Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Professor für Neues Testament an der Universität Bochum, Thomas Söding, hat ein neues Denken in der Kirche angemahnt. Es brauche „neue Foren und Personen, die der Frohen Botschaft ein Gesicht geben. […] Die katholische Kirche hat sich durch den herrschenden Klerikalismus in eine Lage manövriert, für die das Wort ‚Krise' noch zu schwach ist", sagte er bei einer Tagung in Fulda. Es sei daher umso wichtiger, mit Mut nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen. Die römisch-katholische Kirche lebe vom Engagement der Gläubigen. (domradio.de v. 2. 7.)
Der Kölner Pfarrer Franz Meurer im Interview mit domradio.de über die Situation der römisch-katholischen Kirche in Auszügen: Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich „Meine persönliche Meinung [zur Frauenordination] ist ganz einfach: Es geht nicht mehr anders. Man kann absolut nicht mehr vermitteln, dass Frauen ausgeschlossen werden. Wir haben acht Katechetinnen bei der Firmung, zwei Ärztinnen, Lehrerinnen und so weiter. Und für die ist völlig klar: Wenn sich nichts verändert, sind die weg. […] Die Kirche lebt subsidiär von unten her. Es gibt gerade ein neues Buch, 480 Seiten über Subsidiarität, dass die auch innerhalb der Kirche gelebt werden muss. Subsidiarität heißt ja zunächst mal: Alles, was die Leute vor Ort selber können, muss man denen überlassen. Und wenn sich vor Ort rausstellt, die Leistungsträgerinnen der Kirche sind die Frauen, dann ist das auch eine klare Aussage. […] Im Diözesanrat gibt es ja eine eindeutige Sicht – so ähnlich wie bei mir. […] Wir müssen nur kapieren, was ja schon Einstein gesagt hat: Man kann nicht neue Probleme mit den alten Methoden lösen.“ (domradio.de v. 3. 7.)
Für die Öffnung des Diakonats für Frauen hat sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx ausgesprochen. „Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass es für Männer und Frauen offenstehen muss und soll", sagte er im Münchner Liebfrauendom. Es brauche „einen neuen Ansatz. […] Ich bin der Überzeugung, dass diese Erneuerung ein großes Geschenk für die Kirche sein kann." Papst Franziskus hat schon zwei Kommissionen berufen, um die Rolle von Diakoninnen oder Frauen in vergleichbaren Ämtern der frühen Kirche zu untersuchen. Katholische Verbände fordern den Zugang von Frauen zum Diakonat, manche wünschen sich auch die Weihe von Priesterinnen. Mehrere Bischöfe unterstützen die Forderung nach einem Frauendiakonat. Papst Franziskus spricht sich immer wieder für eine stärkere Beteiligung von Frauen aus, lehnt aber bisher Weiheämter für Frauen ab. (kap u. domradio.de v. 3. 7.)
Im Bistum Trier haben sich 14 Ehrenamtliche mit einem Kurs zur Leitung von Begräbnisfeiern qualifiziert. Die Männer und Frauen lernten in dem Kurs, Menschen in einer Trauersituation beizustehen, Kondolenzgespräche zu führen und die richtigen Worte für die Ansprache der Trauerfeier zu finden. „Begräbnisfeiern sind ein anspruchsvoller Dienst in der Seelsorge, der bisher Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten vorbehalten war“, so die Erklärung des Bistums. „Es ist ein bereichernder, aber auch anspruchsvoller Dienst, den Sie bereit sind zu übernehmen“, sagte Bischof Stephan Ackermann beim gemeinsamen Abschluss mit den Kursteilnehmenden im Priesterseminar Trier. Der Koblenzer Pfarrer und Mentor Michael Frevel sieht den Kurs als große Chance: Hauptamtliche Seelsorger seien oft „punktuell zu Terminen da und dann wieder weg“. Doch nun seien es Ehrenamtliche aus den Pfarreien selbst, „bekannte Gesichter“, die dann Kondolenzgespräche führen und die Begräbnisfeier leiten. „Das sehe ich nicht als Konkurrenzsituation, sondern als Bereicherung.“ (www.bistum-trier.de u. vn v. 5. 7.)
