Kurs: Eucharistiefeier ohne Priester

26.01.2012, Ingolf Friedrich und Hans Peter Hurka

Eucharistie in Notfällen

Sogar im Kirchenrecht finden wir für außergewöhnliche Fälle die Möglichkeit von Nottaufe und Not-Eheschließung erwähnt. Wir wissen auch, dass Sündenvergebung nicht nur innerhalb der Beichte möglich ist. In der Ostkirche wird das Krankenöl zwar vom Bischof geweiht, die Salbung der Kranken damit kann aber dort jeder Laie machen. Daraus folgt: Die Sakramente (Begegnungen mit Gott) sind zum Glück nicht an Bürokratie gebunden.

Ist es daher verwunderlich, wenn angesichts des gegenwärtigen Priestermangels immer mehr Menschen auch an die Möglichkeit denken, in Ausnahmefällen Eucharistie ohne (geweihten) Priester zu feiern (sozusagen eine Not-Eucharistie)? Jesus hat versprochen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen!“

„Wir sind Kirche“ will diejenigen unterstützen, die Not-Eucharistie-Feiern gestalten. Wir haben zu diesem Thema lange Überlegungen angestellt und stellen Ihnen diese auf unserer Homepage zur Verfügung. Es ist keine vollständige Theologie der Eucharistie; dafür sind Lehrbücher zuständig. Es soll nur etwas Hintergrundwissen auffrischen. Auch praktische Beispiele für solche Feiern sind im Anhang zu diesen Überlegungen zu finden. So nebenbei: Wissen Sie, dass man im Urchristentum fallweise die Eucharistie auch mit Brot und Wasser, bzw. Käse und Milch gefeiert hat? Wo will also hier ein Bischof die Grenze zwischen Eucharistiefeier und Agape ziehen?

Für diejenigen, die einer solchen Feier vorstehen ist eine inhaltliche Auseinandersetzung und praktische Übung sinnvoll. Diese können Sie in den Kursen der Diözesen für die Vorbereitung zur Wortgottesdienstleitung erhalten.

Kurzfassung:
Willkommen in unserem Kurs. Das Schwergewicht liegt auf der Praxis, aber einige Theorie ist trotzdem notwendig. Wir wollen uns aber kurz fassen. Genauere Informationen finden Sie jeweils (unter der gleichen Nummer) im Lesetext.

E i n i g e B e g r i f f e :

(1) Zweierlei Priester:
In unseren modernen Sprachen wird dasselbe Wort für zwei verschiedene Arten von Priestern verwendet.
Zu unterscheiden sind:
a) der heidnische bzw. jüdische Opferpriester, im Griechischen „Hiereús“ genannt, und
b) der christliche Priester – „Presbýteros“ im Griechischen.

Die Aufgabe des Opferpriesters war es, als Mittler die Verbindung mit Gott herzustellen und durch Opfer die Gottheit zu versöhnen. Diese Art Priester gibt es bei uns nicht mehr, weil wir außer Christus keinen Mittler zu Gott mehr brauchen.

Der „Presbyter“ (aus dem unser Wort „Priester“ entstanden ist) hatte eine ganz andere Aufgabe. Er war Vorsteher einer christlichen Gemeinde. Das griechische Wort bedeutet „Ältester“; man suchte nämlich als Gemeindevorsteher ältere und reifere Menschen (auch Frauen) zu gewinnen. Bei der Eucharistiefeier hatten sie natürlich den Vorsitz; sie waren immerhin die „Chefs“. Aber „zaubern“ mussten sie deshalb nicht können.
Im NT steht nirgends, dass die Presbyter Opfer dargebracht haben.

(2) Ritual, Ritus, Sakramente:
Rituale bzw. Riten sind vorgegebene Handlungsanweisungen für wichtige Anlässe in unserem Leben. Sie helfen, unser Leben geordnet zu gestalten. Es gibt religiöse und nichtreligiöse Riten. Sie sind für uns und das soziale Leben von großer Bedeutung. Viele soziale Riten besitzen auch religiöse Bedeutung oder überschneiden sich mit religiösen Riten.

Auch die Sakramente sind Riten. Es sind besondere Wege, Gott nahe zu kommen.

Riten haben nichts mit Magie oder Zauberei zu tun. Sie bewirken also nicht automatisch, was sie bezeichnen.

(3) Eucharistie:
„Eucharistía“ heißt im Griechischen einfach „Danksagung“. Der sogenannte Einsetzungsbericht ist ein Dankgebet Jesu. Heute bedeutet dieses Wort die Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein.

Die Messfeier ist zwar ein Ritus, wirkt aber nicht magisch – ist also keine „Zauberei“.

G r u n d l e g e n d e s :

(4) Biblische Begründung:
Das, was Jesus den Zwölfen als Stellvertreter des neuen Gottesvolkes sagt, gilt dem ganzen Volk Gottes. Ihm hat er alle Vollmacht übertragen. Das ist der Sinn des Begriffes „Allgemeines Priestertum“. Die Kirche (und damit auch die sich im Namen des Herrn versammelnde Christusgemeinde) hat aber von Anfang an diese gemeinsame Vollmacht (unter Gebet und Handauflegung) Einzelnen übertragen. Das ist in jedem Gemeinwesen sinnvoll. Ausgewählt wurden dazu Leute, die dafür eine besondere Gabe (Charisma) haben, wie z.B. die Gabe des „Leitens“ (1 Kor 12,28).

So hätte auch eine Gemeinde in einer Notsituation die Vollmacht, einen Vorsteher für die Eucharistie unter Gebet und Handauflegung zu bestellen. Um der Einheit der Kirche willen soll das aber kein Alleingang sein; zumindest müsste der/die Vorsteher/in durch den Bischof (wenigstens nachträglich) beglaubigt werden, wie es schon viele Theologen vorschlagen.

Normalerweise stellt eben der Presbyter das wechselseitige Bindeglied zwischen Bischof und Gemeinde dar; damit ist er Zeichen der Gesamtkirche. Deshalb hat er auch in der Eucharistiefeier (als der Feier der Einheit der Christen) den Vorsitz. Die Frage stellt sich daher: Kann jede beliebige Gruppe sich zusammensetzen und Eucharistie feiern? Oder braucht es nach katholischem Verständnis nicht doch die Verbindung zur Gesamtkirche?

(5) Gemeinsames Priestertum und Amtspriestertum:
Die Liturgiekonstitution besagt: Träger der Liturgie ist in erster Linie Christus selbst und dann die Kirche, in der er immer gegenwärtig ist. Die konkret versammelte Gemeinde feiert gemeinsam mit dem Herrn die Liturgie. Der Vorsteher der Gemeinde spricht nicht in seinem eigenen Namen, sondern im Namen der gesamten Gemeinde.

Die Rolle des Priesters als Vorsteher ist also nicht abgehoben von der Gemeinde, so als ob er allein als „Geweihter“ über das Geschehen der Eucharistiefeier verfügen würde; er habe angeblich (laut Pfarrer von Ars und Papst Benedikt XVI.) allein die Macht, den Sohn Gottes gewissermaßen in das Brot hineinzuzwingen. Das ist unrichtig. Denn er handelt im Namen der Gemeinde, die der eigentliche Träger des Geschehens ist: die Gemeinde feiert unter der Leitung des Priesters.

Wird ihr der ordinierte Vorsteher verwehrt, so bleibt sie doch Gemeinde des Herrn, die in seinem Gedächtnis auch seine Gegenwart erfährt. Erfolgt das Gedächtnis in der Feier des Abendmahls, so darf sie gewiss sein, dass der Herr auch in dieser Feier ihr gegenwärtig ist.

