Und wieder auf der langen Bank

Presseaussendung zur vatikanischen Entscheidung zur Nicht-Entscheidung; 15.3.2024

Wer noch Hoffnung hatte, dass die Weltsynode Verbesserungen in der Kirche für die Frauen oder die nicht-geweihten Gläubigen allgemein oder aber die verheirateten Priester bringen könnte, wird nach der vatikanischen Pressekonferenz am 14. März, dass die heißen Eisen wie Frauendiakonat und Beendigung des Pflichtzölibats nicht bei der Synode abgestimmt werden, maßlos enttäuscht sein. Empörung und Verbitterung wachsen.

Wieder einmal agiert der Vatikan arrogant, handelt als Feudalherrscher und bevormundet die Gläubigen. Es wäre interessant zu wissen, ob auch Nicht-Kleriker in die nunmehrige Entscheidung eingebunden waren, dass die heiklen Themen bei der Synode nicht abgestimmt werden dürfen, sondern stattdessen im geschlossenen Kreis weiter beraten und diskutiert werden sollen.

Dabei drängen viele Ortskirchen seit Jahrzehnten auf die Einführung des Frauendiakonats und leiden schmerzlich unter der bisherigen diskriminierenden Praxis. Selbst Bischöfe – auch aus Österreich – fordern immer wieder die Einführung des Frauendiakonats und auch der Synodale Weg in Deutschland hat sich entschieden hinter diese Forderung gestellt. In Rom aber will man das Thema höchstens besprechen, nur ja nicht entscheiden: Allein in der Amtszeit von Papst Franziskus ist das nun schon die dritte Arbeitsgruppe zum Frauendiakonat: Die erste rief der Papst 2016 ins Leben, die zweite 2020 und auch die Amazonassynode 2019 kam an der Frage nicht vorbei.

Nun wird die Frage abermals an sogenannte Experten weitergegeben. Die Frage ist: Wer sind diese Expertinnen und Experten? Nach welchen Kriterien werden sie ausgewählt? Von wem? Bildet ihre Auswahl den Stand der modernen Theologie ab oder der alten vatikanischen Positionen? Oder setzt man ohnehin darauf, dass es am Ende wieder kein Ergebnis geben wird?! Dass man das Thema und damit die Frauen bis zum Sankt Nimmerleinstag hin und herschieben kann?

Aber vielleicht kann die Entscheidung, dass nicht abgestimmt werden wird, auch zu etwas Gutem führen: dass man nämlich erkennt, dass nicht alles in Rom entschieden werden muss. Denn schon der bisherige Verlauf der Synode hat gezeigt, dass das aktuell wichtigste Thema der Kirche die Inkulturation und damit die Dezentralisierung ist. Eine klare Erlaubnis dazu hat ja schon das Abschlusspapier des ersten Teiles der Synode gegeben: Ortskirchen sollen auch in Fragen der Lehre entscheiden können, was in ihrer Situation angemessen ist. Das müssen sich nun die jeweiligen Bischöfe mit ihren Diözesen nur trauen. Warum ist das nur so schwer, wenn selbst der Vatikan grünes Licht dazu gibt?!

Und noch etwas Gutes hat diese neuerliche Enttäuschung: Der Ungehorsam wächst. Die Empörung der getauften Gläubigen und ihr Wille zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit lassen sich immer weniger bremsen. Und das ist gut so.

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Marlies Prinz, Jugendvertreterin von Wir sind Kirche: "Es ist inakzeptabel, dass wieder einmal die vatikanischen Männer über die Frauenfrage entscheiden."

Martha Heizer, Vorsitzende von Wir sind Kirche: "Dennoch: diese Entscheidung, dass nicht abgestimmt werden wird, könnte auch sinnvoll sein, weil man weiß, dass es in der Weltkirche beileibe noch keine Übereinstimmungen gibt. Dass man also sinnvollerweise mit Abstimmungen noch wartet. Es sollte doch gar keine weltweiten Abstimmungen brauchen! Weil das ganze System dezentralisiert wird!"

Herbert Bartl, Priester ohne Amt: "So viele Priester leben in Beziehungen, ohne auf eine Erlaubnis zu warten!"