschiedenen Gründen, aus persönlichen Streitigkeiten, erfunden werden….“. (fides u. vn v. 27. 8.)
Der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim hat das neue „MADANI“-Konzept vorgestellt. Christen und Muslime reagieren positiv darauf. Es handelt sich um ein Programm für die Umwandlung Malaysias in ein wohlhabenderes Land. Die malaysischen Christen reagierten sehr positiv auf das Vorhaben. Das Akronym „MADANI“ beinhaltet die sechs grundlegenden Werte, auf denen das Land zukünftig aufbauen soll: Nachhaltigkeit, Wohlstand, Innovation, Respekt, Vertrauen und Mitgefühl. Eine Kooperation der religiösen Führer der Parti Islam Se-Malaysia (PAS) und der Diözese Penang dient diesen Anliegen. Sie hatten sich in den letzten Tagen getroffen, um die Ideale von „Mahabbah - Fratelli Tutti“ zu fördern. Der Kardinal Francis erklärte in seiner Rede, dass „Mahabbah", ein Begriff, der Liebe, Güte und Freundschaft bedeutet, die gleichen Ideale menschlicher Brüderlichkeit wie in der Enzyklika „Fratelli Tutti" von Papst Franziskus. Angesichts der bestehenden Besorgnis über die Kluft in den Beziehungen zwischen muslimischen und christlichen Jugendlichen im Land habe man sich auf gemeinsame Aktivitäten geeinigt, die darauf abzielen, Freundschaft und Solidarität aufzubauen. (fides u. vn v. 29. 8.)