Zur 150-Jahrfeier des Alt-Katholizismus kam auch römisch-katholische Prominenz nach Bonn. In der Schweiz gibt es ca. 11.000 Christ-Katholiken und -Katholikinnen. Die Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche geschah aus Protest gegen die Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis (1854), sowie wegen Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Als „cool und entspannt und ernsthaft katholisch“ hat Julia Knop, Dogmatikerin an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, die alt-katholische Kirche gewürdigt. Sie zeige, dass zukunftsfähiger Katholizismus nicht nur von oben nach unten möglich ist. Die Alt-Katholiken begingen ihren Geburtstag nicht mit einem rückwärtsgewandten Blick, sagte ihr Bischof Matthias Ring. Sie wollten sich mit den Herausforderungen befassen, vor denen sie angesichts einer dramatischen Entwicklung von Glaube und Kirche stünden. Die Alt-Katholiken sind international zusammengeschlossen in der 1889 gegründeten „Utrechter Union“ mit insgesamt etwa 70.000 Mitgliedern. Die erste Bischöfin der Utrechter Union, Maria Kubin, wurde in diesem Jahr in Wien geweiht. (kna u. kath.ch. v. 2. 9.)
Der griechisch-orthodoxe Priester Stefanos Athanasiou wird Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München und die Kirchen-Trennungsgeschichte aufarbeiten. Der Universität Fribourg (Schweiz) möchte er dennoch erhalten bleiben. Ein Auszug aus dem Interview: „Neben gemeinsamen Projekten mit katholischen und evangelischen Kolleginnen und Kollegen, die sich ergeben werden, möchte ich nochmals die Trennungsgeschichte anschauen. Das Jahr 1054 gilt allgemein als das Jahr der Spaltung zwischen Ost und West. Durch Forschungsergebnisse wird jedoch in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer deutlicher, dass die fehlende kirchliche Koinonia zwischen Ost und West nicht auf ein einzelnes Ereignis zurückzuführen ist, sondern eher als Prozess der Entfremdung gesehen werden muss…“ Athanasiou wurde in der Schweiz zum griechisch-orthodoxen Priester geweiht. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. (kath.ch. v. 6. 9.)
Papst Franziskus hat das Oberhaupt der syro-malankarischen Kirche – auch als Indisch-Orthodoxe Kirche zeichnet – Baselios Marthoma Mathews III., in Audienz empfangen. Die rund 2,5 Millionen Gläubige leben vorwiegend im indischen Bundesstaat Kerala. Ihre Gottesdienstsprache ist eine vom Aramäischen abgeleitete Form des Syrischen. In seiner Ansprache an Baselios hob Franziskus die in den vergangenen Jahrzehnten gewachsenen freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Kirchen hervor. Trotz aller historischen Verletzungen und Spaltungen hoffe er auf den Tag, an dem es wieder möglich sein werde, gemeinsam am selben Altar die österlichen Geheimnisse zu feiern. Zugleich erinnerte er an das theologische Grundsatzdokument von 1990, in dem beide Kirchen sich auf gemeinsame Formulierungen über das Wesen Jesu Christi geeinigt hatten. Franziskus freut sich, dass die Indisch-Orthodoxe Kirche auch einen Beobachter zu der im Oktober in Rom tagenden Welt-Bischofssynode entsenden wolle. (kap u. vn v. 11. 9.)
Hildesheims Bischof Heiner Wilhelm setzt für die Zukunft des Christentums auf die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen. Das christliche Zeugnis in einer hochkomplexen Welt könne nur ökumenisch gelingen. Das sagte er beim Auftakt der „dennoch. Konferenz für Neues in der Kirche" in Hannover. Neben Deutschland kamen Teilnehmende aus Österreich, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, den USA und Malaysia. (domradio.de v. 15. 9.)
Mit einem „Gemeinsamen Wort" in Krakau haben der Vatikan und der Lutherische Weltbund (LWB) an die 1999 unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" erinnert. Der Präfekt der vatikanischen Behörde zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt schreiben in einem gemeinsamen Dokument: „Katholiken und Lutheraner freuen sich gemeinsam an dem erzielten Konsens über die Rechtfertigung. […] Befreit durch Gottes Gnade und Vergebung, sind wir durch Taufe und Glauben verbunden." Man wisse aber auch um die „Trennungsgeschichte, die wir nicht ungeschehen machen können, die aber Teil unserer Versöhnungsgeschichte werden kann". Und zur Exkommunikation Martin Luthers: Sie „stellt für manche bis heute einen Stein des Anstoßes dar. […] auch wenn die Exkommunikation mit dem Tod des Reformators längst ihre unmittelbare Wirkung verloren hat und Lutheraner für Katholiken weder Feinde noch Fremde, sondern Schwestern und Brüder sind. […Wichtig seien] die Frage nach dem Petrusdienst und die Frage nach dem Mysterium der Kirche, ihrer Einheit und ihrer Einzigkeit." Eine gemeinsame Reflexion [zum Augsburger Bekenntnis von 1530: P. W.] könnte zu einem weiteren „Meilenstein" auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft führen, vergleichbar der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, so der Leseteil Kochs. (kap u. vn v. 19. 9.)