Daniela Scialabba (44) ist die erste Nicht-Ordensfrau als Professorin am Päpstlichen Bibelinstitut. Sie war dort zuvor als Lehrbeauftragte tätig. Sie hat in Palermo, Straßburg und Jerusalem studiert und lehrte nach ihrer Habilitation an der Uni Straßburg Altes und Neues Testament sowie biblische Sprachen. Beobachter werten Scialabbas Berufung als umso bemerkenswerter, als am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom vor allem Angehörige des Jesuitenordens lehrten. Noch nie hatte eine Frau, die nicht zugleich Ordensfrau gewesen wäre, eine Stelle in der Lehre erhalten. (kap v. 7. 7.)
Mit einem Kompromiss über die Rolle von Frauen in der römisch-katholischen Kirche ist die letzte Runde des 5. Plenarkonzils der Kirche Australiens zu Ende gegangen. „Ich würde es nicht einen Kompromiss nennen. Ich würde sagen, die Bischöfe haben ihre Position überdacht“, sagte John Warhurst, Vorsitzender der Reformgruppe „Concerned Catholics“ der Katholischen Nachrichten-Agentur in Sydney. Zuerst hatten die Bischöfe mehrheitlich einen Antrag für eine stärkere Einbeziehung von Frauen und die Zulassung von Frauen zum Diakonat überstimmt. Aber dann stimmten die Bischöfe einem überarbeiteten Papier zu: Sollte der Vatikan den Weg für Diakoninnen frei machen, dann sollten die australischen Bischöfe die bestmögliche Umsetzung prüfen. Als Gremium zur Umsetzung der Beschlüsse des Plenarkonzils soll neben der Bischofskonferenz ein „Nationaler synodaler runder Tisch“ geschaffen werden. (kna u. vn v. 9. 7.)
Claudia Lücking-Michel, die ehemalige ZdK-Vizepräsidentin, über den Reformbedarf der römisch-katholischen Kirche im Interview mit domradio.de in Auszügen: „Wenn die Frage ist, wie wir den Menschen helfen, dann brauchen wir mehr SeelsorgerInnen und mehr PriesterInnen. Dann müssen wir Kirche so verändern, dass diejenigen, die bereit sind, sich einzubringen und die Not zu wenden, dass auch wirklich tun können. Dass sie gesehen, gewürdigt und mit Amt und Funktion eine größtmögliche Wirkung erzielen können. […] Die Frohe Botschaft ist es wert, verkündigt zu werden. Deshalb ist es wert, sich für Reformen in der Kirche einzusetzen. […] Wir merken, dass sich etwas verändern muss. Damit unsere Botschaft wieder ankommt, müssen wir glaubhafter werden; müssen wir überzeugender im Handeln sein und endlich den Riesenabstand zwischen Anspruch und Wirklichkeit wieder ein bisschen kleiner machen. Es liegt viel an den Strukturen, an der Vorstellung einer […] männerbündischen Kirche, an der klerikalen Verengung. […] Wir kriegen unser Haus nicht aufgeräumt. Bevor wir das nicht überzeugend vermitteln, werden wir auch nicht deutlich machen können, dass wir den Schuss gehört haben; dass wir etwas verändern wollen. […Beim deutschen Synodalen Weg geht es u. a.] darum, dass wirklich anerkannt wird, dass auch Nichtkleriker in dem Sinne Homilie halten können. Ich hoffe, dass dieser Vorschlag im Handlungstext aus dem Synodalforum beachtet und umgesetzt wird. [… Meine Töchter] sollen in einer Kirche mitarbeiten, die Frauen gerecht wird und die vor allen Dingen dem Auftrag Jesu Christi gerecht wird.“ (domradio.de v. 10. 7.)
