Der Vatikan gratuliert Buddhisten zu ihrem Vesakh/Hanamatsuri-Fest. „Buddhisten und Christen – bauen wir eine Kultur des Mitleids und der Geschwisterlichkeit auf“ lautet der Titel der vatikanischen Grußbotschaft. Religionen könnten gemeinsam zur Friedensarbeit und zum Aufbau einer Kultur des Mitleids, der Geschwisterlichkeit und der Begegnung beitragen, hält das Dokument des päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog fest. Dabei gelte es, einen „Stil der Nähe“ zu pflegen, der in einen konkreten gemeinsamen Einsatz für die Ärmsten und den Schutz der Schöpfung münden könne, heißt es mit Verweis auf Papst Franziskus weiter. Er hatte dazu im November 2019 bei einer Begegnung mit dem höchsten Buddhisten-Patriarchen in Bangkok aufgerufen. Die Grußbotschaft anlässlich des höchsten buddhistischen Festes verweist darüber hinaus auf den „Globalen Bildungspakt“, der im Oktober im Vatikan unterzeichnet werden soll, sowie auf das christlich-muslimische „Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen“ vom Februar 2019, das die friedensstiftende Rolle der Religionen hervorhebt. Mit dem Vesakh-Fest feiern Buddhisten die Geburt, Erleuchtung und den Tod des Buddhas. (vn v. 2. 4.)
Die italienische Stadt Piacenza öffnet den christlichen Friedhof für muslimische Tote. Iyad Aldaqre war Muslim und eines der Opfer, das die Corona-Pandemie bisher in Italien gefordert hat. Nun hat die Bürgermeisterin auf dem Gemeindefriedhof 30 Plätze für verstorbene Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft geschaffen. Der aus Syrien stammende Wissenschaftler Iyad Aldaqre lebte zwischen Mailand und Piacenza und war erst 32 Jahre alt, als er starb. „Der Aspekt, den ich an dieser ganzen Geschichte herausheben möchte, ist die absolute Spontaneität, mit der das alles geschehen ist“, sagt Iyads Witwe Francesca Bocca Aldaqre gegenüber Radio Vatikan. Die italienische Theologin lehrt arabische Sprache und Kultur in Mailand und leitet das Institut für Islamische Studien Averroè in Piacenza. „Die Bürgermeisterin hat sich persönlich für diese Öffnung eingesetzt.“ Die Entscheidung wurde von der gesamten islamischen Gemeinschaft mit großer Anerkennung quittiert. Sie lässt „uns in einem Moment, der uns alle dazu zwingt, uns einsam zu fühlen, endlich als Teil unserer Stadt fühlen“. Der Vorschlag, für die Toten der muslimischen Gemeinschaft einen Platz in den Friedhöfen einzurichten, wo sie in Richtung Mekka begraben werden könnten, kam vom Sprecher der muslimischen Gemeinden in Italien, Yassube Baradai. „Es wird schön sein, ihn dort besuchen zu können“, erklärt Francesca, auch weil sich dieser Teil des Friedhofs in dem Stadtteil befindet, in dem auch die muslimische Gemeinde ihren Sitz hat. „Ihn besuchen zu können, wenn die Gebetszeiten sind, ist wirklich eine große Erleichterung.“ Gemeinsam mit Francesca trauern die katholischen und muslimischen Freunde ihres Mannes, die am Tag nach seinem Tod per Skype ein Rosenkranzgebet und ein Totengebet organisiert haben. Für Francesca kann ihr Mann Iyad auch als Beispiel dafür dienen, wie Trauer und Schmerz alle vereinen, unabhängig von ihrem Glauben: „Im vergangenen Jahr habe ich mit der Diözese Piacenza für einige öffentliche Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Dokument über die Geschwisterlichkeit unter den Menschen zusammengearbeitet. Mein Mann war ein gläubiger, praktizierender Muslim und mit unserer Tochter bei allen Veranstaltungen dabei. (vn v. 3. 4.)
