„Eindringlicher Appell zur Umkehr - auch an die eigene Kirche“

Erste Stellungnahme von Wir sind Kirche Deutschland und Österreich zur Enzyklika „Fratelli tutti“ vom 3. Oktober 2020

Pressemitteilung Rom / München / Innsbruck, 4. Oktober 2020

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hofft, dass dieser sehr eindringliche visionäre Appell für ein neues Handeln, das am Gemeinwohl der Menschheit ausgerichtet ist, weltweit Beachtung findet. Es ist ein grundlegendes Umsteuern notwendig - in der eigenen Kirche, in den anderen Kirchen und Religionen und vor allem auch bei den politischen Verantwortungsträgern.

Dies erfordert einen Perspektiv- und Handlungswechsel auch in der Lehre der katholischen Kirche. Franziskus‘ Feststellung, dass „die Gesellschaften auf der ganzen Erde noch lange nicht so organisiert (sind), dass sie klar widerspiegeln, dass die Frauen genau die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben wie die Männer“ (Fratelli tutti, Nr. 23) gilt leider immer noch in der römisch-katholischen Kirche und macht auch innerkirchliche Reformen sehr notwendig. Die Frage der nachhaltigen Entwicklung der Menschheit hängt in vielem ganz wesentlich von den Frauen ab. Deshalb ist die Rolle der Frau und sind unsere Kirchenreformthemen weiter relevant.

Diese Enzyklika steht ganz in der Tradition der kirchlichen Soziallehre, macht aber einen qualitativen Sprung. Als erster Papst der Neuzeit sucht Franziskus den direkten Kontakt zu Verantwortlichen von Sozialen Bewegungen aus aller Welt. Seine Forderung einer Erneuerung der Kultur und des Engagements setzt von unten bei den Ausgegrenzten und Ausgeschlossenen an. Die Enzyklika ist eine mahnende wie ermutigende Botschaft der Solidarität und Hoffnung über alle Grenzen hinweg für das (Über)Leben der Menschheit. Das entspricht genau der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ über die Kirche in der Welt von heute des 2. Vatikanischen Konzils.

Die Enzyklika enthält eine theologische Reflektion der Nächstenliebe und des Liebesgebots und warnt die Gläubigen, die ihre Größe darin sehen, „anderen ihre Ideologien aufzuzwingen, sei es in der gewaltsamen Verteidigung der Wahrheit, sei es in großen Machtdemonstrationen.“ (FT Nr. 92)

Der leider wortwörtlich von Franz von Assisi übernommene Titel „Fratelli tutti“ (alle Brüder) – in der deutschen Fassung wenigstens um den Untertitel „über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ ergänzt – sollte keinesfalls davon abhalten, die sehr persönliche und eindringliche Enzyklika, die an alle Menschen guten Willens gerichtet ist, zu lesen.

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