(6) Das Wesentliche der Eucharistie:
Wenn Christinnen und Christen zusammen Eucharistie feiern und über die Gemeinschaft und über die Zeichen von Brot und Wein den Heiligen Geist um Wandlung in Jesus Christus bitten, dann wird seine Gegenwart nicht nur in den verwandelten Gaben sondern auch im gemeinsamen Feiern und im Leben miteinander sichtbar und spürbar. Aber nicht nur in dieser versammelten Gemeinde sondern im gesamten Leib Christi, der die Kirche ist.

Deshalb braucht es im Normalfall einen Priester bei der Eucharistie, der die wechselseitige Verbundenheit zwischen Gemeinde und Gesamtkirche sichtbar und spürbar zum Ausdruck bringt.

Durch das gemeinsame Handeln in Christus wird die Eucharistie auch zum Zeichen der Liebe Gottes unter den Menschen. Sie wird nach außen hin offen und wirksam.

Das Wesentliche der Eucharistie ist also nicht die „Realpräsenz Christi“, sondern das gemeinsame Tun aller Gläubigen. Aber Christus ist immer real gegenwärtig und nicht bloß als Hirngespinst oder als Illusion, ganz gleich ob durch die so genannte „Konsekration“ durch einen Bevollmächtigten, oder durch das Tun der Gemeinde.

(7) Wie die Heiligung der Gaben von Brot und Wein geschieht:
Das Geschehen der Gegenwärtigsetzung des Herrn in den Zeichen von Brot und Wein wird in der abendländischen Theologie seit dem Mittelalter in den Deuteworten gesehen, die der „geweihte Priester“ spricht. Diese Worte bewirken angeblich die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut des Herrn. Der Priester ist gewissermaßen der große Zauberer, der kraft seiner Weihevollmacht dieses Geschehen durch das Aussprechen der „Konsekrationsworte“ bewirkt.

Die Sicht der östlichen Theologie vermeidet diese Zentrierung auf den Priester als Vollmachtsträger. Sie sieht das wichtigste Element des Eucharistischen Hochgebetes in der sogenannten „Konsekrationsepiklese“, d. h. in der an Gott gerichteten Bitte, er möge seinen Geist auf die Gaben herabsenden, damit sie durch ihn geheiligt und so Leib und Blut des Herrn werden.

E r g ä n z u n g e n :

(8) Notformen der Eucharistie:
Auch die Kirchen der Reformation feiern gültig die Eucharistie (wenn auch laut Zweitem Vatikanischem Konzil „unvollständig“), weil sie die Gedächtnisfeier von Tod und Auferstehung des Herrn im Heiligen Abendmahl begehen. Denn entscheidend ist das Begehen des Gedächtnisses von Tod und Auferstehung des Herrn in der Feier des Herrenmahles.

Wo immer eine Gemeinschaft von Christen das Gedächtnis des Herrn, seines Todes und seiner Auferstehung in der Mahlfeier begeht, erfährt sie die lebendige Gegenwart des Herrn. Wenn schon allgemein gilt: „Denn wo zwei oder drei auf meinen Namen hin versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20), so gilt es erst recht von der eucharistischen Versammlung.

Nach den oben zitierten Worten ist Christus natürlich auch in anderen Feiern von Christen gegenwärtig, wenn sie „in seinem Namen“ beisammen sind: in den Menschen, im Wort Gottes, im Gebet, im Gesang, vielleicht auch in den Gaben einer Agape?

(9) Entstehung der Eucharistie:
Die heutige Exegese geht vom doppelten Ursprung der Eucharistie aus. Demnach wurden zuerst die sonntäglichen Feiern als gemeinsames Brotbrechen praktiziert und nur das jährliche Pesachmahl als Abendmahl. Erst Paulus hat jedes Herrenmahl auf den Tod Jesu verpflichtet, um die Rücksichtnahme auf die Schwachen einzufordern.

Für das Brotbrechen gab es bereits ähnliche Vorbilder im hellenistischen Vereinswesen, doch ließ die Radikalität christlicher Geschwisterlichkeit und Nähe jede Konkurrenz weit hinter sich. Nur: dass Jesus als testamentarische Geste überhaupt diese Form des Gedächtnismahles wählen konnte bzw. die Gemeinden sein Vermächtnis auch übernahmen, hängt mit seiner überzeugenden Tischgemeinschaft mit Zöllnern und Sünder/inne/n zusammen, in der er die von ihm verkündete Güte Gottes den Mitmenschen körperlich/ emotional näher bringen wollte.

Das Pesachmahl war immer ein Familienmahl, d.h. auch mit Frau und Kindern. Daher müssen auch die Frauen dabei gewesen sein, welche Jesus gefolgt sind. Offensichtlich hat man zur Zeit der Abfassung der Evangelien bereits die Frauen (so weit es ging) ausgeblendet.

Schon im Bericht der Apostelgeschichte sind die beiden Teile des Brotbrechens (nämlich Wort Gottes und Eucharistie) erkennbar.

(10) Priester oder Vorsteher?
Das Neue Testament kennt keine Kultpriester, sondern nur Charismen, aber um Gottes willen kein „Beherrschen“, denn Jesus hat sich eindeutig über das Dienen definiert.

Im kirchlichen Altertum und Mittelalter hat sich gegen die Bibel, die nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen kennt, ein beamtenmäßiges Priestertum etabliert, das Gnade gegen Geldleistung eintauscht.

„Vorstehen“ bzw. „Leiten“ sind höchst problematische Umdeutungen dessen, was mit christlicher Vor- und Fürsorge füreinander eigentlich gemeint ist. Auch gibt es in einer ge¬schwisterlichen Gemeinschaft im Namen Jesu keine Amtsvollmacht im Sinne der römischen Reichsverwaltung und Politik, sondern „Leiten“ versteht sich als Frei¬heit das zu tun, was heilsame Veränderung und Wandlung der Menschen bewirkt.

Leseteil

(1) Zweierlei Priester
Der Hebräerbrief befasst sich in mehreren Kapiteln (Hebr 4,14 bis 10,18) mit dem Thema „(Kult-)Priester“. Dort wird Christus als der einzige Hohepriester des neuen Bundes bezeichnet. Es gibt also nach Christus keinen (Kult-)Priester mehr.

Wir benötigen ihn auch nicht mehr, da wir laut Paulus über Christus direkt Zugang zu Gott haben:
Er (Christus) kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.

(Eph 2,17-18; vgl. Eph 3,12)
Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. (Röm 5,1-2)

Einer ist Gott, einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus. (1 Tim 2,5)

(2) Ritual, Ritus, Sakramente:
Laut Wikipedia ist ein Ritual (von lat. ritualis: „den Ritus betreffend“) eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein (z. B. Gottesdienst, Begrüßung, Hochzeit, Begräbnis, Aufnahmefeier usw.). Ein festgelegtes Zeremoniell (Ordnung) von Ritualen oder rituellen Handlungen bezeichnet man als Ritus.

Ein Ritus (aus d. Lateinischen; Plural: die Riten) ist eine in den wesentlichen Grundzügen vorgegebene Ordnung für die Durchführung zumeist zeremonieller, speziell religiöser und insbesondere liturgischer Handlungen.

Sakramente: Auch in Gebet und guten Werken kann man Gott nahe kommen. Diese Wege sind aber sozusagen privat. Die Sakramente hingegen sind offiziell.

Die Siebenzahl der Sakramente ist erst seit dem Konzil von Trient fix. Vorher wurden bis zu 50 Sakramente aufgezählt (z.B. auch Begräbnis und diverse Segnungen).

(3) Eucharistie:
Für die Messe gab es im Laufe der Zeit und gibt es noch jetzt zahlreiche Namen: Brotbrechen, Abendmahl, Herrenmahl, Messe, Eucharistiefeier.

Die Bezeichnungen Kommunion, Leib Christi, Altarsakrament, Hostie beziehen sich direkt auf das Sakrament.