„Simultankirchen“ sind gemeinsam von Katholiken und Protestanten genutzte Gotteshäuser. In Deutschland gibt es noch 64 von ihnen, davon allein neun in der nördlichen Oberpfalz. Pfalzgraf Christian August von Sulzbach verordnete im Jahr 1652 als „Sulzbacher Simultaneum“ die gemeinsame Nutzung kirchlicher Einrichtungen durch Protestanten und Katholiken. Nicht nur Kirchen, auch Friedhöfe, Schulen, Pfarrhäuser wurden geteilt. „Christian August richtete eine Art Trainingslager des interkonfessionellen und interkulturellen Dialogs ein", sagt Markus Lommer, Kirchenhistoriker und Stadtheimatpfleger in Sulzbach-Rosenberg. Freilich sei dem Pfalzgrafen klar gewesen, dass er eine Einheit der Christen nicht von heute auf morgen verordnen könne. „Doch um darauf hinzuarbeiten und das Verbindende wachsen zu lassen, sah er es als zielführend an, im Alltag einander zu begegnen". Können die Simultankirchen heute ein Modell für ein neues Miteinander der beiden großen Kirchen sein? Für Markus Lommer steht außer Frage, dass man aus der Geschichte des „Sulzbacher Simultaneums" lernen könne. (domradio.de v. 19. 9.)
Die Linzer Sektion der Stiftung „Pro Oriente" trafen bei einem Besuch in der rumänisch-orthodoxen Gemeinde in Traun mit dem rumänisch-orthodoxen Metropoliten Serafim (Joanta) zusammen. Der Metropolit wie auch der Linzer „Pro Oriente"-Obmann Josef Pühringer unterstrichen in ihren Ansprachen den Willen zur verstärkten ökumenischen Zusammenarbeit. Am Beginn des Treffens stand eine orthodoxe Dank-Liturgie. Eine besondere Geste innerhalb des Gottesdienstes war, als Metropolit Serafim seinen Priester aufforderte, nicht nur für den rumänisch-orthodoxen Bischof, sondern auch den römisch-katholischen Diözesanbischof Manfred Scheuer zu beten. Serafim hob die gute Zusammenarbeit zwischen den Kirchen hervor: Die rumänischen Gläubigen hätten in den meisten Pfarren kein eigenes Kirchengebäude und seien daher auf die Gastfreundschaft von protestantischen und römisch-katholischen Gemeinden angewiesen. Dieser Freundschaftsdienst, so der Metropolit, habe die ökumenischen Beziehungen unter den Kirchen erheblich verbessert. In Österreich gibt es 30 rumänisch-orthodoxe Pfarrgemeinden, die Zahl der Gläubigen liegt bei 50.000. Metropolit Serafim hat seinen Sitz in Nürnberg. (kap v. 21. 9.)
Evangelische und römisch-katholische Gemeinden in Trier laden erstmals zu einer gemeinsamen „Nacht der offenen Kirchen" ein. Insgesamt 17 Kirchen und Kapellen haben zwischen 18 und 23 Uhr geöffnet, teilte der Evangelische Kirchenkreis Trier mit. Das Motto lautet „Strahlen brechen viele aus einem Licht". Veranstalter ist der „Arbeitskreis Ökumene“ in Trier. Nach einem gemeinsamen Eröffnungsgottesdienst in der evangelischen Kirche zum Erlöser, wird in der Stadt ein Programm mit Andachten und Musik geboten. So können Besuchende etwa in St. Antonius die „Kirche weltweit" mit verschiedenen muttersprachlichen Gemeinden kennenlernen oder in der Herz Jesu Kirche eine „Queere Kirchennacht" erleben u. v. a. m. (domradio.de v. 23. 9.)
Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die westfälische Präses Annette Kurschus und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die „Interkulturelle Woche“ eröffnet. Zum bundesweiten Programm gehörten Kunst, Tanz- und Musikdarbietungen in über 600 Städten. In einer Dialogpredigt setzten sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Bischof von Essen mit den biblischen Erzählungen zum Pfingstwunder und zum Turmbau zu Babel auseinander. Sie machten so kulturelle und religiöse Vielfalt zum Thema. Auch der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron sowie Pastor Konstantin von Abendroth von der Vereinigung Evangelischer Freikirchen waren an dem Gottesdienst vor dem Bottroper Rathaus beteiligt. Die „Interkulturelle Woche“ findet seit 1975 statt und ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der EKD und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. (domradio.de v. 24. 9.)