Die Reformgruppen der Kirche Österreichs sind erstaunt und enttäuscht über die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zur Rolle der Frau in der Kirche.
In einem Interview mit der Zeitschrift AMERICA (28. November 2022) schloss der Papst nicht nur die Möglichkeit einer Frauenordination aus, sondern auch die Möglichkeit eines weiblichen Amtes. Er definierte das Amt sehr simpel als etwas, das nur Männern vorbehalten ist: "Das petrinische Prinzip ist das des Amtes." Das „marianische Prinzip“ hingegen sei das der Frauen.
Seit 2015 ruft der Papst uns alle auf, gemeinsam unter der Führung des Heiligen Geistes zu beraten und einander mit Demut und Respekt zuzuhören. Er hat zu einer "Kultur der Begegnung" unter den Katholiken ermutigt und uns aufgefordert, einander in einem heiligen Raum der gegenseitigen Achtung zu begegnen, in dem Vorurteile und starre Positionen beiseitegelassen werden, um sich voll und ganz auf den "anderen" einzulassen und ihm zuzuhören.
Vor allem Frauen aus der ganzen Welt folgten seiner Einladung zur Teilnahme am "Synodalprozess" in großer Zahl. In ihren Beiträgen brachten sie ihren starken Wunsch nach vollständiger Gleichberechtigung in der Kirche zum Ausdruck und forderten, dass ihnen alle Ämter offenstehen sollten.
- Ignoriert Franziskus diese Forderungen? Hat er überhaupt eine ihrer Eingaben gelesen?
- Hat Franziskus jemals eine Frau mit einer Berufung zur Priesterweihe getroffen und ihr
zugehört?
- Praktiziert er das "Zuhören" und die "Kultur der Begegnung", die er gepredigt hat?
- Werden die Frauen auf den beiden Synodensitzungen eine Stimme haben und
abstimmen können?
Noch bevor die kontinentale Phase des synodalen Prozesses im März 2023 stattfindet, scheint der Papst bereits zu versuchen, jeder Diskussion zuvorzukommen, indem er Frauen wiederholt und dezidiert von allen geistlichen Ämtern ausschließt.
Es ist zu vermuten, dass solche Einzementierungsversuche auf den Status quo den Ruf nach einer grundsätzlichen Abschaffung der kirchlichen Ämterstruktur nur noch lauter werden lassen: Wenn die vorhandenen Ämter der Kirche nicht im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes (vgl. Gal 3,28) entwickelbar sind, sollte man sie in der Kirche des 21. Jahrhunderts zum Auslaufmodell erklären und nach neuen Formen kirchlicher Dienste suchen, die diese Ungerechtigkeit und Ungleichheit nicht in sich tragen.
Pressekontakt: Dr. Martha Heizer, 0650 4168500, martha@heizer.at