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Viele Gedanken in den folgenden Kapiteln wurden formuliert in Anlehnung an: „Eucharistie in Zeiten des Priestermangels“ - Denkanstöße von Peter Trummer, Studientag am 5. November 2011 in Linz.
Weitere Ideen stammen aus: Franz Nikolasch, Thesenpapier für den Studientag der Reformgruppen am 5. November 2011.
Außerdem danke ich Hans-Peter Hurka und Mag. Hans Chocholka für viele wertvolle Gedanken, die ich zusätzlich einarbeiten konnte.

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(4) Biblische Begründung:

Dazu einige Schriftstellen:
Sie ließen sie (die Diakone) vor die Apostel hintreten und diese beteten und legten ihnen die Hände auf. (Apg 6,6)
In der Gemeinde von Antiochia gab es Propheten und Lehrer ... Als sie zu Ehren des Herrn Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Wählt mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie mir berufen habe. Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. (Apg. 13,1-3)

Lege keinem vorschnell die Hände auf und mach dich nicht mitschuldig an fremden Sünden; bewahre dich rein! (1 Tim 5,22)

(5) Gemeinsames Priestertum und Amtspriestertum:
Einige Zitate dazu aus der Konstitution über die heilige Liturgie („Sacrosanctum Concilium“, Zweites Vatikanisches Konzil - insbesondere Artikel 47 bis 58):

[Allgemeine Grundsätze]:
(Nr. 7) Um dieses große Werk voll zu verwirklichen, ist Christus seiner Kirche immerdar gegenwärtig, besonders in den liturgischen Handlungen. Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe sowohl in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht, wie vor allem unter den eucharistischen Gestalten. Gegenwärtig ist er mit seiner Kraft in den Sakramenten, so dass, wenn immer einer tauft, Christus selber tauft. Gegenwärtig ist er in seinem Wort, da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. Gegenwärtig ist er schließlich, wenn die Kirche betet und singt, er, der versprochen hat: "Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18,20).

In der Tat gesellt sich Christus in diesem großen Werk, in dem Gott vollkommen verherrlicht und die Menschheit geheiligt werden, immer wieder die Kirche zu, seine geliebte Braut. Sie ruft ihren Herrn an, und durch ihn huldigt sie dem ewigen Vater. Mit Recht gilt also die Litur¬gie als Vollzug des Priesteramtes Jesu Christi; durch sinnenfällige Zeichen wird in ihr die Heiligung des Menschen bezeichnet und in je eigener Weise bewirkt und vom mystischen Leib Jesu Christi, d.h. dem Haupt und den Gliedern, der gesamte öffentliche Kult vollzogen. Infolgedessen ist jede liturgische Feier als Werk Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist, in vorzüglichem Sinn heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht.

[Regeln aus der Natur der Liturgie]:
(Nr. 26) Die liturgischen Handlungen sind nicht privater Natur, sondern Feiern der Kirche, die das "Sakrament der Einheit" ist; sie ist nämlich das heilige Volk, geeint und geordnet unter den Bischöfen. Daher gehen diese Feiern den ganzen mystischen Leib der Kirche an, machen ihn sichtbar und wirken auf ihn ein; seine einzelnen Glieder aber kommen mit ihnen in verschiedener Weise in Berührung je nach der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme.

(Nr. 28) Bei den liturgischen Feiern soll jeder, sei er Liturge oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt.

[Das heilige Geheimnis der Eucharistie]:
(Nr. 48) . . . Sie (die Christen) sollen Gott danksagen und die unbefleckte Opfergabe darbringen nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm und dadurch sich selber darbringen lernen.

(Nr. 53) Nach dem Evangelium und der Homilie soll - besonders an den Sonntagen und gebotenen Feiertagen - das "Allgemeine Gebet" oder "Gebet der Gläubigen" wieder eingeführt werden . . .

(Nr. 56) Die beiden Teile, aus denen die Messe gewissermaßen besteht, nämlich Wortgottesdienst und Eucharistiefeier, sind so eng miteinander verbunden, dass sie einen einzigen Kultakt ausmachen. . . .

Die Aussagen der Liturgiekonstitution sind also: Subjekt bzw. Träger der Liturgie ist in erster Linie Christus selbst. Die konkret versammelte Gemeinde feiert gemeinsam mit dem Herrn die Liturgie. Der Vorsteher der Gemeinde spricht nicht in seinem eigenen Namen, sondern im Namen der gesamten Gemeinde.

Eine wichtige Aussage, die klarstellt, dass alle Mitfeiernden unmittelbar und gemeinsam mit dem Leiter der Feier das Wesentliche der eucharistischen Feier, nämlich die „Darbringung der unbefleckten Opfergabe“ vollziehen; anders gesagt, sie sind nicht nur „concelebrantes“ (= Mitfeiernde) sondern auch „conconsecrantes“ (= die Gegenwärtigsetzung von Leib und Blut Christi Mitbewirkende - was im allgemeinen nur dem Priester zugeschrieben wird). Das entspricht übrigens auch den Formulierungen des Hochgebetes, insofern dieser Text in der Mehrzahlform gehalten ist, d.h. der Vorsteher der Gemeinde, der den Text spricht, spricht nicht in seinem eigenen Namen, sondern im Namen der gesamten Gemeinde.

Außerdem: Christus wird im Mahl nicht gegessen, sondern er ist der Gastgeber, der dankbares Brotbrechen und Miteinander-Teilen über alle Grenzen hinweg ermöglicht. Es sind nicht die Zeichen selbst, sondern das, was mit ihnen getan wird, wodurch das gemeinte Heil glaubhaft vermittelt wird (d.h. ohne Brechen und Teilen kommt die jesuanische Botschaft nicht sinngemäß durch).

(6) Das Wesentliche der Eucharistie:
In der Gegenwart der Feier der Eucharistie kommen auch Vergangenheit (Erfahrungen des Lebens) und Zukunft zusammen und sollten im gemeinsamen Mahl zu einem Fest werden. Dabei sind die Erfahrungen wichtig, welche wir im Alltag machen und an denen wir das Wirken Gottes zu erkennen glauben. Diese sollten in der Feier der Eucharistie bestärkt, gereinigt und angereichert mit den Erfahrungen anderer sowie Gottes Zuspruch durch die Kirche Hoffnung gebend in die Zukunft wirken.

(7) Wie die Heiligung der Gaben von Brot und Wein geschieht:
Deuteworte = „Das ist mein Leib“ bzw. „Das ist mein Blut“.

Die Worte Jesu werden dabei in den Parallelstellen verschieden überliefert – der Wortlaut ist also nicht so wichtig. Vergleiche dazu die verschiedenen Einsetzungsberichte:

22 Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. 23 Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. 24 Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
(Mk 14,22-24; ähnlich: Mt 26,26-28 und Lk 22,19-20)

23 Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, 24 sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! 25 Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! 26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
(1 Kor 11,23-26)

Dazu ist noch zu sagen:
Der „Einsetzungsbericht“ ist eine Schriftlesung, welche das Tun der Gemeinde begründet. Der Priester kann damit das Göttliche, um das alle bitten müssen, nicht herbeirufen.

Der Einsetzungsbericht ist kein Rollenskript für eine priesterliche Funktion. Er muss auch nicht in jedem „Hochgebet“ vorhanden sein (vgl. die auch von der katholischen Kirche anerkannte östliche Anaphora der Apostel Addai und Mari ), sondern selbst die lateinische Liturgie (und nicht nur die Ostkirche) setzt vor allem auf die darauffolgende „Epiklese“ und formuliert dabei ähnlich wie in der Taufwasserweihe, ohne dass mit dem Taufwasser eine ständige Anbetung (wie bei der Eucharistie) verbunden wäre.

