Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..) sowie zum weltweiten „Synodalen Prozess“ und auch zum „Synodalen Rat“

Mehrere Bistümer in Nordrhein-Westfalen sind gegen ein Verbot von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare: Der Münsteraner Bischof Felix Genn werde keine Sanktionen gegen Seelsorger aussprechen, „die sich so verhalten, wie sie es aufgrund ihres seelsorglichen Auftrags und ihres Gewissens im Dienst an den Menschen für richtig halten", erklärte das Bistum auf Anfrage der „Rheinischen Post“. Im März hatte die Synodalversammlung des „Synodales Wegs“ mehrheitlich empfohlen, dass es in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland Segensfeiern für homosexuelle Paare geben soll. Zuvor sollten „Handreichungen“ für solche Gottesdienste erarbeitet werden. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer erklärte, viele Seelsorger wollten die Wünsche und Sehnsüchte von Menschen zwar gerne erfüllen, doch damit würden sie jedoch in einen Widerspruch mit der kirchlichen Lehre treten. Die Antwort auf diesen Gewissenskonflikt „können keine Verbote und Ermahnungen sein, sondern nur das Gespräch und die Suche nach Lösungen, die den Menschen gerecht werden". Auch in Aachen will Bischof Helmut Dieser den Gewissensentscheidungen der Priester vertrauen, die gleichgeschlechtliche Paare segnen. (domradio.de v. 1. 8.)

Nach Ansicht des Bonner Professors für Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel die Homosexualität nicht: Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte er dem Portal domradio.de: „Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung". (domradio.de v. 1. 8.)

Brisbanes Erzbischof Mark Coleridge will verheiratete Männer der australischen Ureinwohner zu römisch-katholischen Priestern weihen. Ohne diese Ausnahmeregelung für verheiratete indigene Priester gebe es in diesen Kulturen keine Chance, Interessenten für den geistlichen Beruf anzuwerben, zitierte das Portal „CathNews" aus einem Interview Coleridges mit der Zeitung „The Australian". Die jahrhundertealte Kirchenvorschrift des Pflichtzölibats für Priester werde „sehr wahrscheinlich" vom Vatikan geändert. Aber er wisse nicht genau, wann oder in welcher Form. Unterstützung erhielt Coleridge laut „The Australian" von Darwins Bischof Charles Gauci. Rund 30 Prozent der Einwohner des Northern Territory mit seiner Hauptstadt Darwin sind Aborigines. Bei den Aborigines gelte es, die Kultur zu respektieren. Gauci verwies darauf, dass sich Papst Franziskus offen dafür gezeigt habe, in bestimmten Situationen verheiratete Männer zu weihen. Er selbst wäre offen für eine Diskussion dieser Angelegenheit, falls sie bei der anstehenden Weltbischofssynode im Vatikan auf den Tisch käme, so der Bischof. (kap v. 14. 8.)

Im Interview mit der Nachrichten-Agentur KNA drängt der künftige Kardinal von Kapstadt (Südafrika), Erzbischof Stephen Brislin, auf eine schnellere Umsetzung von Anliegen des weltweiten „Synodalen Prozesses“ auf lokaler Ebene: „Vor Ort kann viel unternommen werden, um den Sinn von Synodalität und Zusammengehörigkeit zu stärken. Wir müssen nicht erst auf ein Synoden-Dokument warten. […Papst] Franziskus versucht keineswegs, die Lehren der Kirche zu ändern, sondern die Art und Weise, wie wir sie verwalten. […] Treffen der Bischof und seine beratenden Priester die Entscheidung, oder herrscht dort eine gewisse Offenheit für das, was die Menschen sagen? […] Ich sehe es als eine Zeit der Wiederentdeckung, wie die Kirche einst war. Die Natur der Kirche ist eine synodale...“ (kath.ch v. 20. 8.)