Ein hoher muslimischer Geistlicher im Iran dankt Papst Franziskus für seinen Einsatz zugunsten Armer in der Corona-Pandemie. In einem ungewöhnlichen Schreiben schlug Ayatollah Alireza Arafi, Rektor der Internationalen Universität Al Mustafa in Ghom, dem Papst auch mehr Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch zwischen schiitischen und römisch-katholischen Institutionen vor. Ghom gilt als die heilige Stadt der Schiiten. Epidemologen zufolge wurde dort das Corona-Virus in den Iran eingeschleppt, mutmaßlich von Pilgern aus China. Religionsgelehrte und ihre Studierenden in Ghom und im ganzen Iran seien Franziskus und vielen anderen dankbar für ihren Einsatz zugunsten der Schwächsten inmitten der Pandemie. Nach der Logik der offenbarten Religionen seien Naturkatastrophen „alarmierende Phänomene, die die Menschheit auf die Probe stellen". Sie forderten eine Vertiefung der eigenen Ursprünge „und der Möglichkeit der Auferstehung", so der iranische Religionsführer an den Papst. Die Rolle der religiösen Führer und Theologen bestehe in dieser Lage darin, die „Grundlagen des eigenen Glaubens zu stärken, die Gesellschaft zu schützen, das Gebet und die Fürbitte in der Gegenwart Gottes zu fördern". Auf diese Weise könne man gemeinsam auch anderen zeitgenössischen Notlagen begegnen, wie z. B. „unmenschliche Sanktionen, Umweltkrisen, Krieg, Terrorismus und die Herstellung von Massenvernichtungswaffen". Im akademischen Bereich bestehe der Wunsch, den Austausch von Erfahrungen zu intensivieren und ein neues Kapitel der Zusammenarbeit „in der Welt, insbesondere mit den katholischen Institutionen" zu eröffnen. (vn v. 6. 4., JA v. 19. 4.)
Der Papst hat der jüdischen Gemeinde Roms und dem Oberrabbiner Riccardo Di Segni zum Paschafest ein Grußwort geschickt: „Der Allmächtige, der sein geliebtes Volk aus der Sklaverei befreit und ins Gelobte Land geführt hat, begleite euch auch heute mit der Fülle seines Segens!“ Di Segni hat den Gruß erwidert und dabei erwähnt, dass Ostern dieses Jahr wegen der Pandemie „ein anderes“ sein werde: Die Corona-Krise bringe „Trauer, Ängste, wirtschaftliche und soziale Dramen“ mit sich. Gerade in solchen Momenten „können wir konkret ermessen, welche Werte unsere Religionen gemeinsam haben und wie nötig es ist, zusammen für das Gemeinwohl zu arbeiten“. (vn v. 6. 4.)
Die Regierung Ägyptens hat weitere 74 Kirchen legalisiert. Insgesamt beantragten Ägyptens christliche Gemeinden die Anerkennung für mehr als 5.500 Kirchen und Kultstätten. Präsident Abdel-Fattah al-Sisi ist die treibende Kraft hinter der gesetzlichen Regelung zur Anerkennung der Kirchen. Er habe, wie Asianews schreibt, die Religionsfreiheit und die Verteidigung der christlichen Minderheit zu einer Priorität seiner Politik gemacht. In der Vergangenheit errichteten die koptischen Christen viele Kirchen spontan und ohne Genehmigungen auch deshalb, weil diese nur nach langwierigen Prozeduren zu erhalten waren. (asianews u. vn v. 8. 4; JA v. 19. 4.; KircheIn 5/2020)
Ein christlich-jüdischer Gottesdienst aus der Berliner Gedenkkirche Maria Regina Martyrum erinnerte am 12. April an die Befreiung des KZ Sachsenhausen vor 75 Jahren. Mitwirkende in der Live-Übertragung im rbb-TV waren unter anderem der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, Andreas Nachama, der Beauftragte für Erinnerungskultur der Erzdiözese Berlin, Pfarrer Lutz Nehk, Pröpstin Christina-Maria Bammel von der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sowie die Beauftragte für Erinnerungskultur der EKBO, Pfarrerin Marion Gardei. (kap u. kna v. 14. 4.)