Wie schon oben geschrieben, wird das Geschehen der Gegenwärtigsetzung des Herrn in den Zeichen von Brot und Wein in der abendländischen Theologie seit dem Mittelalter in den Deuteworten gesehen, die der „geweihte Priester“ spricht. Diese Worte bewirken angeblich die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut des Herrn. Der Priester ist gewissermaßen der große Zauberer, der kraft seiner Weihevollmacht dieses Geschehen durch das Aussprechen der „Konsekrationsworte“ bewirkt. In der vorkonziliaren Liturgie mussten diese Worte auf Lateinisch gesprochen werden. So manche Priester wurden geradezu Neurotiker und Skrupulanten aufgrund solcher Auffassungen. Nicht umsonst ist das Wort „Hokuspokus“ eine Verballhornung des Deutewortes über das Brot.

Die Sicht der östlichen Theologie vermeidet diese Zentrierung auf den Priester. Bei ihr steht als wichtigstes Element des Eucharistischen Hochgebetes die sog. „Konsekrationsepiklese“ im Vordergrund. Das ist die an Gott gerichtete Bitte, er möge seinen Geist auf die Gaben herabsenden, damit sie durch ihn geheiligt und so Leib und Blut des Herrn werden. Es steht hier also nicht das Tun des Priesters im Mittelpunkt, sondern das letztlich unverfügbare Wirken Gottes in seinem Geist. Die Betonung der Konsekrationsepiklese geht im ältesten Hochgebet der ostsyrischen Liturgie (der Anaphora der Apostel Addai und Mari) sogar so weit, dass diese ursprünglich gar keinen Einsetzungsbericht aufwies!

In der frühen Kirche wurde nie die Frage gestellt, durch welche Worte des Eucharistischen Hochgebetes die Vergegenwärtigung des Herrn in den Zeichen von Brot und Wein erfolgt, sondern das gesamte Gebet wurde als das „Gebet der Danksagung und Heiligung“ verstanden, in dessen Mitte das Gedächtnis des Abendmahls als zeichenhafte Zusammenfassung des gesamten in Jesus Christus gewirkten Heilsgeschehens steht.

(8) Notformen der Eucharistie:
(Speziell nach: Franz Nikolasch, Thesenpapier für den Studientag der Reformgruppen am 5. November 2011 ).

Im Dekret für die Einheit der Christen „Unitatis Redintegratio“ des zweiten Vatikanischen Konzils (Art. 22, Absatz 3) steht: „Obgleich bei den von uns getrennten kirchlichen Gemeinschaften die aus der Taufe hervorgehende volle Einheit mit uns fehlt und obgleich sie nach unserem Glauben vor allem wegen des Fehlens des Weihesakramentes die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, bekennen sie doch bei der Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung des Herrn im Heiligen Abendmahl, dass hier die lebendige Gemeinschaft mit Christus bezeichnet werde, und sie erwar¬ten seine glorreiche Wiederkunft.“

Das Weihesakrament (besser gesagt die Ordination zum Vorsteherdienst) ist zwar nach dem Glauben der Konzilsväter in den Kirchen der Reformation nicht gültig; sie besitzen deshalb nicht die „ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit“ des eucharistischen Mysteriums. Damit wird aber auch gesagt, dass sie doch die Wirklichkeit der Eucharistie besitzen, wenn auch unvollständig, weil sie die Gedächtnisfeier von Tod und Auferstehung des Herrn im Heiligen Abendmahl begehen. Die „ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit“ erfordert die Leitung durch einen gültig ordinierten Priester. Dessen Fehlen bedeutet aber nicht, dass die Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums in der Feier des Heiligen Abendmahls überhaupt nicht gegeben wäre. Denn entscheidend ist das Begehen des Gedächtnisses von Tod und Auferstehung des Herrn in der Feier des Herrenmahles.

Wo immer eine Gemeinschaft von Christen das Gedächtnis des Herrn, seines Todes und seiner Auferstehung in der Mahlfeier begeht, erfährt sie die lebendige Gegenwart des Herrn. Wenn schon allgemein gilt: „Denn wo zwei oder drei auf meinen Namen hin versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20), so gilt es erst recht von der eucharistischen Versammlung. Auch der Katholik darf also die protestantische Abendmahlfeier nicht als bloßes, unwirksames Zeichen betrachten.

Was in diesem Text von einer Abendmahlfeier in den Kirchen der Reformation gesagt wird, muss auch von der Feier einer Gemeinschaft katholischer Christen gelten, denen ein ordinierter Vorsteher der Mahlfeier verwehrt wird, die aber dennoch das Gedächtnis von Tod und Auferstehung des Herrn in einer Mahlfeier begehen.

Von einer Kirchenleitung, für die nicht Machtdenken im Mittelpunkt steht, sondern das Heil der Gemeinden, ist zu erwarten, dass sie Gemeinden, denen ein geweihter Vorsteher verwehrt ist, eine Eucharistiefeier ermöglicht, die zwar nicht „die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit“ beinhaltet, aber dennoch Eucharistiefeier ist.

(9) Entstehung der Eucharistie:
Folgende Bibelstelle ist wohl die Grundlage für alles:
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20)

Die Bezeichnungen für die Eucharistie im NT:
Sie (= die 3000 neuen Christen am Pfingsttag) hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. (Apg 2,42)

(Paulus in Troas): 7 Als wir am ersten Wochentag versammelt waren, um das Brot zu brechen, redete Paulus zu ihnen, denn er wollte am folgenden Tag abreisen; und er dehnte seine Rede bis Mitternacht aus. 8 In dem Obergemach, in dem wir versammelt waren, brannten viele Lampen. 9 Ein junger Mann namens Eutychus saß im offenen Fenster und sank, als die Predigt des Paulus sich länger hinzog, in tiefen Schlaf. Und er fiel im Schlaf aus dem dritten Stock hinunter; als man ihn aufhob, war er tot. 10 Paulus lief hinab, warf sich über ihn, umfasste ihn und sagte: Beunruhigt euch nicht: Er lebt! 11 Dann stieg er wieder hinauf, brach das Brot und aß und redete mit ihnen bis zum Morgengrauen. (Apg 20,7-11)

Was ihr bei euren Zusammenkünften tut, ist keine Feier des Herrenmahls mehr . . . Wenn ihr also zum Mahl zusammenkommt, meine Brüder, wartet aufeinander! (1 Kor 11,20.33)

Bei dem folgenden Zitat sieht man die Verbindung von Eucharistie und (hier fehlender) Nächstenliebe:
17b Das kann ich nicht loben, dass ihr nicht mehr zu eurem Nutzen, sondern zu eurem Schaden zusammenkommt. 18 Zunächst höre ich, dass es Spaltungen unter euch gibt, wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt; zum Teil glaube ich das auch. 19 Denn es muss Parteiungen geben unter euch; nur so wird sichtbar, wer unter euch treu und zuverlässig ist. 20 Was ihr bei euren Zusammenkünften tut, ist keine Feier des Herrenmahls mehr; 21 denn jeder verzehrt sogleich seine eigenen Speisen, und dann hungert der eine, während der andere schon betrunken ist. 22 Könnt ihr denn nicht zu Hause essen und trinken? Oder verachtet ihr die Kirche Gottes? Wollt ihr jene demütigen, die nichts haben? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Fall kann ich euch nicht loben . . . 27 Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. 28 Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. 29 Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.
(1 Kor 11,17-29)

Aus den Versen 27 bis 29 des letzten Zitates ist auch zu ersehen: Eucharistie ist nicht von den Kirchen zu verwalten oder zu disziplinieren; nicht das Kirchenrecht, sondern die Menschen selber müssen entscheiden, ob sie „würdig“ sind oder nicht.

