„Nichts muss so bleiben, wie es ist“ lautet der Titel eines der vielen Bücher, die der Theologieprofessor Dr. Heinrich Missalla verfasst hat. Er klagte den Rückwärtskurs der katholischen Kirche nach dem Konzil 1965 an und gab Zeugnis von einer Kirche, die sich an der biblischen Botschaft vom Reich Gottes orientiert.
Heinrich Misalla starb am 3.Oktober 2018 im Alter von 92 Jahren. Wir haben in ihm einen Vor- und Mitdenker verloren.
Aufgrund seiner eigenen Kriegserfahrungen war es sein besonderes Anliegen, die Kirche dahin zu bringen, ein offenes und ehrliches Bekenntnis zum problematischen Verhalten der damaligen Bischöfe zu Hitlers Krieg abzulegen. In Veröffentlichungen und Vorträgen zitierte er aus damaligen Hirtenbriefen, in denen die Gläubigen von ihren Bischöfen aufgefordert wurden, an der Front und in der Heimat aufopferungsvoll ihre „Pflicht“ zu erfüllen.
Und er erinnerte die Bischöfe immer wieder an ihre Aussage aus dem Jahr 2000: „Wer sich weigert, sich dem Schatten seiner Geschichte zu stellen, bleibt an sie gekettet.“ Entschieden hätten sie sich damals gegen eine „Manipulation des Erinnerns“ gewandt und auf die „Gefahr einer selektiven Erinnerung“ hingewiesen, der es entgegenzuwirken gelte. Bisher hätten die Bischöfe zwar zu Recht ihren Widerstand gegen die NS-Ideologie betont, ihre Unterstützung des Hitler-Krieges jedoch verschwiegen.
Dr. Heinrich Misalla, bis 1991 in Essen als Professor für Katholische Theologie und ihre Didaktik tätig, gehörte seit Mitte der 1950er Jahre der katholischen Friedensbewegung pax christi an und war über viele Jahre Mitglied des Vorstandes; außerdem war er Mitbegründer und langjähriger Herausgeber der Zeitung „Publik-Forum“, Mitbegründer des Bensberger Kreises und Mitbegründer der IKvu, der Initiative Kirche von unten. Der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche war er von Anfang an eng verbunden. Über 40 Jahre lang war er als Priester tätig und seit 1996 mit der Kirchenhistorikerin Dr. Magdalene Bussmann verheiratet.
In seinem Nachlass befindet sich ein Brief an die deutschen Bischöfe zum 80. Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges, den diese rechtzeitig vor der Formulierung ihrer eigenen Stellungnahme erhalten werden. Seinen Brief, der uns vorliegt, verstehen wir als sein Vermächtnis: Gegen das Verschweigen.