Die Macht von Amtsträgern in der römisch-katholischen Kirche sollte nach Ansicht des Paderborner Pastoraltheologen Herbert Haslinger begrenzt werden. So müsse es etwa die Möglichkeit der Abberufung eines Priesters durch seine Gemeinde geben, sagte er der Paderborner Kirchenzeitung „Der Dom": „Nur wenn das gegeben ist, werden die Menschen die Amtsmacht akzeptieren." In einer Gemeinde könne leider niemand hergehen und nach Beratung und Prüfung etwa ein Amtsenthebungsverfahren einleiten. Solche Mechanismen seien nicht vorgesehen. Gemeinden der Zukunft müssten einfach organisiert sein. Als Vorbild nannte er eine Berghütte. „Eine Berghütte bietet Schutz, Verpflegung, Trockenheit, Schlafmöglichkeiten und - wenn es gut geht - noch ein bisschen Geselligkeit. Das sind die Dinge, die wichtig sind." Mehr brauche es nicht. „Keine Hochglanzmöbel, keine Sondersuiten." Übertragen auf die Gemeinde bedeute das: „Seelsorge, eine gute Predigt oder Beistand im Trauerfall: Was Menschen von der Kirche erwarten können, müssen sie vor Ort verlässlich finden können. […] Wir müssen in der Kirche kein Feuerwerk der neuen Ideen zünden, das führt nur zur vielzitierten Überlastung. Einfach und verlässlich, das genügt." (domradio.de v. 23. 8.)

In der Erzdiözese Berlin sind römisch-katholische Segnungen von homosexuellen Paaren möglich. Erzbischof Heiner Koch stellt es seinen Seelsorgerinnen und Seelsorgern frei. Er werde nicht gegen sie disziplinarisch vorgehen, wenn sie solche Paare aus seelsorgerischen Gründen segnen, heißt es in einem veröffentlichten Brief Kochs. Einer Segnung vorangehen soll laut Koch jeweils ein Gespräch mit dem Paar zur „Gewissensbildung und -entscheidung". Die Regelung gilt analog auch für wiederverheiratet Geschiedene, die ihre Beziehung segnen lassen möchten. Koch reagierte mit dem Schreiben auf einen Beschluss des Synodalen Wegs zur Zukunft der Kirche in Deutschland. Eine Umsetzung obliegt jedem Ortsbischof selbst. (kap v. 25. 8.)

Schwester Fidelis aus dem Benediktinerkloster Fahr bei Zürich feiert heute ihren 90. Geburtstag und hofft, dass sie noch Frauen in kirchlichen Weiheämtern erleben wird. 15 Jahre war sie Priorin. Im Interview mit „kath.ch“ sagt sie: „Ohne Frauen, die gleichberechtigt sind, hat die katholische Kirche keine Zukunft. Ich bin überzeugt, dass es in Zukunft auch Priesterinnen geben wird. Ich hoffe, dass ich das noch erlebe. Wenn ich 100 Jahre alt werde, ist die Chance gross.[…Es ist wichtig,] ein Zeichen für Liebe, Vielfalt und Gleichberechtigung [zu] setzen.“ Dies taten rund 60 Besuchende, die am Ökumenischen Pride-Gottesdienst in der Luzerner Peterskapelle teilnahmen. In den Wortbeiträgen kamen Gedanken zur Abgrenzung, Toleranz, Identität und persönlicher Liebe zur Sprache. Einige liessen sich segnen. (kath.ch v. 27. 8.)

Papst Franziskus wirft konservativen Gruppierungen in den USA vor, sie hätten die wahre Lehre der Kirche durch eine Ideologie ersetzt: Eine „rückwärtsgewandte Haltung“ sei „nutzlos“. Was früher von Päpsten akzeptiert wurde, kann heute Sünde sein. Als Beispiele nannte der Papst den Einsatz von Atomwaffen, die Todesstrafe und die Sklaverei. Wörtlich sagte er: „Diese Gruppen isolieren sich selbst. Und anstatt die Lehre zu leben – die wahre Lehre, die sich immer entwickelt und fruchtbar ist – leben sie von Ideologien. Aber wenn du im Leben die Lehre aufgibst und sie durch eine Ideologie ersetzt, hast du verloren. […] Es ist ein Irrtum die Lehre der Kirche für einen Monolithen zu halten.“ Zu der im Oktober geplanten Weltsynode sagte er, es sei eine Freude zu sehen, wie es bis in die einzelnen kirchlichen Gruppen in den Pfarreien hinein gute Debatten und viel Bewegung gebe. (kna u. kath.ch v. 28. 8.)