(10) Priester oder Vorsteher?
Kein „Beherrschen“: Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. (Mt 20,25-28; vgl. Mk 10,42-45)

Charismen: So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede. (1 Kor 12,28; vgl. auch Röm 12,1-8)

Mittler: Einer ist Gott, einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus. (1 Tim 2,5)

Amtsvollmacht: griech. exousía bzw. latein. potéstas.

(11) Wie unsicher manche sogenannte Dogmen sind:
Texte über die Eucharistie finden wir im Katechismus der Katholischen Kirche - KKK (deutsche Ausgabe 1993) Nr. 1333 – 1419 (Kurztexte: 1406 – 1419).

Uns interessiert der Kurztext Nr. 1411. Er lautet:
„Nur gültig geweihte Priester können der Eucharistiefeier vorstehen und Brot und Wein konsekrieren, damit diese Leib und Blut des Herrn werden.“

Dieser Kurztext ist ungenau und wird im KKK auch nicht näher begründet. Mehr erfährt man in den Dogmatik-Lehrbüchern, z.B. bei Pohle-Gierens Dogmatik - III. Band / VI. Buch (Sakramentenlehre) / 2.Hauptabschn. (Besond. Sakramentenlehre) / III. Die Eucharistie / 2.Hauptstück (Die Eucharistie als Sakrament) / §3 Der Ausspender der Eucharistie.

Da heißt es:
„Nur der rechtmäßig geweihte Priester hat die eucharistische Konsekrationsgewalt.“ (de fide def.)

Als Begründung dieses Lehrsatzes in der Dogmatik wird ein lehramtlicher Text des Konzils von Trient (siehe unten) zitiert, der davon spricht, dass Christus die Apostel „zu Priestern eingesetzt“ habe. Als jüdische Priester kann sie Jesus nicht eingesetzt haben, sondern nur als Gemeindevorsteher. Damit hätte er sie aber zu Vorstehern von Gemeinden eingesetzt, die damals noch gar nicht existierten. Daher ist dieser Text des Konzils von Trient sinnlos und nicht zu verwenden.

Als biblische Begründung wird in der Dogmatik angegeben, der Ausspruch Christi: „Tut dies zu meinem Andenken“ sei nur an die Apostel gerichtet worden. Da das Pesachmahl bei den Juden ein Familienritus ist, waren jedoch wahrscheinlich auch die anderen Jünger und die Frauen und ihre Kinder dabei anwesend. Damit war diese Aufforderung Jesu wohl an seine Anhänger insgesamt gerichtet. Deshalb ist die Begründung zumindest fraglich.

Da beide Begründungen nicht zutreffen, ist auch der Lehrsatz als Glaubenssatz (lateinisch „de fide definitum“ – das wäre ein Dogma) nicht aufrecht zu erhalten, sondern kann höchstens als „allgemeine Meinung“ (lateinisch „sententia communis“ – das kann jederzeit geändert werden) gelten. Und diese Meinung wurde offensichtlich durch das zweite Vatikanische Konzil geändert. (siehe oben!)

Der oben gemeinte Text des Konzils von Trient lautet:
„Si quis dixerit: illis verbis: ‚Hoc facite in meam commemorationem’ Christum non institu¬isse Apostolos sacerdotes, aut non ordinasse, ut ipsi aliique sacerdotes offerent corpus et san¬guinem suum, anathema sit“ (Denzinger 949) –
auf Deutsch: „Wenn einer sagt, Christus habe mit den Worten ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis’ die Apostel nicht als Priester eingesetzt oder nicht angeordnet, dass sie und die anderen Priester seinen Leib und sein Blut darbringen – der sei im Banne“.

MERKE: Ob etwas ein Dogma ist oder nicht, entscheidet der Herausgeber des Dogmatikbuches – nicht der Papst oder das kirchliche Lehramt. Der Herausgeber entscheidet nach dem, was er in anderen Büchern vor ihm gelesen hat. Es gibt aber auch eine sogenannte Dogmenentwicklung: Sprache und Sinn der Wörter ändern sich, neue Einsichten werden gewonnen (siehe Beispiel oben).

Praxis

Die gemeinsame Feier der Eucharistie setzt voraus, dass wir miteinander versöhnt und vertraut sind. Ich darf zumindest keinen unter den Mitfeiernden als meinen persönlichen Feind betrachten. Wir müssen bereit sein, den Dialog untereinander nicht abreißen zu lassen. Eine zweite Voraussetzung ist natürlich, dass wir an den lebendigen, von Gott auferweckten Jesus glauben.

Bedenken Sie bitte auch, dass unbedingt auf die mitfeiernden Menschen Rücksicht genommen werden muss. Man soll nicht allzu viele „Modernisierungen“ vornehmen.

(1) Vorschläge zu Kleidung, Ort und Form:

a) Kleidung und Ort:
Als Kleidung reicht festliche Zivilkleidung (Sonntagsgewand). Wer kirchliche Amtstracht tragen will, dem würde ich Rochett oder Albe vorschlagen; aber ja keine Stola verwenden, da diese als priesterliches Amtsabzeichen gilt (man soll den Bischof nicht unbedingt reizen!); sie ist aber auch nicht unbedingt notwendig.

Als Ort dient natürlich der Altarraum der Kirche, also Session, Lesepult und Altar – ähnlich wie bei der Wortgottesfeier.

b) Sitzen, Stehen und Gehen:
Im ersten Teil der Feier wie bei der Wortgottesfeier. Bei der Mahlfeier beim Altar stehen. In den beigefügten Beispielen sind Vorschläge dazu.

c) Aufbau der Feier:
Der Aufbau soll zweiteilig sein, muss sich aber nicht sklavisch an den Aufbau der Messe halten. Die Gläubigen sollen aber trotzdem den Eindruck einer „Messe“ haben.

Etwa folgendermaßen:

Wortgottesfeier:

  • Begrüßung
  • Feier der Versöhnung (Stärkungsritus, Bußritus, Kyrie)
  • Gebet
  • Lesung(en) – es muss nicht unbedingt ein Evangelium dabei sein.
  • Erklärung zu den Lesungen (Predigt)
  • Fürbitten

Mahlfeier:

  • Bereitung der Gaben (Brot und Wein)
  • „Gebet der Gemeinde“ (entspricht dem „Hochgebet“)
  • Vaterunser
  • Austeilung der Gaben (entspricht der Kommunion)
  • Schlussgebet
  • Segen
  • Entlassung

(2) Einzeltipps:

a) Feier der Versöhnung:
Schon im Messbuch gibt es hier verschiedene Möglichkeiten: Kyrierufe, Friedensgruß, im Advent Adventkranzweihe bzw. Entzünden der Kerzen, zur Osterzeit Besprengen mit Tauf/Weihwasser (auch unterm Jahr möglich), Bußpsalm.

b) Gloria:
Ist eigentlich ein Weihnachtslied und sollte nur in der Weihnachtszeit gesungen werden – eventuell zur Feier der Versöhnung (dann aber keine Kyrierufe).

c) Gebete:
Hier wäre es sinnvoll, Anreden Gottes mit „Herr“ oder „Allmächtiger Gott“; zu vermeiden (die passen mehr ins 4. Jahrhundert). Statt dessen lieber „Guter Gott“, „Erbarmender Gott“, „Liebender Gott“, „Menschenfreundlicher Gott“, „Gott, unser Vater (und unsere Mutter)“ oder ähnliches verwenden. Wenn aber einmal das „Herr“ vorkommt, ist das auch kein Unglück.

d) Fürbitten:
Hier nicht unsere Aufgaben an Gott weitergeben. Etwa so: Bitte lieber Gott mache, dass die Politiker Frieden schließen, die Hungernden zu Essen haben, usw.

