Ein wichtiger Mahner ist nicht mehr

Die österreichischen Reformbewegungen zum Tod von Weihbischof Helmut Krätzl

Die österreichischen Kirchenreformbewegungen nehmen mit Traurigkeit, aber auch großer Dankbarkeit Abschied von Weihbischof DDr. Helmut Krätzl. Er war einer der Großen der österreichischen Kirche; seine Stimme bleibt unvergessen.

Dass ihm trotz seiner Leistungen und des großen Rückhalts unter den österreichischen Katholik*innen seitens des Vatikans nie das Vertrauen entgegen gebracht wurde, Diözesanbischof zu werden und er 1986 von Papst Johannes Paul II in der Frage der Nachfolge von Kardinal Franz König als Erzbischof von Wien schmählich übergangen wurde, ist ein trauriges Kapitel römischer Kirchenpolitik, für das die österreichische Kirche unter Kardinal Hans-Hermann Groer einen hohen Preis zahlen musste. Was hätte alles anders und besser werden können, hätte der Papst nicht Hans Hermann Groer, sondern Helmut Krätzl zum Erzbischof von Wien bestellt?!!

Als Weihbischof von Wien aber blieb Helmut Krätzl Zeit seines Lebens ein Seelsorger nah bei den Menschen und ein wichtiger Mahner im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils, das er als Konzilsstenograph in jungen Jahren hautnah miterlebt hatte und dem er in jeder Phase seines Wirkens gerecht zu werden versuchte.

Mit sorgfältig kritischem Blick analysierte Helmut Krätzl die Entwicklung der Kirche auch in zahlreichen Vorträgen, Büchern und Publikationen. Sein Befund, dass die Kirche „im Sprung gehemmt“ sei (1998), weil viele Anstöße, die das Konzil gegeben hat, von beharrenden Kräften des kirchlichen Establishments ausgebremst werden, ist nach wie vor dramatisch gültig. Sein Plädoyer für eine Öffnung des Priesteramtes für Verheiratete ist nur ein Beispiel von vielen, bei denen Helmut Krätzl der Kirche gute Wege in die Zukunft weisen wollte.

Die österreichische Kirche verliert mit Helmut Krätzl einen aufrechten Streiter für die Sache Jesu. Seine fröhliche und menschenfreundliche Art hat viele Menschen begeistert, sein offenes Wort zu kirchlichen und theologischen Themen hat viele zum Nachdenken gebracht. Seine Impulse für eine „Kirche, die Zukunft hat“, müssen freilich noch umgesetzt werden.