Pressemitteilung München / Münster, 3. Dezember 2019
Mit Prof. Johann Baptist Metz verliert die römisch-katholische Weltkirche einen der profiliertesten und einflussreichsten Theologen der Gegenwart. Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ist sehr dankbar für seine grundlegenden und zukunftsweisenden Reformimpulse, die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden und in der Welt umzusetzen.
Für Metz war Compassion, die Empfindsamkeit für das Leid der anderen, das Schlüsselwort des Christentums. „Erinnerung als Geheimnis der Erlösung“ verstand Metz als „Basis-Kategorie“ für die dringend anstehende Revision und Reform der Theologie. Mit der neuen politischen Theologie, als deren Gründer Metz gilt, erinnerte er an die gesellschaftliche Verantwortung des Christentums. Seine theologischen Impulse reichen bis zur Theologie der Befreiung in Lateinamerika. Diese Option für die Armen und für eine arme Kirche hat Papst Franziskus zu Recht zum weltkirchlichen Programm gemacht.
Hinter der auch von Metz immer wieder zur Sprache gebrachten und beklagten Kirchenkrise sah Mer vor allem eine tiefer liegende Gotteskrise. Seine „Mystik der offenen Augen“ hat den Begriff der Mystik in die Gegenwart übersetzt, erweitert und in paradoxer Weise interpretiert. Nicht die geschlossenen Augen, sondern die offenen Augen sind Kennzeichen einer christlichen Spiritualität. Kirche darf nicht nur um sich selbst kreisen. Glauben und Leben, Christsein und politisches Wirken in der Öffentlichkeit gehören zusammen.
An dem bis heute wegweisenden Dokument „Unsere Hoffnung“ der Würzburger Synode (1971 bis 1975) wirkte Metz, ein Schüler des weltbekannten Jesuiten Karl Rahner, federführend mit. Er warnt vor einer Verbürgerlichung des Christentums und vor einer Vergleichgültigung der Gesellschaft. 1989 gehörte Metz zu den Unterzeichnern der „Kölner Erklärung: Wider die Entmündigung – für eine offene Katholizität“, die sich gegen die päpstliche Disziplinierung der Theologie wandte.
In einem viel beachteten Vortrag in der Katholischen Akademie Bayern am 26. Januar 2012 kritisierte Metz die Seelsorgeplanung der katholischen Kirche in Deutschland. Durch die Bildung „monströser Großraumpfarreien“ werde der „Beteiligungsschwund“ der Gläubigen immer mehr vergrößert. Die Folge seien wachsende „Anonymität und Konfusion“. Sein Appell an die deutschen Bischöfe, viel energischer in Rom das Recht ihrer Gemeinden auf Eucharistie einzufordern, ist aktueller denn je.
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche wird mit ihren Möglichkeiten das große theologische und kirchenpolitische Erbe von Johann Baptist Metz weitertragen.
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Prof. Dr. Norbert Scholl: Versuch einer Würdigung der Theologie von Johann Baptist Metz zum 80. Geburtstag 2008