Cosmas Hoffmann, der neue Abt der Abtei Königsmünster in Nordrhein-Westfalen. will sich für die Einheit in Verschiedenheit stark machen. Außerdem erklärt er im Interview mit domradio.de, warum ihm interreligiöser Dialog wichtig ist: „Die anderen Religionen sind für mich ein ganz wichtiger Ort der Begegnung, weil ich merke, dass diese Begegnung mit anderen Religionen den eigenen Glauben vertieft und weitet und auch noch mal vergewissert. Ich denke, bevor ich nach Jerusalem gegangen bin, an einen Studienkollegen bei meinem Studium in Bonn, der Muslim geworden ist. […] Im Gespräch mit ihm habe ich einerseits ganz viel Gemeinsames erfahren. Zum Beispiel, dass ich möchte, dass mein Leben ganz vom Thema Glaube, von der Suche nach Gott geprägt ist. Andererseits gab es aber auch deutliche Unterschiede: Was bedeutet Jesus Christus für mich? […] Oder die Begegnungen mit dem Buddhismus möchte ich nennen. Ich war später zum Austausch in japanischen Klöstern. Dort habe ich gemerkt, dass ein japanisches Zen-Kloster fast so wie zu Hause ist. […] Die Begegnung mit anderen Religionen hilft also, das Eigene tiefer zu erkennen. […] Wir Mönche sind zwar von außen alle im schwarzen Habit. Aber unten drunter ist es schon ganz schön bunt. Genau diese Verschiedenheit, diese Diversität ist natürlich ein großer Reichtum. [… Wir leben in einer] Übergangszeit, wo es wichtig ist, in der Kunst der Unterscheidung der Geister, der ‚discretio‘, von der Benedikt auch spricht, zu schauen, was zu bewahren ist, was loszulassen ist und da lebendig zu bleiben. Da ist dann die Vielfalt eine Chance. […] Gerade in den schwierigen Zeiten von Kirche ist es wichtig, dass wir nicht nebenher existieren, das können wir uns gar nicht mehr leisten, sondern jetzt erst recht miteinander aufzutreten und zu sagen: Wir vertreten eine Botschaft in verschiedener Weise. Da haben wir dann schon wieder die Vielfalt. Und das ist super…“ (domradio.de v. 31. 8.)

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hat mit der Pädagogin Krisztina Glavanics erstmals eine Frau zur Direktorin des Kroatischen und des Ungarischen Vikariates ernannt. Bischof Zsifkovics hatte vor vier Jahren die von ihm selbst viele Jahre geleitete Kroatische Sektion im Pastoralamt zum eigenständigen Kroatischen Vikariat erhoben. Mit 1. September übernimmt sie alle leitenden Agenden von ihrem Vorgänger Bischofsvikar Zeljko Odobasic. Die Ernennung einer Frau für diese Aufgabe sei ganz im Sinne des Auftrags von Papst Franziskus, Frauen auch für Spitzenpositionen zu ernennen, hieß es in einer Aussendung der Diözese Eisenstadt Die promovierte Slawistin Krisztina Glavanics, im Hauptberuf Deutschlehrerin an der Handelsakademie Szombathely. Sie ist ungarische Staatsbürgerin, war mehr als zehn Jahre regionale Vertreterin der Burgenlandkroaten in Westungarn, ist Bürgermeisterin von Narda, Landesrätin im Komitat Vas und in der Mutterdiözese Szombathely fest verwurzelt. In Eisenstadt war sie mehrere Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut der Burgenländischen Kroaten. Bischof Zsifkovics: „Ich schätze das bisherige Engagement von Krisztina Glavanics in der Kirche, in der Pfarre und in der Politik und ihre Bereitschaft, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen und in unsere Diözese neue Impulse einzubringen. Mit ihrer Erfahrung und ihrer langjährigen Tätigkeit ist sie eine wertvolle Bereicherung für uns." (kap v. 31. 8.)