04.02.2013
Der weltweit bekannte und geschätzte Theologe und Ordensmann aus Sri Lanka, Fr. Tissa Balassuriya OMI, wurde am 17. Jänner 2013 in Colombo von Gott in die Vollendung gerufen. Sein Begräbnis fand am 18. Jänner 2013 in der Fatima Kirche in Borella statt. Der 88-Jährige war er schon seit einiger Zeit krank. Von Frater Bala, wie er genannt wurde, nahmen im Rahmen einer Eucharistiefeier Hunderte Menschen aller Glaubensrichtungen Abschied.
Balasuriya stand mit der weltweiten Bewegung International Movement We Are Church (IMWAC) in regelmäßigem Kontakt.
Vater Balasuriya, 1924 geboren, gründete 1971 das "Zentrum für Gesellschaft und Religion". In seiner Heimat war der Oblatenpater vor allem als Sozialwissenschafter bekannt. Er widmete sich der Jugendarbeit, kümmerte sich um ausgegrenzte Frauen, Strafgefangene und Waisen. Dabei setzte er sich auch über die Grenzen im srilankischen Konflikt zwischen Tamilen und Singalesen hinweg. Der Theologe beteiligte sich auch führend am buddhistisch-christlichen Dialog.
1975 gründete er die "Ökumenische Vereinigung der Dritte-Welt-Theologen". 1990 veröffentlichte der Ordenmann der Oblaten der Makellosen Jungfrau Marias, das Buch „Maria und die menschliche Befreiung“. Die darin enthaltenen Aussagen zur Unbefleckten Empfängnis Mariens, zur Erbsünde, zur Rolle Christi in der Erlösung, der Offenbarung und der päpstlichen Autorität erfuhren Widerspruch von der Kirchenleitung.
Im Jahr 1994 warnten die srilankischen Bischöfe vor dem Buch wegen „ketzerischer Inhalte“. Die Lehre von der Erbsünde sei verfälscht und beinhalte ernste Zweifel an der Göttlichkeit Christi. Sie baten Pater Balasuriya bestimmte Argumente, die er in dem Buch feststellte zurückziehen. Er lehnte ab. Die Glaubenskongregation warf Balasuriya vor, er habe sich in einer allgemeinen religionspluralistischen Sicht vom Verständnis, wonach Christus der "einzige, universale und notwendige Erlöser" ist entfernt. Balasuriya legte eine 55-seitige theologische Verteidigung der Kongregation für die Glaubenslehre vor, welche diese aber als ungenügend ablehnte.
Im Mai 1996 verlangte die Glaubenskongregation, dass er ein Glaubensbekenntnis unterschreibe, welches offenbar nur für ihn geschrieben worden war. Dieses besagte, dass er es "mit der religiösen Lehre halten wird und mit Verstand zu den Lehren des römischen Pontifex stehe". Auch werde er seine Sichtweise künftig nicht mehr verkünden.
Balasuriya lehnte eine Unterzeichnung ab. Er antwortete mit der Unterzeichnung einer anderen Erklärung des Glaubens, die Teile von Aussagen Papst Paul VI und den Vorbehalt enthielt, dass er diese "im Kontext der theologischen Entwicklung und kirchlichen Praxis seit dem Zweiten Vatikanum sowie in Freiheit und Verantwortung der Christen und theologischen Forscher entsprechend dem kanonischen Recht" unterzeichne. Kardinal Joseph Ratzinger entschied, dass die Einschränkung die Erklärung "defekt" mache. Balasuriya appellierte direkt an den Papst, trotzdem wurde er am 2. Januar 1997, mit Zustimmung des Papstes exkommuniziert. Vater Balasuriya unterschrieb schließlich ein "Statement of Reconciliation" und die Exkommunikation wurde im Januar 1998 aufgehoben.
Fr. Bala hatte eine starke prophetische Rolle gespielt. Er trat für soziale Gerechtigkeit und eine gerechte Verteilung von Reichtum und Ressourcen unter allen Menschen aller Rassen und Religionen ein. Freiheit und dauerhafter Frieden lagen ihm am Herzen. Schweigend, aber kraftvoll, spielte er nicht nur eine wichtige Rolle bei der Förderung der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch für religiöse und rassische Harmonie.
Im Einklang mit seinem Gelübde der Armut spendete Fr. Bala seinen angestammten Besitz und sein Haus in Andi Ambalama der Gemeinde. Bis zuletzt fuhr Fr. Bala mit dem Bus nach Andi Ambalama und ging zum Bauernhof und Exerzitienhaus.
"Lassen Sie uns die Knochen und das Fleisch von Fr. Balasuriya begraben", sagte Mgr. Norbert Andradi, Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria und Bischof von Anuradhapura, "aber lassen Sie uns seine Worte und Werke behalten".