ZEICHEN SETZEN GEGEN MISSBRAUCH

Zürcher Theologinnen und Theologen rufen in Bern auf dem Helvetiaplatz zur nationalen Kundgebung auf.
Gert u. Martha Heizer
Martha Heizer u. Christian Weisner
Doris Wagner-Reisinger

Bericht von Martha Heizer:

Mein Mann Gert und ich sind im Auftrag der Plattform Wir sind Kirche zu dieser Demonstration nach Bern gefahren. Dort haben Christian Weisner von der deutschen KirchenVolksBewegung und ich ein Grußwort gesprochen. Die Veranstalter*innen haben sich – mehrmals - für die erwiesene Solidarität von „Wir sind Kirche“ Österreich und Deutschland bedankt. Unsere Anwesenheit hat sie offensichtlich sehr gefreut.

Im Anschluss fand dann noch eine Diskussion in einer Berner Pfarre statt, die trotz der Hitze auf großes Interesse stieß.

Doris Wagner-Reisinger hat von ihren schlimmen Missbrauchserfahrungen erzählt und über die Konsequenzen gesprochen, die sie daraus zieht. „Ich hatte großes Glück, aus all dem herauszukommen. Nun leihe ich meine Stimme all jenen, die dieses Glück nicht haben und hatten.“ Sie sprach von „Liebeskummer“, an dem wir alle leiden, die wir unsere Kirche lieben. Sie ist davon überzeugt, dass es der Kirchenleitung darum geht, durch ein exaktes Regelwerk die Selbstbestimmung der einzelnen Gläubigen möglichst klein zu halten. Aber „zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Galaterbrief). Liebe blüht nur in Freiheit.

Ja, und es war heiß. Die Demo war auf 12 Uhr angesetzt. Schattenplätze waren rar. Dennoch war die Stimmung sehr freundschaftlich, die einzelnen Gruppen und Menschen freuten sich über das Wiedersehen oder Kennenlernen. Es tat gut zu sehen, dass viele auf ihre Weise „Zeichen setzen gegen Missbrauch in der katholischen Kirche“. Auch wenn uns Empörung und Wut, Entsetzen und Ekel an diesem Tag zusammengeführt haben: wir alle leben in der Liebe Gottes und können diese Liebe auch untereinander spüren.

Martha Heizer

Grußwort von Martha Heizer und Christian Weisner

MARTHA: Einen wunderschönen Nachmittag euch allen!

CHRISTIAN: liebe Schweizer Freundinnen und Freunde!

MARTHA: Aus Österreich

CHRISTIAN: und aus Deutschland

MARTHA: überbringen wir euch solidarische Grüße von der österreichischen Plattform „Wir sind Kirche“

CHRISTIAN: und von der deutschen KirchenvolksBewegung „Wir sind Kirche“. Wir alle sind Kirche!

MARTHA: Im Jahr 1995 hat ein ehemaliger Seminarist dem damaligen Wiener Kardinal sexuellen Missbrauch vorgeworfen.

Da haben wir in Österreich das erste Kirchenvolksbegehren gestartet für eine grundlegende Erneuerung der Kirche:

Für eine geschwisterliche Kirche, für Frauen in allen Ämtern (bis zum Papstamt), für freiwilligen Zölibat, für die Reform der Sexuallehre und für Frohbotschaft statt Drohbotschaft.

CHRISTIAN: Auch in Deutschland haben wir das Kirchenvolksbegehren mit großer Beteiligung durchgeführt. Und sehr schnell hat sich Wir sind Kirche International gegründet und ist seitdem weltweit vernetzt.

Wenn nach dem KirchenVolksBegehren die darin genannten fünf Reformpunkte von den Kirchenleitungen ernstgenommen und angegangen worden wären, wäre zumindest in den vergangenen 24 Jahren vielen Betroffenen großes Leid und der Kirche immenser Schaden an Glaubwürdigkeit erspart worden.

Mit Euch sind wir der festen Überzeugung, dass Zeichen gesetzt werden müssen gegen Missbrauch in der katholischen Kirche. Unsere Empörung, unsere Wut darf nicht einfach wieder versickern.

MARTHA: Es braucht deutliche Konsequenzen aus diesen Verbrechen, rechtlich und theologisch. So dürfen wir u.a. diese Form der Priesterweihe nicht mehr hinnehmen, die Männer zu höheren Wesen macht, ihr Sein umwandelt und sie gleichsam zu einem „weiteren Christus“ macht.

Das gleicht dem Sündenfall: auch Adam und Eva wollten sein wie Gott – und es ist sie teuer zu stehen gekommen. Das erfahren nun auch die Kleriker.

Wir brauchen ein „Sakrament des pastoralen Dienstes“, nicht der „Weihe“. Wir brauchen keine Quasi-Götter, noch dazu, wenn sie ihr Amt als Lizenz zum ungestraften Missbrauch verstehen.

CHRISTIAN: Wir sind getauft und gefirmt und damit alle auf Augenhöhe. Wir alle sind Kirche!

https://www.zhkath.ch/kirche-aktuell/gesellschaft-politik/zeichen-gegen…

https://www.zeichen-gegen-missbrauch.ch/petition

https://www.zeichen-gegen-missbrauch.ch/assets/files/pdf/Flyer-ZgM.pdf