Besser ist es, unsere Absichten und Sorgen mitzuteilen und Gott um seinen Beistand, seine Unterstützung bitten. Dabei kommt deutlicher zum Ausdruck: Wir müssen etwas tun, können es aber nicht alleine und sind auf Gottes Hilfe angewiesen.

e) Zu einzelnen Formulierungen:
Man kann „Der Herr sei mit euch – Und mit deinem Geiste“ oder auch etwas Ähnliches ver¬wenden, z.B. „Der Herr ist mit euch – er ist auch mit dir“ bzw. „Der Friede ist mit euch – Er ist auch mit dir“.

Man darf nicht zu viele dieser Formeln auf einmal ändern, da die Gläubigen sich sonst nicht auskennen. Auf jeden Fall soll der Eindruck einer herkömmlichen Messe nicht verwischt werden.

f) „Gebet der Gemeinde“:
Hier kann der normale Beginn des sog. Hochgebetes verwendet werden; auch das Sanktus-Lied kann vorkommen.

Auf jeden Fall dürfen die Einsetzungsworte (= „Wandlungsworte“) nicht verwendet werden. Der Grund dafür ist: Wenn diese Worte nicht vorkommen, kann der Bischof nicht den Vorwurf erheben, wir hätten eine Messe simuliert. Wohl aber soll die sog. Epiklese („Sende deinen Geist über diese Gaben ...“) vorkommen.

g) Zur Kommunion:
Statt „Der Leib Christi – Das Blut Christi“ kann man auch sagen: „Das Brot des Lebens – Der Kelch des Heiles“.

h) Segen:
Da empfiehlt es sich, „Es segne uns ...“ zu sagen.

(3) Vorschlag für eine Feier:

(24. Sonntag / C – 12. Sept. 2010)

Begrüßung: (bei Session oder Ambo stehen)
Herzlich willkommen ... Das Thema des heutigen Sonntags ist: „Im Himmel ist mehr Freude ...“. So beginnen wir: Im Namen des Vaters ... . Der Herr ist mit euch. ...

Lied: (stehen) GL 268,1-2 (Singt dem Herrn ein neues Lied)

Kyrie: (stehen) Herr Jesus Christus, ...
- du zeigst uns Gottes Liebe und Treue. Herr, ...
- du bist der Gute Hirt, der die Verlorenen sucht. Christus..
- du hilfst den Sündern zur Umkehr. Herr, ...

Tagesgebet: (stehen)
Gott, unser Vater und unsere Mutter, sieh gnädig auf uns. Gib dass wir dir mit ganzem Herzen dienen und die Macht deiner Liebe an uns erfahren. Darum bitten wir durch Christus, unsern Bruder und Herrn. Alle: Amen.

Erste Lesung: (Gottesdienstleiter sitzt. Falls er liest, steht er natürlich beim Ambo)
Ex 32.7-14 (Mose bittet für sein Volk)
Antwortlied: (sitzen) GL 268,3-4

Evangelium: (wenn andere/r liest, stehend bei Session, sonst beim Ambo)
Lk 15,1-32 (verlorenes Schaf, Drachme, Sohn)

Erklärung (Predigt): (wenn andere/r predigt, sitzen; sonst beim Ambo stehen) . . .

Credo: (bei Ambo oder Session stehen)
Ich glaube an Gott, ...

Fürbitten: (stehen)
Guter Gott, dein Sohn Jesus hat uns die Botschaft der Liebe vermittelt. Wir brauchen deine Kraft, um sie zu leben. Daher bitten wir dich:

  • Für uns als Kirche, dass wir ein Ort werden, wo man die Barmherzigkeit spüren kann. . . .
  • Für uns Christen, dass wir die Kraft haben, einander zu verzeihen und im Frieden zu leben. . . .
  • Für alle Kranken und Notleidenden, dass wir sie hilfreich begleiten und auch andere Menschen finden, die ihnen beistehen. . . .
  • Für die Verstorbenen aus unserer Mitte, dass sie die Vollendung ihres Lebens und die ewige Gemeinschaft mit dir erleben. . . .

Gott des Erbarmens, Jesus hat uns als Boten deiner Liebe in die Welt gesandt. Begleite uns mit deinem Heiligen Geist auf unserem Lebensweg. So bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Alle: Amen

(zum Altar gehen; dort stehen bleiben)

Lied: GL 267,1-2 (Nun danket all)

Gemeindegebet: (stehen; Text siehe unten)

Vaterunser: (stehen; Hände reichen?)
Wir sind alle Töchter und Söhne Gottes. Darum dürfen wir sprechen: ...

Kommunion: (bei Einladung dazu beim Altar stehen)
Von Jesus wird oft berichtet, dass er mit den verschiedensten Menschen Mahl gehalten hat. Er lädt uns als Gastgeber ein, mit ihm Mahl zu halten. Dabei stärkt er uns in den Gaben von Brot und Wein. Seht das Mahl, das er uns bereitet hat. ...

(Kommunion unter beiderlei Gestalten)

Danklied: (sitzen) GL 267,3-5

Schlussgebet: (bei Session oder Altar stehen)
Gott, du hast uns mit deinen Gaben gestärkt. Lass uns die Liebe, die du uns erwiesen hast, auch im Umgang mit den Mitmenschen ausstrahlen. Durch Jesus, unseren Bruder.
Alle: Amen.

Segen und Entlassung: (stehen)
So beschließen wir diese Feier mit dem Segen Gottes. Es segne uns der gütige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Alle: Amen.
Bleiben wir in seinem Frieden. Alle: Dank sei Gott, dem Herrn.

(4) Beispiel für ein Gebet der Gemeinde:

Der Herr ist mit euch. – Er ist auch mit dir.
Erhebet die Herzen. – Wir haben sie beim Herrn.
Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott. – Das ist würdig und recht.

Guter und barmherziger Gott, wir sind es gewohnt dich unseren Vater zu nennen;
aber die Frage lässt uns nicht los:
wer bist du für uns, in dieser Stunde und in unseren Tagen?
Bist Du nicht auch unser Vater und unsere Mutter, unser bester Freund?
So suchen wir deinen Platz in unserem Leben,
aber auch in den Menschen, die mit uns leben
und in den Zeichen unserer Zeit.

Kein Mensch kann dich mit seinen Augen schauen,
und auch unser Menschenverstand
kann dich nicht annähernd erfassen.
Und doch willst du uns nahe sein,
im Herzen, das sich dem anderen öffnet,
in der Liebe, die uns untereinander verbindet.
So bist du uns Menschen erschienen in deinem Sohn.

Ja er lehrt uns,
dass du nicht der Unberechenbare und Furchterregende für uns bist,
sondern dass du uns liebend nahe kommst.
So hat er uns zugesichert, dass wir seine Kinder sind.

(Epiklese - Hände über die Gaben ausbreiten:)
Darum bitten wir dich, liebevoller Gott,
sende auf uns und unsere Gaben deinen Leben spendenden Geist
und lasse uns gestärkt durch Leib und Blut unseres Bruders Jesus Christus
zum Zeichen Deiner Gegenwart in unserer Welt werden.

(oder wahlweise:)
Darum bitten wir dich Herr, unser Gott,
sende auf unsere Gaben deinen Heiligen Geist,
dass sie uns werden zum Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus.

So essen wir von diesem Brot und trinken wir von diesem Kelch,
weil es uns der Herr aufgetragen hat.
So sind wir als seine Töchter und Söhne um diesen Tisch vereint,
um das Gedächtnis des Lebens Jesu, seiner unendlichen Treue bis in den Tod
und Deiner Auferweckung zu feiern.

Wir stellen uns das Leben Jesu vor Augen:
Wir denken an all das, was er getan hat,
an seine Hingabe in Leiden und Tod,
aber auch an den Sieg über den Tod, an seine Auferweckung durch dich.
So steht er vor uns und wir wissen ihn in unserer Mitte.