Papst Franziskus hat neue Mitglieder für das Dikasterium für die Bischöfe ernannt, darunter erstmals drei Frauen. Bei den neuen weiblichen Mitgliedern handelt es sich um die Ordensfrau und Generalsekretärin des Governato-Rates, Raffaella Petrini, die französische Ordensschwester, ehemalige Generaloberin der Don-Bosco-Schwestern und Präsidentin der italienischen Ordensoberen-Konferenz (Usmi), Yvonne Reungoat, sowie die Präsidentin der Weltunion der Katholischen Frauenverbände (WUCWO), die Argentinierin María Lía Zervino. Zu dem Komitee am Bischofsdikasterium, das für die Auswahl von Bischöfen zuständig ist, gehörten bislang allein Kardinäle, Bischöfe und Priester. Das Dikasterium für die Bischöfe, geleitet vom kanadischen Kardinal Marc Ouellet, ist für alle die Bischöfe betreffenden Angelegenheiten zuständig. Dazu gehören auch Ernennungen und Synoden. (vn v. 13. 7. u. viele Medien)
Der geistlichen Vereinigung „Totus Tuus Neuevangelisierung" bleibt die Anerkennung durch die römisch-katholische Kirche verweigert. Wie das Bistum Münster mitteilte, wies der Vatikan einen Einspruch der Gemeinschaft zurück. Das Verbot der Gruppierung durch den Münsteraner Bischof Felix Genn im November vergangenen Jahres bleibt aufrecht. „Totus Tuus" („Ganz Dein") war einzig im Bistum Münster als privater Verein von Gläubigen seit 2007 kirchlich anerkannt und deutschlandweit aktiv. Seit 2017 ging die Diözese Vorwürfen ehemaliger Mitglieder nach, die Gemeinschaft pflege sektenartige Strukturen. Eine Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die Gemeinschaft geistlichen Missbrauch betrieben und mehreren Mitgliedern schweren Schaden zugefügt habe. Die Auflösung der Vereinigung im vergangenen Jahr begründete Genn unter anderem damit, dass es in der Leitung von „Totus Tuus" an Einsicht in die Tragweite der Missstände fehle. Genns Begründung für die Auflösung des Vereins sei ausreichend, hält der Vatikan fest. Das betrifft auch die Entscheidungen des Bischofs, dass sich „Totus Tuus" nicht länger als römisch-katholische Vereinigung bezeichnen dürfe und dass den Mitgliedern im Bistum Münster jede Mitwirkung untersagt werde. „Totus Tuus" hatte nach eigenen Angaben zuletzt 135 Mitglieder. Die missionarisch ausgerichtete Vereinigung hatte unter anderem Glaubenskurse für Firmlinge, Camps und Gebetstreffen für Jugendliche, Gemeindemissionen und Wallfahrten angeboten, u. a. nach Medjugorje in Bosnien-Herzegowina. (kna u. vn v. 14. 7.)
Das Bistum Limburg befindet sich in einem Prozess der grundlegenden Neubewertung von Homosexualität, sagte Caspar Söling, der Bischöfliche Beauftragte für die Umsetzung von Anti-Missbrauchs-Maßnahmen, in einem Online-Gespräch. Er verwies auf ein neues „sexual-pädagogisches Konzept" im Bistum Limburg, „das zu einer ganz anderen Einstellung gegenüber dem Thema Homosexualität kommt als das in der Vergangenheit der Fall war". Das Konzept formuliere die These, die Tabuisierung von Homosexualität habe dazu geführt, dass manche Priester sich mit ihrer eigenen Sexualität nicht auseinandergesetzt und sich „in den Zölibat geflüchtet" hätten. Über „Verdrängungsmechanismen" sei letztlich Pädophilie von Klerikern an Jungen befördert worden. Es sei „auffallend", dass der sexuelle Missbrauch an Jungen im kirchlichen Bereich wesentlich häufiger vorkomme als in der allgemeinen Bevölkerung, wo Missbrauch öfter gegenüber Mädchen geschehe, sagte Söling. Jungs". Im 2020 vorgestellten Limburger Missbrauchsgutachten wie auch in der bundesweiten MHG-Studie von 2018 war die klassische römisch-katholische Sexualmoral als ein Risikofaktor für sexualisierte Gewalt durch Kleriker genannt worden. Söling sagte weiter, das Bistum versuche mit seiner jetzigen Positionierung, die beschriebenen Mechanismen aufzubrechen. Hier sei auch „Rom gefordert". (domradio.de v. 22. 7.)
