Die Angst des Kardinals

Pressemeldung von KIRCHENREFORM.AT am 20. Februar 2024 zu Äußerungen Kardinal Schönborns zum Synodalen Rat in Deutschland

Kardinal Schönborn hat Angst. Er fürchtet eine Spaltung in der katholischen Kirche, wenn Menschen ohne Priesterweihe in der Leitung etwas zu sagen hätten. Er meint, Mitsprache von Laien stünde im Widerspruch zur Verfassung der Kirche und der Theologie des Konzils.

Wenn er damit Recht hat, und dafür spricht tatsächlich einiges, ist es höchst an der Zeit, diese Verfassung der Kirche zu erneuern. Einerseits von „Synodalität“ zu reden, was im Griechischen bedeutet, "gemeinsam auf dem Weg" zu sein, und sich andererseits vehement gegen eine kollegiale Leitung von Menschen mit und ohne Priesterweihe zu wehren, ist logisch nicht nachvollziehbar. Synodalität braucht Verbindlichkeit, Transparenz und eine gut geregelte Teilhabe aller an den Entscheidungen, wenn sie nicht ein Gnadenakt der Geweihten gegenüber den Getauften bleiben soll.

Diese Verweigerung von Mitentscheidung zementiert die Macht der geweihten Männer über die nicht geweihten Kirchenbürgerinnen und -bürger. Die Legitimierung und das Monopol der jetzigen Amtsträger, in unserer Kirche im Namen Jesu Christi zu agieren und die Kirche zu leiten, wird und wurde nicht zuletzt durch die Verbrechen (sexuell, finanziell, spirituell) zahlloser Amtsträger ad absurdum geführt.

Die Abwehrhaltung den sogenannten Laien gegenüber ist ein Schlag in die Magengrube für Menschen, die sich mit theologischer Kompetenz und spiritueller Tiefe, aber ohne Priesterweihe für und in dieser Kirche engagieren. Ihr Engagement und ihre Bereitschaft, Mitverantwortung zu übernehmen, wird mit dem nicht sehr menschennahen Kirchenrecht und mit dogmatischer Formulierung zurückgewiesen. Menschen, die ihre Taufe als Berufung zum "Kirche-Sein" und deshalb auch zum Mitentscheiden und Mittragen als Auftrag sehen, werden kalt abgelehnt. Das ist Missachtung und Diskriminierung.

Die Leitung der Kirche weiterhin nur geweihten Männern zu überlassen, führt sie in die völlige Bedeutungslosigkeit, vorerst zumindest in der nördlichen/westlichen Hemisphäre.

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Es ist unverständlich und bedauerlich, wie illoyal sich Kardinal Schönborn hier gegenüber seinen deutschen Amtskollegen verhält. Die deutsche katholische Kirche leistet mit ihrem Synodalen Weg wesentliche Vorarbeit für die Weltkirche, - auch für die Kirche in Österreich.
Helmut Schüller

Dieses Schreiben aus Rom ist grob fahrlässig und ‚nicht eine Frage der Geduld‘, wie es Kardinal Schönborn meint.
Gidi Außerhofer

Die Reformgruppen aus der ganzen Welt haben der Synode einen Entwurf für eine Kirchenverfassung vorgelegt, die dem Prinzip der Synodalität entspricht. Bisher wurde darauf nicht geantwortet. So viel zur Wertschätzung der Arbeit von Experten, die keine Priesterweihe vorweisen können.
Martha Heizer

Foto: Österreichische Bischofskonferenz