Wir bitten dich: Erfülle uns mit deinem Geist
und lass uns deine Liebe und Güte zu den Menschen spüren.
Nimm unsere Gaben an und erfülle uns mit deinem Leben.
Gib uns das Herz deines Sohnes:
Ein Herz - stark zum Vertrauen und weit, um zu lieben.
Ja, lass das Feuer, das du auf Erden entzündet hast, uns alle ergreifen,
dass wir Wege zueinander suchen und auch finden,
und dass wir fähiger werden,
aufeinander zu hören und einander mit dem Herzen zu verstehen.

Wir bitten dich für uns als deine Kirche:
Hilf uns und begleite du unsere Wege.
Lass uns die Einheit suchen und den Frieden bewahren,
lass die Verantwortlichen unserer Kirchen deinem Volke dienen
mit Weisheit, Wertschätzung und Ehrlichkeit.

Gedenke in deiner Güte aller, die uns nahe stehen,
die mit uns leben und arbeiten,
die einen besonderen Platz in unserem Leben haben.

Guter und barmherziger Gott, wir empfehlen dir die Menschen,
die du schon heimgeholt hast zu dir;
führe sie in dein ewiges Leben.

Wir bitten dich um deine Barmherzigkeit,
mit Maria, der Mutter Jesu,
mit unseren Namenspatronen und mit all jenen,
auf die wir unsere Hoffnung setzen.

Wir neigen uns vor dir und danken dir:
Durch ihn und mit ihm und in ihm
ist dir Gott, Vater und Mutter,
in der Einheit des Heiligen Geistes
alle Herrlichkeit und Ehre
jetzt und in Ewigkeit.
Alle: Amen.

(Das Beispiel ist aus den Niederlanden)

(5) Frauenliturgie über Brot, Wein und Wasser:

(Diese Frauenliturgie kann natürlich auch von Männern gefeiert werden)

BESINNUNG:
Alle: Im Wachsen und Reifen wissen wir auch um das Vergehen,
unsere Sterblichkeit und die Endlichkeit unseres bekannten Lebens.
Du Urgrund unseres Seins, Du Fülle aller Lebenskraft,
Du Quelle der ewigen Liebe und Schöpfungsphantasie
lass Dich spüren in jedem unserer Herzschläge,
in jedem Atemzug, in jedem Augenblick.
In den Tiefen unserer Seelen wollen wir wachsen und reifen,
wollen wir leben mit all unseren Begabungen und Fähigkeiten,
mit all unserer Sehnsucht nach Vollendung
und fruchtbringender Erfahrung.
Wir wollen einander aufrichten und stärken,
einander ergänzen zu einer menschlichen Menschheit,
zu einem göttlichen Schöpfungsakt.
Du Segen unserer Lernfähigkeit,
Befreiung aus Schuld und Not –
Gott in und um uns,
schenke uns diese lebensspendende Erfahrung immer,
wenn wir sie brauchen, um weiterzugehen in die Fülle des Seins,
mitten in Dich hinein!

LiturgIn: „Nichts sollt Ihr einander schuldig sein außer die Liebe"
schreibt der Prophet Koheleth.
Und so wollen wir jetzt am Beginn dieses Gottesdienstes
alles hereinnehmen,
wo wir einander die Liebe schuldig geblieben sind:
alle Missverständnisse, allen Streit und alle Gedankenlosigkeiten,
die unser Zusammenleben unnötig erschwert haben.
Gott, der uns besser kennt als wir uns selber,
versenkt sie im Ozean seiner Liebe und stellt ans Ufer ein Schild,
auf dem steht: „Fischen verboten!"

Alle: So wollen auch wir einander nichts nachtragen
und uns gegenseitig die Vergebung in Gott zusagen
als ein Zeichen der Hoffnung in unsere Lebenswege.
Wir wollen uns nicht festlegen auf das, was wir heute sind.
Lass uns offen bleiben für das, was wir morgen sein können,
immer bereit, einander zu entdecken.
Unsere Freude am gemeinsamen Leben und Erleben
lass nicht ersticken in Meinungsverschiedenheiten, Misstrauen,
Eifersucht oder Gleichgültigkeit.
Gib uns Zeit und Phantasie, einander Boten der Liebe zu sein.
Der du Mensch geworden bist für uns alle, hilf uns, einander zu lieben.

GLORIA:

LiturgIn: Freude und Leid, Lachen und Weinen – alles ist Gebet,
weil es erlebtes Leben ist.
Darin zeigt sich Gott, wenn Menschen einander nahe kom¬men,
wenn Menschlichkeit sich findet.
Würde und Achtung dem Gott in uns allen,
dem Gott in aller Schöpfung, in aller Zeit und Ewigkeit!

Lied (alle):
Lobe Gott, meine Seele, - und Gottes heiligen Namen,
Was Gott dir Gutes getan hat; - Seele vergiss es nicht. Amen
//: Lobe, lobe Gott, lobe Gott, meine Seele ://

GEBETE:

Tagesgebet:
Jesus,
wenn du gesprochen hast, dann haben Menschen dir zugehört;
wenn du gesprochen hast, dann waren Menschen begeistert;
wenn du gesprochen hast, dann haben Menschen angefangen, anders zu leben;
wenn du gesprochen hast, dann haben Menschen dich nicht verstanden;
wenn du gesprochen hast, dann haben Menschen dich verlassen.
Wie gehen wir mit dem um, was du uns sagst?
Wir wollen dir unser Ohr und unser Herz öffnen,
dass bei uns deine Worte auf gutem Boden fallen.
Sei darum jetzt bei uns. Darum bitten wir dich. Amen.

Glaubensbekenntnis:
Ich glaube an Gott
jenseits meiner Vorstellungskraft,
geoffenbart in den Wundern des Universums,
aufgeleuchtet in Jesus von Nazaret,

wirksam als Guter Geist,
der alles Leben vorantreibt
der allumfassenden Liebe entgegen.
Amen.

Fürbitten:
Wir beten zu Gott,
der uns Menschen entgegenkommt:

- Für die Menschen, die nach unseren Maßstäben nichts vorzuweisen haben,
die ohne Ansehen sind,
dass wir uns nicht scheuen, sie anzusehen, sie anzusprechen und anzu¬hören.
Alle: Kyrie eleison.

- Für alle Menschen, die unter Ungerechtigkeit, Krieg und Gewalt leiden,
dass sie Menschen finden, die sich für ihre Rechte
und für einen gerechten Frieden einsetzen.
Alle: Kyrie eleison.


- Für alle, die in unserer Welt Verantwortung tragen,
dass sie zum Wohl der Menschen arbeiten.
Alle: Kyrie eleison.


- Für uns selber, dass wir lernen auf uns zu achten
und dem Menschen in unserer Nähe zuzuhören.
Alle: Kyrie eleison.


- Für unsere Verstorbenen,
vor allem für jene, an die niemand mehr denkt
und für die, die einsam sterben,
sei du an ihrer Seite.
Alle: Kyrie eleison.

Gott, du kennst jeden von uns und bist uns nahe.
Nimm du unsere Bitten an
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Wegbegleiter.
Alle: Amen.

AGAPE:

LiturgIn: Gott ist mit uns!
Alle: Ja, Gott ist in uns allen!
LiturgIn: Hört auf Euer Herz!
Alle: Ja, Gott ist in uns allen!
LiturgIn: Lasst uns zum Urgrund unseres Seins kommen!
Alle: Das ist würdig und heilsam!

LiturgIn: Gottes Tisch ist ein besonderer Tisch.
Gott hat ihn mit Liebe gedeckt und ihn für uns bereitet.
Er lädt uns ein zum Ausruhen und Aussprechen,
zum Horchen und Stillwerden,
zum gemeinsamen Essen und miteinander Trinken,
zum Bleiben und Wohlfühlen.

