Und sie bewegt sich doch...

Presseaussendung zum Dokument Fiducia supplicans bezüglich der Erlaubnis der Segnung homosexueller Paare in der katholischen Kirche vom 18.12.2023

Mit großer Freude reagieren die österreichischen Kirchenreformbewegungen auf die vatikanische Erklärung über die pastorale Bedeutung von Segnungen (18.12.2023), die vom neuen Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Fernandez, unterschrieben und von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt wurde. Der Text sieht sich selbst als eine wirkliche Weiterentwicklung dessen, was vom kirchlichen Lehramt und den offiziellen Texten der Kirche bisher über Segnungen gesagt wurde und sieht nun auch die Möglichkeit vor, homosexuelle Paare in der katholischen Kirche zu segnen.

Seit Jahren wurde die Möglichkeit solcher Segnungen von zahlreichen Initiativen gefordert und von einzelnen Seelsorgerinnen und Seelsorgern bereits proaktiv praktiziert; der Vatikan indes hatte bis zuletzt nur ablehnende Worte dafür übrig: Erst im November betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Brief an die deutschen Bischöfe, dass eine Änderung der Lehre im Bereich der Homosexualität nicht verhandelbar sei. Und im März 2021 war es sogar die Glaubenskongregation selbst, die meinte, ausdrücklich festhalten zu müssen, dass die Kirche nicht die Befugnis habe, „gleichgeschlechtlichen Verbindungen den Segen zu erteilen“1.

Auch wenn das nun erschiene Dokument noch keine tatsächliche Änderung der Lehre bedeutet, so ist dadurch doch sichtbar geworden, dass im Vatikan in dieser Frage viel in Bewegung gekommen ist. Die Frage, die Papst Franziskus wenige Monate nach seinem Amtsantritt gestellt hat „Wenn jemand homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, ihn zu verurteilen?“ (Juli 2013) klingt immer noch nach und findet langsam auch im Vatikan neue Antworten.

Es bleibt freilich noch viel zu tun: Dass die Segnungen homosexueller Verbindungen nicht in Gottesdiensten beziehungsweise nicht im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier stattfinden dürfen, wird zu Recht noch für viele Diskussionen sorgen, zeigt es doch einmal mehr, dass die kirchliche Hierarchie von den Situationen und dem Befinden betroffener Personen und Paare noch weit weg ist.

Die Richtung stimmt, aber der Weg ist noch weit. Denn in der Kirche kann das Ziel immer nur „Gleiche Würde und gleiche Rechte“ für alle heißen, um der Botschaft des Evangeliums gerecht zu werden.

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1: siehe Vatikan News [18.12.2023; 16:00]