Stellungnahme der österreichischen Pfarrer-Initiative zur Exkommunikation von Martha und Gert Heizer

Liebe Freunde, Mitglieder und UnterstützerInnen der Pfarrer-Initiative,

mit großer Betroffenheit haben wir das Vorgehen der Kirchenleitung gegen Martha und Gert Heizer zur Kenntnis genommen. Unsere ausführliche Stellungnahme wollen wir Euch zur Kenntnis bringen.

In Verbundenheit und Solidarität grüßt
Eure Pfarrer-Initiative

"Wer sind wir denn, dass wir Türen schließen dürften?
In der alten Kirche gab es das Amt des Türöffners - der ließ die Leute eintreten.
Aber ein Amt des Türschließers hat es in der Kirche nie gegeben!"

Papst Franziskus, Frühmesse vom 12.05.2014

Wien, 26. Mai 2014. Wir, die österreichische Pfarrer-Initiative, sind tief betroffen vom Vorgehen der Kirchenleitung gegen Martha und Gert Heizer. Die Exkommunikation wird über zwei Kirchenmitglieder verhängt, die sich seit Jahrzehnten leidenschaftlich und mit großem Engagement um die Reform unserer Kirche bemühen. Dieser Entscheid ist ein fatales Signal an alle, die mit Papst Franziskus auf eine den Menschen nahe, liebevolle Kirche hoffen. Welches Zeichen sendet eine Kirche, die sexuelle Missbrauchstäter in den eigenen Reihen mit geringerer Strafe belegt als Kirchenmitglieder, die durch ihre persönliche Glaubenspraxis zum Ausdruck bringen, wie sehr sie an den Grenzen der geltenden Kirchenordnung leiden?

Martha und Gert Heizer haben mit ihrer Eucharistiefeier ohne Priester einen Schritt gesetzt, über den man gewiss verschiedener Meinung sein und den man als prophetisch und einer Gesamtreform der Kirche förderlich einschätzen kann, oder auch nicht. Für die Pfarrerinitiative gehören Eucharistiefeier und Priesteramt zusammen, solange die Kirche ihren Gemeinden Priester zur Verfügung stellen kann, die das Leben und den Glaubensweg der Menschen teilen. Allerdings nimmt die derzeitige Entwicklung in der Kirche immer mehr Gemeinden die Möglichkeit der sonntäglichen Eucharistiefeier mit einem ordinierten Priester. Insofern legen Martha und Gert Heizer den Finger auf eine Wunde, die in den Gemeinden weltweit immer mehr schmerzt: dass die Eucharistie, die Messe, die zentrale Feier unseres Glaubens und des Lebens als Gemeinde wegen der abnehmenden Zahl an Priestern immer seltener möglich ist. Deshalb setzen sich die Kirchenreformbewegungen seit langem dafür ein, dass das Priesteramt auch für verheiratete Männer und für Frauen geöffnet wird und gemeinsam mit den Kirchenbürgerinnen und -bürgern neue Formen von Gemeindeleitung entwickelt werden.

Die „Ex-Kommunikation“ von Martha und Gert Heizer bedeutet tatsächlich das Aus für Kommunikation im Sinn einer offenen und fairen Auseinandersetzung. Ein solches Vorgehen ist nicht nur grob unverhältnismäßig. Hier zeigt sich das Unvermögen unserer Kirchenleitung, Meinungsunterschiede und Konflikte im Sinne des Evangeliums in Liebe beizulegen. Das ist ein Armutszeugnis.

Wir appellieren daher an die Leitungsverantwortlichen, die Exkommunikation zurück-zunehmen und stattdessen in einen ehrlichen und fairen Dialog mit den Kirchenreform-bewegten über die Zukunft der Kirche einzutreten.

Die Pfarrer-Initiative
gez. Helmut Schüller, Vorsitzender

http://www.pfarrer-initiative.at/