Israels Präsident Reuven Rivlin hat den Kirchenführern – dem römisch-katholischen Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, dem Franziskanerkustos Francesco Patton, dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III., dem armenischen Patriarchen Nourhan Manougian sowie dem griechisch-katholisch melkitischen Erzbischof Youssef Matta – telefonisch seine Ostergrüße übermittelt und ihnen seine Solidarität in den schwierigen Zeiten von Covid-19 ausgedrückt. „Das Virus macht keinen Unterschied zwischen uns“. Er bat um Entschuldigung, dass das seit sechs Jahren übliche Ostertreffen zwischen dem Präsidenten und den Kirchenführern in diesem Jahr ausfallen müsse. Seine Gespräche beschloss er mit einem Gebet um „bessere Tage für alle Christen, alle Muslime und alle Juden, alle Geschöpfe Gottes“. (kap u,vn v. 14. 4.)
Mit einem einzigartigen Schritt haben sich am 22. April Religionsführer in Israel gegen das Coronavirus gewandt. Erstmals beteten jüdische, christliche, muslimische und drusische Vertreter am 22. April im Jerusalemer King David-Hotel gemeinsam. Das Gebet wurde im Internet live übertragen: Gott möge die Kranken heilen und die Plage von seiner Welt abwenden. Abschließend rezitierten sie Psalm 121, mit dem sich Jerusalempilger unter den Schutz Gottes stellten und um seinen Segen baten. Der Moderator des Treffens, der im interreligiösen Dialog engagierte britische Rabbiner David Rosen, bezeichnete das Gebet als historisch: Das Zusammentreffen der religiösen Führer sei zugleich „wundervoll und traurig“, weil es „Schmerz und Leiden sind, die uns trotz theologischer Spannungen zusammengebracht haben“. Neben dem römisch-katholischen Erzbischof Pierbattista Pizzaballa und den sephardischen und aschkenasischen Oberrabbinern Jitzchak Josef und David Lau nahmen der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III., die muslimischen Imame Scheich Gamal el Ubra und Scheich Agel Al-Atrash sowie der drusische Scheich Mowafaq Tarif teil. Die beiden Oberrabbiner betonten das gemeinsame Anliegen aller Versammelten: ein baldiges Ende der Corona-Krise. Einen Unterschied der Nationen oder Religionen gebe es bei diesem Anliegen nicht. (JA v. 3. 5.)
Zum Auftakt des muslimischen Fastenmonats Ramadan haben Vertreter aus Politik und Kirche Grußbotschaften an die Muslime gesandt. Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, rief zu Solidarität unter den Religionen auf. In seiner Grußbotschaft an die Muslime in Deutschland mahnte er an, gemeinsam gegen Extremismus und Rassismus vorzugehen. In seiner Botschaft sprach er überdies Beeinträchtigungen des religiösen Lebens durch Anschläge und Anfeindungen an. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Uwe Becker, erklärte: „Diese Zeit bietet in unserer schnelllebigen Welt eine Möglichkeit, sich mit sich selbst und den Mitmenschen auseinanderzusetzen, wie es im Alltag sonst kaum möglich ist. […] Gleichzeitig weist diese Tradition auch auf ein gemeinsames Element der monotheistischen Weltreligionen hin und macht deutlich, dass wir uns öfter mit den verbindenden Elementen unserer Kulturen und Traditionen beschäftigen sollten, als mit der Frage, was uns trennt." Der Ramadan beginnt 2020 in Deutschland am 24. April und dauert bis zum 23. Mai. (kna u, vn v. 24. 4.)
In der Wochenzeitung „Die Furche“ spricht sich Dr. Mouhanad Khorchide, der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, für eine Rezitation des Korans in der jeweiligen Muttersprache aus: Viele Muslime können nicht oder sehr wenig die arabische Sprache. Um im Ramadan auf die „Tarawih-Gebete“ wegen verbotener Gottesdienste nicht zu verzichten zu müssen, plädiert Khorchide dafür, „eine neue Tradition einzuführen: Im Gebet den Koran auch in anderen Sprachen zu rezitieren, vielleicht sogar für jede Sprache eigene Rezitationsregeln zu erstellen, die man im Religionsunterrecht lernt“, schreibt er in einer Glosse. (Die Furche v. 30. 4.)