„Wir sind Kirche“ an die Bischöfe: Wo bleiben eure kühnen Vorschläge?

Pressemitteilung Wir sind Kirche Österreich zum Beginn der Bischofskonferenz März 2015

Der Aufschrei über das Hintanhalten von Kirchenreformanliegen dauert immer noch an.

Wir sind Kirche fürchtet, dass die Enttäuschung darüber, wenn die Bischöfe in den Ortskirchen keine „kühnen Vorschläge“ in diese Richtung vorlegen, immer größer wird. Denn jetzt kann man sich nicht mehr auf Rom ausreden, dass dort nichts geschieht, weil der Papst ja ausdrücklich Vorschläge durch die Bischöfe erbittet. Die Folge davon sind – trotz wohltuender und zukunftsorientierter Atmosphäre durch Papst Franziskus – ungebremste Austrittszahlen und Resignation. Dies schmerzt, wenn einem die Kirche Heimat im Glauben ist.

Wir sind Kirche wünscht sich von der Bischofskonferenz einen Bericht darüber, wie sie den erneuten Anweisungen Roms nachkommen will, alle Gliederungen in den Ortskirchen in die Entwicklung konkreter Lösungsvorschläge für die Fortsetzung der Familien-Synode im Oktober 2015 einzubeziehen.

Die österreichischen Bischöfe sollten sich entschieden dafür einsetzen, dass bei der Ordentlichen Bischofssynode im Herbst 2015 noch sehr viel mehr als bisher Experten und Expertinnen sowie vor allem auch sogenannte „Laien“, die über sehr unterschiedliche Familienerfahrungen verfügen, rede- und stimmberechtigt teilnehmen können.

Wir sind Kirche fordert regionale Autonomie auch bei der Synode. Der Versuch der Synode, Aussagen über die Familie zu machen, die einheitlich gültig für alle Länder und politischen und sozialen Systeme gelten sollen, ist zurückzuweisen. Bischof Elbs soll sich daher auf den österreichischen/ europäischen Blick beschränken.

Wir sind Kirche nennt noch einmal folgende Kernfragen, zu denen sich die katholische Kirche in Österreich unmissverständlich äußern sollte:

1. Gefordert ist ein neues Verständnis der Sexualität, Anerkennung der verantworteten Gewissensentscheidung in Fragen der Empfängnisregelung, Abkehr von einer körperfeindlichen Sexualmoral.

2. Gefordert ist eine gründliche Differenzierung dessen, was die Kirche unter „Unauflöslichkeit der Ehe“ versteht. Geschiedene Wiederverheiratete dürfen nicht weiter von den Sakramenten ausgeschlossen bleiben.

3. Gefordert ist eine gründliche und dogmengeschichtlich verantwortete Klärung des sakramentalen Charakters der Ehe, der zu einer einseitigen Verrechtlichung des Eheverständnisses geführt hat.

4. Gefordert ist die definitive Entdiskriminierung von Homosexuellen und Homosexualität, die über den Aufruf zu einem freundlichen Umgang mit dieser Gruppe von Personen hinausgehen muss, mit allen ethischen und kirchenrechtlichen Folgen.

5. Gefordert ist eine überzeugende Stellungnahme gegen eine jegliche Diskriminierung von Frauen innerhalb und außerhalb der Kirche mit den bekannten Folgen für das Verständnis des kirchlichen Amtes.

6. Gefordert ist, den Priestern endlich das Recht auf ein Familienleben einzuräumen. Die freie Wahl der Lebensform sollte also kein Beruf(ung)shindernis sein.

7. Gefordert ist, dass Kinder in den Entscheidungen der Synode einen besonderen Stellenwert bekommen. Auf die Selbstbestimmung und die Eigenrechte des Kindes muss geachtet werden.

Die Tatsache, dass eine große Mehrheit der österreichischen Bischöfe sich zu theologisch verantwortbaren und pastoral angemessenen Wegen bekennt, gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich die Teilnehmenden der österreichischen Kirche an der kommenden Synode in Rom mit aller Kraft für eine von Barmherzigkeit, aber auch von Gerechtigkeit getragene Regelung einsetzen werden.

Der Vorstand von Wir sind Kirche Österreich

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