Die Katholische Frauenbewegung Österreich (kfbö) hat sich deutlich für „Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Kirche" ausgesprochen. Die gleiche Würde von Frauen und Männern gründe in der Gottebenbildlichkeit und müsse im Kirchenrecht sowie in der Öffnung der Weiheämter ihren Niederschlag finden, so die kfbö in einer Aussendung. Entsprechende Unterlagen habe man bereits dem in der Bischofskonferenz zuständigen Referatsbischof Wilhelm Krautwaschl sowie der Weltunion der katholischen Frauenverbände, WUCWO (world union of catholic women´s organisations) übergeben. Basis ihrer Forderung sei das „Ideal des Reiches Gottes" (Galaterbrief 3,28), demgemäß vor Gott alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht, gleich seien. Das Verhältnis von Klerikern und Laien müsse kirchenrechtlich neu geordnet werden, um sicherzustellen, dass Laien - Männer wie Frauen - auf allen Ebenen Leitung mit Stimmrecht ausüben dürften. Die kirchenrechtlich verankerte, hierarchische Struktur der Kirche berücksichtige keine synodal getroffenen Entscheidungen. „Die Weihe von Frauen […] werde als Zeichen der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aus der Taufe heraus gesehen". Frauen seien in ihrer Vielfalt wahrzunehmen, losgelöst von vorherrschenden Geschlechterstereotypen. Weiters gelte es, Geschlechtervielfalt generell in den Blick zu nehmen, vorhandene Analysemethoden zu nutzen, um Geschlechtergerechtigkeit umzusetzen, so die kfbö weiter. Synodales Arbeiten erfordere besonders viel Zeit und Ressourcen, sodass es notwendig sei, Unterstützung bereitzustellen. Diese brauche es zudem, um ein synodales Laienapostolat zu ermöglichen, in dem aktive Frauen nicht dem „doppelten Druck von Patriarchat und Klerikalismus" ausgesetzt seien. (kap u. vn v. 22. 7.)
Bei seiner ersten Rede auf kanadischem Boden hat Papst Franziskus die indigene Bevölkerung um Vergebung gebeten. In Indigenengebiet „Maskwacis“ sprach er von „empörendem Übel“, das die Kirche der kanadischen Urbevölkerung angetan habe und schloss sich einer der großen Vergebungsbitten seines Vorgängers Johannes Paul II. zum Heiligen Jahr 2000 an. Ohne Umschweife beklagte Franziskus in seiner Ansprache das System der Internatsschulen, die über Jahrzehnte, oft unter Federführung katholischer Ordensgemeinschaften, sich der „Umerziehung“ indigener Jungen und Mädchen widmeten. Kinder seien dort „körperlich und verbal, psychologisch und spirituell misshandelt“ worden. Der Papst berief sich ausdrücklich auf die Erzählungen kanadischer Indigener, die diese bei einer Begegnung in Rom im April 2022 ihm mitgeteilt hatten. „Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde“, so der Papst unter dem Applaus der Anwesenden. Das Indigenengebiet Maskwacis mit seinen rund 8.000 Einwohnern war die erste Etappe auf der Kanada-Reise. Dort befinden sich die Reservate der westkanadischen Indigenenstämme. Indigenen-Älteste aus dem ganzen Land empfingen den Papst mit traditionellen Tänzen und Musik, auch der kanadische Premier Justin Trudeau war zugegen. (vn v. 25. 7.)
Die österreichische Historikerin Christine Grafinger, die viele Jahre in der Vatikan-Bibliothek gearbeitet hat, gehört nach ihrer Ernennung durch Papst Franziskus dem Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften an. Die promovierte und habilitierte Historikerin betreute in der Vatikan-Bibliothek die größte Handschriftensammlung der Welt. (vn v. 28. 7.)