Gott setzt sich mit uns an einen Tisch, und wir dürfen aufatmen.
Gott, wir danken Dir für alle Freundschaft und Liebe,
denn darin erfahren wir Deine Wirklichkeit in aller Deutlichkeit.
Mit aller Freude wollen wir deshalb singen:

Lied: Lobe Gott, meine Seele......

(Segen des Brotes):
Alle: Wir danken Dir, Gott des Lebens,
für das Brot hier auf dem Tisch.
Es ist uns Zeichen dafür, dass wir Dich und einander brauchen,
wie das tägliche Brot.

(Segen des Weines):
Alle: Wir danken Dir, Gott der Freude,
für die Frucht des Weinstockes hier auf dem Tisch.
Sie ist uns ein Zeichen der Freude,
die das gemeinsame Leben von Menschen erfüllen soll.

(Segen des Wassers):
Alle: Wir danken Dir, Gott der Liebe,
für das Wasser hier auf dem Tisch.
Es ist uns Zeichen dafür,
dass Du, Gott, die ewig sprudelnde Quelle bist,
aus der wir unsere Liebe schöpfen.

(Epiklese):
Liturgln: In diesen Zeichen unseres gedeckten Tisches,
in unserem Beisammensein wollen wir
unsere Lebenskraft und unser Sein spüren;
darin wird die tiefste Menschlichkeit
und unendliche Liebe Jesu Christi
gegenwärtig mitten unter uns.

Alle: Segen sei diesen Gaben, Segen uns allen,
wenn wir nun Brot und Traubensaft miteinander teilen!

SCHLUSSSEGEN (alle):
Gottes Zärtlichkeit sei unsere Kraft in den Beziehungen.
Gottes Gerechtigkeit sei unsere Anstiftung zur Solidarität.
Gottes Zuwendung sei unsere versöhnende Bereitschaft in Konflikten.
Gottes Beharrlichkeit sei unser langer Atem
im Mitgestalten einer menschlichen Welt.

Gottes Fantasie sei unser Vertrauen
im achtsamen Umgang mit der Schöpfung.
Gottes Geduld sei unsere wegweisende Spur
im unermüdlichen Suchen des Guten in jedem Menschen.

So segne uns Gott, der uns wie Vater und Mutter ist,
durch Jesus Christus, unseren Wegbegleiter,
und Schwester Geist, unserer schöpferischen Lebenskraft.
Amen.

(unbekannter Herkunft)

(6) Chaldäische Anáphora der Apostel Addai und Mari:

(kann man als „Gebet der Gemeinde“ nehmen; Anaphora = Gebet der Darbringung)

Priester: Der Herr ist mit euch.
Volk: Und auch mit dir.
Priester: Erhebet die Herzen!
Volk: Wir haben sie beim Herrn.
Priester: Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott.
Volk: Das ist würdig und recht.

Abschnitt 1 („Präfation“ Teil 1)

1 Würdig der Verherrlichung aus aller Mund/
und des Lobbekenntnisses von allen Zungen /
ist der anbetungswürdige und verherrlichte Name des Vaters
und des Sohnes und des Geistes der Heiligkeit, /
der erschaffen hat die Welt in seiner Gnade /
und ihre Bewohner in seinem Erbarmen /
und erlöst hat die Menschen in seiner Barmherzigkeit /
und erwiesen hat große Gnade gegenüber den Sterblichen.

Abschnitt 2 („Präfation“ Teil 2)

2 Deine Größe, Herr, beten an tausend mal tausend von Himmlischen /
und zehntausend mal zehntausend von Engeln. /
Heerscharen von geistigen Wesen, Diener von Feuer und Geist
mit den Cherubim und den heiligen Seraphim verherrlichen sie deinen Namen, /
indem sie rufen und verherrlichen ohne Unterlass /
und ausrufen einer zum anderen und singen:
A Heilig, heilig, heilig / Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. /
Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit. /
Hosanna in der Höhe. /
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. /
Hosanna in der Höhe.

Abschnitt 3 (eigentliches Hochgebet - Beginn)

3 Und mit diesen himmlischen Kräften bekennen lobend dich, Herr, auch wir, /
deine unwürdigen und schwachen und armseligen Diener, /
da du an uns erwiesen hast große Gnade, /
die nicht vergolten werden kann, /
indem du angezogen hast unsere Menschheit, /
damit du uns belebest durch deine Gottheit, /

4 und erhöht hast unsere Niedrigkeit /
und aufgerichtet hast unsere Verfallenheit /
und auferweckt hast unsere Sterblichkeit /
und vergeben hast unsere Schuld /
und gerechtfertigt hast unsere Schuldverfallenheit /
und erleuchtet hast unsere Erkenntnis /

5 und überwunden hast, unser Herr und unser Gott, unsere Widersacher /
und zum Sieg geführt hast die Niedrigkeit unserer schwachen Natur /
durch die überfließenden Erbarmungen deiner Gnade. /
Und für alle deine Wohltaten und Gnadenerweise an uns /
wollen wir dir hinaufsenden Verherrlichung und Ehre /
und Lobbekenntnis und Anbetung, /
jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

A Amen.

Abschnitt 4 (Gebete für alle – sogenannte Interzessionen)

6 Du, Herr, in deinen unaussprechlichen Erbarmungen /
gedenke aller aufrechten und gerechten Väter, /
die wohlgefällig waren vor dir, /
beim Gedächtnis des Leibes und Blutes deines Messias, /
das wir dir darbringen auf dem reinen und heiligen Altar, /
wie du uns gelehrt hast. /
Und schenk uns deinen Frieden alle Tage der Welt.

A Amen.

7 Dass dich erkennen alle Bewohner der Erde, /
dass du, du Gott, der wahre Vater bist, du allein, /
und dass du gesandt hast unseren Herrn Jesus,
den Messias, deinen Sohn, deinen Geliebten, /

8 und dass er, unser Herr und unser Gott, /
uns gelehrt hat in seinem lebensspendenden Evangelium /
alle Reinheit und Heiligkeit der Propheten und der Apostel /
und der Märtyrer und der Bekenner /
und der Bischöfe und der Presbyter und der Diakone /
und aller Kinder der heiligen katholischen Kirche, /
die bezeichnet sind mit dem Zeichen der heiligen Taufe. /

9 Und auch wir, Herr, deine niedrigen und schwachen und armseligen Knechte, /
die wir versammelt sind und stehen vor dir zu dieser Stunde /
und empfangen haben durch Überlieferung das Vorbild, das von dir kommt, /
indem wir uns freuen und verherrlichen und erhöhen und gedenken und preisen /
und dieses große und schauererregende Mysterium /
des Leidens und des Todes und der Auferstehung /
unseres Herrn Jesus, des Messias, vollziehen.

Abschnitt 5 (Epiklese)

10 Und es möge kommen, Herr, dein heiliger Geist, /
und er möge ruhen auf dieser Darbringung deiner Diener, /
und er möge sie segnen + und er möge sie heiligen, + /
dass sie uns sei, Herr, zur Vergebung der Schuld /
und zum Nachlass der Sünden /

11 und zur großen Hoffnung auf die Auferstehung aus dem Haus der Toten /
und zum neuen Leben im Reich des Himmels /
mit allen, die wohlgefällig waren vor dir. /

12 Und für dein ganzes staunenswertes Heilshandeln an uns
wollen wir dich lobend bekennen und verherrlichen ohne Unterlass /
in deiner Kirche, die erlöst ist durch das kostbare Blut deines Messias, /
mit offenem Mund und unverhülltem Gesicht, /

A indem wir hinaufsenden Verherrlichung und Ehre /
und Lobbekenntnis und Anbetung /
deinem lebendigen und heiligen und lebensspendenden Namen, /
jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

(aus der Ostliturgie; von Johannes Paul II. für die griechisch-katholische Kirche genehmigt!)