Zur Welt-Bischofsynode „Synodaler Prozess“ und zum deutschen „Synodalen Weg“

Die Pläne zu einem „Synodalen Rat“ in Deutschland nehmen Gestalt an: Das aus Bischöfen und Laien besetzte Gremium soll dauerhaft als „Beratungs- und Beschlussorgan“ installiert werden, wie aus einem auf der Homepage des Synodalen Weges veröffentlichten Papier hervorgeht. Verfasser ist das Forum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“. Beraten werden soll das Dokument in Zweiter Lesung bei der kommenden Vollversammlung September 2022. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, nannte die Einrichtung eines Synodalen Rates einen wichtigen Schritt. „Wir sehen seit Beginn des Synodalen Weges, wie erfolgreich synodale Beratungen sind.“ Der Synodale Rat soll dem Papier zufolge über wesentliche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft beraten und Grundsatzentscheidungen treffen zu pastoralen Planungen, Zukunftsfragen und Haushaltsangelegenheiten der Weltkirche. Vorbereiten soll das geplante Gremium ein Synodaler Ausschuss, bestehend aus den 27 Diözesanbischöfen, 27 vom ZdK gewählten Mitgliedern und 10 von diesen gemeinsam gewählten Mitgliedern. (kna u. vn v. 3. 7.)

Papst Franziskus will noch mehr Frauen in hochrangige Positionen des Vatikan hieven: „Frauen sollen bei Auswahl von Bischöfen mitbestimmen“, erklärte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Und er erwähnte, dass er letztes Jahr zum ersten Mal eine Frau zur Nummer Zwei im Governator-Rat ernannt habe: Schwester Raffaella Petrini ist seitdem die hochrangigste Frau im Vatikan. Der Papst kündigte an: „Zum ersten Mal werden zwei Frauen in das Komitee an der Bischofskongregation berufen, das für die Auswahl von Bischöfen zuständig ist.“ Damit wird es an dieser Stelle im Vatikan erstmals ein Mitspracherecht von Frauen geben. Ein Mitspracherecht von Laien bei der Auswahl von Bischöfen gehört zu den Kernforderungen des Reformprozesses deutschen „Synodalen Wegs“. (reuters.com u. vn u. kap. v. 6. 7.)

Die belgische Bischofskonferenz hat die Zusammenfassung der Eingaben zum weltweiten Synodalen Prozess veröffentlicht. Daraus ergibt sich u. a. die Forderung nach einer stärkeren Rolle von Frauen in der Kirche. Wörtlich heißt es in der Zusammenfassung im Internet: „Von allen Seiten kommt der Ruf, das weihegebundene Amt für Frauen und Verheiratete zu öffnen“. Die Gründe, die die Kirche für den Ausschluss von Frauen vom Priesteramt angebe, erschienen vielen Gläubigen „unzureichend, ja mehr noch: Sie erscheinen realitätsfern“. Gerade für viele junge Leute sei die Ungleichbehandlung von Frauen der wichtigste Grund, von der Kirche abzurücken. Die Zusammenfassung der Eingaben beklagt auch „klerikale und zu hierarchische Strukturen“, die vielfach als „starr und weltfremd“ wahrgenommen werden. Der Text ruft nach einer „erneuerten und zeitgemäßen Sprache“ und nach einer „einladenden“ Liturgie, in der „jeder sich einbezogen fühlt“. Die belgischen Resultate des Synodalen Prozesses ähneln den Rückmeldungen aus anderen westeuropäischen Ländern. Bis Mitte August sollen die Diözesen ihre maximal zehnseitigen Zusammenfassungen nach Rom schicken (katholisch.de u. vn v. 9. 7.)

Papst Franziskus hat zur Synode aller Bischöfe über die Synodalität im Herbst 2023 eingeladen. Rund 2.000 Ordensfrauen aus zehn afrikanischen Ländern wollen ihre Forderungen zur gerechten Teilhabe in der Kirche in einem eigenen Dokument einbringen. Koordiniert wird die Initiative vom missio-Partner „Vereinigung der Ordensfrauen in Ost- und Zentralafrika“ (ACWECA). Schwester Bridgita S. Mwawasi SSJ, Generalsekretärin der ACWECA dazu: „Wir sind besorgt, dass der Aufruf von Papst Franziskus, die gesamte Kirchengemeinschaft in den Synodenprozess einzubeziehen, die Stimmen der Ordensfrauen zu überhören droht. Er möchte von der ganzen Kirche wissen, was auch auf der lokalen Ebene geschieht. Dort arbeiten die Ordensfrauen, aber oft sind sie nicht in die lokalen und regionalen Organisations- und Entscheidungsstrukturen der Kirche eingebunden, weshalb sie schnell übersehen werden. […] Wir koordinieren rund 30.000 Schwestern aus über 300 Kongregationen. Es ist zu hoffen, dass das Schlussdokument der Synode durch diese Initiative reicher sein wird, da es die Bandbreite der Kirche besser repräsentiert, indem es die Stimmen der Schwestern der Region aufnimmt“. Laut missio (Aachen) geht es vor allem um die Interessen von jungen, kleinen und diözesanen Orden, die kaum über internationale Vernetzungen verfügten. „Diese Ordensfrauen stehen oft an vorderster Front im Einsatz der Kirche gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unfrieden. […] Gleichzeitig werden aber ihre Leistungen und Erfahrungen kaum wahrgenommen und sie haben zu wenig Mitspracherechte in der Kirche“, erläuterte missio-Vizepräsident Gregor von Fürstenberg. Missio wolle „gemeinsam mit den Schwestern ihre Stimme in der lokalen Kirche und in der Weltkirche stärken“. ACWECA koordiniert dieses synodale Teilhabe-Projekt in Eritrea, Äthiopien, Uganda, Kenia, Malawi, Südsudan, Sudan, Tansania, Sambia und Simbabwe. Bis Ende des Jahres soll daraus ein Dokument entstehen, dass in Rom überreicht wird. (missio u. vn v. 26. 7.)

Das Erzbistum Luxemburg hat seinen Beitrag für die Weltsynode vorgestellt. In das 16-seitige Papier flossen Rückmeldungen von rund 4.590 Frauen, Männern und Kindern aus dem ganzen Erzbistum ein. Ein von Kardinal Jean-Claude Hollerich beauftragtes Team aus zwei Mitarbeitern bereitete die Rückmeldungen auf und erstellte den Bericht. Kardinal Hollerich betonte: „Ich habe mich vollkommen zurückgenommen." Die Menschen seien befragt worden und er höre zu, was sie zur Zukunft der Kirche zu sagen hätten. Einzelpersonen und Gruppen konnten mit einem Fragebogen ihre Wünsche, Gedanken und Haltungen zur Kirche äußern. An zentralen Wünschen auf Ebene der Weltkirche nennt der Bericht u. a.: Eine Änderung der Lehre zu Homosexualität, Öffnung der Ehe für alle, Aufhebung des Pflichtzölibats, außerdem Mitbestimmung von Laien, etwa bei Bischofsernennungen oder Leitungsfunktionen. Teammitarbeiter Jean-Louis Zeien betonte, der Bericht solle Orientierung für den Weg der Kirche in Luxemburg für die kommenden Jahre sein. Darüber hinaus lobte er den Prozess der Weltsynode: „Wir bekommen ein Instrumentarium an die Hand, wie Änderungen in der Kirche möglich sind". (kna u. vn v. 26. 7.)